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Die Maske des Dimitrios - Jean Negulesco (1944)

Verfasst: Mo 28. Jan 2013, 22:15
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Mask of Dimitrios

Herstellungsland: USA / 1944

Regie: Jean Negulesco

Darsteller: Sydney Greenstreet, Zachary Scott, Faye Emerson, Peter Lorre, Victor Francen, Steven Geray, Florence Bates, Eduardo Ciannelli, Kurt Katch, Marjorie Hoshelle, Georges Metaxa, John Abbott u. A.
Istanbul im Jahr 1938: Der Mörder und Spion Dimitrios Markropoulos ist tot. Vom Supergangster fasziniert, will der holländische Mystery-Autor Cornelius Leyden die dunkle Vergangenheit des geheimnisvollen Verbrechers erforschen, in dem er ein Buch über ihn schreibt. Seine Recherchen offenbaren ihm die Abgründe der verbrecherischen Taten und bescheren ihm unangenehme Bekannte...
Quelle: www.ofdb.de

Re: Die Maske des Dimitrios - Jean Negulesco (1944)

Verfasst: Mo 28. Jan 2013, 22:28
von buxtebrawler
„Wer der Mörder war, werden wir nie erfahren. Aber wer immer es war, er tat uns einen Gefallen.“

„Die Maske des Dimitrios“ ist ein US-Film-noir aus dem Jahre 1944 des gebürtigen Rumänen Jean Negulesco („Wie angelt man sich einen Millionär“, „Der Untergang der Titanic“), der auf dem gleichnamigen Roman von Eric Ambler basiert.

Ende der 1930er Jahre wird bei Istanbul eine männliche Leiche angespült. Laut den Papieren des Toten handelt es sich um den international gesuchten Schwerverbrecher Dimitrios Makropoulos (Zachary Scott, „Blondes Gift“). Colonel Haki (Kurt Katch, „Die jungen Löwen“) unterrichtet den holländischen Schriftsteller Cornelius Leyden (Peter Lorre, „Ruhe sanft GmbH“) von Makropoulos’ Untaten, woraufhin dieser die Leiche sehen will. Er beschließt, einen Roman über das Leben des Mannes zu verfassen und saugt begierig jede Information auf, die er über Dimitrios bekommen kann. Er erfährt von Haki, dass Dimitrios bereits 1922 bei einem Raubüberfall einen Mann tötete, woraufhin ein Unschuldiger für dessen Tat büßen musste, und dass er zuletzt für einen Schmugglerring in Paris tätig war. Doch Leyden will mehr erfahren und reist in Dimitrios’ griechische Heimat, wo er eine ehemalige Geliebte Dimitrios’ trifft und von einem gescheiterten Attentat erfährt. Während seiner Recherchen trifft er auf den undurchsichtigen Mr. Peters (Sydney Greenstreet, „Casablanca“) und nach anfänglichem Misstrauen beschließt man, gemeinsame Sache zu machen und dem Schicksal Dimitrios’ noch tiefer auf den Grund zu gehen...

Der auf seine Art unheimlich sympathisch und knuffig wirkende Peter Lorre führt als Hauptdarsteller durch diesen Kriminalfilm, der stilistisch ein wenig an Orson Welles’ „Citizen Kane“ erinnert – (vermeintlich) posthum wird das Leben eines Mannes aufgerollt und in Form von Rückblenden dem Zuschauer nahe gebracht. Aus der retrospektiven Erzählweise ergibt sich eine starke Dialoglastigkeit, die jedoch über weite Teile durch tolle Schauspieler vom alten Schlage zum Genuss wird, ab dem zweiten Drittel jedoch bisweilen auch etwas langatmig geriet. Dafür ist die Beziehung zwischen Lorre und Mr. Peters köstlich und sorgt für ein wenig Humor in einem ansonsten von menschlicher Skrupellosigkeit bestimmten Film, der anhand Dimitrios’ aufzeigt, zu welch perfiden Methoden ein Mensch zum Zwecke der eigenen Bereicherung fähig sein kann. In schöner Schwarzweiß-Photographie gibt sich der Film mit seinen unterschiedlichen Drehorten weltbürgerlich und räumt allen Charakteren genügend Raum zur Entfaltung ein, betont das Individuum. In Sofia erreicht der akustische Aspekt seinen Höhepunkt, wenn im Hintergrund das passende, stimmig-melancholische Stück „Perfidia“ gespielt wird.

Das nicht unbedingt überraschende Finale verwickelt unsere Protagonisten in einen Überlebenskampf, der seine Opfer fordert. Die Aussage des Films bringt das abschließende Zitat auf den Punkt, das diesen sorgfältig inszenierten und unterhaltsamen Noir-Krimi, der in erster Linie von Lorres verletzlich wirkendem Auftreten lebt, unterstreicht: „Sie sehen: Es gibt zu wenig Nächstenliebe auf dieser Welt!“