Blood Letter - Victor Vu

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von horror1966 »

Bild




Blood Letter - Schrift des Todes
(Thien Menh Anh Hung)
mit Huynh Dong, Midu, Khuong Ngoc, Minh Thuan, Kim Hien, Van Trang, Jayvee Mai The Hiep
Regie: Victor Vu
Drehbuch: keine Information
Kamera: K'Linh Nguyen
Musik: Christopher Wong
FSK 16
Vietnam / 2012

Der starke, kluge und begabte Mann Tran Nguyen Vu lebt zurück gezogen auf einem einsamen Berg. Als er die tragische Geschichte seiner Familie erfährt, beschließt er sich Zugang zum Palast der Königinmutter Tuyen Tu Hoang zu verschaffen, um sich an seinen Feinden, die für die Ermordung seiner Familie verantwortlich sind, zu rächen. Im Palast stößt Nguyen Vu auf weitere Intrigen, geschmiedet zwischen der königlichen Armee und anderen Verschwörern. Doch Gerüchte über die Existenz eines Blutbriefes als Angriffsbefehl für das Massaker von Le Chi Vien lässt sie zögern, ihre Pläne umzusetzen. Mit der Hilfe von Hoa Xuan, die das Königshaus ebenfalls hasst, macht er sich auf die Suche nach dem Blutbrief. Gemeinsam kämpfen sie gegen die tödlichen Machenschaften ihrer Gegner, bis sie schließlich am Ziel sind. Doch nach all den Entbehrungen und all dem Leid stellt sich ihnen die entscheidende Frage: Ist Rache wirklich der einzige Weg zum inneren Frieden?


Asiatische Historienfilme sind gerade in den letzten Jahren sehr beliebt und bieten im Prinzip immer sehr gute-und hochwertige Filmkost. Nicht anders verhält es sich bei vorliegendem Vertreter, der dieses Mal aus Vietnam kommt und einmal mehr die übliche Kost aus Rache, Intrigen und Melodram anbietet. Und obwohl diese ganzen Filme eigentlich immer nach dem gleichen Strickmuster gefertigt werden, offenbart sich von der ersten Minute an diese ganz eigene Faszination, die den Zuschauer immer wieder in ihren Bann zieht. Wie gewohnt wird auch die hier erzählte Geschichte in prächtigen Farben präsentiert und die teilweise sehr imposanten Bilder verleihen dem Szenario schon einen epischen Eindruck und lassen das Ganze äußerst opulent und groß erscheinen. Ein absoluter Höhepunkt sind sicherlich die extrem gelungenen Kampf-Choreografien, denn die vorhandenen Fights-und Action-Passagen können sich wirklich sehen lassen. Allerdings sollte man dabei anmerken, das man schon eine Vorliebe für diverse Fantasy-Einflüsse haben sollte, bekommt man es doch hier mit meterweit durch die Luft fliegenden Kämpfern zu tun, die scheinbar das Unmögliche spielend bewältigen.

Ich persönlich kann diesen visuell stark übertrieben in Szene gesetzten Kämpfen normalerweise nicht so viel abgewinnen, doch Regisseur Victor Vu hat wirklich ganze Arbeit geleistet und eine Gesamt-Choreografie geschaffen, die gänzlich zu überzeugen weiß. Streckenweise geht es dabei äußerst spektakulär zur Sache und dem Auge wird eine ganze Menge geboten. Über die Glaubwürdigkeit der entsprechenden Szenen sollte man sich dabei weniger Gedanken machen, denn es sieht ganz einfach absolut fantastisch aus, wie hier gegeneinander gekämpft wird. In den gut 100 Minuten Spielzeit wird man als Fan wahrlich gut bedient und dennoch gerät die eigentliche Geschichte zu keiner Zeit in den Hintergrund. Vielmehr ist es eindrucksvoll gelungen, eine erstklassige Mixtur aus Action und der Thematik des Filmes zu kreieren, die dem Gesamtbild einen qualitativ hochwertigen Anstrich verleiht.

Das ist zudem auch den sehr guten Darstellern zu verdanken, die allesamt einen sehr spielfreudigen Eindruck hinterlassen und wirklich mit viel Eifer bei der Sache sind. Einzig und allein der streckenweise vorhandene Humor war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Es handelt sich dabei zwar nicht um den oft verwendeten-und vollkommen überzogenen asiatischen Humor, dennoch erscheinen einige Stellen etwas albern, was irgendwie so gar nicht zum Rest dieses tollen Filmes passt. Hauptsächlich äußerst sich dies in Situationskomik, die zwischen Tran Nguyen und der jungen Hoa Xuan entsteht und diese erscheint doch wie ein nicht nötiger Fremdkörper, der den ansonsten sehr guten Gesamteindruck doch ein wenig trübt. Hier handelt es jedoch lediglich um Kritik auf sehr hohem Niveau und viele Leute werden diese unfreiwillig wirkende Komik eventuell sogar als nette Anekdote ansehen.

Insgesamt gesehen handelt es sich aber um einen absolut gelungenen Historienfilm, der alles beinhaltet, was diese Art von Film so sehenswert macht. Erstklassige-und farbenprächtige Bilder, eine gut erzählte Geschichte, gut agierende Schauspieler und eine überzeugende Gesamt-Choreografie lassen zu jeder Zeit den Eindruck entstehen, das es sich um eine hochwertige Produktion handelt. Zudem wird auch noch der Aspekt sehr gut herausgearbeitet, das der Rachegedanke eines Menschen nicht immer der richtige Weg ist um Gerechtigkeit zu erlangen, sondern eventuell Ereignisse nach sich zieht, die eine Spirale aus Gewalt und Tod nach sich ziehen könnte, die irgendwann vollkommen außer Kontrolle gerät. Und so bietet "Blood Letter" nicht nur ausschließlich gelungene Action-Sequenzen, sondern lässt auch eine gewisse inhaltliche Tiefe erkennen, die dem Gesamtwerk äußerst gut zu Gesicht steht.


Fazit:


Einmal mehr bekommt der Zuschauer einen erstklassigen asiatischen Historienfilm zu Gesicht, der durch seine stark in den Vordergrund tretenden Fantasy-Einflüsse eine fast magische Wirkung erzielt. Es ist schier unmöglich , sich der Faszination des Geschehens zu entziehen, die einen von der ersten bis zur letzten Minute in Beschlag nimmt. Freunde des Genres kommen hier voll auf ihre Kosten und sollten sich diese vietnamesische Produktion auf keinen Fall entgehen lassen.


7/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
Arkadin
Beiträge: 11225
Registriert: Do 15. Apr 2010, 21:31
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von Arkadin »

Bin bei dem Film selig eingeschlummert. Was ich bis dahin gesehen habe war okay, aber kein Grund für Jubelstürme.
Mehr dazu, wenn ich es geschafft habe, den ganz durch zu gucken.
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18224
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von Onkel Joe »

Die ganzen Asiatische Historienfilme sehen in den letzten Jahren alle gleich aus für mich :?.Immer wenn ich mir da mal einen anschaue überkommt mich immer das dumme gefühl alles schon zig mal gesheen zu haben.Fällt den Jungs dort nichts mehr ein oder woran liegt das und gibt es einen der etwas herausragd aus der Menge??
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Benutzeravatar
Arkadin
Beiträge: 11225
Registriert: Do 15. Apr 2010, 21:31
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von Arkadin »

Onkel Joe hat geschrieben:Die ganzen Asiatische Historienfilme sehen in den letzten Jahren alle gleich aus für mich :?.Immer wenn ich mir da mal einen anschaue überkommt mich immer das dumme gefühl alles schon zig mal gesheen zu haben.Fällt den Jungs dort nichts mehr ein oder woran liegt das und gibt es einen der etwas herausragd aus der Menge??
Bezogen auf "Blood Letter" liegt es hier wohl daran, dass es der erste große vietnamesische Wuxia-Film ist und er sich deshalb wahrscheinlich zwangsläufig an den großen, erfolgreichen Vorbildern aus Hongkong oder auch Südkorea orientiert. Generell hast du aber recht. Das sieht in letzter Zeit schon alles extrem nach "Hero" oder "Crouching Tiger, hidden Dragon" aus.

Ach ja.. Review folgt die Tage.
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18224
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von Onkel Joe »

Arkadin hat geschrieben:Generell hast du aber recht. Das sieht in letzter Zeit schon alles extrem nach "Hero" oder "Crouching Tiger, hidden Dragon" aus.
Dazu packen wir noch den Storm Riders und schon haben wir das dynamische Trio was gefühlte 3000 kopiert worden ist.Dann ist die Titel auswahl auch immer ein echter Kracher.House of the Flying Bananas, Flying Bananas of the House, Lost Warrior, The Only Warrior, The Last Warrior, The Last and Only One Warrior(natürlich etwas übertrieben jetzt)usw. und sofort.Es nervt und es wird immer schlimmer, ich kauf schon gar nichts mehr davon.
Die letzten drei sahen 1:1 aus wie Storm Riders, was soll der Käse.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Benutzeravatar
Arkadin
Beiträge: 11225
Registriert: Do 15. Apr 2010, 21:31
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Blood Letter - Victor Vu

Beitrag von Arkadin »

Tran Nguyen Vu überlebt als Kind das Massaker an seiner Familie durch die Königinmutter Tuyen Tu Hoang. Er wächst bei einem Mönch auf, der ihm die Kunst des Kampfes beibringt. Als Nguyen Vu die Wahrheit über das Schicksal seiner Familie erfährt, beschließt er sich zu rächen. Zu selben Zeit machen Gerüchte über die Existenz eines Blutbriefes die Runde. Geschrieben wurde dieser von einem sterbenden Eunuchen des Palastes, und sein brisanter Inhalt würde Tu Hoang kompromittiert und vom Thron stoßen. Nguyen Vu macht sich zusammen mit der Kämpferin Hoa Xuan auf, den Blutbrief zu finden. Doch auch andere Parteien sind bereits auf der Suche und kennen keine Skrupel, um ihr Ziel zu erreichen…

„Blood Letter“ wird als erstes großes Martial-Arts-Epos aus der Volksrepublik Vietnam angepriesen. Tatsächlich scheint es die erste große, und für vietnamesische Verhältnisse recht hoch budgetierte, Produktion aus dem asiatischen Land zu sein. Vietnam ist nun nicht gerade für seine Filmindustrie berühmt. Vielleicht gingen die Macher dieses Filmes deshalb auf Nummer Sicher und orientierten sich deutlich an dem, was aus den international erfolgreichen asiatischen Filmländern Hongkong/China, Südkorea oder sogar Taiwan kommt. Ein eigenständiges Flair besitzt „Blood Letter“ nämlich leider nicht. Im Gegenteil, statt auf eine innovative Geschichte zu setzen, werden vor allem Standards aus Filmen wie „Hero“, „House of Flying Daggers“ oder „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ kopiert. So hat man vor allem das Gefühl, all das schon tausendmal gesehen zu haben. Allein die beeindruckende vietnamesische Landschaft erinnert daran, dass dieser Film eben nicht aus einem der oben genannten Länder kommt.

Die durch zahlreiche Nebencharaktere unnötig verkomplizierte, aber an sich recht simple, Rachegeschichte ist ein alter Hut. Diese leidet außerdem zu Beginn noch darunter, dass in einem mythischen Prolog so schlechte CGI – und Spezialeffekte eingesetzt werden, dass man am liebsten erschrocken den Aus-Knopf drücken möchte. Danach läuft die Geschichte dann aber wieder auf altbekannten Bahnen weiter und verzichtet erst einmal auf solche technische Sperenzchen. Leider schafft es Hauptdarsteller Huynh Dong dabei aber, zu keiner Zeit echtes Charisma zu entwickeln. Er wirkt dafür zu brav und uninteressant. Seine beiden weiblichen Mitspielerinnen machen ihre Sache nur geringfügig besser, wobei zumindest die junge Midu in der Rolle einer jungen, rachesuchenden Schwertkämpferin, neben einem gewissen Nervfaktor, auch ein sehr süßes Aussehen mitbringt. Heimlicher Star des Filmes ist der (leider trotz intensiver Recherche im Internet namenlos gebliebene) Darsteller des bösen Schurken. Der glatzköpfige und durch eine Narbe im Gesicht entstellte Handlanger der bösen Königin ist ein echtes Highlight. Jederzeit bedrohlich und von einer geierhaften Aasigkeit, stiehlt er dem Helden locker die Schau. Jeder Auftritt dieses – irgendwie an Darth Maul aus „Star Wars: Episode 1“ erinnernden – Bösewichts ist von exquisiter Gefährlichkeit. Alle andern Nebendarsteller spielen solide, ohne großartig zu glänzen.

Während andernorts vor allem die von Johnny Tri Nguyen choreographierten Kampfszenen gelobt werden, fand ich diese doch eher enttäuschend. Zum einen sieht man deutlich, dass die Darsteller nicht aus dem „Genre“ stammen und ihre Bemühungen leicht ungelenk wirken, andererseits wird aber auch übermäßig häufig versucht, diesen Makel durch einen unverhältnismäßigen Einsatz von Seilen, erhöhter Geschwindigkeit und Computertricks zu kaschieren. Natürlich wirken einige dabei entstandene Bilder dynamisch, z.B. wenn der Getroffene nach einem Schlag, wie in einem Zeitlupen-Ballett durch die Luft segelt. Andererseits fehlt den Kämpfen aber auch jede Bodenhaftung und sie wirken nicht spielerisch leicht, wie z.B. ihr chinesisches Pendant. Die Regie unternimmt auch gar nicht erst den Versuch, die Figuren so wirken zu lassen, als ob sie tatsächlich meterhoch durch die Luft springen könnten. Es sieht ganz einfach nach dem aus, was es ist: Menschen, die an einem Seil durch die Luft gezogen werden. Leider gilt dieses Manko auch für viele teurere Produktionen aus China und Südkorea, und man sehnt sich doch sehr danach, endlich mal wieder einem echten Kampf-„Künstler“ bei der Arbeit zusehen zu können. Dazu muss man aber wohl nach Thailand ausweichen, wo ein Tony Jaa gerade durch die beeindruckende Echtheit seiner Kämpfe Furore macht.

Das erste große Martial-Arts-Epos aus Vietnam bewegt sich auf ausgetretenen Pfaden. Innovationen oder einen eigenständigen Stil sucht man vergebens. Dafür kann der Film mit einem hervorragenden Schurken und der eindrucksvollen vietnamesischen Landschaft punkten.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2012/12/ ... es-blutes/
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
Antworten