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Darsteller: Mia Farrow, Dorothy Alison, Robin Bailey, Diane Grayson, Brian Rawlinson, Norman Eshley, Paul Nicholas, Lila Kaye u. A.
Als die durch einen Reitunfall erblindete Sarah (Mia Farrow) von einem Nachmittag mit ihrem Freund Steve (Norman Eshley) heim kommt, findet sie ihre ganze Familie ermordet vor. Als sie das Armband des Mörders findet, wird sie selbst zur Gejagten...
Hollywood-Routinier Richard Fleischer („20.000 Meilen unter dem Meer“) inszenierte im Jahre 1971 mit „Stiefel, die den Tod bedeuten“ einen packenden Thriller, der gut und gerne zum Bereich der „Prä-Slasher“ gezählt werden darf: Ein Unhold macht Jagd auf ein mehr oder weniger wehrloses Mädchen.
Sarah (Mia Farrow, „Rosemaries Baby“) ist durch einen Reitunfall erblindet und zieht nach ärztlicher Betreuung ins Haus ihrer Tante und deren Familie ein. Sie nähert sich ihrem früheren Freund Steve wieder an, überwindet mit dessen Hilfe ihre Angst und unternimmt Ausritte mit ihm. Als sie eines Tages von einem Ritt nach Hause zurückkehrt, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass die ganze Familie ermordet wurde und ihre Leichen im Haus verstreut liegen. Doch es kommt noch schlimmer: Der Mörder hat etwas am Tatort zurückgelassen und kehrt wieder zurück, um es zu holen – während sich Sarah im Haus aufhält…
Zu Beginn sieht man nur die Stiefel – auffällige Cowboystiefel, um genauer zu sein. Ohne den dazugehörigen Träger oberkörperaufwärts zu zeigen, folgt man ihnen, wie sie durch die Stadt schlendern – und schließlich vor dem Anwesen der Tante Sarahs Halt machen. Schnitt. Fortan stellt Fleischer dem Zuschauer Sarah, ihr Schicksal und ihre Familie vor. Man wird Zeuge der Tücken, die der Alltag für die frisch Erblindete bereithält, aber auch der Fürsorge ihrer Familie. Der sehr ruhig erzählte Film nimmt sich viel Zeit, beispielsweise auch, um dramaturgisch geschickt Sarahs Leben im Haus detailliert zu zeigen, während sie auf ihre Nichte wartet. Durch diese Herangehensweise entwickelt sich eine unheilschwangere Stimmung, die dann ihren Höhepunkt erreicht, wenn sich Sarah unwissentlich fast neben eine Leiche legt. Die vorausgegangenen Morde wurden dem Zuschauer nicht gezeigt, der ohnehin stets nur einen geringen Wissensvorsprung vor der Protagonistin hat. Dies wird insbesondere durch eine ausgefeilte Kameratechnik erreicht, die die Perspektive des Zuschauers stark einengt, kaum Übersicht bietet, häufig lediglich mit Sicht auf den Fußraum verharrt. Wichtige Informationen bleiben oftmals außerhalb des sichtbaren Bereichs, was der Zuschauer ahnt, aber nicht weiß und sich so ein gutes Stück weit in Sarahs Behinderung hineinfühlen kann. Diese Kameraarbeit geht dabei jedoch subtil genug vor, um nicht Gefahr zu laufen, ungenießbar zu werden. Hier wurde ein Kompromiss gefunden, der die Möglichkeiten des Mediums sehr gut ausnutzt, ohne den Zuschauer aus den Augen verlieren – obwohl man diesen vorsätzlich das Geschehen aus den Augen verlieren lässt.
Der unprätentiöse, spröde Stil des Films wurde zuvor lediglich von einer ausgiebigen, kitschigen Reitszene mit heroischer Musik aufgebrochen, die verdächtig nach Streckmittel aussieht. Erst in Minute 48 erlangt Sarah die Erkenntnis hinsichtlich ihrer lebensgefährlichen Situation, ab diesem Zeitpunkt zieht das Tempo etwas an. Doch während andere Thriller dieser Art gern auf visuelle Schocks, mit denen die Protagonisten konfrontiert werden, setzen, funktioniert dies hier nicht bzw. würde das Konzept über den Haufen werden. Stattdessen bemüht sich Fleischer um die volle Dosis nervenzerrender Suspense und ohnmächtige Panik, was in einigen starken, symbolträchtigen Momenten kulminiert. Wenn sich Sarah aus der Hütte befreien kann, bleibt sie dennoch Gefangene ihrer Behinderung, wehrt sich trotzdem redlich, ist gezwungen, vielleicht mehr als je zuvor ihre Intelligenz einzusetzen. Ein Survival-Abenteuer indes wird „Stiefel, die den Tod bedeuten“ nicht, denn schon bald naht die ersehnte Hoffnung in Form ihrer Freunde, nachdem die vorherige anscheinend (oder scheinbar?) jäh zerschlagen wurde. In diesem Zusammenhang, der einen etwas eigenartigen Plottwist beherbergt, thematisiert Fleischer am Rande Ressentiments gegen Zigeuner, wenngleich diese durch ihr Verhalten tatsächlich nicht sonderlich integer wirken. Jedoch komplett im Dunkeln bleibt das Motiv des Täters, das auch nach dessen Enttarnung nicht zur Sprache kommt.
Der im englischen Berkshire gedrehte Film ist eine intensive, konsequent psychologisch harte Tortur, die von einer wunderbar authentisch wirkenden, Zerbrechlichkeit suggerierenden schauspielerischen Leistung Mia Farrows lebt und neben der Angst vor dem Verlust des Augenlichts oder anderer Sinne die Paranoia vor sich unbemerkt im Haus aufhaltenden Menschen schürt. Auf sein entschleunigtes Erzähltempo sollte man sich jedoch einlassen können und ein ein wenig enttäuschendes Finale mit all seinen offenbleibenden Fragen akzeptieren können.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben:
Erst in Minute 0:48 erlangt Sarah die Erkenntnis hinsichtlich ihrer lebensgefährlichen Situation, ab diesem Zeitpunkt zieht das Tempo etwas an.
Also bereits nach 48 Sekunden?
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Würde ich auch sagen! Hier sollte sich der Zuschauer am besten seine eigenen Gedanken machen. Es muss nicht immer für alles eine Erklärung auf dem Silbertablett geliefert werden.
Die Reitszene ist keineswegs ein Streckmittel. Die Szene verdeutlicht, dass Sarah trotz ihrer Blindheit weiterhin Freude am Leben empfindet, dass sie trotz ihrer Behinderung eine Zukunft hat, für die sie später kämpft. Auch dass sie, obwohl sie dem Reitsport ihre Blindheit "verdankt", wieder Vertrauen zu einem Pferd fasst, zeigt diese positive Energie. Sie soll eben nicht auf die Rolle des dauernd leidenden Opfers reduziert werden.
Außerdem sorgt diese Szene im Verhältnis zu dem, was folgt, für ein Wechselbad der Gefühle beim Zuschauer - ging zumindest mir so.
Sehr funktionaler und packender Thriller aus dem Jahre 1971, der sich aber auch entsprechend Zeit lässt, sein bedrohliches Szenario zu schaffen und nach der Halbzeit aber hübsch die Spannungsschraube stetig anzieht. Eine junge und durch einen unerwarteten Schicksalschlag blind gewordene Frau versucht nach einem Klinikaufenthalt im Haus ihrer Tante wieder neuen Lebensmut zu finden und gerät dabei unerwartet in die Fänge eines psychopathischen Killers. Lange Zeit ist dabei weder der Protagonistin, noch dem Zuschauer klar was überhaupt passiert ist, bzw. welcher unerwarteten Bedrohung die junge und blinde Frau in den weitläufigen und abgelegenen Haus eigentlich ausgesetzt ist. Neben der wendungsreichen Geschichte und wunderbar heruntergekommenen Locations besticht "See No Evil" aber auch durch die tolle Darstellung von Mia Farrow und einer geschickten Kameraführung. Überflüssig zu erwähnen, dass mir der Streifen auch ausnehmend gut gefallen hat.