Elephant - Gus Van Sant (2003)

Moderator: jogiwan

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Il Grande Silenzio
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Elephant - Gus Van Sant (2003)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

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Inhalt:

Ein ganz normaler friedlicher Tag an einer ganz friedlichen Highschool irgendwo in den USA. Der sensible Elias (Elias McConnell) schießt seine Fotos, die schüchterne Michelle (Kristen Hicks) überlegt, wie sie sich vor dem Schulsport drücken kann, die magersüchtigen Schönheiten um die coole Carrie (Carrie Finklea) tauschen die neusten Gerüchte, und Muskelprotz Nathan (Nathan Tyson) wäre mit seiner Freundin lieber ganz woanders. Aus der friedlichen Highschool wird plötzlich ein Ort des Grauens. als plötzlich Alex und Eric bis unter die Zähne bewaffnet das Schulgebäude betreten...

Quelle: OFDb


Kritik:

Elephant wurde offensichtlich durch das Massaker an der Highschool von Columbine inspiriert.

Die mit Abstand dümmste Kritik zu diesem Film, die ich gelesen habe, interpretiert dessen Stärke als Schwachpunkt, ohne dies auch nur ansatzweise zu verstehen.

Dort ist die Rede davon, dass Elephant nicht erklärt, warum dies alles passiert und teilnahmslos, ohne Partei zu ergreifen, die Taten der beiden Jungen verfolgt. Dies sei zudem überaus langweilig, weil man das Gesehene daher auch nicht verstehen würde, der Film habe "keine Message".

Genau das ist das Grandiose an Elephant. Er erklärt nichts, er beobachtet nur, er zeigt keine Monster, die man hassen könnte und keine Opfer, mit denen man Mitleid habe müsste. Er ist neutraler Beobachter, parteillos, weder Ankläger noch Richter. Keine schlimme Kindheit wird zur Motivation erkoren, die es dem Betrachter erleichtern würde, diese Taten zu verstehen.

Es wir eben keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, das Schicksal hat keine Rechtfertigung, ambivalent, zerrissen, das Grauen hat keine nachvollziehbare Motivation, Ambivalenz in Reinkultur.

Elephant gelingt es damit, gerade keine Anklage zu sein, was bei einem solchen Thema ansich schon unglaublich ist. Der Film lässt den Zuschauer daher komplett allein und ist damit mehr Doku, den Spielfilm.

Für Zuschauer wie den Kritiker mit obigen Aussagen, die das Denken komplett anderen überlassen und nur konsumieren wollen, ist Elephant absolut ungeeignet.

Obwohl der Film nur beobachtet - oder gerade deswegen - ist er für mich eines der verstörendsten Werke, das ich bislang gesehen habe.

9/10
"You can´t love animals and eat them too."

"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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sergio petroni
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Re: Elephant - Gus Van Sant (2003)

Beitrag von sergio petroni »

Habe den damals im Kino gesehen und war echt beeindruckt. Um mich herum hatte sich
die Begeisterung in Grenzen gehalten (war allerdings eine sneak preview).
Ich fand den Film gerade in Anbetracht der damals aktuellen Geschehnisse recht bedrückend.
Es gibt halt nicht für alles eine Erklärung.

Und daß Schulmassker ein Auswuchs der modernen Gesellschaft sind stimmt so auch nicht:

http://www.sueddeutsche.de/bildung/erst ... -1.1700721
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
italostrikesback
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Re: Elephant - Gus Van Sant (2003)

Beitrag von italostrikesback »

Ich kann den guten Bewertungen nur zustimmen. Leider eröffnen sich die Filme von Gus Van Sant nicht jedermann.
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