Im Angesicht des Todes - John Glen (1985)
Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 10:23
Im Angesicht des Todes
(A View to a Kill)
mit Roger Moore, Christopher Walken, Tanya Roberts, Grace Jones, Patrick Macnee, Patrick Bauchau, David Yip, Fiona Fullerton, Manning Redwood, Alison Doody, Willoughby Gray, Desmond Llewelyn, Robert Brown
Regie: John Glen
Drehbuch: Richard Maibaum / Michael G. Wilson
Kamera: Alan Hume
Musik: John Barry
FSK 12
Großbritannien / USA / 1985
Im sibirischen Schnee findet James Bond bei der Leiche von 003 einen Mikrochip. Es gibt nur eine Erklärung dafür, wie der Chip nach Russland gekommen sein kann: Ein Mitarbeiter des Unternehmens des Industriellen Max Zorin muss ihn den Russen zugespielt haben. Bond macht eine furchtbare Entdeckung: Zorin und seine brandgefährliche Gespielin May Day sind aus genetischen Experimenten der Nazis hervorgegangen und planen nun, über Silicon Valley gleich ganz Kalifornien mittels Erdbeben zu zerstören.
Mit seinem siebenten und letzten Auftrag verabschiedet sich Roger Moore in "Im Angesicht des Todes" aus der James Bond-Reihe und hinterlässt noch einmal einen richtig glänzenden Eindruck beim Zuschauer. Neben "Der Spion, der mich liebte" handelt es sich hier meiner Meinung nach um den besten Moore-Bond und Regisseur John Glen hat in vorliegendem Fall eine richtig spannende Geschichte kreiert, die einen durchgehend bei Atem hält. Beinhalteten die letzten beiden Filme durchaus einige Schwächen, so präsentiert sich dieses Mal eine Story, die im Prinzip in allen Belangen überzeugen kann. Besonders auffallend ist jedoch der wirklich gute Cast, denn mit dem brillant agierenden Christopher Walken und der exzentrischen Grace Jones werden 007 zwei Bösewichter an die Seite gestellt, die nicht nur in optischer Hinsicht einen absoluten Farbtupfer darstellen. Walken erscheint die Rolle des offensichtlich psychopatischen Industriellen Max Zorin wie auf den Leib geschneidert und allein schon sein markantes Mimen-Spiel kristallisiert sich als absolute Augenweide heraus. Aber auch Grace Jones in der Rolle der Killerin May Day steht ihm in nichts nach und sorgt in der Rolle der Killerin für so manches Highlight, das einem die Zeit äußerst kurzweilig vertreibt. Eher selten traf Bond auf so überzeugende Gegenspieler und hier liegt auch eine der großen Stärken des Filmes verborgen, der jedoch auch in anderen Belangen keinerlei Grund zur Beanstandung bietet, was nach den letzten beiden Abenteuern geradezu eine Wohltat ist.
Lediglich die Einleitung der Geschichte stößt beim Betrachter auf wenig Gegenliebe, wird man doch schon wieder mit einer Verfolgungsjagd auf Skiern konfrontiert, was ehrlich gesagt ein wenig ermüdend erscheint. Danach jedoch geht "Im Angesicht des Todes" in die Vollen und präsentiert auch gleich im ersten Drittel das meiner Meinung nach absolute Highlight des gesamten Szenarios, denn die Verfolgungsjagd rund um den Pariser Eiffelturm ist geradezu sensationell in Szene gesetzt worden. Selbst aus heutiger Sicht können sich die entsprechenden Passagen immer noch sehen lassen und sorgen bei jeder neuerlichen Sichtung für eine erhöhte Adrenalin-Zufuhr. Selbstverständlich offenbart sich hier auch der gern gesehene Hang zum Überzogenen, was ja in den ganzen Jahren durchaus zu einem Markenzeichen der Film-Reihe geworden ist. Glen ist es jedoch erstklassig gelungen, hier eine gesunde Mischung zu finden, so das die Ereignisse nicht vollkommen aus dem Ruder laufen und so zumindest einen Hauch von Glaubwürdigkeit hinterlassen. Nch dem furiosen ersten Film-Drittel beruhigt sich das Ganze dann ein wenig und entpuppt sich als sehr gelungene Kombination aus Action-Film und Agenten-Thriller, wobei Glen ein glückliches Händchen dabei bewiesen hat, die Thematik der Geschichte in zwei Erzähl-Stränge zu splitten. Dreht sich zu Beginn fast alles um Pferde, die durch leistungssteigernde Drogen manipuliert werden, so kristallisiert sich mit der Zeit immer mehr die eigentliche Thematik heraus, die den Untergang von Silicon Valley beinhaltet, damit Zorin das weltweite Monopol für Mikro-Chips erlangen kann.
Der von ihm entwickelte Plan ist geradezu teuflisch und beinhaltet in der Folge auch so manch action-geladene Passage, bis es zum Ende hin auf einen grandiosen Showdown an der Golden Gate Bridge hinausläuft, in dem es zu einem luftigen Endkampf kommt. Mit einer Laufzeit von etwas über zwei Stunden gestaltet sich "Im Angesicht des Todes" zu keiner Zeit auch nur ansatzweise langatmig, denn selbst in den dialoglastigen Passagen erfreut man sich über absolut erstklassige Wortwechsel, die insbesondere immer dann auftreten, wenn Moore und Walken aufeinander treffen. Die beiden liefern sich so manch brillanten Wortwechsel und sorgen so dafür, das sich ein insgesamt jederzeit überzeugendes Gesamtbild ergibt. So bietet sich dem Zuschauer nach einigen schwächeren Bond-Filmen mit Roger Moore doch ein mehr als versöhnlicher Abschluss und nach nunmehr sieben Abenteuern mit dem smarten Briten fällt es schon ein wenig schwer, sich mit dem nächsten Film auf ein neues Gesicht im Bond-Universum einzustellen.
Letztendlich handelt es sich bei "Im Angesicht des Todes" um einen äußerst gelungenen Agenten-Thriller, der sich meiner Meinung nach auf jeden Fall zu den besten Filmen der gesamten Reihe gesellt. Ein starker Cast, tolles Schauspiel und eine richtig gelungene Geschichte erzeugen ein sehr stimmiges Gesamtbild, das man sich gern immer wieder zu Gemüte führt. Und auch für optische Höhepunkte ist wieder einmal gesorgt, denn während Grace Jones eher durch ihren extravaganten Kleidungsstil ins Auge fällt, bekommt man mit der bildhübschen Tanya Roberts eine Bond-Gespielin präsentiert, die einen absolute Augenweide darstellt. Das ihre schauspielerische Leistung dabei weniger ins Gewicht fällt kann man durchaus verschmerzen, denn ihr attraktives Äußeres entschädigt einen für eine eher mittelmäßige Interpretation ihrer Rolle. Der mittlerweile dritte Film von John Glen ist also bisher auch sein mit Abstand bester und man durfte also sehr gespannt sein, wie sich die Reihe mit dem neuen Gesicht eines Timothy Dalton weiter entwickeln würde, doch davon mehr an anderer Stelle.
Fazit:
So wirklich überzeugen konnte Roger Moore in der Rolle des britischen Geheimagenten eher selten, doch "Im Angesicht des Todes" gehört wohl eindeutig zu seinen besten Auftritten als James Bond. Das mag in erster Linie auch an seinen starken Gegenspielern liegen, doch auch er selbst tritt hier mit der nötigen Stärke auf, um einem das echte Bond-Feeling zu vermitteln.
8/10