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Priest of Evil - Olli Saarela

Verfasst: Sa 8. Dez 2012, 20:05
von horror1966
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Priest of Evil
(Harjunpää ja pahan pappi)
mit Inna Björklund, Peter Franzen, Tommi Korpela, Jenni Banerjee, Jorma Tommila, Ville Virtanen, Eero Milonoff, Inka Kallen, Rauno Juvonen, Sampo Sarkola, Petri Manninen, Rosa Salomaa, Kalle Holmberg
Regie: Olli Saarela
Drehbuch: Matti Yrjänä / Leo Viirret
Kamera: Rauno Ronkainen
Musik: Tomi Malm / Jyrki Rahkonen
FSK 16
Finnland / 2010

20 Jahre lang war das finnische Gesetzbuch Timo Harjunpääs Bibel. Jetzt soll der junge Mann, der seine Tochter erschlagen hat, nach nur zwei Jahren aus der Haft entlassen werden. Rachefantasien quälen seitdem den erfahrenen Kripomann. Wenn er ihnen nachgibt, wäre es das Ende des Polizisten Harjunpää. Mitten in seine persönliche Hölle bricht ein spektakulärer Fall. In Helsinkis U-Bahn geht ein Killer um, der Menschen vor den Zug stößt und etwas von Erlösung murmelt. Seine Ermittlungen führen Harjunpää in die religiöse Wahnwelt, die der Täter sich erschaffen hat. Er ahnt nicht, dass seine Frau Elisa in ihrer Trauer auf einem Weg ist, der sich bereits mit dem des Killers gekreuzt hat …


Mit "Priest of Evil" präsentiert sich eine finnische Produktion, die einerseits einen Thriller mit religiöser Hintergrundthematik darstellt, in weiten Zügen jedoch vielmehr ein menschliches Drama ist, das sich um den Haupt-Charakter Timo Harjunpääs (Peter Franzen) dreht. So offenbart die Geschichte dann auch 2 parallel zueinander laufende Erzählstränge die zwar durchaus spannende Unterhaltung bieten, gleichzeitig aber auch diverse Defizite beinhalten. Diese offenbaren sich in erster Linie durch die visuelle Umsetzung des Geschehens, denn Regisseur Olli Saarela überflutet den Zuschauer teilweise mit einem wahren Wulst von hektisch geschnittenen Bild-Passagen, so das es manchmal gar nicht einmal so leicht ist, den Handlungen aufmerksam zu folgen. Das Szenario erscheint dadurch in einigen Phasen recht sperrig und es dauert eine geraume Zeit, bis man den richtigen Zugang zu den Ereignissen findet.

Dennoch handelt es sich hier um einen sehr gelungenen Film, der sich vor allem die nötige Zeit nimmt, dem Betrachter die einzelnen Figuren näher zu bringen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei sicherlich auf dem Hauptdarsteller, der durch unglückliche Umstände den Tod seiner Tochter betrauert, die von einem Jugendlichen vergewaltigt und hinterher ermordet wurde. Peter Franzen interpretiert den gebrochenen Polizisten wirklich erstklassig und vermittelt einem die innere Zerrissenheit des Familien-Vaters auf eindrucksvolle Art und Weise. Nicht selten entsteht dabei der Eindruck, das man es hier mit einem Mann zu tun hat, dessen Leben nach der grausamen Tat vollkommen aus den Fugen geraten ist. Wie eine leere Hülle erledigt er nur noch mehr schlecht als recht seine Arbeit und das Familienleben ist vollkommen zerstört. Bei diesem Handlungsstrang handelt es sich dann auch um eine tiefgehende Charakter-Studie, wobei die in der Inhaltsangabe erwähnte Mordserie ziemlich stark in den Hintergrund gerät. Erst im letzten Drittel der Story tritt diese dann immer stärker in den Vordergrund und der Film lässt nun die Thriller-Elemente die Oberhand gewinnen. Man mag dieser stellenweise ungewöhnlichen Mixtur gegenüberstehen wie man will, auf jeden Fall geht von "Priest of Evil" eine spürbare Faszination aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann.

Selbst die in der ersten Filmhälfte sehr hektischen Bilder sieht man auf einmal aus einer ganz anderen Sichtweise, stehen sie im Prinzip doch stellvertretend für den inneren Zwiespalt, in dem sich die Hauptfigur befindet. Erst mit zunehmender Laufzeit entwickelt man als Zuschauer das richtige Gespür für die Gemütsverfassung des Mannes, der unbedingt den sinnlosen Tod seiner Tochter rächen will und dafür seine Arbeit fast gänzlich aus den Augen verliert. Erst nachdem er dem Mörder persönlich gegenüber gestanden hat und ihn lediglich aufgrund des Eingreifens einer Kollegin nicht töten konnte, scheint eine zentnerschwere Last von ihm abzufallen. Sofort ändert sich auch das Szenario, die Bilder sind nun klar und deutlich und das vorher phasenweise sperrige Geschehen nimmt klare Konturen an. Nun konzentriert sich alles auf die Suche nach dem scheinbar wahnhaft veranlagten Serienkiller, dessen Identität zu diesem Zeitpunkt aber längst schon kein Geheimnis mehr ist. Für die Abläufe ist dieser Aspekt aber keinesfalls negativ zu bewerten, ist man doch vielmehr an den Motiven interessiert, die zu den offensichtlich religiös motivierten Morden führen. In dieser Beziehung wird man dann auch mit den nötigen Informationen versorgt, so das am Ende des Filmes eigentlich keinerlei offene Fragen zurückbleiben.

Insgesamt gesehen handelt es sich bei "Priest of Evil" um einen absolut sehenswerten Film, dessen Qualitäten man jedoch eventuell nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennt. Einige zu Beginn eher als Mankos ausgemachte Dinge verwandeln sich mit zunehmender Laufzeit zu äußerst wichtigen Bestandteilen für eine ausführliche Charakter-Beleuchtung der Hauptfigur, die letztendlich unverzichtbar für das gesamte Szenario sind. Olli Saarela hat eine Mischung aus menschlichem Drama-und einem Thriller gefunden, die sicherlich nicht jeden begeistern wird. Wer sich der Geschichte jedoch unbefangen öffnet, der wird mit einem außergewöhnlich guten Seh-Erlebnis belohnt, das absolut empfehlenswert erscheint.


Fazit:


Man sollte sich bei diesem Film nicht von anfänglich als Defizit eingestuften Dingen abschrecken lassen und "Priest of Evil" erst einmal in Ruhe zu Ende anschauen. Eventuell geht es dann manch einem so wie mir selbst und man sieht Vieles aus einer ganz anderen Sichtweise. Hektisch erscheinende Bildfolgen ergeben auf einmal einen Sinn und sind im Zusammenhang mit der seelischen Verfassung des Hauptdarstellers zu sehen, wobei sie plötzlich als unverzichtbarer Bestandteil einer Geschichte erscheinen. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann diese finnische Produktion nur wärmstens weiterempfehlen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Finnisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 101 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow


7,5/10

Re: Priest of Evil - Olli Saarela

Verfasst: Mo 10. Dez 2012, 23:41
von Slim Naughton
Dem Fazit von horror kann ich mich nur anschließen.

Hier der Auszug aus unserem Text:

Ich gebe zu, dass mir das finnische Filmschaffen, außer vielleicht das Oeuvre der Kaurismäki-Brüder, weitgehend fremd ist. Doch da die Maniax prinzipiell dem Thriller skandinavischer Provenienz wohlwollend gegenüber stehen, bin ich über vorliegenden Streifen gestolpert.
Fängt klasse an: Das eisige Helsinki ist gut fotografiert. Bulle Timo bei der Arbeit. Tochter Emmi im Club. Timo macht sich verspätet auf den Weg, Tochter abzuholen; Tochter gerät in Bredouille, wird erschlagen. Anschließend nehmen wir hautnah teil am zunehmenden Zerfall der bisher wohlgeratenen Polizistenfamilie: Frau gibt Mann die Schuld am Tod und straft ihn mit totaler Missachtung. Halt gibt ihr die Religion. Timo wiederum frisst Pillen, versucht sich durch seinen Job zu mogeln, durchlebt immer wieder den Todestag und den Prozess gegen den reuelosen Täter, dem er regelmäßig blutige Fotos seines Opfers in die Zelle schickt. Gleichzeitig bereitet er sich auf die Umsetzung seiner Rachefantasien vor, für den Tag, wenn der Mörder entlassen wird. Unter allem leidet Paulina (Rosa Salomaa), Schwester der toten Emmi, die Angst hat, nun auch noch die Eltern zu verlieren.
Wie bei etlichen anderen Filmen auch trägt dieser Handlungsstrang mit hohem Psychodramateil deutlich stärker als der eigentliche Krimiplot. Das liegt einmal an den starken Darstellern, aber auch an der technischen Umsetzung, was unter anderem viele zum Teil optisch und akustisch verfremdete Bild- und Ton-Rückblenden umfasst. Als sich der Streifen leider komplett der Mörderhatz und der in Schwulitäten geratenen Elisa zuwendet, bedeutet dies einen Bruch in der bis dahin dichten Atmosphäre. Wenngleich die Geschichte auch danach nicht langweilig und auch der atmosphärische Grundton durchgehalten wird, verweigert dies dem Film hier zumindest den Durchmarsch in höhere Regionen der Wertungsskala. Dass sich die massiven Psycho-Probleme des Bullen quasi über Nacht mit einer Kollegin (Jenni Banerjee) wegknattern lassen, glaubt doch nebenbei wohl niemand. Und das theatralische Action-Finale machte mich auch nicht so recht glücklich.

Re: Priest of Evil - Olli Saarela

Verfasst: So 16. Dez 2012, 17:32
von totalschaden
Fand den Streifen im Gegensatz zu meinen Vorrednern eher durchschnittlich. Zwar stimmt es, dass einige Aspekte die zunächst unsinnig erscheinen im Verlaufe des Films Sinn erhalten und so hinüber zu den Positiva wandern, aber vor allem das stereotype Slasher-Ende verdirbt diesen teilweise guten Eindruck wieder. Da wird aus einem an sich interessanten Killer ein 08/15-Bösewicht, dessen Motiv der graueste Durchschnitt ist. Dazu gibt's viele Themen (Nazis, Emos, Konvertiten), die interessant wären, aber nicht weiter behandelt werden (hier hat die Buchvorlage vermutlich die Nase vorn). Zusammen mit der ellenlangen und unfassbar redundanten Exposition überwiegen die negativen Punkte dann doch deutlich ... schade ist das dann vor allem, weil Bilder und Grundstimmung durchaus gelungen sind ...