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Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Do 28. Feb 2013, 23:57
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Lawnmower Man

Herstellungsland: USA / Großbritannien / Japan (1992)

Regie: Brett Leonard

Darsteller: Jeff Fahey, Pierce Brosnan, Jenny Wright, Mark Bringleson, Geoffrey Lewis, Jeremy Slate, Dean Norris, Colleen Coffey, Jim Landis, Troy Evans, Rosalee Mayeux, Austin O'Brien u. A.
Der geschasste Wissenschaftler Dr. Lawrence Angelo (Pierce Brosnan) benutzt den halbdebilen Gärtner Jobe (Jeff Fahey) illegal als Testperson für eine intelligenzfördernde Droge. Als Lernprogramm arbeitet er mit Jobe in einer künstlichen Realität, die man selbst formen kann. Das Experiment zeigte gute Erfolge, doch das wachsende Wissen weckt in Jobe eigene Ideen über sein künftiges Schicksal.
Quelle: www.ofdb.de

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Do 28. Feb 2013, 23:58
von buxtebrawler
„Die virtuelle Realität ist der Schlüssel zur Entwicklung des menschlichen Bewusstseins!“

Da die Produzenten von „New Line Cinema“ die Filmrechte an Stephen Kings Kurzgeschichte „Der Rasenmäher-Mann“ besaßen, reicherten sie das ursprünglich unter dem Titel „Cyber God“ verfasste Drehbuch von Brett Leonard und Gimel Everett mit einigen wenigen Bezügen zu Kings Geschichte an und vermarkteten den 1992 unter der Regie Leonards („Dead Pit“) in US-amerikanisch-britisch-japanischer Koproduktion entstandenen Film als „Stephen King’s Lawnmower Man“, wogegen King mehrmals und letztlich erfolgreich klagte. Die Produzenten leisteten auch der Reputation des Films damit einen Bärendienst, denn das Publikum verglich den Beitrag zum Science-Fiction-Genre fortan mit Kings Geschichte und musste zwangsläufig enttäuscht werden. Seither wird der Film sehr gemischt aufgenommen, oftmals wird harsche Kritik laut. Dabei gibt die Handlung eigentlich einiges her:

Dr. Angelo (Pierce Brosnan, „GoldenEye“) experimentiert im Auftrag des US-Militärs an einem Schimpansen mit Drogen zur Leistungssteigerung, um einen neuartigen Soldatentypus zu erschaffen. Doch das Versuchstier flieht eines Tages und läuft direkt in die Hände des geistig zurückgebliebenen Jobe (Jeff Fahey, „Psycho III“). Dr. Angelos Auftragsgeber erschießen das Tier, doch Angelo lernt den einfältigen Jobe, der sich bislang quasi ausschließlich für seinen Job als Rasenmäher interessierte, näher kennen und führt seine Experimente zunächst spielerisch und ohne militärische Ausprägung sowie ohne Regierungsaufsicht an ihm fort. Nach einiger Zeit stellen sich tatsächlich faszinierende Erfolge ein, was Angelos ehemalige Arbeitgeber wieder auf den Plan ruft. Noch immer besessen von der Idee, eine perfekte Killermaschine zu schaffen, jubeln sie Jobe eine Substanz unter, die nicht nur seine Intelligenz, sondern auch seine Aggressivität steigert. Jobe, mittlerweile zu Telepathie und Telekinese fähig, gerät außer Kontrolle und wird zu einer ernstzunehmenden Gefahr, der kaum noch etwas entgegenzusetzen ist...

„Willst du mitten in der Nacht Rasenmähen?“

In einer Zeit, in der sich die Bevölkerung mittels Personalcomputern immer mehr technisierte, ein stärkeres Bewusstsein für technische Möglichkeiten entwickelte und der Faszination von leistungsstarken, computergenerierten virtuellen Welten erlag, wollte „Der Rasenmäher-Mann“ eigentlich ganz etwas anderes sein als die Verfilmung einer grotesken Kurzgeschichte eines Horrorautors aus dem Jahre 1970, nämlich ein modernistischer, visuell neue Maßstäbe setzender Science-Fiction-Thriller und wurde u.a. beworben als „Deutschlands (?!) erster Virtual-Reality-Film“. Tatsächlich ist „Virtual Reality“ als Modebegriff Thema des Films, jedoch in weitaus geringerem Maße, als man demnach annehmen konnte – sicherlich ein weiterer Grund für die missverständliche Resonanz des Publikums. Anstelle eines Cyber-Thrillers der Marke „Tron für Erwachsene“ handelt es sich nämlich um einen über weite Strecken herkömmlich erzählten und umgesetzten phantastischen Film, der eine grauenhafte Gefahr in eine verschlafene US-amerikanische Kleinstadt trägt. Der aufgeschlossene und von einer irreführenden Erwartungshaltung weitestmöglich befreite Zuschauer wird Zeuge, wie Pierce Brosnan rückblickend betrachtet in anerkennungswürdiger Weise gegen sein Bond- und Sunnyboy-Image anzuspielen scheint, das er damals natürlich noch gar nicht hatte, und ein wandlungsfähiger Jeff Fahey vom Einfaltspinsel zu Super-Jobe wird, zumindest im überlangen Director’s Cut durchaus ruhig und feinfühlig innerhalb einer Handlung konstruiert, die deutliche Kritik an Autoritäten, Militär, Gewalt und der Wissensfeindlichkeit und Geldgier der Kirche übt.

So richtig wird die Spezialeffekt-Kiste im Zusammenspiel mit Gewalt eigentlich erst nach fast 100 Minuten (Director’s Cut...) geöffnet, in Form einer leider eher misslungenen Illusion eines brennenden Priesters. In dieser Hinsicht an Fahrt gewinnt „Der Rasenmäher-Mann“, wenn der Allmachtsphantasien erlegene Jobe seine Gegenspieler per Telepathie/-kinese beseitigt oder in Pixel auflöst. Und dann wäre da natürlich die beschworene „Virtual Reality“, die durch eine Vorrichtung in Dr. Angelos Labor betretbar ist (und die auch schon wesentlich früher in die Handlung integriert wurde) und auf deren Ebene die Auseinandersetzungen irgendwann verlagert werden. In der Tat leisteten hier moderne Computer viel Arbeit für die Erschaffung dieser rauschartigen virtuellen Realität, die in kunterbunten Farben Zeit, Raum und Physik außer Kraft setzt und damit Bilder präsentiert, wie sie sich Computer- und Videospieler für die Objekte ihrer Begierde erhofften, da sie in ihrer Flüssigkeit die zukünftigen Möglichkeiten von Computeranimationen aufzeigten. Andererseits schlugen in den zwei Jahren zuvor bereits hochbudgetierte Filme wie „Total Recall – Die totale Erinnerung“ und „Terminator 2“ in weitaus subtilerer, weniger selbstzweckhafter Art genau diese Richtung ein, in deren Fahrwasser „Der Rasenmäher-Mann“ bestimmt gern rezipiert werden wollte. Dazu hat es dann auch mit dem offenen Ende und der eigenartigen Pointe nicht ganz gereicht, denn dafür fehlte es einfach an den ganz großen Bildern, an einer atemberaubenden, entschiedener auf den Punkt kommenden Dramaturgie und einer eindeutigeren, konsequenteren Science-Fiction-Stimmung sowie bestimmt auch mehr Action, ohne die die visuelle Technikdemonstration ein wenig verloren wirkt und Gefahr läuft, rein für sich betrachtet im Zuge des rasenden Fortschritts in diesem Bereich schnell überholt zu wirken.

Mit dem mittlerweile großen zeitlichen Abstand empfinde ich „Der Rasenmäher-Mann“ jedoch als interessantes Stück Zeitgeschichte, das verglichen mit o.g. Beispielen auf meines Erachtens nicht unangenehme Weise weitaus weniger durchdesignt erscheint (ja, ich mache gerade aus der Not eine Tugend) und mit seinen sympathisch wirkenden Hauptdarstellern eine passable Alternative für Schwarzenegger-Skeptiker darstellen kann.

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 15:19
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 25.07.2014 bei Mad Dimension / Alive auf Blu-ray und am 12.09.2014 ebendort auf DVD.

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 16:54
von purgatorio
hab ich als Knabe häufiger gesehen, bis ich eines Tages merkte, wie scheiße der Film ist :lol:

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 17:00
von jogiwan
ich hab den seinerzeit im Kino gesehen und weiss aber trotzdem nicht, ob ich mir den nochmals anschauen wollen würde... ich hab da ja vor allem immer noch solche Bilder im Kopf...

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und solche

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und solche...

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:angst: :angst: :angst:

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 17:03
von buxtebrawler
Geile Bilder, '90s Raytracing rules ok 8-)

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 17:15
von purgatorio
Die Vögelei im Virtual Reality fand ich damals aber ganz nett :mrgreen:

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 17:51
von dr. freudstein
hhhmm, ich hab den einmal gesehen, aber nicht als Knabe und hatte ihn als recht beliebt bei andren in Erinnerung, ich hingegen famnd den rechts scheisse und die Bilder sagen ja alles, schrecklich, ungeniessbar. der bux macht sicher nur scherze.

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Mo 3. Okt 2016, 07:37
von jogiwan
Dr. Angelo ist ein genialer Wissenschaftler und forscht im Auftrag der Regierung mit einer intelligenzfördernden Droge, die in der „virtuellen Realität“ die Gehirnkapazitäten und auch das Aggressionspotential des Probanden fördert. Als der zu Versuchszwecken dafür genutzte Schimpanse kurzerhand aus der Forschungsanstalt ausbricht und dabei wie in seiner Simulation ein paar Menschen aus dem Weg räumt, flüchtet das verletzte Tier geradewegs in die Arme des zurückgebliebenen und von allen verspotteten Jobe, der ansonsten für das Mähen der örtlichen Rasen zuständig ist und in dem Tier einen seiner Superhelden aus den Comic-Heften sieht. Als das Projekt daraufhin auf die lange Bank geschoben wird, beschließt Angelo die Versuche auf Intelligenzförderung eingeschränkt mit Jobe im heimischen Keller fortzuführen und der sogenannte „Rasenmähermann“ zeigt in der virtuellen, als auch in der tatsächlichen Realität erstaunliche Fortschritte. Als sich die Ergebnisse aber nicht mehr verheimlichen lassen, beschließt der Geldgeber des Projects ohne das Wissen von Angelo auch die aggressionsfördernde Komponente der Droge zu testen, was natürlich nicht ohne entsprechende Konsequenzen bleibt.

„Der Rasenmäher-Mann“ ist bei den King-Verfilmungen ein mittlerweile vielfach gescholtenes Werk, was aber wohl hauptsächlich an den nicht mehr zeitgemäßen Computer-Effekten liegt, die im Jahr 1992 aber „State of the Art“ waren. Der mit 140 Minuten auch viel zu lang geratene Streifen verkauft sich ja auch quasi als High-Tech-Thriller und warnt mit erhobenem Zeigefinger vor den Gefahren der virtuellen Realität in falschen Händen. Wie visionär der Streifen tatsächlich war, zeigt uns ja mittlerweile „Pokemon Go“ - doch statt intelligenzfördernd ist diese Technologie ja mittlerweile am anderen Ende des Bildungsspektrums angekommen. Abgesehen davon ist die Verfilmung der Kurzgeschichte aber auch eher eine etwas dröge Angelegenheit, die sich abseits von computergenerierten Bildern auch eher altbacken gibt. „Der Rasenmäher-Mann“ braucht auch relativ lange, bis überhaupt Bewegung in die Sache kommt und erst nach knapp 45 Minuten wird die Story über den zurückgebliebenen Jobe, der sich dank Experimente zu einem Übermenschen mit Allmacht-Fantasien entwickelt überhaupt erst interessant. Der Rest des Streifens ist dann eine Art „Dorf der Verdammten 2.0“ und bietet den Aufhänger für ein paar ganz grottige Computereffekte aus den Anfangstagen von CGI, die der geplanten Atmosphäre nicht ganz zuträglich sind. Dennoch ist der Streifen besser als sein Ruf und wie der Bux sehe auch ich in ihm mittlerweile eher ein Zeitdokument, als ein ernstzunehmender Beitrag zum Horror-Genre, der sich aber mit der richtigen Erwartungshaltung bzw. in vorheriger Kenntnis was einen erwartet aber trotzdem durchaus gucken lässt.

Re: Der Rasenmäher-Mann - Brett Leonard (1992)

Verfasst: Mo 3. Okt 2016, 09:22
von purgatorio
Jogi zu Brett Leonards DER RASENMÄHER-MANN:
jogiwan hat geschrieben:Wie visionär der Streifen tatsächlich war, zeigt uns ja mittlerweile „Pokemon Go“
:lol: :lol: :lol:

ich brech ab. Was für ein Bogen :lol: