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Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Fr 5. Mär 2010, 23:07
von Blap
Perrak (Deutschland 1970, Orignaltitel: Perrak)

Auf einer Hamburger Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er sich im lokalen Milieu bestens auskennt. Bereits am Fundort des toten Körpers genügt Perrak ein kurzer Blick, um die wahre Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger Mann, ein einschlägig bekannter Transvestit. Bei seinen Nachforschungen stösst der Kripobeamte immer wieder in Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Kaminski (Hubert Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, wird sogar der Sohn des Polizisten entführt. Doch Perrak lässt sich von keinem noch so widerwärtigen Verbrecher stoppen...

Regisseur Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar Wallace und Karl May Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger Jahren verliess Vohrer Rialto und wechselte zu Roxy Film, nach dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt auf "Perrak". Alle Beteiligten lassen hier ordentlich die wilde Wutz von der Kette, offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt zumindest so rüber). Horst Tappert zeichnet die Figur Perrak als eine Art "weniger trockenen Vorläufer" seiner späteren Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf der Gauner, Bordelle und vor allem der Transen. Da der gute Herr Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so richtig austoben, warum auch nicht! Es macht einfach riesigen Spass das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu betrachten. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen, hier gibt keine Schwarzen sondern Bimbos. So wird dann auch ein maximalpigmentierter Mitmensch von Gauner Kaminski -vortrefflich ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heisse nicht Bimbo!", beschwert sich der arme Bursche. "Du heisst Bimbo, Bimbo!", schallt es aus Kaminskis Schandmaul zurück (zumindest so in der Art, ich habe den genauen Wortlaut nicht im Kopf). Doch natürlich bepöbelt sich der Pöbel auch untereinander, beschimpft die Bullen, packt bei Bedarf Schlagring und Wumme aus. Doch nicht nur Tappert und Suschka rocken richtig ab! Werner Peters kommt gewohnt abstossend daher, Arthur Brauss (hier supercool als Art Brauss unterwegs) gibt einen Handlanger Suschkas.Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen tragischen Kleinkriminellen, Jochen Busse schleimt verschlagen durch die Kulissen. Nicht zu vergessen Judy Winter als Puffmutter... ...hach, sie sind einfach ALLE grandios!

Die Handlung überrascht mit diversen Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spassfaktors aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass sich der Film in der zweiten Hälfte wie ein glitschiger Aal windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch weitere Sichtungen noch jede Menge Unterhlatungswert bieten, der Streifen sich nicht so schnell "abnutzen". Am Ende laufen alle Fäden zusammen, Perrak präsentiert und ausführlich seine Auflösung des Falls, nachvollziehbar und logisch! Deutscher Kriminalfilm trifft auf Sleaze. Das Ergebnis kann man von mir aus als Krautploitation bezeichnen, was der Sache wohl einigermaßen gerecht wird. Schändlich ist allerdings die Tatsache, dass es bisher keine DVD Auswertung dieses wunderbaren Vohrer Films gibt. Ich hoffe da tut sich in der Zukunft etwas!!!

Sehr gut! Mehr davon! Danke Frau Vohrer! 8/10

Lieblingszitat:

"Ich hab das Gefühl, Perrak, dass Sie mit Leichen doch ganz gut können."
"Danke! ...und was für ein Gefühl haben Sie noch?"


(Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 11:39
von Nello Pazzafini
heut morgen wieder gesichtet, was für ein ungeschliffenes, rohes Juwel aus Deutschland!!!! Wieso es da keine Auswertung auf DVD gibt ist rätselhaft! Ich kann der Rezension nichts hinzufügen, super Krimifall, derbe Sprache, alle Beteiligten geben Vollgas und Bimbo richtet sich richtig geil selbst!
Zusammen mit Blutiger Freitag und Zinksärge einer der besten seiner Gattung!!!!

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 11:50
von dr. freudstein
Mensch, der kommt mir SEHR bekannt vor, muss ich mal im TV gesehen haben. Passt alles zusammen.
Die hat der ugo doch bestimmt als VHS?
RIP IT UP!!
Haben muss!!
Gibts echt noch keine VOHRER Box oder so?

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 12:07
von Reinifilm
Den würde ich auch mal gerne sehen... :(

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 12:57
von CamperVan.Helsing
dr. freudstein hat geschrieben:Mensch, der kommt mir SEHR bekannt vor, muss ich mal im TV gesehen haben. Passt alles zusammen.
Die hat der ugo doch bestimmt als VHS?
RIP IT UP!!
Natürlich hat er das! :mrgreen:

Nach dem Rip musst du aber mal den Santini fragen, der hat ihn irgendwo vergraben...

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 13:23
von dr. freudstein
ugo-piazza
Natürlich hat er das! :mrgreen:
Nach dem Rip musst du aber mal den Santini fragen, der hat ihn irgendwo vergraben..


Ich wusste es :mrgreen: . Danke für den Tip, aber der santini ist wohl auch vergraben, weg, futsch... :cry:

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 17:27
von Nello Pazzafini
dr. freudstein hat geschrieben:ugo-piazza
Natürlich hat er das! :mrgreen:
Nach dem Rip musst du aber mal den Santini fragen, der hat ihn irgendwo vergraben..


Ich wusste es :mrgreen: . Danke für den Tip, aber der santini ist wohl auch vergraben, weg, futsch... :cry:
sssantini ist definitiv vergraben im babykot......wahrscheinlich deswegen immer Manaos :D

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Mo 2. Mai 2011, 15:07
von AL NORTHON
Bild

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Mi 10. Aug 2011, 02:06
von Blap
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Perrak (Deutschland 1970, Orignaltitel: Perrak)

Vohrer und Tappert drehen auf. Wüster Proto-Derrick unter Dampf!

Auf einer Hamburger Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er sich im schlüpfrigen Milieu der Elbmetropole bestens auskennt. Bereits am Fundort genügt dem cleveren Kommissar Perrak ein flüchtiger Blick, um die wahre Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger Mann, ein einschlägig bekannter Transsexueller aus der lokalen Szene. Bei seinen Nachforschungen sticht der Kripobeamte immer wieder in Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Karl Kaminski (Hubert Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, entführt der skrupellose Verbrecher Perraks Sohn Joschi (Georg M. Fischer). Doch Perrak lässt sich von keinem Lumpensack der Welt stoppen, egal wie widerwärtig die Methoden seiner Gegner auch sein mögen. Der Fall zieht weitere Kreise, selbst Kaminski scheint nur ein kleines Zahnrad in diesem Getriebe aus Sex, Gier und Mord zu sein...

Aus aktuellem Anlass grabe ich meinen (leicht überarbeiteten) Kurzkommentar von März 2010 hervor, denn inzwischen wurde "Perrak" endlich auf DVD veröffentlicht. Regisseur Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar-Wallace-Streifen und Karl-May-Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger Jahren kehrte Vohrer Rialto den Rücken zu und wechselte zu Roxy Film, nach dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt der vorliegende "Perrak". Alle Beteiligten lassen nicht zu knapp die wilde Wutz von der Kette, offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt zumindest so rüber). Horst Tappert spielt die Figur Perrak unverschämt locker und frech, eine Art überdrehter Vorläufer seiner späteren Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf der Gauner und Bordelle, räumt Transen einen großzügigen Platz auf dieser Spielwiese ein. Da der gute Herr Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so richtig austoben, was dem Unterhaltungswert des Flicks sehr zuträglich ist!

Es macht einfach riesigen Spass, das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu betrachten, zu erleben. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen prasseln dem Zuschauer ins Gehör, für Oberfiesling Karl Kaminski existiert keine Schmerzgrenze. Ein maximalpigmentierter Mitmensch (André Ehoulan) wird von Gauner Kaminski -vortrefflich ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heisse nicht Bimbo, und ich möchte hier weg!", beschwert sich der geknechtete Bursche wieder und wieder. Kaminski schert sich einen Dreck darum, die Wünsche seines "Mitarbeiters" werden mit Spott und erneuter Erniedrigung beantwortet. Freilich schnauzt sich der übrige Pöbel untereinander kaum minder ruppig an, beschimpft die Gesetzeshüter, bei Bedarf werden Schlagring und Wumme ausgepackt. Nicht nur Tappert und Suschka hauen auf den Putz! Mondgesicht Werner Peters schleicht gewohnt abstossend durch die Kulissen, Arthur Brauss (hier als Art Brauss unterwegs) gibt einen hinterhältigen Handlanger Suschkas. Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen Kleinkriminellen mit "Restgewissen", Jochen Busse schleimt verschlagen durch das Szenario. Hans Schellbach gibt den unangenehmen Bonzen, Erika Pluhar seine junge und attaktive Gattin, die uns (h)eißkalte Blicke zuwirft. Nicht zu vergessen Judy Winter als Puffmutter Emma Kastelbauer, die sich ihren Künstlernamen "Trompeten-Emma" vermutlich (un)redlich verdient hat. Dennoch muss Judy Winter nicht als peinliche Knallschote herhalten. Sie verleiht ihrem Charakter eine gewisse Melancholie, gerät mehr und mehr in das gnadenlose Mahlwerk der knallharten Unterwelt. Ab und an erwischt es mich bekanntlich, ich verliebe mich ein kleines bißchen in Filmcharaktere. Emma Kastelbauer möchte ich aus den Klauen der Ganoven befreien, sie knuddeln und beschützen.

Die Handlung überrascht mit diversen Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spassfaktors aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass sich das Drehbuch in der zweiten Hälfte der Prachtsause wie ein glitschiger Aal windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch zukünftige Sichtungen noch jede Menge Unterhaltungswert bieten, der Streifen sich nicht so schnell abnutzen (Nach dem erneuten Genuss des Films, kann ich diesen angenehmen Verdacht mit allem Nachdruck bestätigen)! Am Ende laufen alle Fäden zusammen. Perrak präsentiert ausführlich und souverän seine Ermittlungsergebnisse, die nachvollziehbar und logisch geraten sind, folglich sogar ewige Nörgler und notorische Skeptiker nicht aus dem Saal treiben sollten. Deutscher Kriminalfilm trifft auf Sleaze, Gewalt und forsche Dialoge. Das Ergebnis mag man von mir aus als "Krautploitation" bezeichnen (was der Sache wohl einigermaßen gerecht wird). Trotz der frech-flotten Gangart, haben die Verantwortlichen ihr handwerkliches Können nicht vergessen, werfen ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz in die Waagschalen der Wonne. Alfred Vohrer ist in seinem Element, der von mir gern erwähnte "Vohrer-Popanz" kommt in voller Pracht zum Zuge. Vohrers bewährte Assistentin Eva Ebner darf nicht fehlen, für den flotten Score sorgte Rolf Kühn. Die Kamera wurde von Ernst W. Kalinke bedient, in dessen Filmographie es bemerkenswerte Einträge zu entdecken gibt. Diese beschränken sich nicht auf Wallace und Winnetou, er fotographierte z. B. den roh zupackenden Reisser "Hexen bis aufs Blut gequält" (1970).

Lange mussten wir auf eine DVD-Veröffentlichung warten. Nun ist diese unverzeihliche Lücke geschlossen, ein Traum wurde wahr! Pidax-Film hat sich "Perrak" angenommen, den Film von Kinowelt unterlizenziert. Der Streifen liegt im Originalformat vor, die Bildqualität stellt zufrieden. Offenbar war die Vorlage nicht von optimaler Qualität, der Einsatz von Filtern ist deutlich erkennbar. Zwar wirkt das Bild eine Spur zu "glatt", doch daran werden sich nur Zeilenzähler stören, denen die Technik wichtiger als der Inhalt ist (Wer übrigens Probleme mit einem körnigen Bild hat, dürfte der "geglätteten" Optik zugetan sein). Auf der DVD sind keine Boni zu finden, ersatzweise findet der Fan ein angenehm gestaltetes Booklet vor (was ich sehr begrüße). Flatschen-Neurotiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Sicher, perfekt ist die Scheibe nicht, dennoch hat Pidax einen guten Job gemacht. Für rund 10€ wechselt die DVD den Besitzer, meiner Meinung nach ein extrem faires Preis-/Leistungsverhältnis. Für mich zählt "Perrak" zu den wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Monate. Ich freue mich auf die Pidax-Scheibe zu "Hotel der toten Gäste" (1965), deren Zustellung ich bereits schmachtend erwarte. Dort wird es ein Wiedersehen mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor und weiteren Lieblingen geben! Bitte unterstützt Pidax mit dem Kauf von "Perrak" (und/oder anderen Titeln aus dem Programm des Labels), damit wir uns über weitere Filmschätzchen freuen können, die unsere Beachtung und Verehrung verdienen! (Nein, ich bin nicht "gekauft". Ich möchte aus eigenem Antrieb ein wenig "Werbung" machen, die Arbeit des Labels verdient die Unterstützung durch uns Filmfreunde!)


Sehr gut! Mehr davon! Liebe Frau Vohrer, ich bin Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet! Gern lege ich diesmal noch ein halbes Pünktchen drauf, der Film ist mir inzwischen noch stärker und inniger ans Herz gewachsen!

8,5/10 (sehr gut bis überragend)

Lieblingszitat:

Natürlich! Unschuldig wie der Hintern einer Äbtissin!

(Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)

Re: Perrak - Alfred Vohrer

Verfasst: Di 16. Aug 2011, 13:00
von CamperVan.Helsing
Blap hat geschrieben:Bild
Das Cover kann mit der guten alten Taurus-VHS nicht mithalten, aber ansonsten ist die Scheibe in Ordnung. Bonusmaterial wäre schön gewesen, gibt's aber leider nicht.