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Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Sa 1. Dez 2012, 11:20
von jogiwan
Die Katze

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Originaltitel: Die Katze

Herstellungsland: Deutschland / 1988

Regie: Dominik Graf

Darsteller: Götz George, Gudrun Landgrebe, Joachim Kemmer, Heinz Hoenig, Ralf Richter

Story:

Das einzige, was sie verbindet, ist ihre heftige sexuelle Beziehung. Sonst nichts. Sie heißt Jutta und ist die Frau eines Bank-Filialleiters. Er nennt sich Probek und ist Bankräuber. Dies ist ihr Tag. Probeks Komplizen dringen in die Bank ein und nehmen Juttas Mann und die Angestellten als Geiseln. Er selbst postiert sich gegenüber der Bank mit Funkgerät, Fernrohr und Präzisionsgewehr am Fenster eines Hotels und schaut so der Polizei laufend in die Karten. Seinen Triumph soll Jutta ausspielen, die zu Hause auf den Anruf der Polizei wartet. Eines hat er dabei nicht bedacht, Jutta hat ihren eigenen Plan, genauso wie Probek seinen hat. Es wird ein Desaster für alle. Und das bedeutet nicht nur, daß es Tote gibt. (quelle: amazon.de)

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Sa 1. Dez 2012, 11:29
von jogiwan
Sauspannender und packender Thriller über eine Geiselnahme mit Götz George und anderen bekannten Gesichtern der deutschen Fernsehlandschaft, die sich hier ein gelungenes Stelldichein geben. Unter der Leitung von Dominik Graf wird hier nach einem Kickstart nahezu in Echtzeit und aus unterschiedlichsten Perspektiven ein zweistündiges Feuerwerk von psychischer Gewalt, Lügen und Intrigen abgefackelt, das es nur so kracht. Für mein Empfinden hätte die ganze Geisel-Sause zwar durchaus noch etwas härter hätte ausfallen können, aber auch so zählt "Die Katze" sicherlich zu den besten Filmen zählt, die ich in letzter Zeit gesehen hab. Die unvorhersehbare Geschichte voller skrupelloser Figuren ist jedenfalls sehr flott erzählt, überrascht durch zahlreiche Wendungen, hat keinerlei Längen und bringt die klaustrophobische Stimmung der handelnden Personen perfekt auf den Bildschirm. Sehr verwunderlich, dass es zu dem Streifen ja bislang nicht mal einen Fred gab. Hammer!

PS: nach Möglichkeit nicht zur etwas ramschigen und leicht gekürzten Eurovideo-DVD greifen!

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: So 2. Mär 2014, 10:44
von Onkel Joe
Gestern Abend nochmals "Die Katze" gesichtet und ich mochte diesen Film ja schon vorher aber er wird bei jeder Sichtung immer besser und besser. Hier stimmt alles und die Vorliebe von Dominik Graf zum Italienischen Film der 70er ist ganz klar zu erkennen. Eigentlich müsste er jedes Jahr Big Budget drehen aber die Herren Produzenten mögen es wohl nicht so gerne wenn man seinen eigenen Kopf hat und nicht nach Schema F dreht.
Die Katze...ein Meisterwerk!

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: So 8. Feb 2015, 16:17
von Onkel Joe
Bilder die ich vor einer Woche in Düsseldorf gemacht habe, zu sehen ist das Haus in dem "Die Katze" gedreht wurde:

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Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 08:00
von jogiwan
schnittberichte.com hat geschrieben: Die Katze mit Götz George auf Blu-ray und DVD - EuroVideo veröffentlicht die ungekürzte Fassung

Die Katze (1988) mit Götz George war als VHS und DVD von EuroVideo nur um 26 Sekunden gekürzt erhältlich. Erstmals ungeschnitten gab es den Film 2010 im Handel mit FSK 16-Freigabe, als die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihn in der "Momente des deutschen Films"-Reihe veröffentlichte.

Bei der FSK ist vor kurzem ein neuer Prüfeintrag aufgetaucht, dessen Laufzeitangaben der ungeschnittenen Fassung entsprachen. Diese wurde nun ab 12 Jahren freigegeben und so wird EuroVideo Die Katze am 20. April 2017 auch auf DVD und erstmals auch auf Blu-ray releasen.
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Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 09:18
von Arkadin
YESSSSS!!!!!!!!!!!!! :D :D :D

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 11:05
von Adalmar
Freue mich drauf. Hervorragender Film.

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Mi 26. Dez 2018, 12:57
von Arkadin
Unglaublich, dass ich den Film vorher noch nicht gesehen hatte. Dabei hatte ich mir das ja spätestens nach der netten Sight-Seeing-Tour beim Forentreffen in Düsseldorf - wo wir das futuristische Nikko-Hotel aus dem Film bestaunen durften - fest vorgenommen. Großartiger, doppelbödiger Thriller mit Götz George, der seinem Macher im Hintergrund nicht als unverwundbaren Superhelden/-schurken, sondern als echten - vielleicht viel weniger cleveren als er das immer herausstellt - Menschen anlegt. Grandios auch Hoenig und Ralf Richter (der erstaunliche Ähnlichkeit mit dem jungen Nicolas Cage hat) als Bankräuber. Und dass die Landgrebe nicht die Stellung wie wie Romy Schneider in Duetschland hat ist auch tragisch. Mein Gott, hat die eine erotische Ausstrahlung. Nicht zu vergessen Jochen "The Voice" Kemmer als Polizist, der aus anderere Persepektive vielleicht der perfekter Protagonist wäre (erinnerte mich etwas an Matthau in "U-Bahn 123", den ich kurz vorher sah), hier aber fast schon als Schurke rüberkommt. Ein nahezu perfekter Thriller, der einem von der ersten Sekunde an den Atem raubt und gleichzeitig mit dreidiemensionalen, hintergründigen Figuren operiert. Eine echter Graf also.

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Fr 24. Jul 2020, 17:18
von karlAbundzu
Mal die FAZ DVD eingelegt.
Herrlich spannender Heist-Thriller, mit gut überraschender Handlung, zwei sich gegenüber stehende Strippenzieher, der beinah vergangenheitslose Planer-Gangster Probek, und der Einstazleiter Voss, beide geben sich als eiskalte Operateure, die auch mit jeder menschlichen Unverhergesenheit umgehen können.
Dann die beiden Buddies in der Bank. Ud die Beziehung des einen zu Probek. Und die Frau, die anscheinend die triebableitende Beigabe ist, aber doch ihr eigenes Spiel spielt.
Grafsche Gruppendynamik. Das alles brillant besetzt, dazu haufenweise bekannter Gesichter in kleinen und Kleinst-Rollen. Gute Musikauswahl, prima Score.
Höhepunkt deutscher KInokunst, den ich gerne mal wieder auf 35mm sehen würde.
Jetzt mit dem Mehrwert, dass er mich an die Gespräche über den Film, bei und nach der Dü-Führung beim Forumtreffen erinnert, mit Nello, Onkel, Fritz.

Kleiner Fun Fact: Der Ralf Richter trägt ja ein T-Shirt mti dem Yü Gung - Logo der Einstürzenden Neubauten, sein Bruder FM Einheit / Mufti, der zu der Zeit ja noch Mitglied der Kapelle war.

Re: Die Katze - Dominik Graf (1988)

Verfasst: Do 3. Dez 2020, 16:44
von buxtebrawler
…unterm heißen Hoteldach

Zwischen seinen TV-Krimis „Tatort: Schwarzes Wochenende“ (jenem fulminanten Schimanski/Thanner-Beitrag) und „Die Beute“ kam im Januar 1988 Dominik Grafs „Die Katze“ in die Kinos – und damit ein Film, der das TV-Krimi-Sujet sprengte, indem er sich am ausländischen Gangster- und Action-Kino orientierte. Grafs von Christoph Fromm in Drehbuchform adaptierte Inszenierung des gleichnamigen Romans Uwe Erichsens ist eine Mischung aus Heist Movie und Action-Thriller, die in den Sommermonaten des Jahres 1987 gedreht wurde.

Düsseldorf, 16.06.1987: Verbrecher Probek (Götz George, Duisburger „Tatort“) führt einen spektakulären Coup durch: Seine Handlanger Junghein (Heinz Hoenig, „Der Drücker“) und Britz (Ralf Richter, „Das Boot“) lässt er eine Filiale der „Credit Bank“ überfallen und die Belegschaft als Geiseln nehmen, um ein Lösegeld in Millionenhöhe zu erpressen. Mit beiden Geiselnehmern steht er in direktem Funkkontakt und während Junghein in die Geiselnahmepläne eingeweiht ist, glaubte Britz, er solle lediglich einen raschen Überfall durchführen. Die Polizei um Hauptkommissar Voss (Joachim Kemmer, „Meier“) weiß nichts von Drahtzieher Probeks Treiben im Hintergrund und dass dieser vom gegenüberliegenden Hotel Bank und Polizeiaktivitäten stets im Blick hat. Seine detaillierten Informationen über die Bank hat er von Jutta Ehser (Gudrun Landgrebe, „Die flambierte Frau“) erhalten, der Frau des Bankdirektors (Ulrich Gebauer, „Die vierte Zeit“), zu der er eine Affäre unterhält. Der Polizei gegenüber scheinen Probek & Co. also klar im Vorteil zu sein. Doch hat Probek wirklich alle Eventualitäten bedacht…?

Zwischen den Vorspann wird eine Sexszene zwischen Jutta und Probek geschoben, Eric Burdon singt dazu das Titellied „Good Times“, in das Junghein und Britz auf ihrer Fahrt zur Bank einsteigen. Orts-, Datums- und Uhrzeiteinblendungen dienen nicht nur der Orientierung, sondern stellen Probeks minutiöse Planung heraus und vermitteln, dass „Die Katze“ beinahe in Echtzeit stattfindet. Zunächst läuft auch alles nach Plan, sogar einen Angriff mit Betäubungsgas kann Probek erfolgreich abwehren, und spektakuläre Explosionen erfreuen das Herz des Actionfreunds. Doch Bulle Voss ist ebenfalls nicht auf den Kopf gefallen. Über weite Strecken sorgt diese Konstellation für Hochspannung in Einheit mit authentisch anmutender nervöser Angespanntheit auf allen Seiten, die aus der ohnehin schon unwirtlichen Situation ein wahres Pulverfass macht. Dass nicht alle mit ungezinkten Karten spielen führt zu einigen überraschenden Wendungen, die in einen einmal mehr spektakulären Showdown münden, der in einen offenen Epilog übergeht.

In seinem Figurenensemble finden sich bekannte Rollenbilder der Genres: Der insbesondere im Heist-Bereich verbreitete Strippenzieher im Hintergrund, der kein typischer Haudrauf-Gangster, sondern ein intelligenter, mit Bedacht vorgehender Puzzler und Kontrollfreak ist, der auf alle vorbereitet sein möchte. Die ausführenden Kräfte sind die Jungs fürs Grobe, ihr Gegenspieler ist der mit Verbissenheit, fast schon wie besessen vorgehende, hartnäckige Bulle. Von entscheidender Bedeutung wird letztlich jedoch die Femme fatale sein, hochgradig sexy und verrucht, aber auch undurchsichtig und verschlagen. Die Kunst des Genrefilms ist es, mittels bekannter Figuren neue Geschichten zu erzählen bzw. Bekanntes so sehr zu variieren, dass Spannung, Schauwerte und Unterhaltsfaktor nicht auf der Strecke bleiben, aber auch nicht zu viel zu modifizieren, sodass das Genrepublikum sich nicht mehr zurechtfinden würde. „Die Katze“ gelingt diese Gratwanderung – stets ohne große Vorbilder plump zu kopieren –, indem er sein Genre und seine Charaktere ernstnimmt und sein Publikum zumindest so weit emotional an sie zu binden versteht, dass es kräftig mitfiebern kann.

Grafs u.a. im Düsseldorfer Hotel Nikko und Deutsch-japanischen Center gedrehter Film verfügt im Prinzip über lediglich zwei Schauplätze: die Bank und das Hotel. Diese Reduktion verleiht ihm zuweilen eine geradezu klaustrophobische Stimmung, die sich aufs Publikum überträgt. Dieses wird auch permanent Ohrenzeuge des Funkverkehrs sowohl der Gangster als auch der Polizei, was der Handlung beinahe dokumentarischen Charakter und damit zusätzlichen Realismus angedeihen lässt. Die imposante, teilweise richtiggehend originelle Kameraführung sorgt für Dynamik und versteht es, die zur Top-Riege deutscher Schauspieler(innen) gehörenden Darsteller(innen) optimal (inklusive erotischer Vorzüge) einzufangen. Dramaturgisch wird „Die Katze“ gegen Ende zwar etwas langatmig und dialogreich, alles in allem ist Graf aber ein beeindruckendes Stück intelligenten und aufwändig gemachten Genrekinos gelungen, das seine Zuschauerinnen und Zuschauer mühelos knapp zwei Stunden lang als Geiseln nimmt.