Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von jogiwan »

Die Entfesselten

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Originaltitel: L'Agression

Alternativtitel: Act of Aggression

Herstellungsland: Frankreich, Italien / 1975

Regie: Gérard Pirés

Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Catherine Deneuve, Claude Brasseur, Philippe Brigaud, Milena Vukotic

Story:

Paul Varlin ist mit seiner Frau Hélène und seiner Tochter Patty auf dem Weg in die Ferien.
Nach einer Pause auf einer Autobahnraststätte geht die Fahrt weiter, doch der entspannte Trip in den Urlaub endet, als 3 Motorradfahrer im Rückspiegel auftauchen und Jagd auf die Familie machen. Der Wagen kommt von der Straße ab und Paul Varlin wird von den Bikern brutal zusammengeschlagen. Als er mitten in der Nacht wieder zu Bewusstsein kommt, findet er seine geliebte Familie neben dem Auto. Vergewaltigt und ermordet! Gemeinsam mit seiner Schwägerin Sarah und der Polizei versucht er, die 3 Biker zu finden. Als die Ermittlungen ins Leere führen, schlägt Varlins Trauer in blinden Hass um und im Wahn der Selbstjustiz startet er einen unbarmherzigen Rachefeldzug gegen die Mörder seiner Familie! (quelle: subkultur-entertainment)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Nello Pazzafini
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Nello Pazzafini »

hhmmm, was hab ich mich gefreut, endlich wieder mal ein Franzosen den ich nicht kannte von früher (oder mich zumindest in keinster weise erinnern konnte), bei der gerade veröffentlichten DVD Sichtung kamen mir dann einige szenen doch bekannt vor und leider leider wurde ich enttäuscht! Was ich nicht für möglich hielt liegt doch eine Top Besetzung vor, Trintignant, Brasseur, Deneuve, hier wird die Geschichte einfach nicht gut erzählt, es gibt Längen, irgendwie geht es auch nie wirklich los und am Ende war ich eigentlich ziemlich enttäuscht - sehr verschenkt das alles, leider.
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Blap
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Blap »

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DVD: Subkultur Entertainment



Die Entfesselten (Frankreich, Italien 1975, Originaltitel: L'agression)

Rache, Wahnsinn und sonstige Irrtümer?

Paul Varlin (Jean-Louis Trintignant) ist mit Gattin Hélène (Michèle Grellier) und Tochter Patty (Delphine Boffy) auf dem Weg in den Urlaub. Auf einer Autobahnraststätte kommt es zu einem kleinen Zwischenfall mit drei Motorradfahrern. Wenig später entdeckt der Familienvater die Biker im Rückspiegel, es folgt eine gefährliche Auseinandersetzung bei hohem Tempo. Schließlich landet die Familie mit ihrem PKW auf einem Feld abseits der Autobahn, Paul liefert sich eine wüste Prügelei mit den erneut auftauchenden Typen und wird bewusstlos geschlagen. Kaum ist der Geprügelte wieder halbwegs auf den Beinen, erblickt er ein Bild des Grauens, Hélène und Patty leben nicht mehr! Zur Beerdigung ihrer Schwester reist Sarah (Catherine Deneuve) an, gelangweilte Ehefrau und kantiger Witwer kommen sich körperlich nahe. Derweil gehen die polizeilichen Ermittlungen nur schleppend vorwärts, Paul wird zunehmend von Rachegelüsten ergriffen ...

Regisseur Gérard Pirès präsentiert uns ein Werk abseits üblicher Rachethriller und/oder Bikermovies. Protagonist Paul Varlin erhebt sich nicht als aufrechter Bürger über den mit Abschaum gefüllten Sumpf, vielmehr bekommen wir es mit einem aufbrausenden Hasardeur zu tun, klare Grenzen zwischen Gut und Böse lösen sich auf. Unerbittlich dreht sich die Spirale, fieser Twist inklusive, die blutige Abrechnung scheint nicht mehr aufhaltbar, glücklicherweise sind Franzosen oft für Überraschungen gut. Auf den ersten Blick mag das Finale zu brav angelegt sein, doch diese gegen aufgebaute Erwartungshaltungen gebürstete Marschrichtung, soll sich letztlich als mutig und konsequent erweisen. Ich möchte nicht zu viel verraten, wende mich daher umgehend den zentralen Charakteren zu.

Jean-Louis Trintignant bricht das Klischee des präzisen Selbstjustizlers auf. Nein, ein wortkarger und zielstrebiger Racheengel ist Paul Varlin keineswegs, vielleicht eine Art Gegenentwurf. Varlin pöbelt mit Vorliebe, verliert schnell die Beherrschung, vögelt nach dem gewaltsamen Tod seiner Gattin deren Schwester. Mit Trintignant hat man die Hauptrolle grandios besetzt, hier wird kein strahlender Held oder höschenbefeuchtender Sexgott benötigt. Catherine Deneuve gibt die frustrierte Hausfrau auf der Suche nach Abenteuern, der gewaltsame Tod von Schwester und Nichte schrumpft zur Nebensache. Auf der Suche nach Liebe, Lust und Aufmerksamkeit, vordergründig symbolisiert ein Wechsel der Frisur Veränderung, den Willen zum Glück und den Aufbruch in eine bessere Zukunft. Deneuve und Trintignant prallen aufeinander, ineinander, bleiben gemeinsam einsam, Antworten gibt das Finale nicht, an Fingerzeigen mangelt es jedoch keineswegs. In der wichtigsten Nebenrolle sehen wir Claude Brasseur als André Ducatel. Jener Ducatel arbeitet als Kellner, bringt eine herrlich schmierig-schleimige Aura ins Spiel, Brasseur ist für mich der wahre Star des Streifens, daran ändern auch die starken Vorstellungen von Trintignant und Deneuve nichts. André Ducatel verdient den Preis "Schmierlappen des Monats", für Freunde schräger Schweinepriester eine wahre Wonne. Philippe Brigaud gefällt als Gesetzeshüter, während Franco Fabrizi eine weitere Schippe Lustmolch ins Spiel bringt.

Harsche Dialoge sind kein Problem, gar erwünscht? Dann freut euch auf ein kleines Feuerwerk rüder Sprüche und Beschimpfungen, die wilden Siebziger in Bestform! "Die Entfesselten" hat noch mehr zu bieten, so nötigt mir die jederzeit stimmungsvolle Kameraarbeit Respekt ab. Auf das unerwartete Ende habe ich bereits hingewiesen, lasst euch überraschen! Rache mag oft Blutwurst sein, diesmal kommt sie in Form von Schweinskopfsülze mit doppelter Portion Gelee aus der Hüfte. Auf besondere Weise schmackhaft, die Saat geht in Mund, Magen, Herz und Hirn auf, ergo schlucke ich altes Luder allzu gern.

Subkultur Entertainment bietet "L'agression" in schöner Qualität an, auf Wunsch mit dem alternativen Ende der deutschen Kinofassung. Obendrauf gibt es eine Bildergalerie, hinzu kommt ein Booklet mit Anmerkungen von Marcus Stiglegger. Fast hätte ich das Wendecover für Spielkinder unterschlagen. Tolle Veröffentlichung eines prächtigen Films, vielen Dank dafür! Kaufzwang, ist doch klar!

Dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut). Sammelwürdigkeit der DVD: 10/10!


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Onkel Joe
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Onkel Joe »

Dieses mal halte ich es mit dem Nello, der Anfang ist Bombe aber nach 30 Minuten läuft so ziemlich alles aus dem Ruder. Das ganze hält keine durchlaufende Linie und wirkt ab einem gewissen Zeitpunkt nur nach zerfahren.
Ich hab mich so gefreut auf die DVD(die an sich große Klasse ist) aber der Film knallt nicht wirklich, leider.
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Blap
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Blap »

Hm, eben dieses "Kack-auf-die-Erwartungshaltung-des-Zuschauers" macht IMHO einen großen Teil des Reizes aus. Der Auftakt ist üblicher Stoff, danach wird der Streifen mehr und mehr zu einem faszinierenden Kleinod.
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Onkel Joe
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Onkel Joe »

Blap hat geschrieben:Hm, eben dieses "Kack-auf-die-Erwartungshaltung-des-Zuschauers" macht IMHO einen großen Teil des Reizes aus. Der Auftakt ist üblicher Stoff, danach wird der Streifen mehr und mehr zu einem faszinierenden Kleinod.
Die ersten 30 Minuten haben mich ja auch geflasht aber danach wurde das ganze einfach nicht strikt zu ende geführt. Ein deutlicher Schwund in allem ist zu bemerken und meine DVD hat dann einen neuen Besitzer gefunden.Dieses Filmchen schaue ich im Leben kein 2. mal mehr.
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Nello Pazzafini
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Nello Pazzafini »

Onkel Joe hat geschrieben:
Blap hat geschrieben:Hm, eben dieses "Kack-auf-die-Erwartungshaltung-des-Zuschauers" macht IMHO einen großen Teil des Reizes aus. Der Auftakt ist üblicher Stoff, danach wird der Streifen mehr und mehr zu einem faszinierenden Kleinod.
Die ersten 30 Minuten haben mich ja auch geflasht aber danach wurde das ganze einfach nicht strikt zu ende geführt. Ein deutlicher Schwund in allem ist zu bemerken und meine DVD hat dann einen neuen Besitzer gefunden.Dieses Filmchen schaue ich im Leben kein 2. mal mehr.
seh ich genauso, hat mich im endeffekt regelrecht enttäuscht und wurde auch wieder verkauft
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ui, was war denn das? Familienvater auf dem Weg in den Urlaub hat Zoff mit 3 vollgehelmten Roggern, weshalb sein Volvo-Kombi von der Autobahn abkommt. In nachfolgender Schlägerei geht er zu Boden. Als er wieder zu sich kommt, stellt er fest, dass Frau und Tochter vergewaltigt und ermordet wurden!

Aus England kommt Schägerin Sarah angereist, die gerade in einer Ehekrise steckt. Nach erstem Frustbesäufnis versucht Paul, unser frischgebackener Witwer, kurzerhand Sarah zum Sex zu zwingen! Ja, es lässt sich leugnen: Dieser Mann ist ein Arschloch. Nachdem Sarah die Gewaltattacke abgewehrt hat, ist sie trauter Zweisamkeit mit Paule allerdings nicht mehr abgeneigt. :shock:

Die Polizei hat unterdessen einige Verdächtige verhaftet, die aber nicht eindeutig identifiziert werden können und außerdem über ein Alibi verfügen. Paul entschließt sich, die Aufklärung des Falls in die eigenen Hände zu nehmen und findet rasch heraus, dass das gegebene Alibi falsch ist (da hätte die Polizei auch selbst drauf kommen können: Franco Fabrizi darf man nicht trauen! Haben die etwa nicht "Das Syndikat" gesehen?) und macht nähere Bekanntschaft mit dem Autobahnraststättenkellner André, der sich mit diversen seltsamen Hobbys beschäftigt, wie fremde Leuten belauschen, aber auch mit Jagdwaffen. Unterdessen können Paule und Sarah sich nicht so richtig entscheiden, ob sie einander vögeln oder verstoßen sollen.

Und warum kauft Paule eine Schrotflinte? Der will doch nicht etwa die Rockers selbst richten? Aber...

Sehr interessantes Filmchen aus Frankreich, das zwischen Sleaze, Rachefeldzug und Beziehungsdrama changiert, wie das wohl nur die Franzosen konnten. Die Besetzung mit Jean-Louis Trintignant, Catherine Deneuve und Claude Brasseur ist hochkarätig, gleiches gilt für die Musik. Check this out!

Und jetzt alle: Danke Subkultur!
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Adalmar
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Adalmar »

ugo-piazza hat geschrieben:Und jetzt alle: Danke Subkultur!
Ohne jetzt was gegen Subkultur sagen zu wollen, der Film hat mich auch nicht besonders mitgerissen. "Wie es nur die Franzosen konnten" - naja, gerade dieses gedankenlose Beziehungs-olàlà zwischen Trintignant und Deneuve hat mich hier gar nicht überzeugt. Dass beide, statt um die tote Ehefrau/Schwester zu trauern, in die Kiste hüpfen, hätte man irgendwie intensiver, fundierter darstellen müssen. Es kommt einfach so plötzlich und unmotiviert daher. Solche Rache-Stoffe, wie sie die hier zu Recht hochgeschätzten Italo-Kracher gemeistert haben, funktionieren für mich im französischen Film eher selten, kommen zu unterkühlt und leidenschaftslos daher, mit zu wenig Biss. Immerhin fand ich die Figur von Claude Brasseur recht interessant, wobei einem die auch nicht sonderlich nahegeht.
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Onkel Joe
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Re: Die Entfesselten - Gérard Pirés (1975)

Beitrag von Onkel Joe »

ugo-piazza hat geschrieben: Check this out! Und jetzt alle: Danke Subkultur!
Warum?! Für was sollen wir danke sage, für was?

Wir bekommen das Teil nicht "for free" und richtig gut ist dieser Film auch nicht, ich sehe da keinen Grund für.
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