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Marina Abramović: The Artist is Present - Akers/Dupre (2012)

Verfasst: Fr 23. Aug 2013, 15:26
von purgatorio
MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT

Bild

Deutscher Titel: MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT
Originaltitel: MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT

Regie: Matthew Akers, Jeff Dupre
Produktionsland: USA (2012)

Darsteller: Marina Abramović, Marina Abramovic, Ulay, Klaus Biesenbach, David Balliano, Chrissie Iles, Arthur Danto, David Blaine, James Franco...

Story:
THE ARTIST IS PRESENT ist der Titel der großen Retrospektive der Performance-Künstlerin Marina Abramović, die im Frühjahr 2010 im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen war. Gleichzeitig ist es der Titel einer parallel und vor Ort stattfindenden Dauerperformance von Abramović.
Diese Dokumentation begleitet die Planung, Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung sowie der Performance und zieht im gleichen Atemzug dazu eine retrospektive Bilanz zum Leben und Werk der bedeutenden Künstlerin. Hierdurch wird ein breitgefächerter Einblick in das Œuvre und die Intentionen dahinter gewährt...

Re: MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT

Verfasst: Fr 23. Aug 2013, 15:30
von purgatorio
MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT (MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT, USA 2012, Regie: Matthew Akers, Jeff Dupre)

THE ARTIST IS PRESENT ist eine fantastische, sehr bewegende Dokumentation und Retrospektive zum Leben und Werk von Marina Abramović. Meiner Meinung nach, dass hat aber nur bedingte Gültigkeit, ermöglicht diese Dokumentation auch denen einen Zugang zur Performance-Kunst, die weder das Œuvre von Abramović kennen noch ein Grundverständnis von den Intentionen der Performance per se haben. Ich glaube, dass der Film hier sehr eindringlich und breitgefächert die Ursprünge offenlegt und in der riesigen Retrospektive im MoMA enden lässt, im Rahmen derer Abramović 600 Stunden ihres Lebens dem Publikum gegenüber saß und den Blickkontakt suchte. Die Inszenierung ist dabei hochgradig emotional – ein Film für’s Herz! Jedoch fehlte mir ein wenig die Anwesenheit der Stars (hier ganz speziell Björg und Lady Gaga, weil gerade diese beiden sehr wichtig gewesen wären). Demgegenüber fand ich es jedoch auch sehr gut, dass der Schauspieler James Franco nicht als dieser herausgestellt wurde. Er war nur einer von vielen Besuchern – die einen erkannten ihn, die anderen nicht. Aber gerade bei Björg und Lady Gaga habe ich die Verbindung erwartet.

Demgegenüber störte mich jedoch der hohe Grad an Inszenierung, als Ulay ins Spiel kam. Sicherlich – ich bin mir der Gefahr bewusst, dass die Performance hätte scheitern können, wäre Ulay unangekündigt aufgetaucht und hätte Marina gegenüber Platz genommen. Dennoch nahmen die vorangestellten Zusammentreffen der beiden viel vom Zauber der Begegnung, gerade weil Marina sehr routiniert und freundschaftlich mit der Situation umging, während Ulay nach all den Jahren noch Gefühle gehabt haben könnte – so wirkte es auch mich.

Diese kleinen Details schmälern jedoch nicht den hochgradig positiven Gesamteindruck des Films, der jedem Kunstfreund, jedem der es werden möchte und ganz speziell jedem Neugierigen ans Herz gelegt werden sollte. Bisher die beste Dokumentation des Jahres*: 9/10!


* Für notorische Nörgler am filmischen Handwerk sei erwähnt, dass die Doku streng nach moderner Ästhetik aufgebaut ist. Schnelle Schnitte, nonlineare Erzählweise und überpräsente musikalische Untermalung sind hier inflationär zum Einsatz gekommen.

Re: MARINA ABRAMOVIĆ: THE ARTIST IS PRESENT

Verfasst: Di 13. Dez 2016, 07:37
von jogiwan
Die kürzlich siebzig gewordene Marina Abramovic ist nicht nur die bekannteste Performance-Künstlerin der Welt, sondern auch eine Frau der Extreme. Sie ritzte sich mit einem Messer ein Pentagramm in den Bauch, schrubbte so lange Fleischfasern von Rinderknochen aus dem Schlachthaus und sang dabei Klagelieder, bis sie von den Verwesungsgasen ohnmächtig und ging auf der Chinesischen Mauer ihren damaligen Lebenspartner Ulay hunderte Kilometer entgegen. Als Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens gilt jedoch ihre MoMA-Retrospektive „The Artist is Present“ in der sie drei Monate lang, sechs Tage die Woche und sieben Stunden am Stück in einem Raum jeweils einem Besucher gegenüber saß und diesem in die Augen blickte. Die Dokumentation „Marina Abramovic: The Artist is present“ zeigt den Weg zu dieser großartigen Leistung, die die Künstlerin abermals an die körperliche und mentale Grenzen führte. Vergangene Performances werden angerissen und kurz präsentiert und auch Außenstehende und Weggefährten kommen zu Wort, auch wenn sich der Streifen hauptsächlich um die für mich nicht ganz greifbare Künstlerin dreht und diese auch mühelos alle um sich mit ihrer Präsenz und Aufmerksamkeit vereinnahmt. Dabei wirkt der Streifen zeitweise auch so, als handle es sich bei der gar so gütig und ausgeglichen erscheinenden Künstlerin um eine Kunstfigur und doch erscheint, als gäbe es einfach keinen Unterschied zwischen Privaten und Künstlerischen und im Falle von Marina Abramovic das Leben selbst zur Kunstform erklärt worden ist. Alles ganz großartig, unkritisch und dennoch sehr interessant, spannend und selbst wenn der auf seltsame Weise berührende Streifen mit seinen tief persönlichen Eindrücken wohl nur ansatzweise vermitteln kann, was die Ausstellung inklusive Performance der Künstlerin bei den Besuchern tatsächlich bewirkt hat.

Re: Marina Abramović: The Artist is Present - Akers/Dupre (2012)

Verfasst: Di 3. Mär 2020, 07:40
von jogiwan
RIP Ulay! :(

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Re: Marina Abramović: The Artist is Present - Akers/Dupre (2012)

Verfasst: Di 3. Mär 2020, 17:05
von purgatorio
jogiwan hat geschrieben:RIP Ulay! :(

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Habe es auch heute morgen gelesen. Sehr traurig, Ruhe in Frieden :(