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Network - Sidney Lumet

Verfasst: So 28. Jul 2013, 22:19
von CamperVan.Helsing
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USA 1976

D: Peter Finch, William Holden, Robert Duvall, Faye Dunaway


Beim Fernsehsender UBS soll der legendäre Nachrichtensprecher Howard Beale (Finch) wegen sinkender Einschaltquoten gefeuert werden. Beale kündigt daraufhin vor laufender Kamera an, sich in seiner letzten Sendung das Gehirn wegzupusten.

Sein alter Freund und Chef der Nachrichtenabteilung, Max Schumacher (Holden) sorgt dafür, dass Howard am nächsten Tag noch einmal sich in der Sendung erklären darf, bevor er den Sender verlassen muss, doch Beale zieht über seinen Arbeitgeber und das beschissene Leben an sich her und sorgt damit für eine überraschend gute Quote.

Also muss Beale bleiben und soll künftig als "zorniger Prophet des Fernsehens" zum Sprachrohr des frustrierten Publikums werden. Max ist damit absolut nicht glücklich, sieht er doch in Howard einen nervenkranken Mann, der ärztlicher Hilfe bedürfe. Max selbst verfällt allerdings Diana Christensen (Dunaway), Chefin der Programmabteilung, die die Nachrichten gerne in ihrem Zuständigkeitsbereich hätte, um sie zu einem Showspektakel u.a. mit einer Wahrsagerin umzubauen und daneben eine wöchentliche Sendung mit der "ökumenischen Befreiungsarmee", einer linken Terrorgruppe, mit echten Videos von ihren Überfällen plant.

Doch als Howard erst dazu aufruft, den Fernseher umgehend auszuschalten und schließlich die Übernahme der UBS-Muttergesellschaft CCA durch Saudis vereitelt, wird er zu CCA-Chef Jensen zitiert und verkündet fortan Jensens Evangelium. Max verlässt Diana, weil er erkennt, dass sie unfähig ist, echte Gefühle zu empfinden.

Als Howards Quoten erneut sinken, er aber, doch unter dem Schutz Jensens stehend, nicht gekündigt werden kann, sinnt man bei UBS auf eine finale Lösung…

1976 war zumindest hierzulande an private TV-Sender nicht zu denken, so dass man „Network“ seinerzeit wohl als pure SF auffassen konnte. Nachdem die Privatsender in der Anfangsphase uns mit eurokultischer Filmware und innovativen Showkonzepten („Alles nichts oder“, „Tutti Frutti“…) begeisterten, ist dort man schon längst auf UBS-Niveau angekommen. Pöbel-Talkshows, Scripted Reality vom dämlichsten, Gerichtssendungen auf niedrigstem Niveau, Z-Promis in der australischen Wildnis im Kakerlakenbad, Casting-Müll, Big-Brother-Schrott. Es fehlt eigentlich nur noch ein Ende, wie „Network“ es bietet…

Lumet war also gar nicht unbedingt der große Satiriker, er hat nur ein wenig übertrieben und war ansonsten nur seiner Zeit etwas voraus. Meisterwerk!

Re: Network - Sidney Lumet

Verfasst: So 28. Jul 2013, 22:35
von buxtebrawler
Geniales, ultra-medienkritisches, mehrfach oscarprämiertes Drama aus den 70ern, das voller wütender, rebellischer Dia- und Monologe steckt und die gängigen Mechanismen, aus Andersartigem und Subsersivem erst Kapital zu schlagen und es anschließend zu vernichten, weit weniger überzogen darstellt als es seinerzeit möglicherweise viele Zuschauer annahmen.

Intelligent, dabei trotzdem unterhaltsam und vor allem mutig!