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Die Tür ins Jenseits - Kevin Connor (1974)

Verfasst: Mi 17. Jul 2013, 15:06
von buxtebrawler
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Originaltitel: From Beyond the Grave

Herstellungsland: Großbritannien / 1974

Regie: Kevin Connor

Darsteller: Peter Cushing, Ian Bannen, Ian Carmichael, Diana Dors, Margaret Leighton, Donald Pleasence, Nyree Dawn Porter, David Warner, Ian Ogilvy, Lesley-Anne Down, Jack Watson, Angela Pleasence u. A.
Der Besitzer (Peter Cushing) des Antiquitäten- und Kuriositätenladens "Tempations Unlimited" hat viele interessante Waren in seinem Geschäft anzubieten, wer allerdings unrechtmäßig runterhandelt oder betrügt, für den hat sein Kauf ungeahnte und unheimliche Folgen. In "The Gatecrasher" veranstaltet Edward Charlton nach dem Kauf eines alten Spiegels vor diesem eine Seance. Das wiederum ruft einen auf der anderen Seiten wartenden Geist auf den Plan, der sich von Edward ein paar Morde wünscht. Ein Orden erregt die Aufmerksamkeit des einfachen Angestellten Christopher Lowe (Ian Bannen), der von seiner Frau (Diana Dors) ständig niedergemacht wird. Als er einen Veteranen des Militärs, Jim Underwood (Donald Pleasence) auf der Straße kennenlernt, lügt er diesem über seine eigene Armeekarriere mittels des Ordens etwas vor - und ist überrascht, als ihm dieser seine sehr seltsame Tochter Emily (Angela Pleasence) vorstellt... "The Elemental" wiederum ist ein bösartiger Geist, der sich beim Kauf einer Schnupftabaksdose auf die Schulter von Reginald Warren (Ian Carmichael) verirrt und ihn und seine Frau bedroht. Abhilfe soll die schräge Madame Orloff (Margaret Leighton) leisten, die den Geist austreiben will. Und in "The Door" müssen William (Ian Ogilvy) und Rosemary Seaton (Lesley Anne-Down) einsehen, daß die alte Tür, die sich in ihr Haus installiert haben, zeitweise in einen jahrhundertealten Raum führt, wo ebenfalls ein unheimlicher Gast auf sie wartet...
Quelle: www.ofdb.de

Re: Die Tür ins Jenseits - Kevin Connor (1974)

Verfasst: Mi 17. Jul 2013, 17:09
von buxtebrawler
„Bei allem, was Sie hier kaufen, wartet eine große Überraschung auf Sie!“

„Die Tür ins Jenseits“ ist der vorletzte Beitrag zur achtteiligen Episodenhorrorfilm-Reihe der britischen Produktionsfirma „Amicus“. Er entstand unter der Regie Kevin Connors („Tauchfahrt des Schreckens“), der damit sein beachtliches Debüt ablieferte. Veröffentlicht wurde der Film 1974 und es sollte ganze sechs Jahre dauern, bis „Monster Club“ die Reihe endgültig besiegelte. Die einzelnen Episoden basieren auf Kurzgeschichten des Schriftstellers Ronald Chetwynd-Hayes.

Die Rahmenhandlung präsentiert der ehrwürdige Peter Cushing („Frankensteins Fluch“) als Besitzer eines Antiquitätengeschäfts, der wie jeder ehrliche Kaufmann seine Kunden schätzt. Wer jedoch den alten Mann übers Ohr zu hauen versucht oder ihn gar bestiehlt, wird Opfer mysteriöser Ereignisse, die in vier Episoden erzählt werden:

„Halten wir doch ‘ne Seance ab!“ – „Was?“ – „Wär‘ doch sicher amüsant!“ – „Fabelhafte Idee!“

Edward Charlton (David Warner, „Das Omen“) erschleicht sich im Antiquariat einen uralten Spiegel zu einem Spottpreis. Doch die Seance, die Edward mit seinen Freunden abhält, ruft einen alten Geist auf den Plan, der im Spiegel gefangen ist und Edward zu morden anweist… Diese kleine, aber feine Geschichte verläuft zwar nicht ganz unvorhersehbar und hätte sicherlich auch ein klein wenig straffer erzählt werden können, weiß mit der Mystik, die für viele mit antiquarischen Einrichtungsgegenständen, insbesondere mit Spiegeln, einhergeht, aber gut zu spielen und bietet neben wohligem Gruselschauer der alten Schule einige herbe Morde und die erwartete böse Schlusspointe. Ein guter Einstieg!

Die zweite Episode bildet den Höhepunkt des Films. Christopher Lowe (Ian Bannen, „Die Fratze“) ist ein einfacher Angestellter, der ständig von seiner Frau erniedrigt wird. Er stiehlt einen alten Militärorden aus dem Antiquariat und lernt den verarmten, sympathischen Kriegsveteranen Jim Underwood (Donald Pleasence, „Halloween – Die Nacht des Grauens“) kennen. Die beiden freunden sich miteinander an, immer häufiger geht Christopher Jim und dessen Tochter Emily (Angela Pleasence, „Gangs of New York“) besuchen, die die magische Kunst des Voodoos beherrscht… Diese Episode bietet brillantes Schauspiel wirklich aller Beteiligten und wird beherrscht von einer britischen Höflichkeit, unter der es jedoch kräftig brodelt, wie allerspätestens die überaus überraschende Pointe beweist. Ian Bannen gibt einen Durchschnittsbriten, der nach außen Hin stets die Form wahrt, und ist absolut prädestiniert für diese Rolle, welche er leicht karikierend interpretiert. Exakt so stellt man sich jemanden wie den von ihm verkörperten Charakter vor. Mit Donald Pleasence gewann man neben Peter Cushing einen nicht minder ehrwürdigen Schauspieler, der zusammen mit seiner tatsächlichen Tochter Angela das kauzige und doch liebenswürdige Vater-Tochter-Gespann mimt, dass es einem Freund des britischen Genrekinos beinahe die Tränen der Rührung und Freude in die Augen treibt. Very well done!

Episode drei handelt von Reginald Warren (Ian Carmichael, „Die tödliche Botschaft“), der kurzerhand die Preise zweier Schnupftabakdosen im Antiquariat vertauscht und das vermeintliche Schnäppchen mit nach Hause nehmen will. Doch bereits auf der Zugfahrt weist ihn die ihm gegenüber sitzende Madame Orloff (Margaret Leighton, „Der Kandidat“) darauf hin, dass er sich einen Elementargeist eingefangen habe, der auf seiner Schulter säße. Reginald schenkt den Ausführungen der resoluten Dame keinerlei Beachtung, doch als sich die furchterregenden Ereignisse zu Hause häufen, kommt er auf sie zurück… Diese Episode bedient sich eines anderen Stils als der Rest, nämlich dem einer Komödie. Überzeichnet und humoristisch nimmt Reginalds Unglück seinen Lauf, als Madame Orloff sein Haus komplett auf den Kopf stellt. Das ist kurzweilig und lustig anzusehen, bis zum bizarren Ende mit einmal mehr böser Pointe jedoch verläuft die Geschichte nicht nur wendungsarm, sondern aufgrund der Unsichtbarkeit des Geists auch ohne wirkliche Schauwerte. Eine spaßige Auflockerung des Films, dennoch für mein Dafürhalten sein schwächster Beitrag.

In der letzten Episode machen William (Ian Ogilvy, „Im Banne des Dr. Monserrat“) und Rosemary Seaton (Lesley Anne-Down, „Comtesse des Grauens“) die leidvolle Erfahrung, dass es nicht immer eine gute Idee ist, eine antiquarische Tür an einem Büroschrank anzubringen – wenn man sich nach Öffnen der Tür plötzlich in einer anderen Zeit und dort wiederfindet, wohin die Tür ursprünglich führte, wird die Büroarbeit jäh durchkreuzt... Die dieser Geschichte zugrunde liegende Idee erscheint mir die originellste dieses Films. Sie führt ins Surreale, das jedoch ganz reale Gefahren birgt. Mit toller Maskenarbeit und sehr schöner Ausleuchtung ist sie vor allem visuell ein Leckerbissen; zudem unterstreicht sie die, wie im Subgenre übliche, comichaft-moritatisch-moralische Ausrichtung des Films, wenn sie als einzige ein „Happy End“ zu bieten hat – weil William den von einem auf erbarmungswürdig und gebrechlich getrimmten Cushing zurückhaltend und leise, doch voller Tiefe wunderbar gespielten Händler als einziger nicht übervorteilt hat.

Fazit: Ein Episodengrusler mit toller Besetzung, der sich nahtlos in die kultverdächtige „Amicus“-Reihe einfügt. Very british, indeed. Und die Moral von der Geschicht‘: Antiquitätenhändler ärgert man nicht.