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The Boogens - James L. Conway (1981)

Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 22:55
von Blap
Bild
BD von Olive Films (USA)



The Boogens (USA 1981, Originaltitel: The Boogens)

Blaps kleine Brüder auf Beutezug

Nach rätselhaften und unheimlichen Vorfällen, wurde die Silbermine von Silver City vor rund siebzig Jahren geschlossen. Nun ist man erneut an der Anlage interessiert, sendet eine kleine Arbeitsgruppe zwecks Erkundung aus. Brian Deering (John Crawford) und Dan Ostroff (Med Flory) sind konzentriert bei der Sache, während Jungspund Roger Lowrie (Jeff Harlan) seinen Kumpel Mark Kinner (Fred McCarren) vor allem mit der Vorfreude auf seine Freundin Jessica Ford (Anne-Marie Martin) nervt, mit der in der bleibenben Freizeit ordentlich die Matratze in Bewegung bringen will. Freilich hat Roger an Marks vermutete Bedürfnisse gedacht, Jessica wird ihre Freundin Trish Michaels (Rebecca Balding) im Schlepptau haben. Trotz unterschiedlicher Prioritäten funktioniert das Team, bei guter Laune schreitet die Arbeit stetig voran. Zwar stösst man in der Mine auf eine gruselige Fundstelle, aus der Fassung bringen die entdeckten menschlichen Skelette jedoch keinen der Anwesenden. Für Roger und seinen Freund läuft es sowieso rund, Jessica ist willig, Trish versteht sich auf Anhieb mit Mark. Niemand ahnt das bevorstehende Grauen. Niemand? Nur der schrullige Alte (Jon Lormer) scheint zu wissen, welch entsetzliches Geheimnis in der lange verschlossenen Mine lauert, nun mit aller Macht ausbricht ...

Hauptsächlich inszeniert James L. Conway TV-Produktionen, ist in diesem Umfeld auch als Produzent und Autor tätig. Nur wenige Streifen Conways waren für den Kinosaal bestimmt, darunter der hier kurz vorgestellte "The Boogens". Stimmungsvolle Fotos und Zeitungsausschnitte teilen uns die Vorgeschichte mit, berichten vom Aufstieg und Fall der Silbermine in Silver City. Bergwerk, Kleinstadt, Horror, frühe achtziger Jahre, sofort wecken diese Stichworte Erinnerungen an "My Bloody Valentine", tatsächlich war der spätere Klassiker einige Monate vor "The Boogens" am Start. Während "My Bloody Valentine" fest im Kosmos des Slasherfilms verwurzelt ist, kommt Conways Streifen als Monstersause daher. Auf Klischees wird selbstverständlich nicht verzichtet, die jüngere Fraktion zeigt sich erwartungsgemäß hormongesteuert. Ohne Hektik stellt uns das Drehbuch die Protagonisten vor, während die Einsätze der Monster sehr überschaubar bleiben, erst auf der Zielgeraden kommen die Unholde richtig in Fahrt. Mir sagt diese Marschrichtung zu, denn die Damen und Herren vor der Kamera sind allesamt sympathische Erscheinungen, "irgendwie" möchte ich mich von keinem Mitglied des Ensembles frühzeitig trennen. Stimmt nicht ganz, allzu gern hätte ich den Boogens Hundefutter verabreicht, in Form des hässlichen Köters namens Tiger, fieses Fellknäuel mit Nervensägenpotential. Nicht unfair werden, Bello sorgt ab und zu für wohlwollende Schmunzler. An Humor mangelt es nicht, angenehmerweise nicht immer mit dem Vorschlaghammer verabreicht.

Werfen wir einen Blick auf die Akteure vor der Kamera. Fred McCarren fungiert als unfreiwilliger Held, Jeff Harlan macht als Roger auf Hormonmonster mit ständig geschwollener Hose. Obschon Roger sich hauptsächlich auf ein bestimmtes Thema beschränkt, kommt der notgeile Bursche nicht unangehm rüber. John Crawford war in unzähligen Produktionen zu sehen, ihm steht mit Med Flory ein Veteran gleicher Altersklasse zur Seite. Anne-Marie Martin und Rebecca Balding sind hübsche junge Damen, Jon Lormer passt wie angegossen in die Schablone des wirren Alten. Klar, niemand glaubt dem Greis, ihr kennt das zu erwartende Ergebnis aus anderen Genrebeiträgen. Damit sind die relevanten Darsteller bereits genannt, lediglich wenige kleinere Nebenrollen füllen das überschaubare Team auf. Fraglos ist die gute Chemie zwischen den Schauspielern eine der Stärken des Streifens, lässt die zunächst geringe Dosis Monstergetümmel nicht negativ ins Gewicht fallen.

Sämtliche Szenen innerhalb der Mine machen Laune, vielleicht hätte man das Set etwas gruseliger gestalten können, Zeit und Geld werden die Grenzen eng gezogen haben. Ausserhalb des Bergwerks bekommen wir es mit einer winterlichen Mittelgebirgslandschaft zu tun, dazu gibt einen Hauch Kleinstadt und rustikalen Ferienhauscharme aufs Auge. Die titelgebenden Monster sind zunächst nur zu hören, die Kamera schleicht aus bodennaher Monsterperspektive an die Opfer ran. Auf Gegeifer und Geröchel folgen Fangarme, später bekommen wir die freundlichen Fratzen der Biester zu sehen, Boogens und Blap sind offenbar nicht unähnlich, habe ich etwa Verwandtschaft in den USA? Naja, ich verzehre normalerweise kein Menschenfleisch, über den Hund kann man sich unterhalten.

Fazit: Tolles Ensemble in/vor ansprechenden Kulissen, schöne Kameraarbeit und knuffige Monster auf der Jagd. Wer mit gemütlich erzählten Geschichten Schwierigkeiten hat, dürfte bei "The Boogens" an der falschen Adresse sein. Sehr angenehme Unterhaltung im Gewand der frühen Achtziger, schmackhaftes Süppchen, wie gemacht für mein Näpfchen. Leider liegt keine deutsche Auswertung vor, ich habe zur Blu-ray aus den USA gegriffen. Mit der gebotenen Qualität bin ich sehr zufrieden, auf Hochglanzaufbereitung und DNR-Massaker wurde glücklicherweise verzichtet, das Material sieht wirklich nach Film aus. Extras sind Mangelware, immerhin hat es ein Audiokommentar auf die Scheibe geschafft, weitere Boni bleiben abwesend. Klarer Kauftipp für entspannte Monsterfreunde und Fans der frühen achtziger Jahre.

7/10 (gut)


Lieblingszitat:

"Is this a natural cavern?"

Re: The Boogens - James L. Conway

Verfasst: Di 12. Mär 2013, 04:31
von sergio petroni
Habe den auch als recht unterhaltsam im Gedächtnis. Mein NTSC-Tape läuft aber leider nicht mehr.
Dank Deiner freundlichen Erinnerung muß ich mich da mal dringend um Ersatz bemühen.

Re: The Boogens - James L. Conway (1981)

Verfasst: Sa 15. Nov 2014, 10:41
von jogiwan
Gut guckbarer Horror-Streifen aus dem Jahr 1981 über ein seltsames Wesen in einer Mine, der etwas an eine TV-Produktion erinnert und auch erst gegen Ende aufdreht. Genre- und Entstehungszeit-typisch sieht man das Monster ja erst zum Schluss und der Zuschauer muss über weite Strecke lediglich mit dem Monsterblickwinkel aus der POV-Perspektive vorlieb nehmen. Dafür ist der Cast wirklich sehr stimmig und ich kenne wohl keinen weiteren Film, in dem ein kleines Hündchen in einem Horrorfilm so derart viel Screentime bekommt. Der Rest ist ebenfalls sehr solide, liebevoll und stimmig in Szene gesetzt und stets so sympathisch, sodass man "The Boogens" gerne verzeiht, dass er mit Ausnahme von ein paar Momenten insgesamt eher wenig spektakulär ausgefallen ist. Wer die Art von Film mag, kommt mit James L. Conways Streifen aber sicher auf seine Kosten. Durchschnittlicher Film, bei dem die sympathischen Darsteller aber viel rausreißen.