Seite 1 von 1

I.K.U. - This Is Not Love, This Is Sex - Shu Lea Cheang (2000)

Verfasst: Di 26. Feb 2013, 17:10
von buxtebrawler
Bild

Originaltitel: I.K.U.

Herstellungsland: Japan / 2000

Regie: Shu Lea Cheang

Darsteller: Miho Ariga, Yumeko Sasaki, Ayumu Tokitô, Maria Yumeno, Myu Asou, Etuyo Tsuchida, Tsousie, Zachery Nataf, Mash, Aja
Reiko ist ein Cyborg. Ihr Job besteht darin, Daten für eine große Orgasmus-Datenbank zu sammeln. Ihr Arbeitgeber, die GENOM Corporation, will damit virtuelle Sex-Erlebnisse vermarkten. Als Reiko sich in einem Nachtclub mit dem rätselhaften “Tokyo Rose” Virus ansteckt, scheint ihre Mission mitsamt allen Daten verloren zu sein. Doch ein System-Restart und eine wilde Affäre mit dem Stricher Akira laden ihren I.K.U.-Chip wieder auf. (Inhaltsangabe von User Mirco)
Quelle: www.ofb.de

Re: I.K.U. - This Is Not Love, This Is Sex - Shu Lea Cheang

Verfasst: Di 26. Feb 2013, 17:11
von buxtebrawler
„London funktioniert nur mit ISDN!“

Japan, 21. Jahrhundert: Die Genom Corporation wiederverwertet ihre Replikanten als Porno-Stars. Reiko ist ein solcher Cyborg der neuesten Generation, der durchs Nachtleben streift und sexuelle Erfahrungen sammelt, die auf eine „Bio-Disk“ gespeichert werden, Diese sollen später in Automaten als Mikrochips verkauft werden, damit jeder Interessierte die Sex-Abenteuer nacherleben kann. Außerdem kursiert eine Art Droge, die den Konsumenten sein intensivstes Sex-Erlebnis noch einmal fühlen lässt. Die Konkurrenz der Genom Corporation schläft nicht und versucht, mittels der Replikantin „Tokyo Rose“ die Genom-Cyborgs mit einem Virus zu infizieren.

Soweit zumindest theoretisch die sich dreist bei „Blade Runner“ bedienende Handlung dieses eigenartigen japanischen Cyberpornos aus dem Jahre 2000, der unter Regie der Videokünstlerin Shu Lea Cheang entstand. „Theoretisch“ deshalb, weil sie praktisch im fertigen Film höchstens erahnbar ist. Reichlich kurz eingeblendete englische Texttafeln liefern ein paar dieser Hintergrundinformationen, die ansonsten äußerst lose eine viele Bereiche sexueller Vorlieben abdeckende Abfolge mehr oder weniger pornographischer Szenen miteinander verbinden. So ambitioniert und nicht unbedingt uninteressant diese „Virtual Reality“-Story auch klingen mag, letztlich hat sie mit dem Resultat nicht viel zu tun und scheint eine pornotypische Alibifunktion zu erfüllen. Dialoge gibt es wenige und wenn, sind diese einsilbig und verzichtbar sowie zudem in japanisch-englischem Mischmasch gehalten, was die Sache unnötig verkompliziert.

In Digitalvideo-Optik und abweisender, kalter, künstlicher Plastikästhetik deckt die gestaltenwandlerische Reiko (tatsächlich wurde natürlich mit verschiedenen Darstellerinnen gedreht) mit ihren episodenhaften Erlebnissen die Bereiche Hetero- wie Homo-Sex, Bondage, Transsexualität, Selbstbefriedigung etc. ab, für die mit hektischen Bildabfolgen, grell-neonbunten Farben und allerlei Science-Fiction-artigen Computeranimationen gearbeitet wird, darunter unfreiwillig Komisches wie die computergenerierte Innenansicht einer Vulva, in die ein ebenfalls computergenerierter Penis eindringt. Allzu Explizites wird mittels hochgradig nervender Verpixelung wegzensiert, was jedoch nur selten vorkommt, da „I.K.U.“ auch in den Sexszenen kein herkömmlicher Porno sein möchte, sondern seiner fragwürdigen Ästhetik folgt und fröhlich zwischen Soft- und Hardcore schwankt, vieles nur andeutet, anderes kurzzeitig in voller Pracht zeigt – eine klare Linie oder ein bestimmter Stil sind nicht erkennbar. So ansehnlich manch Darstellerin auch ist, so nur schwer genießbar ist das Herumgepoppe, das weitestgehend entmenschlicht und synthetisch wirkt – was jedoch wiederum sicherlich im Interesse der Regisseurin liegt, eventuell sollte dadurch Kritik an einer Sex-Industrie geäußert werden. Was auch immer die Beweggründe waren, letzten Endes ist die Art der Inszenierung für den gemeinen Pornoästheten sicherlich ebenso wenig befriedigend wie für den Science-Fiction-Freak, der um die vorgegaukelte Handlung glatt betrogen wird.

Vielleicht soll „I.K.U.“ Kunst sein, die viel zu elitär ist, um sich mit so etwas Profanem wie dem Zuschauer zu beschäftigen. Vielleicht bedient man aber auch einen ganz speziellen Fetisch, von dem ich bisher noch nichts wusste. Aus meiner Sicht, die erotischen Experimenten durchaus aufgeschlossen gegenübersteht, ist „I.K.U.“ aber das filmgewordene Äquivalent zur Stumpfelektrodisco – nicht zuletzt durch den unablässig dudelnden, furchtbaren Technokacke-Soundtrack –, ein Trip in eine gleichförmige, langweilige, synthetische Welt bar jeden Höhepunkts, jeder Emotion, jeder Seele; und das eben nicht nur als filmisches Stilmittel, sondern als gewollte (?) Form des dadurch nahezu reizlosen, abweisenden Gesamtwerks, das damit höchstens für jeder Realität entrückte, sedierte Chemie-Junkies erträglich scheint. Dank der zumindest im Ansatz spannenden Vorstellung perfekter Sex-Cyborgs und einiger unter etwas anderen Umständen sicherlich sehr erotischer Darstellerinnen springen bei mir zumindest noch drei Pünktchen heraus.

Re: I.K.U. - This Is Not Love, This Is Sex - Shu Lea Cheang (2000)

Verfasst: Di 24. Aug 2021, 12:47
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 27.08.2021 zusammen "Fluidø" noch einmal bei Rapid Eye Movies auf DVD:

Bild

Re: I.K.U. - This Is Not Love, This Is Sex - Shu Lea Cheang (2000)

Verfasst: Mo 13. Sep 2021, 19:40
von Il Grande Racket
buxtebrawler hat geschrieben: Di 24. Aug 2021, 12:47 Erscheint voraussichtlich am 27.08.2021 zusammen "Fluidø" noch einmal bei Rapid Eye Movies auf DVD:

Bild
Kommt jetzt am 26. September. Bin schon gespannt, kenne den noch nicht.