The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von horror1966 »

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The Pact
(The Pact)
mit Caity Lotz, Casper Van Dien, Agnes Bruckner, Mark Steger, Haley Hudson, Kathleen Rose Perkins, Sam Ball, Bo Barrett, Dakota Bright, Jeffrey T. Ferguson, Rachael Kahne, Santiago Segura, Petra Wright
Regie: Nicholas McCarthy
Drehbuch: Nicholas McCarthy
Kamera: Bridger Nielson
Musik: Ronen Landa
FSK 16
USA / 2012

Das Haus ihrer gerade verstorbenen Mutter ist ein hässlicher Ort für Annie, voller schlechter Erinnerungen. Eigentlich wollte sie hier nie wieder sein, aber nun sind zwei Frauen in diesem Haus verschwunden. Ihre Schwester Nicole und ihre Cousine Liz haben es betreten und sind nicht wieder aufgetaucht. Es gibt keinen Hinweis, keine Spur. Das Haus lässt auch Annie nicht los. Es beobachtet sie, berührt sie, legt kleine Spuren aus, öffnet Türen und schleift sie auch mal mit brutaler Kraft durch die Zimmer. Langsam kommt Annie dem Rätsel auf die Spur. Das Geheimnis des Hauses ist etwas aus der Vergangenheit. Es ist höchst lebendig - und abgrundtief böse ...


Gruselfilme mit Geister-Thematik sind gerade in den letzten Jahren wieder sehr in Mode gekommen und erfreuen sich nicht erst seit der "Paranormal Activity-Reihe" großer Beliebtheit. Und so hat sich auch Nicholas McCarthy bei seinem Langfilm-Debüt einer dementsprechenden Geschichte angenommen, die sich jedoch rein inhaltlich phasenweise sehr wohlwollend von anderen Genre-Kollegen abhebt. Auch hier ist es einmal mehr ein Haus das anscheinend vom Bösen beseelt ist und in dem der jungen Annie der pure Horror entgegen schlägt und dennoch bietet das Szenario einige Komponenten, die dem Zuschauer einige Überraschungsmomente bereiten. Schon das Haus allein wirkt auf den ersten Blick überhaupt nicht gruselig, handelt es sich doch nicht um ein ansonsten übliches Spuk-Gebäude, das einem schon aufgrund der Optik einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Darin ist schon eine der Stärken dieses Filmes zu sehen, denn durch den vollkommen normalen Eindruck den das Gebäude hinterlässt, entfalten die Geschehnisse im Inneren eine viel stärkere Intensität, weil man ganz einfach nicht unbedingt damit rechnet, das sich hier das Böse eingenistet hat. McCarthy schafft es dabei fast spielend, dem Betrachter mit den einfachsten Mitteln das Fürchten zu lehren, denn es bedarf keinerlei spektakulärer Effekte, damit die Geschehnisse einen subtilen Horror aufkommen zu lassen, der einem merklich unter die Haut geht und seine Wirkung keinesfalls verfehlt.

Zudem ist es die eher ruhige-und bedächtige Erzählweise die diesem Film seine Kraft verleiht. Denn die ersten zwei Drittel der Geschichte kommen fast ohne Tempo daher, was in diesem Fall aber keineswegs als negative Kritik anzusehen ist. Vielmehr führt einen der wohl dosierte Spannungsaufbau immer weiter auf ein tolles Finale hin, bei dem dann auch eine erhebliche Temposteigerung zu bemerken ist und es ordentlich zur Sache geht. Diesen Aspekt sollte man jedoch im richtigen Verhältnis betrachten, denn es offenbart sich kein überladenes Action-Spektakel, doch im Gegensatz zur ersten Filmhälfte nimmt das Geschahen fast schon rasante Züge an. Darauf kommt es aber im Prinzip auch gar nicht so sehr drauf an, denn "The Pact" überzeugt vielmehr durch seine äußerst dichte Grundstimmung und entwickelt zudem seine ganz eigene Bildsprache, von der eine sehr starke Faszination ausgeht, der man sich unmöglich entziehen kann. So wird man insbesondere im ersten Teil der Geschichte mit Bildern konfrontiert, die man zunächst überhaupt nicht zuordnen kann. Immer wieder wird Annie mit visionsartigen Träumen geplagt, die erst kurz vor dem Ende einen Sinn ergeben und perfekt in die Gesamt-Zusammenhänge hineinpassen.

Ganz generell sind die Ereignisse herrlich ineinander verschachtelt und wirken wie ein mühsames Puzzle, das man im Laufe der Zeit zusammensetzen muss. Das Geheimnis des Hauses scheint in der Vergangenheit zu liegen und wird relativ lange im Dunkeln gehalten, bevor die Hauptfigur dazu in der Lage ist, den Knoten des Rätsels zu lösen. Die Auflösung des Ganzen ist dann auch teilweise recht überraschend, spielt doch nicht nur der im Haus ansässige Geist eine große Rolle. Und so entwickelt sich hier von der ersten Minute an ein äußerst atmosphärisches Film-Vergnügen, das durchgehend für eine wohlige Gänsehaut sorgt und den Betrachter ganz unweigerlich in seinen Bann zieht. Für mich persönlich ist das Werk von Nicholas McCarthy sogar einer der besten Geisterfilme der letzten Jahre, da hier auch durchaus ein Hauch von Innovation zu verspüren ist. Dieser äußert sich hauptsächlich in einem Aspekt, der von einigen Leuten eher als negative Kritik ausgelegt wird, meiner Meinung nach jedoch zu den absoluten Stärken dieses Filmes zu zählen ist. Dabei handelt es sich schlicht und ergreifend um die Wandlung eines Charakters auf die ich nicht weiter eingehen möchte, um nicht zuviel zu verraten. Nur so viel sei gesagt, die Wandlung ist extrem ungewöhnlich und ich kann mich im Moment an keinen Film erinnern, in dem diese Charakter-Veränderung schon einmal so dargestellt wurde. Bei menschlichen Charakteren sind diverse Wendungen ja vollkommen normal, doch in diesem speziellen Fall betrifft es die übernatürlichen Kräfte, die während der gesamten Laufzeit am Werke sind und das ist schon etwas, was ich bisher noch nicht gesehen habe. Wie dem aber auch sei, diese Fawcette des Geschehens wertet den Gesamteindruck sogar noch auf, als das es ihn nach unten drücken würde, wobei manch einer das eventuell vollkommen anders sieht.

Letztendlich handelt es sich hier um ein erstklassiges Langfilm-Debüt von Nicholas McCarthy, der mit einem feinen Gespür und den minimalsten Mitteln einen wunderbaren Grusler geschaffen hat, der in allen Belangen zu überzeugen weiß. Tolle Bilder, eine sehr spannende Geschichte und eine herausragende Atmosphäre sorgen hier für beste Genre-Kost, die man sich unbedingt anschauen sollte. Ich war jedenfalls absolut begeistert und habe durchgehend dieses herrliche Grusel-Feeling verspürt, das Filme dieser Art so absolut sehenswert macht. Zudem hat mich auch das Schauspiel der Darsteller sehr beeindruckt, wobei insbesondere Hauptdarstellerin Caity Lotz eine tolle Performance hinlegt. Wer also eine Vorliebe für atmosphärische Horror-Thriller hat und von der Geister-Thematik einfach nicht genug bekommen kann, ist hier an der genau richtigen Adresse und darf sich auf ein tolles Film-Erlebnis einstellen.


Fazit:


Gerade im Zeitalter von "Paranormal Activity & Co." ist es als sehr positiv anzusehen, das es immer wieder Gruselfilme gibt, die einen auch wirklich in ihren Bann ziehen können. Stellen sich genannte Werke doch viel eher als gähnende Langeweiler dar, so kann "The Pact" sämtliche Erwartungen erfüllen, die man als Zuschauer in diesen Film setzt. Von mir gibt es jedenfalls eine ganz dicke Empfehlung für dieses herrlich atmosphärische Werk.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5,1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 89 Minuten
Extras: Making of, Deleted Scenes, Interviews, Trailer, Trailershow


8/10
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buxtebrawler
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy

Beitrag von buxtebrawler »

Ok, ist vorgemerkt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy

Beitrag von purgatorio »

THE PACT (THE PACT, USA 2012, Regie: Nicholas McCarthy)
Solider, kurzweiliger und punktuell sehr spannender Geisterstreifen mit tollem Twist. Im Ganzen aber doch nur irgendwie Durchschnitt – jedoch nicht uninteressant! 6/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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purgatorio
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy

Beitrag von purgatorio »

deckt sich ja fast mit meiner Einschätzung nach der Erstsichtung im Dezember 2012:
purgatorio hat geschrieben:THE PACT
solide, zum Ende hin sehr, sehr spannend. Gesamtszenario ist recht morbide. Sehr ruhiger Film, der aber zur rechten Zeit richtig aufdrehen kann, 7/10
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von buxtebrawler »

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von buxtebrawler »

„Verdammter verrückter Irrer!“

Im Jahre 2012 verfilmte US-Regisseur Nicholas McCarthy seinen vierten (mir unbekannten) Haunted-House-Horror-Kurzfilm „The Pact“ in einer 89-Minuten-Fassung neu und debütierte damit als Spielfilmlängenregisseur.

Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert sich Nicole (Agnes Bruckner, „The Woods“) um das Nötige und bittet ihre Schwester Annie (Caity Lotz, „Girls United – Alles oder nichts“), die alles andere als ein gutes Verhältnis zu ihrer Erzeugerin hatte, wenigstens zur Beisetzung und Haushaltsauflösung zu erscheinen. Im Haus der Verstorbenen verschwindet Nicole jedoch plötzlich spurlos. Als Annie eintrifft, beginnt sie nach einiger Zeit, sich berechtigte Sorgen zu machen. Als auch noch ihre Cousine Liz (Kathleen Rose Perkins, „Ten Years Later“) plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist und Annie am eigenen Leib erfahren muss, dass offenbar unsichtbare Mächte im Haus ihr Unwesen treiben, wendet sie sich an die Polizei. Zumindest Detective Del Creek (Casper van Dien, „Mask Of The Ninja“) nimmt sie ernst und suggeriert seine Hilfe, doch letztlich ist es das Medium Stevie (Haley Hudson, „Killer Pad“), das entscheidende Hinweise gibt – diese führen Annie zu einem grausamen Familiengeheimnis...

McCarthy debütiert ausgerechnet mit einem Beitrag zum ausgelutschten Haunted-House-Subgenre, indem er seinen Kurzfilm auf Spielfilmlänge erweitert und eigentlich so etwas wie ein Crossover mit einem Kriminal-Thriller schafft. Dass muss natürlich nicht zum Scheitern verurteilt sein und kann mit einen guten Drehbuch und einem Regisseur mit dem entscheidenden Händchen fürs Atmosphärische zu einem gleichsam spannenden und gruseligen Filmvergnügen werden. Nachdem man sich für den Auftakt zu einer Großaufnahme eines Auges entschied, bedient McCarthy zunächst Genrestandards in Form nach gewisser Zeit auftretender seltsamer Phänomene, Poltergeist-Aktivitäten und ein paar Schockszenen, um den Zuschauer zu erschrecken. Das Ambiente jedoch ist karg, der Film prinzipiell sehr ruhig erzählt und da die anscheinend grundsätzlich barfuß und knapp bekleidet herumlaufende Annie die meiste Zeit auf sich allein gestellt ist, recht dialogarm.

Worauf die Handlung hinaus will, ist lange Zeit kaum vorhersehbar, dennoch bleibt die Dramaturgie überraschungsarm. Annie findet einen Raum hinter einer Zimmerwand bzw. „wurde zu ihm geführt“, doch um die Geschichte wirklich voranzutreiben, bedarf es des für Filme dieser Art beinahe obligatorischen Mediums, in diesem Falle Stevies, einer Freundin Nicoles. Diese spürt dann auch deren Anwesenheit, um kurz darauf wieder komplett aus dem Film zu verschwinden und den Eindruck einer irgendwie uninspiriert konstruierten Handlung zu hinterlassen, in der es ganz selbstverständlich scheint, ein „Medium“ abrufbereit zu haben...

Mir nichts, dir nichts greift Annie nach einer Gewaltspitze des Films, einem fiesen Kehlenschnitt, zum selbstgebastelten Ouija-Brett und kommuniziert mit den Toten, womit der Film endgültig schwer nachvollziehbar wird und plötzlich in einer Welt zu spielen scheint, in der für die Protagonistin Übersinnliches seit langem zum gewohnten Alltag gehört. Charakterentwicklung ist die Stärke des Drehbuchs nicht. Den entscheidenden Handlungsschlenker, der gewissermaßen Horror- und Thriller-Aspekte miteinander verknüpft, verrate ich hier natürlich nicht, so ganz ohne ist der aber nicht und führt u.a. zu einer superspannenden Suspense-Szene, dem Höhepunkt des Films. Quintessenz ist letzten Endes, dass Annie allein nicht viel ausrichten kann, jedoch Hilfe von Geisterhand bekommt und sich so des schrecklichen Familiengeheimnisses erwehren kann.

Das ist leider auch nicht wirklich befriedigend; die Hintergründe wenigstens etwas weiter aufzudröseln, versucht man gar nicht erst und so bleiben sowohl die Thriller- als auch die Horror-Aspekte halbgar, letztere vor allem aufgrund der Selbstverständlichkeit, mit der hier mit übernatürlichen Phänomenen hantiert wird. Diese nutzen übrigens gern auch Digitaltechnik wie Annies Smartphone und Digitalkamera, was ein wenig an japanische Horrorfilme erinnert. Unterm Strich verfügt „The Pact“ über einige interessante bis gute Ansätze und starke Einzelszenen, ist letztlich aber leider doch ein langatmiger, unausgegorener Grusler geworden, der mich nicht wirklich pac(k)t. Ein stärkeres Drehbuch, das den Leerlauf mit Inhalten füllt und das Gesamtbild plausibler erscheinen lässt, wäre hier vermutlich die Rettung gewesen, denn düstere Stimmung auch abseits altertümlicher Spukschlösser zu erzeugen, versteht McCarthy.

P.S.: Ein Hinweis auf die J&B-Buddel im Hintergrund während des Epilogs sei mir für Freunde des europäischen Genre-Kinos vergangener Jahrzehnte gestattet.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von purgatorio »

buxtebrawler hat geschrieben: P.S.: Ein Hinweis auf die J&B-Buddel im Hintergrund während des Epilogs sei mir für Freunde des europäischen Genre-Kinos vergangener Jahrzehnte gestattet.
:thup:

aus dem J&B-Thread:
purgatorio hat geschrieben:THE PACT (THE PACT, USA 2012, Regie: Nicholas McCarthy)

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Re: The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von jogiwan »

Ich empfand „The Pact“ als netten kleinen Grusler mit soliden Schreckmomenten, der zwar das Rad zwar sicherlich nicht neu erfindet, aber für seine eher kurze Laufzeit auch überraschend funktional und überraschend ausgefallen ist. Die Mischung aus übernatürlichen Vorgängen in einem biederen Vorstadthaus und dem mittlerweile etwas ausgelutschten Twist am Ende fand ich den Streifen jedenfalls durchaus stimmig inszeniert und das Spiel mit Urängsten im trauten Heim auch dank der Hauptfigur sehr interessant gemacht. Die Kritik vom Bux bezüglich der offenen Fragen zu den übernatürlichen Vorgängen kann ich zwar gewissermaßen nachvollziehen und inhaltlich holpert „The Pact“ für analytische Menschen wohl manchmal etwas zu sehr dahin, doch meine persönliche Wertung würde das nicht so sehr negativ beeinflussen. Ich empfand es jedenfalls nicht sonderlich störend, dass der amerikanische Low-Budget-Horrorstreifen diese übernatürlichen Dinge offen lässt und im letzten Drittel einen anderen Pfad beschreitet. „The Pact“ hat mich doch positiv überrascht und Nicolas McCarthys Streifen reiht sich meines Erachtens auch gut in die Reihe von „neueren“ Indie-Genre-Produktionen aus den Staaten ein, die statt Gore-Keule und Remakes lieber wieder auf eigene Inhalte und Geschichten setzen, die zwar von Werken aus vergangenen Jahrzehnten und modernen Horrorströmungen inspiriert sind, aber weit davon entfernt sind, diese lediglich plump zu kopieren.
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Arkadin
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Re: The Pact - Nicholas McCarthy (2012)

Beitrag von Arkadin »

Die Mutter von Nicole und Annie ist gestorben. Nicole kümmert sich um das Begräbnis und den Nachlass der Mutter, die den beiden Schwestern eine harte und traumatische Kindheit beschert hatte. Als Nicole sich abends allein im Haus der Mutter aufhält, verschwindet sie urplötzlich. Als Annie eintrifft, macht sie sich sogleich auf die Suche nach Nicole und bemerkt dabei, dass in dem unheimlichen Haus etwas nicht stimmt. Als dann auch noch ihre Cousine spurlos verschwindet und es deutliche Anzeichen für Poltergeist-Aktivität gibt, wendet sie sich an die Polizei, die ihr ihre Geschichte aber nicht glaubt. Mit Hilfe des Mediums Stevie versucht Annie auf eigene Faust Licht ins Dunkel zu bringen und gerät bald darauf in tödliche Gefahr…

Nach „When the Lights Went Out“ – mit dem „The Pact“ übrigens die liebevolle Ausstattung und das Faible für geschmacklose Tapeten teilt- veröffentlicht Ascot Elite gleich noch einen „Spukhaus-Film“. Diesmal stammt dieser aus den USA und basiert auf einem recht erfolgreichen Kurzfilm des Regisseurs Nicholas McCarthy, der auch in der langen Version für Drehbuch und Regie verantwortlich ist. Vor diesem Hintergrund ist es etwas schade, dass Ascot Elite den Kurzfilm nicht gleich als Extra mit auf die DVD gepackt hat. Einige Ausschnitte des kurzen Werkes sind aber im „Making Of“ zu sehen, und man erkennt deutlich, dass der Prolog des Spielfilmes ein 1:1-Remake des Kurzfilms ist. Aus dem Kurzfilm übernahm McCarthy auch fast die gesamte technische Crew: Komponist Ronen Landa, Editor Adriaan van Zyl, Production-Design Walter Barnett, Set-Decoration Sandy Hubshman und vor allem auch Kameramann Bridger Nielson, der das Ganze in schöne, durchaus atmosphärische Bilder kleidet, und eine wirkungsvolle, wenn auch nicht sonderlich experimentierfreudige Arbeit hinlegt.

Für seinen Spielfilm hat Nicholas McCarthy seinen Kurzfilm lediglich als Sprungbrett genommen, um daraus einen Mystery-Thriller zu spinnen, der leider seine Horrorhaus-Geschichte zugunsten einer mehr irdischen Ausrichtung vernachlässigt. Zwar werden besonders in der ersten Hälfte zahlreiche Standards des Geisterfilms gekonnt ausgespielt – so gibt es immer wieder geheimnisvolle Schatten im Hintergrund, Schockeffekte und das bekannte „Menschen-und-Gegenstände-werden-durch-die-Luft-geschleudert“, aber der Fokus des Filmes liegt eher auf der Detektivgeschichte, in der die von der attraktiven Caity Lotz (welche eine gewissen Ähnlichkeit mit Gillian „X-Files“ Anderson besitzt, was ja in diesem Zusammenhang durchaus passend ist) gespielte Annie versucht herauszufinden, was mit ihrer Schwester passiert ist und welches düstere Geheimnis in der Vergangenheit ihrer Mutter zu finden ist. Diese Suche nach der Wahrheit ist zwar einigermaßen spannend erzählt, auch wenn der geübte Zuschauer ziemlich bald die Lösung parat haben dürfte. Allerdings haben sich hier auch einige haarsträubende Albernheiten eingeschlichen. Geister die Google-Maps benutzen, um kryptische Rätsel zu stellen und Internetseiten, wie sie nur in der Fantasie eines einfallslosen Drehbuchautoren existieren, der schnell zum Ende kommen will, sind da nur zwei Beispiele. Damit gerät der Film dann schon mehr als einmal an den Rand der Lächerlichkeit.

Zugleich Stärke und Schwäche von „The Pact“ ist die Figur der Stevie. Ein Medium, das von Haley Hudson sehr creepy dargestellt wird und mit seinem blassen Teint und dunklen Ringen unter den Augen, selber wie ein Gespenst aussieht. Die Stärke beruht darauf, dass Haley Hudson die Figur wirklich interessant und „andersartig“ anlegt. Man spürt förmlich das Leiden und die Verzweiflung, die ihre Gabe mit sich bringt. Die Schwäche besteht allerdings darin, dass das Auftauchen Stevies ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Es sei denn, es gibt in den USA in jedem kleinen Kaff ein „Dorf-Medium“, das alle kennen. Aber dies kann man noch vom Tisch wischen, schwerer wiegt, dass aus der Figur nichts gemacht wird. Stevie dient lediglich dazu, etwas Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen und Annie am Ende etwas in die Hand zu geben, um selber aktiv zu werden. So schnell wie Stevie in die Geschichte eingeführt wurde, genauso schnell verschwindet sie wieder. Was schade ist und etwas frustriert, da dieser Charakter weitaus interessanter ist, als z.B. der von Casper Van Dien gespielte Polizist. Wobei man von Caspar Van Dien – trotz top-billing – auch nicht allzu viel sieht.

So bleibt es ganz Caity Lotz überlassen, „The Pact“ zu einer „One-Woman-Show“ zu machen. Und das gelingt ihr auch recht gut, da sie genug Präsenz und Ausstrahlung mitbringt, um das Interesse des Zuschauers an ihrer Person aufrecht zu erhalten. Wer allerdings aufgrund der marktschreierischen Werbesprüche auf dem Cover den ultimativen Gruselfilm erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Zwar gibt es gerade in der ersten Hälfte immer mal wieder unheimliche Augenblicke, doch gerade in der zweiten Hälfte wird der atmosphärische Grusel zugunsten von Spannung und Action aufgegeben. Was per se nicht schlecht ist, aber die Erwartungshaltung – sofern man eine hatte – doch unterläuft. Generell hat man das Gefühl, einen recht unterhaltsamen Film zu sehen, der aber seinen eigenen Möglichkeiten permanent hinterherläuft. Hier wäre durchaus Raum für mehr gewesen, aber „The Pact“ entscheidet sich irgendwann dafür, vom puren Spukhausfilm zum Serienkiller-Thriller zu werden. Bei der Verquickung beider Genres müssen hier und dort natürlich Kompromisse eingegangen werden, und so kommen sowohl Horror- als auch Thrillerfreunde etwas zu kurz. Trotzdem, wen dies nicht stört, der wird mit einem spannenden Finale belohnt, welches dann allerdings ausgesprochen unspektakulär und plötzlich zu Ende geht.

„The Pact“ ist bei weitem nicht DER Ober-Gruseler als der er angekündigt wurde. Vielmehr ist er eine „One-Woman-Show“ der Hauptdarstellerin Caity Lotz, neben der alle anderen Nebenfiguren leider völlig unterentwickelt sind. Obwohl „The Pact“ es schmerzlich versäumt, sein Potential voll auszuschöpfen und einige Gelegenheiten zu einem wirklich guten Film einfach links liegen lässt, funktioniert er – trotz aller Albern- und Ungereimtheiten – durchaus als unterhaltsamer Mystery-Thriller.

Screenshots und DVD-Details: http://www.filmforum-bremen.de/2012/11/ ... -the-pact/
Früher war mehr Lametta
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