Deutschland 1971
R: Wolfgang Staudte
D: Horst Frank, Heinz Reincke, Christiane Krüger, Klaus Schwarzkopf, Sigurd Fitzek, Horst Hesslein
Heinz Jensen (Reincke) ist Taxifahrer und aktuell hat er das Problem, die „Glitzer-Lilly“ zu befördern, eine Millionärsfrau von der Elbchaussee, zugedröhnt bis in die Haarspitzen, die sich noch in seinem Taxi vollständig entkleidet, bevor sie auf der Rückbank einschläft. Da Heinz eine ehrliche Haut ist und nicht weiß, wohin mit ihr (gibt man nicht beim Einsteigen in ein Taxi ein Fahrtziel an?), gibt Heinz kurzerhand die Schnapsleiche auf der Davidwache (ohne „s“!!) ab, wo die ehrenwerte Frau Berndorf bereits einschlägig bekannt ist.
Heinz hat auch einen Bruder namens Willi (Horst Frank), der nach einem Bankraub seit zwei Jahren im Knast befindet bzw. befunden hat, denn mit einem Trick gelingt es ihm, auszubrechen. Nun will er die Beute von 500.000 DM, die er damals versteckt hat, holen. Doch als er die Adresse erreicht, sieht er eben noch, wie das Gebäude abgerissen wird. Das Geld ist verloren.
So macht sich Willi auf zu seinem Bruder, den er schon als Kind nicht mochte. Doch der ehrliche Heinz hält seinen Bruder für unschuldig und hat sich 10.000 DM vom Mund abgespart, um einen Anwalt bezahlen zu können, um ein Wiederaufnahmeverfahren erwirken zu können. Als Willi bei Heinz aufkreuzt, muss er allerdings feststellen, dass seine Frau Vera (Christiane Krüger) sich mittlerweile Heinz zugewandt hat, und außerdem erfährt er von den Berndorfs, von denen Heinz noch das Geld für die Taxifahrt kassieren muss.
Zusammen mit seinem Komplizen, dem Taxifahrer Timpe (Fitzek), entführt Willi seine Frau und plant den Fischzug bei den Berndorfs, dem die „Glitzer-Lilly“ zum Opfer fällt. Beim Versuch, die geraubten Juwelen in Bargeld umzuwandeln, muss Willi allerdings feststellen, dass auf dem Kiez bei Mord die Freundschaft schnell aufhört. Heinz hat unterdessen das Problem, dass Kommissar Knutzen (Schwarzkopf) ihm nicht abnimmt, von dem Treiben nichts zu wissen. Außerdem hat Heinz die Gabe, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein…
Als Heinz erfährt, dass Willi mit Vera als Geisel sich nach Dänemark absetzen will, sieht er nur noch einen Weg: Er muss selbst seinen Bruder stoppen…
Ja, auch Wolfgang Staudte hat seinen Anteil an der Pauli-Welle um 1970 gehabt und präsentiert uns eine sehenswerte Krimigeschichte um zwei sehr ungleiche Brüder. Horst Frank brillierte bereits in Jürgen Rolands „Die Engel von St. Pauli“, Heinz Reincke zählte eh zu Olsens St. Pauli-Stamm-Besetzung. Leider muss man immer noch auf die alte königliche VHS-Kassette zurückgreifen, um den Film zu genießen, aber vielleicht sich ja doch mal ein DVD-Label der deutschen exploitativen Filmhistorie. Ach ja, Horst Hesslein, der eine kleine Rolle als betrunkener Koberer hat, hab ich bei den Darstellern nur erwähnt, um jetzt darauf hinweisen, dass er 1976 in einem sehr anderen Film aus dem Kiezmilieu eine weitaus tragendere Rolle hatte. Aber das ist eine andere Geschichte, und die erzähle ich ein anderes Mal…
(oder Onkel Nello tut das...
)