EVIL DEAD (EVIL DEAD, USA 2013, Regie: Fede Alvarez)
Vor dem Hauptfilm lief der Trailer zum Remake von CARRIE – ich dachte, ich hätte nun viel Blut gesehen… und ich lag so unglaublich falsch!
Eine eher konfliktbelastete Gruppe von Freunden begibt sich in eine abgelegene Hütte im Wald, um den kalten Entzug von Mia zu unterstützen. Im Keller finden sie nebst einer Unzahl von Katzenkadavern ein altes Buch – das Unheil nimmt seinen Lauf…
Fede Alvarez hat mit EVIL DEAD eine Schlachtplatte abgeliefert, die Ihresgleichen sucht! Der altbekannte Aufbau der Geschichte wird mit Reduktion auf einige wenige Schockmomente und diversen Referenzen ans Original abgehandelt, wobei die Charaktere leider unangenehm flach bleiben (der Eindruck lässt sich jedoch nicht unterdrücken, dass hier ein Director‘s Cut noch einiges reißen könnte – ich bleibe gespannt). Was im Anschluss auf das Publikum losgelassen wird ist der wohl bitterböseste Gore-Hammer des Jahres! Ein paar Blutspritzer, mehr Blut, abgetrennte Gliedmaßen, noch mehr Blut – und im Finale ein beispielloser Blutsturm (ohne übertreiben zu wollen: die letzten 15 Minuten ist das Bild nur noch durch einen fiesen Rotton gefärbt!)! Im Saal rieben sich einige Zuschauer ungläubig die Augen! Lachend wird hier wieder und wieder noch eine Schippe mehr drauf gepackt. Was hier an Wahnsinn aufgefahren wird um im Blutregen zu ertrinken ist kaum in Worte zu fassen! Wenn Herr Alvarez zum Tanz bittet sollte man also nicht ablehnen. Wer eine Abwechslung zum verkopften Film sucht kann sich hier gepflegt den Sehnerv penetrieren lassen. Mit Schwung und Anlauf pfeift man hier auf Moral, Anstand und (leider) auch Potenzial der Vorlage und latscht dem Betrachter einfach lachend ins Gesicht – 90 Min. lang.
Kleinigkeiten stören jedoch den bombigen Gesamteindruck: So ist beispielsweise die obligatorische Idiotie im Umgang mit eindeutigen Warnungen ebenso nervig, wie das überambitioniert-„raffinierte“ Zustandekommen der
final-person. Auch sind anspruchsvolle und eigenständige Neuerungen (beispielsweise der Drogenentzug) nicht konsequent ausgebaut worden (was sicherlich sehr interessante Aspekte im klassischen Stoff aufgespürt hätte). Man spürt regelmäßig, dass der Ball bewusst flach gehalten wurde, um möglichst schnell im blutigen Feuerwerk münden zu können.
Ich habe jedoch das Gefühl, dass der Film als Kinoauswertung minimal anders geworden ist als er ursprünglich angedacht war. Das einiges an Gruselelementen, eventuell Story und ein wenig Charakterzeichnung der Schere zum Opfer fiel, bleibt zu hoffen – ebenso wie die Heimkinoauswertung eines dann notwendigen Director‘s Cut. Möglichweise wird der Film so noch runder! Sicherlich – der Film wird die Gemeinde dennoch spalten. Während sich die einen mit dem Feuerwerk begnügen, werden die anderen das verschenkte Potenzial benörgeln. Aber im Ernst: trotz aller Schwächen, der Film weiß zu unterhalten. Hier wird ein Paradebeispiel für Terrorkino abgeliefert und im selben Atemzug der Beweis angetreten, dass handgemachte Effekte immer noch realistischer aussehen als aller CGI-Mumpitz. Eine ansprechende Kombination ist wohl gerade im Splatter- und Horrorkino noch die effektivste Variante, einen visuellen Schock treffsicher zu platzieren. EVIL DEAD macht hier sehr vieles richtig!
Bis zum Ende sitzen bleiben lohnt übrigens nur bedingt – Das Outro ist zwar sehr ansprechend gestaltet und fährt noch einmal alle Raffinessen des sehr gelungenen Sounddesigns auf, viel kommt jedoch nicht mehr. Aber: Bruce Campbell ist dabei! Viel pepp oder eine neue Richtung bekommt der Streifen dadurch jedoch nicht. Aber immerhin: sogar der Fließtext ist mit Referenzen ans Original unterlegt und weiß zu unterhalten!
So ist mein Ersteindruck, nachdem mich der Blutsturm mit aller Gewalt in den Sessel gepresst hat, mit diversen Abstrichen bei 8/10 zu verorten: die Hoffnung auf Potenzial nach oben mittels Director‘s Cut will ich vorerst noch nicht aufgeben.
! | Nachricht von: buxtebrawler |
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar. |