Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Als Abschluss des Brynych-Olsen-Wochenendes gab es diese hochgradig krude Exploitation-Mondo-Mischung, von Onkel Rolf unter seinem Mondo-Pseudonym "Emerson Fox" 1978 mutmaßlich als reines Abschreibungsprojekt realisiert.

4 minderjährige Mädchen stehen vor Gericht, weil sie als Anhängerin Satans im Feriencamp einen Jungen gtötet haben sollen und dessen Kumpel, der sie erpressen wollte, schwer verletzt haben. Gleich zu Beginn werden Presse (die mit wunderbaren Schlagzeilen wie "Wilde Sexspiele im Sarg" aufweist) und Öffentlichkeit ausgeschlossen, zum Glück durfte die Filmkamera drinbleiben... ;) In Rückblenden wird gezeigt, wie es zu der Tat kam (eigentlich eine Eifersuchtstat, weil Kurt nicht mit Rosmary anbändeln wollte, sondern mit einem der anderen Girls), während die Mädels den Richter im Saal anpöbeln. Eine wunderbare Szene im Gerichtssaal gibt es später, wenn Rosmary aufsteht und mit tiefer männlicher Stimme die unvergeßlichen Worte spricht "I am Aleister Crowley and I was allowed to speak out of this girls body", worauf der Prozess vertagt wird, um eine ärztliche Begutachtung zu ermöglichen.

So könnte der Film ein Referenzwerk des Subgenres "Gerichts-Sleaze" sein, wenn Olsen nicht darauf verfallen wäre, die Tat bzw. die Satansjüngerschaft der Mädels allen Merkwürdigkeiten der Welt in die Schuhe zu schieben, weshalb haufenweise Dokumaterial (das laut Vorspann alles authentisch sein soll, aber wohl fast vollständig aus anderen Quellen stammt; so hat Hagen Weiss eine dieser Szenen "Kommissar X jagt den roten Tiger" zugeordnet) über philippinische Wunderheiler, ghanaische Fetisch-Dildo-Bräuche, Haiattacken oder das Abknallen afrikanischer Elefanten eingebaut, bei dem man nun wirklich keinen Zusammenhang mit der Tat mehr herstellen kann. Immerhin gibt es auch Anton LaVey ein paar Sekunden zu sehen.

Noch mal richtig exploitativ wird das Werk, wenn es sich der deutschen Sexwelle, die von einem Sprecher richtig abgegeißelt wird ("Sexualidiotie"), so sei der sittliche Verfall natürlich eine der Gründen von Sexualverbrechen (Bischof Mixa wird es gerne bestätigen... :twisted: ), während im Bild dabei die ganze Zeit das innere eines Sex-Shops gezeigt wird, incl. Nahaufnahme von Pornoheftchen. Einen größeren Kontrast von Bild und Ton kann man sich in diesem Leben nicht vorstellen, ganz großes Bild-Zeitungs-Format!

In ähnlicher Weise wird auch die Drogenproblematik beleuchtet.

Teilweise ein unübertreffliches Meisterwerk, nervt der ganze Mondo-Quatsch (der ungefähr die Hälfte des Films ausmacht) reichlich, so dass das Endergebnis doch eher durchwachsen ausfällt.

Dem "Toppic"-Label ist es zu verdanken, dass der Film als "Ekstase - Horrortrip der Satanssekte" für die Nachwelt erhalten blieb, warb man doch damit "Der Film, den das Fernsehen nicht zeigen darf". Fragt sich, ob die TV-Sender ihn überhaupt zeigen wollten...
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(Fred Olen Ray)
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Santini
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von Santini »

Na das nenn ich nen würdigen Abschluß, ugo.
Meine Sichtung des Films liegt leider schon einige Zeit zurück. Aber auf meiner imaginären to watch again list steht der weit oben.
Wenn's soweit ist, werde ich hier auch meine weisen Worte des Stumpfsinns absondern. ;)

Mich hat der Film bestens entertained. 8-) :lol:
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buxtebrawler
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Ols

Beitrag von buxtebrawler »

„I am Aleister Crowley and I was allowed to speak out of this girl’s body!”

Nach seinen „Shocking Asia“- und „Reise ins Jenseits“-Mondos präsentierte der österreichische Regisseur Rolf Olsen („Blutiger Freitag“) seinem Publikum im Jahre 1979 mit „Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen“ eine billig heruntergekurbelte, wilde Mixtur aus Gerichtsfarce, Sleazetrash und reißerischem Mondo. Eine Gruppe weiblicher Jugendlicher steht vor Gericht und muss sich für einen Ritualmord an einem Mitschüler sowie die schwere Körperverletzung an dessen Kumpel verantworten. Die Früchtchen sind nämlich Mitglieder einer Sekte, die dem Beelzebub persönlich verfallen ist, wenngleich der Mord eher einem irdischen Motiv wie Eifersucht zuzuschreiben ist.

Olsens Film arbeitet auf drei Ebenen: Die filmische Gegenwart, die sich im Gerichtssaal abspielt und die treuen Sektenanhängerinnen als vollkommen uneinsichtige, nassforsche Brut zeigt sowie Richter, Staatsanwalt und Anwalt der Mädels, die sich Wortgefechte liefern. Die zweite Ebene ist die der Rückblenden, in denen gezeigt wird, was sich seinerzeit zugetragen hat. Die dritte Ebene ist die des Mondos, die anhand eingefügter Dokumentarsprengsel die Verteidigungstaktik des Anwalts verbildlichen soll, der unter Berufung auf zahlreiche mehr oder weniger eigenartige Gepflogenheiten aus aller Welt begreiflich zu machen versucht, was es an Okkultem etc. außer den Ritualmorden der Gören sonst noch so zu bestaunen gibt.

Als Darstellerinnen wählte man unbekannte Teenies, darunter wohl ein, zwei Pornosternchen, die allesamt recht nett anzusehen sind und mitunter dampfplaudern, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das führt zu ungemein trashigen, herrlichen Schlagabtauschen vor Gericht, wobei der Höhepunkt sicherlich sein dürfte, als Aleister Crowley höchstpersönlich von einer der Dirnen Besitz ergreift und durch sie seine eingangs zitierten Worte spricht, woraufhin die Sitzung vertagt wird. Hätte ich auf einem Stuhl gesessen, wäre ich vor Lachen sicherlich von selbigem gekippt. Die Rückblenden indes sind Sleaze as fuck und zeigen uns nackt herumspringende Sektenmädels, die bei ihren Ritualen mit einem an einer Teufelsabbildung installierten Dildo masturbieren oder in Großaufnahme selbst Hand an sich legen, Dope rauchen, allerlei Hokuspokus und Mummenschanz betreiben und damit zumindest für das männliche Publikum werbewirksam das Erlebnispotential ihrer nicht ganz gemeinnützigen Vereinigung porträtieren.

Die Mondo-Ebene, die den Film letztlich auf seine Länge bringt, beginnt ebenfalls vielversprechend, wenn wortgewandt und in halbwegs sachlichem Ton auf Crowleys „Satan Church“ eingegangen und derartigen Umtrieben eine sozialkritische Note zugestanden, aber auch scheinheiligst gegen die Pornoindustrie gewettert wird, während explizite Hardcore-Bilder in die Kamera gehalten werden oder auch ganz einfach in reaktionärstem Ton gegen gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse revoltierende Jugendliche gehetzt wird. Wahnsinn, das ist wahrlich Exploitation in Reinkultur und die überspitzte Darstellung eines Konzepts, mit dem Privatfernsehen und Boulevardpresse noch heute ihr Geld verdienen. Schon bald aber flacht das Mondozeug zusehends ab und zeigt „exotisches“, vermutlich aus irgendwelchen Dokumentationen zusammengeklautes, möchtegernschockierendes oder -erstaunliches Zeug, das in diesem Film völlig fehl am Platze ist und den Zuschauer auf eine harte Geduldsprobe stellt, der nicht irgendwelche Wunderheiler, religiöse, sich selbst geißelnde Spinner, Haifischjäger mit abgenagten Gliedmaßen oder widerwärtige Elefantenjagden, sondern viel lieber die feschen Satansbräute sehen möchte. Dass die Zusammenhänge mit der eigentlichen „Handlung“ schamlos an den Haaren herbeigezogen sind und sich kaum bis gar nicht für eine Verteidigung vor Gericht eignen, versteht sich dabei von selbst.

Fazit: Absolut krude Mixtur, die außerhalb der Mondoebene prächtig nach bester Holzhammer-Sleazetrashmanier unterhält, zur Enttäuschung des Zuschauers die Satansbraten aber mit fortlaufender Spieldauer mehr und mehr zu einer sekundären Rahmenhandlung degradiert, die mehr gewollt als gekonnt den Mondomumpitz zusammenhalten soll. Prädikat: Unbewertbar.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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DrDjangoMD
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Ols

Beitrag von DrDjangoMD »

Der Film hört sich wirklich wunderschön schräg an :thup:
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CamperVan.Helsing
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Ols

Beitrag von CamperVan.Helsing »

DrDjangoMD hat geschrieben:Der Film hört sich wirklich wunderschön schräg an :thup:
Das zumindest kann man so sagen.


Dem Bux kann ich weitgehend zustimmen. Die Mondoeinsprengsel wollen nicht zum Rest passen, und so würde auch ich das Werk als unbewertbar ansehen. So bleibt der Eindruck sehr zwiespältig, was ich durchaus bedauerlich finde, denn nicht nur für Sleazologen hätte man aus der Geschichte mehr machen können.
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reggie
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Ols

Beitrag von reggie »

Jo genau der Mondo scheiß stört gewalltigst und die Aussagen die vor
Gericht getätigt werden muten manchmal auch sehr seltsam an....
Ansonsten ein spezial Film eben 8-)
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CamperVan.Helsing
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von CamperVan.Helsing »

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Paco
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von Paco »

Die Filmausschnitte sind einfach HERRLICH :D

Und lehreich: Jetzt weiß ich endlich, wie ein ILTIS-Film aussieht :lol:
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Salvatore Baccaro
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von Salvatore Baccaro »

buxtebrawler hat geschrieben:Schon bald aber flacht das Mondozeug zusehends ab und zeigt „exotisches“, vermutlich aus irgendwelchen Dokumentationen zusammengeklautes, möchtegernschockierendes oder -erstaunliches Zeug, das in diesem Film völlig fehl am Platze ist und den Zuschauer auf eine harte Geduldsprobe stellt, der nicht irgendwelche Wunderheiler, religiöse, sich selbst geißelnde Spinner, Haifischjäger mit abgenagten Gliedmaßen oder widerwärtige Elefantenjagden, sondern viel lieber die feschen Satansbräute sehen möchte.
Nachdem ich mir jetzt auch endlich auch einmal dieses tatsächlich meinen Sprachschatz sprengende Spektakel angeschaut habe, - (seitdem habe ich etliche kahle Stellen auf dem Kopf, da ich mir ekstastisch fortwährend ganze Haarbüschel ausriss) -, von meinen geschätzten Vorrednern jedoch schon alles gesagt worden ist, was man über dieses Machwerk wissen muss, meinerseits bloß noch zwei, drei Anmerkungen bzgl. des "authentischen" Dokumentarfilm-Materials, das Maestro Olsen in seinen satanischen Schauprozess eingepflegt hat:

Die erwähnten Großwildereien - Elefanten, Antilopen, Nilpferde, die vor laufender Kamera über den Haufen geschossen werden - entstammen Jacopettis und Prosperis AFRICA ADDIO, bei denen sich Olsen auch bzgl. der Szenen bedienten, in denen sich Fischer ihren Erzfeinden, den Haifischen, erwehren, indem sie ihnen Seeigel in die Rachen stecken, um sie eines qualvollen Todes sterben zu lassen, denn die wiederum sind ursprünglich für den ersten MONDO CANE gedreht worden. Mindestens den britischen Exorzismus-Experten hat man ebenfalls bereits in Olsens erstem Mondo-Ausflug REISE INS JENSEITS von 1975 bewundern können, (aus dem durchaus auch noch ein, zwei weitere der eher "zahmen" Momente stammen könnten.) Ebenfalls verdächtig bekannt vorkommen mir diverse Ansichten afrikanischer Stammesriten: Auf die Castiglioni-Brüder als Lieferanten würde ich tippen, eventuell MAGIA NUDA oder ADDIO ULTIMO UOMO? Feststeht jedenfalls, dass irgendwer auf der deutschen Wikipedia waschechte Lügen streut, wenn es dort heißt: "Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen entstand im Winter 1977/78 an diversen Schauplätzen, vor allem in Afrika. Gedreht wurde in und um München, sowie in Indien, Benin, Tansania, Togo, Ghana, Uganda, Gabun und der Elfenbeinküste." Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Verantwortlichen für diesen Iltis(!)-Film nicht mal großartig aus München herausbewegen mussten.. :D
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buxtebrawler
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Re: Ekstase - der Prozess gegen die Satansmädchen - Rolf Olsen

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben:
Nachdem ich mir jetzt auch endlich auch einmal dieses tatsächlich meinen Sprachschatz sprengende Spektakel angeschaut habe, - (seitdem habe ich etliche kahle Stellen auf dem Kopf, da ich mir ekstastisch fortwährend ganze Haarbüschel ausriss) -, von meinen geschätzten Vorrednern jedoch schon alles gesagt worden ist, was man über dieses Machwerk wissen muss, meinerseits bloß noch zwei, drei Anmerkungen bzgl. des "authentischen" Dokumentarfilm-Materials, das Maestro Olsen in seinen satanischen Schauprozess eingepflegt hat:

Die erwähnten Großwildereien - Elefanten, Antilopen, Nilpferde, die vor laufender Kamera über den Haufen geschossen werden - entstammen Jacopettis und Prosperis AFRICA ADDIO, bei denen sich Olsen auch bzgl. der Szenen bedienten, in denen sich Fischer ihren Erzfeinden, den Haifischen, erwehren, indem sie ihnen Seeigel in die Rachen stecken, um sie eines qualvollen Todes sterben zu lassen, denn die wiederum sind ursprünglich für den ersten MONDO CANE gedreht worden. Mindestens den britischen Exorzismus-Experten hat man ebenfalls bereits in Olsens erstem Mondo-Ausflug REISE INS JENSEITS von 1975 bewundern können, (aus dem durchaus auch noch ein, zwei weitere der eher "zahmen" Momente stammen könnten.) Ebenfalls verdächtig bekannt vorkommen mir diverse Ansichten afrikanischer Stammesriten: Auf die Castiglioni-Brüder als Lieferanten würde ich tippen, eventuell MAGIA NUDA oder ADDIO ULTIMO UOMO? Feststeht jedenfalls, dass irgendwer auf der deutschen Wikipedia waschechte Lügen streut, wenn es dort heißt: "Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen entstand im Winter 1977/78 an diversen Schauplätzen, vor allem in Afrika. Gedreht wurde in und um München, sowie in Indien, Benin, Tansania, Togo, Ghana, Uganda, Gabun und der Elfenbeinküste." Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Verantwortlichen für diesen Iltis(!)-Film nicht mal großartig aus München herausbewegen mussten.. :D
Sehr erhellend, danke!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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