The Bay - Barry Levinson (2012)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von jogiwan »

The Bay

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Originaltitel: The Bay

Alternativititel: The Bay - Nach Angst kommt Panik

Herstellungsland: USA / 2012

Regie: Barry Levinson

Darsteller: Kristen Connolly, Jane McNeill, Anthony Reynolds, Christopher Denham, Michael Beasley, Andy Stahl

Story:

Was geschah am 4. Juli 2009 wirklich in der beschaulichen Küstenstadt Claridge? Zwei Millionen Fische werden an die Küste gespült, tausende von Vögeln fallen aus dem Himmel, die Menschen beginnen sich seltsam zu verhalten. Ein unerklärliches Naturphänomen oder ein bedrohliches Omen? Nur einige wenige Videoaufnahmen zeigen wirklich, was an jedem Unabhängigkeitstag wirklich in Claridge geschah und warum die Regierung alles daran setzt, die Wahrheit geheim zu halten. (quelle: amazon.de)
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jogiwan
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von jogiwan »

Etwas durchwachsener Found-Footage-Parasiten-Horror mit Öko-Botschaft im Wiki-Leaks-Style bei dem eine Nachwuchs-Reporterin auch Jahre nach dem Ereignis noch immer vollkommen geschockt und fast schon apathisch in die Kamera spricht und mit Hilfe von Film-, Handykamera-, und Skype-Material die Geschichte eines malerischen Küstenortes erzählt, in dem sich ausgerechnet am Unabhängigkeitstag eine Katastrophe abgespielt hat. Alles recht solide und gruselig und ein paar gelungene Schock- und Ekelmomente inklusive körperliches Unbehagen beim Zuschauer bietet "The Bay" dann auch zweifelslos, allerdings fand in den verbissenen Ernst der hier bisweilen an den Tag gelegt wird, schon manchmal wieder unfreiwillig komisch. Außerdem gibts auch ein paar arg unlogische Momente, die den Sehgenuß ebenfalls etwas schmälern. Wer Filme aus der Found-Footage-Kiste mag, wird mit "The Bay zwar sicher gut bedient, aber mehr als leicht überdurchschnittliche Ware ist dabei jedoch nicht rausgekommen.
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Il Grande Silenzio
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Ich mag Found-Footage. Da ich gestern die BD günstig bestellt habe, freue ich mich drauf, "leicht überdurchschnittlich" hört sich ja mal vertretbar an.
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Arkadin
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von Arkadin »

2009 geschah in einer kleinen Stadt an der Chesapeake Bay eine grauenvolle Katastrophe. Von der Regierung unter den Teppich gekehrt, haben Aktivisten nun Filmmaterial zusammengeschnitten, welches zeigt, was damals vorgefallen ist. Kommentiert wird dies von der ehemaligen Journalistin Donna Thompson (Kether Donohue), einer der wenigen Überlebenden der damaligen Ereignisse. Sie war damals als junge Fernsehreporterin in die Stadt gekommen, um Aufnahmen von den Festlichkeiten zum 4. Juli zu machen, als plötzlich die Menschen einer grauenvollen Plage zum Opfer fielen…

„Found Footage“ war einmal relativ neu und spannend. Damals als “Blair Witch Project” herauskam und zeigte, wie man mit einer Handvoll Dollar und einer guten Marketing-Kampagne Millionen machen kann. Gut, neu war das Genre auch da schon nicht mehr, hatte doch z.B. Rainer Erler bereits 1970 mit “Die Delegation” einen lupenreinen und intelligenten Found-Footage-Film hergestellt und auch Ruggero Deodato hatte 1980 bei seinem berüchtigten „Nackt und zerfleischt“ damit gespielt. Nach “Blair Witch Project” brachen dann aber – erst langsam, dann immer schneller – alle Dämme, und der Markt wurde von „Found-Footage“-Filmen förmlich überflutet. Da waren die einen, die diese Art des Geschichtenerzählens nutzten, um eine ungewöhnliche Perspektive auf bekannte Genremuster einzunehmen („Cloverfield“, „[rec]“), andere entdecken einfach nur, dass man hier ohne große Hilfsmittel und für sehr wenig Geld einen Film auf die Beine stellen kann („Paranormal Activity“). Leider befanden sich unter letzteren auch sehr viele, nicht besonders talentierte oder originelle Filmemacher.

Die Spannung ist also groß, wenn sich ein großer Hollywood-Regisseur diesem ausgelutschten Genre annimmt. Und Barry Levinson, der vor allem in den 80er und 90ern mit Hits wie „Rain Man“, „Good Morning, Vietnam“ und „Sleepers“ für Furore sorgte, ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Auch wenn ihm in letzter Zeit nicht mehr der große Erfolg vergönnt war. Um es kurz zu machen: Auch Levinson erfindet das Genre nicht neu, aber er blamiert sich mit “The Bay” auch nicht. Interessanterweise erinnert sein Kommentar in den Extras ein wenig an den Vorwurf, den einst Stephen King an Stanley Kubrick richtete, als dieser seinen Roman „Shining“ verfilmte. Dort beschwerte er sich, dass Kubrick sich im Horrorgenre nicht auskennen würde und seinen Film mit einer Pointe enden lies, die man so oder so ähnlich schon in Dutzenden Horrorfilmen gesehen hätte, die Kubrick aufgrund seines Desinteresses für das Genre aber natürlich nicht kennen würde und für etwas wahnsinnig Innovatives halten würde. Levinson spricht in den Extras voller Enthusiasmus davon, wie er das Prinzip des „Found Footage“ nutzen kann und wie sehr das doch helfen würde, einen glaubwürdigen Doku-Look zu kreiern. So weit stimmt das ja auch, ist aber mittlerweile ein wirklich alter Hut, der keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor lockt.

Immerhin muss man Levinson aber zugute halten, dass er als Hollywood-Regisseur alter Schule, sein Handwerk versteht und sich „The Bay“ somit nicht in die uninspirierten Wackelkamera-Filme mit Amateurbesetzung einreiht. Tatsächlich gelingt es ihm ausgezeichnet, die verschiedenen Filmelemente dynamisch zu montieren und die Technik in den Dienst der Erzählung zu stellen und nicht andersherum. Natürlich geht er als großer Geschichtenerzähler dabei nicht konsequent vor, sondern unterlegt Szenen mit Soundeffekten und einem effektiven, zunächst unauffälligen Soundtrack. So entsteht aber nie das Gefühl, tatsächlich „gefundenes Material“ zu sehen, sondern eben „nur“ einen Film. Hier beißen sich dann Form und Inhalt, den Levinson legt den Film gänzlich als „objektive“ Dokumentation der Ereignisse an, weshalb er auf Identifikationsfiguren verzichtet (von der jungen Reporterin einmal abgesehen) und auf einen klassischen Spannungsbogen verzichtet. Die Spannung müsste also vor allem durch die Frage, ob das alles eventuell doch real ist – wie es durch eine clevere Marketing-Kampagne bei „Blair Witch Project“ der Fall war – entstehen. Doch dafür ist „The Bay“ zu gut gemacht und vor allem zu filmisch angelegt.

Durch diesen Ansatz verliert der Film an Spannung, da die Konsequenzen der Ereignisse und auch das Schicksal einzelner Hauptfiguren vorweggenommen wird. Trotz des pseudodokumentarischen Anspruchs, wird trotzdem auf die üblichen Genre-Versatzstücke und Make-Up-Effekte, die aufgrund des technisch suboptimalen, „gefundenen“ Materials zum Teil sehr echt und ekelig wirken, zurückgegriffen. Etwas aufdringlich, aber absolut verzeihlich, ist der erhobene Zeigefinger mit dem dieser Öko-Thriller immer wieder auf Umweltsünden hinweist und die Katastrophe als vom raffgierigen, skrupellosen Kapitalismus erschaffen aufdeckt. Dass man in diesem Zusammenhang aber wieder – wie einst in „Der weiße Hai“ und zahlreichen Epigonen – den Bürgermeister, der alles vertuschen will, um den Tourismus nicht zu gefährden, als Symbolfigur für die blinde Raffgier aus der Mottenkiste hervorholt, ist vielleicht etwas zu viel. Die Chesapeake Bay gibt es wirklich, und diese Gegend ist berüchtigt dafür, für sein stark belastetes Wasser und die zerstörte Unterwasser-Fauna. Weiß man das, gibt es dem Film eine zusätzliche, realistische Ebene, in Deutschland aber dürfte man Chesapeake Bay allerdings für eine Erfindung des Drehbuchautoren halten.

Das ambitionierte Drehbuch leidet leider unter einigen Schwächen. Das fängt schon damit an, wo denn bitteschön plötzlich das ganze Filmmaterial herkommen soll, welches ja eigentlich im Anschluss an die Katastrophe von der Regierung eingesammelt wurde. Und wer hat das alles so schön aneinandergeschnitten. Und seit wann werden Skype-Anrufe eigentlich als Film gespeichert? Auch verhalten sich einige Personen zwar genre-konform, aber im richtigen Leben (welches hier ja imitiert werden soll) würde man doch eher die Beine in die Hand nehmen und aus dem Ort verschwinden. Wie z.B. das Ehepaar mit dem Baby, bei dem der Vater noch die entstellten Leichen untersucht, während die Mutter mit der Kamera drauf hält. Man muss allerdings sagen, dass solche Szenen hier weitaus seltener vorkommen, als in vergleichbaren Filmen, und die Figuren häufig einen guten Grund haben, die Kamera nicht aus der Hand zu legen, bzw. wird die Aufgabe, Filmmaterial herzustellen, häufig von Überwachungskameras übernommen.

Stören einen diese Dinge nicht sonderlich, unterhält „The Bay“ recht spannend, wobei auch die kurze Laufzeit von 85 Minuten hilfreich ist. Man merkt eben, dass hier mit Barry Levinson ein renommierter Profi am Werk war. Neues sollte man allerdings nicht erwarten. Dafür werden in “The Bay” zu häufig altbekannte Klischees und Rollenbilder wiedergekäut. Und die Found-Footage-Technik gehört nun schon seit Jahren zum langweilig gewordenen Standard-Repertoire kostengünstiger B- und C-Produktionen. Diese überragt „The Bay“ qualitativ allerdings spielend.

Zur Bildqualität der Koch Media-DVD kann man nicht viel schreiben, da diese aufgrund der Machart des Filmes natürlich stark schwankt und je nach Filmquelle mal mehr, mal weniger schlecht/gut ist. Als Extras gibt es mit dem 11-minütigen “Into the Unknown” einen Monolog von Levinson über den Film, warum und wie er ihn gemacht hat. Der Trailer liegt auf deutsch und englisch bei, und der Film selber wird per Audiokommentar von Regisseur Barry Levinson begleitet.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2013/07/ ... mmt-panik/
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untot
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von untot »

Obwohl Found Footage eigentlich sonst eher nicht mein Ding ist, hier fand ichs eigentlich ganz gelungen, ich fand das Filmchen eigentlich ganz spannend.

7/10
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horror1966
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von horror1966 »

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The Bay - Nach Angst kommt Panik
(The Bay)
mit Nansi Aluka, Christopher Denham, Stephen Kunken, Frank Deal, Kether Donohue, Kristen Connolly, Will Rogers, Kimberly Campbell, Beckett Clayton-Luce, Dave Hager, Tara Polhemus, Sean Johnson, Murat Erdan
Regie. Barry Levinson
Drehbuch: Michael Wallach / Barry Levinson
Kamera: Josh Nussbaum
Musik: Marcelo Zarvos
FSK 16
USA / 2012

Was geschah am 4. Juli 2009 wirklich in der beschaulichen Küstenstadt Claridge? Zwei Millionen Fische werden an die Küste gespült, tausende von Vögeln fallen aus dem Himmel, die Menschen beginnen sich seltsam zu verhalten. Ein unerklärliches Naturphänomen oder ein bedrohliches Omen? Nur einige wenige Videoaufnahmen zeigen wirklich, was an jedem Unabhängigkeitstag wirklich in Claridge geschah und warum die Regierung alles daran setzt, die Wahrheit geheim zu halten.


Der Found Footage Film hat seine Hoch-Zeiten mittlerweile eigentlich hinter sich und dennoch bemühen sich immer wieder Regisseure, dem Zuschauer einen neuen Fall von angeblich wahren Begebenheiten zu offerieren. Greift man dazu in den meisten Fällen auf die Geister-Thematik zurück, so ist es in "The Bay" fast schon eine äußerst wohlwollende Ausnahme, das dieses Mal eine anscheinend kaum erklärbare ökologische Katastrophe für das Szenario herhalten muss. Obwohl im normalerweise kein ausgewiesener Fan dieser Filmart bin muss ich eingestehen, das mich der Film von Barry Levinson wirklich restlos überzeugt hat, endlich handelt es sich einmal nicht um paranormale Aktivitäten, die den Zuschauer meistens an den Rande des Tiefschlafs bringen. In vorliegendem Fall baut sich von der ersten Minute an eine absolut herausragende Grundstimmung auf, die mit zunehmender Laufzeit immer bedrohlichere Züge erkennen lässt und dabei auch nicht mit einigen recht ekligen Einstellungen spart.

Das ist aber noch nicht einmal der Höhepunkt einer Geschichte, die ihre ganz große Stärke sicherlich im erstklassigen Spannungsaufbau hat, denn Levinson hat seinem Szenario diesen wunderbar dokumentarischen Touch verliehen, so das man im Prinzip die ganze Zeit über in dem Glauben schwelgt, das man sich hier in einem echten Tatsachenbericht befindet. Bisher habe ich noch keinen anderen Vertreter des Found Footage gesehen, der diesen Aspekt so absolut herausragend zum Ausdruck bringt und darin liegt wohl auch die Ursache begründet, das man während der Geschehnisse richtiggehend mitfiebert und immer tiefer in den unglaublichen Strudel von Ereignissen gezogen wird, für die es zu Beginn noch keine Erklärung gibt. Auch die mitwirkenden Akteure müssen an dieser Stelle einfach mal gelobt werden, ist deren Anteil an dem authentisch erscheinenden Material nicht ganz unerheblich.

Und so taucht man dann auch selbst immer tiefer ein in die ökologische Katastrophe und macht die Bekanntschaft mit unzähligen toten Fischen und Vögeln, um danach mit einer Art Parasit konfrontiert zu werden, der anscheinend Auslöser des Schreckens-Szenarios ist, das über das malerische Küsten-Städtchen hinein bricht und es wahrhaft innerhalb kürzester Zeit in eine Stadt des Todes verwandelt. Dabei präsentieren sich einem auch diverse durchaus etwas heftigere Einstellungen, wobei hier zu keiner Zeit der übliche Rahmen gesprengt wird. Am schlimmsten habe ich persönlich eigentlich die Bilder empfunden, in denen sich einem die mit Pusteln überzogenen Körperpartien mehrerer Bewohner gezeigt haben. Hier macht sich ein gewisser Ekel-Faktor breit, der einen ganz unwillkürlich mit einem äußerst beklemmenden Gefühl überzieht. Die glaubwürdige Inszenierung des Ganzen ist wirklich sehr gut gelungen und wenn man es nicht besser wüsste könnte man denken, das es sich um echte Ereignisse handelt. An diesem Punkt entsteht endlich einmal das Gefühl, das ich mir von einem Found Footage Beitrag erwarte, denn in diese Geschichte wird man größtenteils wirklich involviert und fühlt sich dabei stellenweise, als wenn man selbst am Platz der grausamen Geschehnisse wäre.

Letztendlich werden sich auch bei diesem Werk die Meinungen wieder spalten, doch für mich handelt es sich bei "The Bay" definitiv um den besten Vertreter, den diese Filmart je hervor gebracht hat. Da ist es dann auch nicht weiter schlimm, das man rein inhaltlich gesehen sicherlich keine allzu innovativen Elemente verspürt, denn die Thematik der ökologischen Horror-Szenarien standen ja vor allem in den 70er Jahren schon des Öfteren Pate. Es ist die in allen Belangen gelungene Umsetzung der Ereignisse, die einem hier phasenweise fast schon die Luft zum atmen nimmt und einen durchgehend in ein Gefühl der Beklemmung versetzt, das man auch noch lange nach Beendigung der Sichtung noch nicht wieder ablegen kann.


Fazit:


Auch wenn man im Laufe der letzten Jahre schon zu sehr mit derartigen Filmen regelrecht zugeschüttet wurde, sticht "The Bay" doch in meinen Augen deutlich aus dem typischen Einheitsbrei hervor und bietet durchgehend fesselnde Horror-Unterhaltung, die man sich auch gern mehrmals zu Gemüte führen kann.


8/10
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purgatorio
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von purgatorio »

THE BAY – NACH ANGST KOMMT PANIK (THE BAY, USA 2012, Regie: Barry Levinson)

Eine junge Reporterin schildert in der Retrospektive anhand eigener und im Netz gefundener Aufnahmen die Ereignisse in einem kleinen Küstenörtchen am 4. Juli 2009. Dort brach eine Epidemie aus und raffte innerhalb kürzester Zeit viele Tausend (?) Menschen dahin.

Die Erzählstruktur im Found-Footage-Stil ist hier zwar nicht neu, aber auch nicht uninteressant. Sie baut jedoch hohe Distanz zum Betrachter auf, da Personen regelmäßig wechseln und somit kaum Nähe aufgebaut werden kann und da vieles schlichtweg im Dunkeln bleibt. Das Grauen ist schließlich auch längst vorüber, lediglich Fragmente schildern Ereignisse.

Levinson selbst erklärte in einem DVD-Special, dass er eine erschreckende Doku mit diesem Thema sah (Küstenstädtchen an Bucht, hoher Schadstoffanteil im Wasser, Absterben der Meereslebewesen etc.), die keinen interessierte. Seiner Überlegung nach, müsse dieselbe Geschichte also, um Aufmerksamkeit zu bekommen, durch fiktive Bestandteile in einem Horrorfilm verpackt werden. Und das funktioniert erstaunlich gut. Zwar erschwert die ständige Distanz zu den handelnden Personen das Ein- und Nachfühlen, aber die Erzählweise und die punktuell eingesetzten, wirklich fiesen Schockeffekte sind durchaus reizvoll. Dank der knappen Laufzeit kommen auch kaum (außer zu Anfang) Längen auf, weshalb THE BAY Interessierten nahezu uneingeschränkt empfohlen werden kann. 7/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
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Il Grande Silenzio
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

The Bay habe ich inzwischen auch gesehen, fand ihn aber ziemlich vorhersehbar und leidlich spannend. Die routinierte Inszenierung und die ordentlichen Schauspieler können aber darüber hinwegtäuschen.

Einmal schauen reicht - 5/10
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sergio petroni
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Re: The Bay - Barry Levinson (2012)

Beitrag von sergio petroni »

Da schließe ich mich dem Theo an. Habe damals nach der Erstsichtung geschrieben:
Found-Footage-Film mit gehobenem Produktionsstandard und einem Top-Regisseur.
Leider birgt die Story für den Genre-Freund wenig neues. Schlimmer jedoch ist,
daß mich das ganze Geschehen ziemlich kalt gelassen hat. Kann man einmal
schauen, jedoch leider kein zweites Mal.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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