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Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Mo 26. Nov 2012, 23:42
von buxtebrawler
Originaltitel: Trouble
Herstellungsland: Deutschland / 1993
Regie: Penelope Buitenhuis
Darsteller: Yvonne Ducksworth, Jan Erik Engel, Detlef Benedix, Françoise Cactus, Erdal Yildiz, Martin Peter u. A.
Die junge Jonnie (Yvonne Ducksworth), eine dunkelhäutige Kanadierin, lebt in der alternativen Szene von Berlin-Kreuzberg und ist Sängerin der Band Jello Belly. Sie lernt Erik kennen, der sich zusammen mit Freunden gegen Bauspekulanten und die Gentrifizierung des Viertels engagiert, und verliebt sich in ihn. Ihr Leben wird turbulent, als sie sich ihrer Gefühle nicht sicher ist, gleichzeitig Wohnungen und das Kulturzentrum „Rockhaus“, in dem sich auch der Bandproberaum befindet, in Gefahr sind und Geschäftemacher der Musikindustrie auf Jello Belly aufmerksam werden…
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Mo 26. Nov 2012, 23:42
von buxtebrawler
„Trouble“ ist das Spielfilmdebüt der kanadischen Regisseurin Penelope Buitenhuis, die in erster Linie fürs Fernsehen dreht. Auch der 1993 veröffentlichte Film wurde fürs TV produziert, genauer: fürs ZDF in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Es handelt sich um eine Mixtur aus Milieuporträt, Drama, Komödie und Musikfilm.
Die junge Jonnie (Yvonne Ducksworth), eine dunkelhäutige Kanadierin, lebt in der alternativen Szene von Berlin-Kreuzberg und ist Sängerin der Band Jello Belly. Sie lernt Erik kennen, der sich zusammen mit Freunden gegen Bauspekulanten und die Gentrifizierung des Viertels engagiert, und verliebt sich in ihn. Ihr Leben wird turbulent, als sie sich ihrer Gefühle nicht sicher ist, gleichzeitig Wohnungen und das Kulturzentrum „Rockhaus“, in dem sich auch der Bandproberaum befindet, in Gefahr sind und Geschäftemacher der Musikindustrie auf Jello Belly aufmerksam werden…
Der amateurhafte (nicht abwertend gemeint), komplett in Schwarzweiß gedrehte Film rückt Yvonne Ducksworth, tatsächlich Exil-Kanadierin, Sängerin der Punk-/Crossover-Band „Jingo de Lunch“ und ehemalige „Metalla“-Moderatorin, in den Mittelpunkt und lässt sie größtenteils sich selbst spielen. Zuvor wirkte sie bereits in Kurzfilmen Buitenhuis‘ mit. „Trouble“ porträtiert die Zeit nach dem Mauerfall in der „Alternativen-Hochburg“ Kreuzberg, als der Nationalismus erstarkte und Neonazis Morgenluft witterten sowie Berlin an Attraktivität für Immobilienspekulanten gewann. Nicht frei von Ironie und Humor wird das Selbstverständnis der jungen Kreuzberger reflektiert, zwischen Kreativität, alternativen Lebens- und Wohnentwürfen, politischem Engagement und rebellischer Musik. Dabei weiß insbesondere der häufig selbstironische, differenzierte Blick auf die einzelnen Charaktere zu gefallen, die weder heroisiert, noch dämonisiert werden. So gibt es dort junge Frauen mit psychischen Problemen, sich selbst gern reden hörende Politnicks und vom Geschwafel Genervte und Gelangweilte. Als wirkliches Übel aber stellt sich die Immobilien- und Baumafia heraus, deren verbrecherische Methoden, die Menschen aus ihren noch bezahlbaren Wohnungen zu vertreiben, der Film unter die Lupe nimmt und damit nach wie vor einen starken Realitätsbezug aufweist, der sich problemlos auch auf andere Stadtteile und Städte übertragen lässt.
Ferner wird die Musikindustrie in Form eines penetranten Talent-Scouts aufs Korn genommen, der an den Aussagen der Band weitaus weniger interessiert ist als am Körper der Sängerin. Doch auch diese schleppt ihre inneren Dämonen mit sich herum und tut sich schwer mit einer vertrauensvollen Beziehung zu Erik – was einen weiteren, nicht uninteressanten Handlungsfaden des Films darstellt, in dessen Rahmen Yvonne Ducksworth sogar überraschenderweise einmal blank zieht. Generell ist sie es, die den Film trägt, ihr attraktives Äußeres in Kombination mit ihrer niedlichen Ausstrahlung helfen ihr dabei ebenso wie ihr musikalisches Talent, denn gute Musik, allem voran das Titelstück, zieht sich durch den gesamten Film, vorgetragen von Ducksworth mit Punk-Attitüde und Soul in der Stimme. An ihren charmanten Akzent hat man sich schnell gewöhnt und in einer multikulturellen Umgebung wie Kreuzberg ist sie beileibe nicht die einzige Nicht-Muttersprachlerin – einige Dialoge werden auf Englisch geführt und deutsch untertitelt. Mal mehr, mal weniger ernst gemeinte Vergleiche zwischen Kanada und Kreuzberg kokettieren mit Jonnies Exotik und werden sporadisch eingestreut.
Reichlich eigenartig mutet jedoch der Stilmix aus Ernst und Komödie an, der dem Film meines Erachtens doch einiges seines potentiellen Gewichts beraubt. Besonders gegen Ende, wenn man nach Art einer Großstadt- und Medienguerilla agiert, tendiert „Trouble“ doch stark in Richtung „Piratensender Powerplay“ und bleibt zwar unterhaltsam, wird jedoch auch anarchomäßig-verträumt, um nicht zu sagen: naiv. Nichtsdestotrotz hat Buitenhuis ihren Film spannend genug inszeniert, um nicht nur für am Milieu Interessierte oder ihm Entstammende bzw. über seine dokumentarischen und biographischen Elemente zu funktionieren. So bleibt unterm Strich ein sehenswerter, im Idealfall inspirierender Film mit sehr annehmbar aufspielenden Laiendarstellern und einer selbstbewussten, respektablen Hauptdarstellerin, der gerne mal wieder öfter ausgestrahlt und aufgeführt werden sollte, da er an Aktualität kaum eingebüßt hat. Als störend erweisen sich auf der „good movies!“-DVD allerdings die Tonschwankungen – sowie das Fehlen jeglicher Kapitel.
Re: Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Di 27. Nov 2012, 00:13
von dr. freudstein
oh sehr fein, Eine Bux Kritik auf diesen Film. Soviel wäre mir jetzt nicht eingefallen, aber ist auch schon eine Weile her die Sichtung. Sehr schöne Sache, die Film und die Kritik
Re: Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Di 27. Nov 2012, 12:59
von CamperVan.Helsing
Hm, das klingt schon interessant, wie eigentlich das Programm von "Good Movies" generell einen tieferen Blick wert wäre.
Aber dann käme ich finanziell gar nicht mehr klar.
Re: Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Mi 28. Nov 2012, 00:01
von buxtebrawler
ugo-piazza hat geschrieben:Hm, das klingt schon interessant, wie eigentlich das Programm von "Good Movies" generell einen tieferen Blick wert wäre.
Aber dann käme ich finanziell gar nicht mehr klar.
Das muss nun wirklich nicht sein, denn a) ist die Scheibe OOP und b) nicht sonderlich gelungen...
Re: Trouble - Penelope Buitenhuis (1993)
Verfasst: Mi 28. Nov 2012, 00:24
von dr. freudstein
Zur Leihe hätte ich sie aber hier, falls erwünscht