Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von jogiwan »

Singapore Sling

Bild

Originaltitel: Singapore Sling

Herstellungsland: Griechenland / 1990

Regie: Niko Nikolaidis

Darsteller: Meredyth Herold, Panos Thanassoulis, Michele Valley

Story:

Er nennt sich Singapore Sling, einer dieser Typen, die ständig hoffnungslosen Fällen hinterherjagen, Fällen, die Frauennamen tragen und nirgendwohin führen. Seiner heißt Laura. Es ist Jahre her, dass er sie das letzte Mal gesehen hat. Obwohl er vermutet, dass das Mädchen schon lange tot ist, kann er nicht aufhören, nach ihr zu suchen. Eines Nachts erreicht er das Haus, verwundet und am Ende seiner Kräfte. Er hat nichts mehr zu verlieren. Es regnet. In der Dunkelheit stehen zwei Frauen um ein offenes Grab im Garten. Heute Nacht wird jemand sterben… (quelle: dvd-cover)
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jogiwan
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von jogiwan »

"Eraserhead" meets "Rocky Horror Picture Show" in der geschlossenen Abteilung - demnächst mehr! :lol:
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Il Grande Silenzio
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Genialer Film!

Film-Noir meets S/M meets Beziehungs"dreiecks"drama.

Mit Eraserhead/RHPS hat er imho nicht viel gemeinsam. *amkopfkratz*

10/10
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Arkadin
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von Arkadin »

Habe schon lange die US-DVD und habe nun auf die Blu-ray von Bildstörung "upgegraded". Das sagt wohl alles. "Earserhead" und "Rocky Horror" ist zwar dreimal um die Ecke gedacht, aber ich weiß schon was der jogi meint. Wäre jetzt aber auch nicht mein erster (oder zweite) Gedanke gewesen. Ich war mehr bei "Thundercrack!".

Toller, sehr, sehr stranger Film und absolute Empfehlung. :thup:

Demnächst auch von mir mehr. 8-)
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jogiwan
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von jogiwan »

Theoretiker hat geschrieben: Mit Eraserhead/RHPS hat er imho nicht viel gemeinsam. *amkopfkratz*
ich meinte damit, dass der Streifen imho eigentlich ein klassisches, wie ungewöhnliches Midnight-Movie im Spannungsfeld von Sex, Gewalt, Humor, Verstörung und Tabubruch ist.
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Arkadin
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben:
Theoretiker hat geschrieben: Mit Eraserhead/RHPS hat er imho nicht viel gemeinsam. *amkopfkratz*
ich meinte damit, dass der Streifen imho eigentlich ein klassisches, wie ungewöhnliches Midnight-Movie im Spannungsfeld von Sex, Gewalt, Humor, Verstörung und Tabubruch ist.
Och, Crossdressing und ungewöhnliche Abendessen kommen hier doch auch vor. Von daher: Passt schon. ;)
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jogiwan
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von jogiwan »

Bei der Suche nach einer verschwundenen und vermutlich vor Jahren bereits ermordeten Frau namens Laura landet ein heruntergekommener Privatdetektiv (Panos Thanassoulis) schwer verletzt und vollkommen erschöpft im Garten von zwei mysteriösen Frauen (Michele Valley & Meredyth Herold). Diese leben nach dem Tod des patriarchischen und mörderischen Hausherrn alleine in einem abgelegenen Haus, geben sich obskuren Rollenspielen und einer inzestuösen Liebe hin und sind in der regenreichen Nacht auch gerade damit beschäftigt, den Leichnam ihres zuvor ermordeten Chauffeurs im weitläufigen Garten zu vergraben, was in den vergangenen Jahren für die beiden durchgeknallten Frauen zu einer Art Ritual geworden ist.

Als der Privatdetektiv auf der Suche nach Hilfe an der Tür der beiden Frauen läutet, wird er zwar von der Tochter hereingelassen, aber sogleich im Auftrag der Mutter mit einer Waffe niedergeschlagen und an ein Bett gefesselt. Während die Tochter die Anwesenheit des Mannes zunehmend stimulierend findet und die Wehrlosigkeit des Mannes sexuell ausbeutet, agiert die Mutter zunehmend hysterisch und findet in der Jackentasche des Mannes ein Notizbuch, in dem neben einem Cocktail-Rezept für einen „Singapore Sling“ auch der Name Laura auftaucht.

Die Mutter vermutet daher in einer dunklen Vorahnung, dass der Detektiv dem mörderischen Treiben der Beiden auf die Schliche gekommen ist und während der Mann weiter gefoltert wird, um seine wahren Absichten und die Gründe seines überraschenden Erscheinen zu offenbaren, verstricken sich die drei immer mehr ins sadomasochistische Spiele, denen scheinbar keinerlei Grenzen gesetzt sind. Die Tage vergehen und während die Ereignisse in dem Haus immer groteskere Züge annehmen und der um sein Leben kämpfende Detektiv zum Spielball der beiden Frauen wird, steuert die ganze Sache auch zunehmend einer mörderischen Eskalation entgegen…

In den Siebzigern gab es in den Staaten das kulturelle Phänomen der sogenannten „Midnight Movies“ in denen unkonventionelle Low-Budget und Indie-Produktionen, die aufgrund ihres durchaus kontroversen uns Tabu-brechenden Inhalts nicht dem Massengeschmack des Publikums entsprachen, dem aufgeschlossenen Publikum in speziellen Mitternachtsvorführungen präsentiert und so zu unerwarteten Erfolgen wurden. Filme wie Jodorowskys „El Topo“ (kommt demnächst ja ebenfalls von Bildstörung!!!), John Waters „Pink Flamingos“, „Eraserhead“ von David Lynch oder auch das Grusical „The Rocky Horror Picture Show“ sind Filme, die durch ihre ungewöhnliche Form und die richtige Programmierung in Programmkinos zu Kultklassikern avancierten und so auch maßgeblich Generationen von Kinogehern und Filmemachern beeinflusste.

Obwohl „Singapore Sling“ von Regisseur Nikos Nikolaidis erst im Jahre 1990 entstanden ist, atmet der ungewöhnliche Streifen durchaus den rebellischen Geist dieser „Midnight Movies“ aus den Siebzigern, widersetzt sich mühelos allen gängigen Konventionen und Kategorien und wenn man alle voran genannten Filme hernimmt und dann noch mit einer großen Portion Sadomaso und düsteren „Film Noir“-Flair vermengt, bekäme man ungefähr dasselbe Ergebnis, wie der durchaus streitbare Regisseur aus Griechenland mit seiner Mischung aus sexuell aufgeladenen und abgründigen Erotik-Drama mit Slapstick-Einschlag abgeliefert hat.

Was Nikolaidis seinem staunenden Publikum präsentiert und auf zahlreichen Filmfestivals zur Zeit seiner Entstehung auch vollkommen zu Recht abgefeiert wurde ist dann auch zweifelsfrei mehr als ungewöhnlich ausgefallen: was als handelsüblicher „Film-Noir“-Krimi mit heruntergekommenen Detektiv und zwielichtigen Schönheiten beginnt, wandelt sich mit jeder weiteren Minute in Richtung sexuell aufgeladene Groteske, in der mit viel Spaß an der Freude auch eifrig jede Menge Tabus und sonstige Konventionen gebrochen werden. So bekommt der staunende Zuschauer mit surrealistischen Anstrich und in ansprechenden Bildern verpackt so blumige Themen wie Inzest, Nekrophilie und das Spiel mit Körperflüssigkeiten und -öffnungen präsentiert, die man in herkömmlichen Filmen wohl eher selten in so drastischer Form zu Gesicht bekommen würde.

Man sollte ja nicht den Fehler begehen, die ganze Sache zu erst zu nehmen und die Geschichte des dreisprachigen Films, in dem ein abgehalfterter Detektiv dem Phantom einer Jugendliebe nachjagt und dabei in die Hände eines ungewöhnlichen Mutter-Tochter-Gespanns gerät präsentiert sich dank widersprüchlicher Momente auch alles andere als zugänglich. Vieles im Verlauf des Filmes - dessen titelgebender Cocktail nur am Rande eine Rolle spielt - ergibt keinen Sinn, ist provokant, schockierend und ekelhaft zugleich und Nikolaidis hat sich auch nicht nehmen lassen, auch noch Slapstick-hafte Szenen und direkte Ansprachen an den Zuschauer einzubauen, was zwischen den recht herben Szenen immer wieder für ein Schmunzeln sorgt.

Überflüssig zu erwähnen, dass es sich bei „Singapore Sling“ auch um keinen Film für die breite Masse handelt und selbst bei der aufgeschlossenen Zuschauerfraktion nicht überall auf Gegenliebe stößt. Für Erotik-Fans zu wenig erotisch, für Arthouse-Fans zu wüst und dem Exploitation-Fan wird die ganze Sado-Maso-Sause und seine ungewöhnliche Machart wohl ohnehin zu „arty-farty“ sein. Nikolaidis Streifen findet sein Publikum dann auch am ehesten bei den Filmfans, die sich in allen drei Ecken zuhause fühlen und sich auch von Provokationen nicht so einfach aus dem Gleichgewicht bringen lassen.

Aus technischer Sicht gibt es ja wenig zu bemängeln und jede Einstellung in „Singapore Sling“ wirkt durchkomponiert und stimmig und auch der Soundtrack ist sehr gelungen. Darstellerisch lebt die Hommage an Otto Premingers im Jahr 1944 entstandenen „Laura“ natürlich vor allem von der Darbietung von Michele Valley und Meredyth Herold, die auch beide ohne körperlichen oder sonstigen Hemmungen agieren und auch vor bewusstem Overacting nicht zurückschrecken. Zurückhaltend dagegen ist die Darstellung von Panos Tanassoulis, der aufgrund seiner Rolle im Vergleich zu den beiden Damen auch eher in die passive Rolle gedrängt wird und erst am Ende etwas aufdrehen darf.

Mit der schönen Veröffentlichung aus dem Hause Bildstörung ist der Streifen ja nun auch erstmalig auch im deutschen Raum verfügbar und der mit englischen-, französischen und griechischen Dialogen dreisprachig ausgefallene Streifen wurde mit deutschen Untertiteln versehen. Neben einer sehr guten Bildqualität gibt es auch noch interessantes Bonusmaterial in Form einer Doku namens „Directing Hell“, in dem Regisseur, Schauspieler und Weggefährten ausführlich zu Wort kommen, sowie ein älteres Interview mit Nikos Nikolaidos, in dem er sich kurz und knapp über seine gesamte Filmografie äußert. Abgerundet wird das wie immer sehr geschmackvoll daherkommende Werk, bei dem auch die FSK ein Einsehen hatte, neben ausgewählten Werbeclips aus der Hand des griechischen Regisseurs dann noch mit einem ausführlichen Booklet und interessanten Text von Gerd Reda.

Unterm Strich bleibt ein hübsch in Szene gesetztes und abgründiges Sexual-Delirium in Form eines radikalen Kunstfilms mit viel Rüschen und Spitzen, das sich geschickt jeglicher Konvention entzieht und auch über zwei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch immer keine Gefangenen macht. Nikos Nikolaidos als „Film Noir“-verpackte Erotik-Groteske ist zwar sicherlich kein Film für die breite Masse und für jeden Tag, aber wer sich für ungewöhnliche Werke der Filmgeschichte interessiert, kommt an dem griechischen Streifen ohnehin nicht vorbei. „Singapore Sling“ ist kein Film, der immer wieder im Player landen wird, aber eine cineastische Erfahrung und Tabu-brechendes Zitate-Kino eines Ausnahme-Regisseurs, dem man sich trotzdem gerne aussetzen mag.
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Onkel Joe
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von Onkel Joe »

Toller Text Jogiwan (wirklich :thup: )zu einem Film der zwar sehr Strange ist aber es verdient hat einem größerem Publikum vorgestellt zu werden.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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horror1966
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Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von horror1966 »

Singapore Sling
(Singapore Sling)
mit Meredyth Herold, Panos Thanassoulis, Michele Valley
Regie: Nikos Nikolaidis
Drehbuch: Nikos Nikolaidis
Kamera: Aris Stavrou
Musik: keine Information
keine Jugendfreigabe
Griechenland / 1990

Er nennt sich Singapore Sling, einer dieser Typen, die ständig hoffnungslosen Fällen hinterherjagen, Fällen, die Frauennamen tragen und nirgendwohin führen. Seiner heißt Laura. Es ist Jahre her, dass er sie das letzte Mal gesehen hat. Obwohl er vermutet, dass das Mädchen schon lange tot ist, kann er nicht aufhören, nach ihr zu suchen. Eines Nachts erreicht er das Haus, verwundet und am Ende seiner Kräfte. Er hat nichts mehr zu verlieren. Es regnet. In der Dunkelheit stehen zwei Frauen um ein offenes Grab im Garten. Heute Nacht wird jemand sterben…


Das Label Bildstörung zeichnet sich ja gerade dadurch aus, das es außergewöhnliche Filme veröffentlicht. Die neueste VÖ "Singapore Sling" nimmt jedoch in der Reihe der bisher erschienenen Drop Outs noch einmal eine absolute Sonderstellung ein, denn eine Geschichte in der hier dargestellten Form gibt es wohl kein zweites Mal. Dabei fällt es wirklich nicht leicht, das Ausnahmewerk des griechischen Regisseurs Nikos Nikolaidis fair und objektiv zu bewerten, denn das Szenario wird die Meinungen ganz sicher extrem spalten. Wohl selten kommt es so sehr auf den persönlichen Geschmack des jeweiligen Betrachters an, denn die gezeigten Bilder rufen die unterschiedlichsten Gefühle in einem hervor. Rein optisch gesehen ist der Film ein absolutes Meisterwerk, die gediegene schwarz/weiß Inszenierung erinnert an den Film noir und das ist auch vollkommen beabsichtigt, stellt "Singapore Sling" doch eine Hommage an den 1944 erschienenen Film "Laura" von Otto Preminger dar. Der Film von Nikolaidis präsentiert dem Zuschauer jedoch eine Geschichte, die von der ersten Minute an ein bildgewaltiges Verwirrspiel darstellt, das selbst am Ende noch genügend Spielraum für eigene Interpretationen lässt. Genau an diesem Punkt beinhaltet das Werk auch seine größte Stärke, denn was hier mit lediglich 3 Schauspielern wie ein beklemmendes Kammerspiel in Szene gesetzt wurde, ist schwerlich zu durchschauen und strahlt dadurch eine unglaubliche Faszination aus. Man kann sich ehrlich gesagt nur sehr schwer einen Eindruck darüber verschaffen wie das Ganze zusammenhängt, wodurch ein extrem intensives Kopf-Kino in Gang gesetzt wird.

Dabei ist es insbesondere die äußerst beeindruckende Mischung aus Krimi, Sex, Folter-und stellenweise Komödie, die einen sehr nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Stellenweise tief-schwarzer Humor wechselt sich immer wieder mit teils ekligen Szenen ab, die einem den Magen umdrehen wollen. So kann man streckenweise nur äußerst schwer einen Sinn in den Ereignissen erkennen, ist aber definitiv nicht dazu in der Lage, seine Augen vom Geschehen abzuwenden. Zu sehr beeindruckt einen das Schauspiel der Darsteller, wobei die Rolle des Mannes durchaus zu vernachlässigen ist. Herausragend agiert hingegen Meredyth Herold in der Rolle der Tochter, denn ihre Performance ist einfach nur als brillant zu bezeichnen und trägt die gesamte Geschichte fast von allein. Wenn man sieht, wie vollkommen durchgeknallt die Darsteller agieren könnte man fast zu der Vermutung gelangen, das sie auch im realen Leben dem Wahnsinn nahe sind. Die Spielfreude und Autentizithät der Leistungen sind dermaßen intensiv, das man wie in einen magischen Bann gezogen wird, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es fällt wirklich schwer diesen Film richtig einzuordnen, der wirklich jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist und ganz bestimmt nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wird. Ist da einerseits die unglaubliche Faszination der beklemmenden schwarz/weiß Bilder und eine äußerst gelungene Kamera-Arbeit und auf der anderen Seite ein Szenario, das nur schwerlich einen wirklichen Sinn ergeben will.

Hinzu kommen diverse wirklich ekelerregende Passagen, die aber trotz ihrer fast schon schockierenden Wirkung einen immer ästhetischen Eindruck hinterlassen. "Singapore Sling" ist somit ein teils verstörendes Werk, das vollgestopft ist mit Gegensätzen. Man muss das Gesehene auch erst einmal wirklich verarbeiten und sacken lassen, hinterlässt die gesamte Chose doch einen mehr als verwirrenden Eindruck. Gleichzeitig muss man auch das extrem beklemmende Gefühl loswerden, das die Geschehnisse bei einem hinterlassen. Dazu passend erscheint auch der Aspekt, das man das Szenario mit einem anhaltenden Dauerregen ausgestattet hat, was für die nötige Schwermut und Tristesse sorgt, um einen in die richtige Stimmung zu versetzen. Diese braucht man nämlich unbedingt, denn ansonsten fällt es eventuell wirklich schwer, die knapp 2 Stunden Laufzeit durchzuhalten. Diesen Film darf man keinesfalls mal so nebenbei laufen lassen, zudem sollte man sich schon im Vorfeld darauf einstellen, das eine Art filmisches Experiment auf einen zukommt, das man auf keinen Fall mit den ansonsten üblichen Maßstäben messen sollte, denn diese sind in vorliegendem Fall keinesfalls anwendbar.

"Singapore Sling" ist definitiv alles andere als leichte Kost und setzt dem Betrachter auch wirklich zu. Selten ist es mir so schwer gefallen die richtigen Worte für die Beschreibung eines Filmes zu finden, der definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Jedoch sollte man fairerweise anmerken, das es sich in vorliegendem Fall wohl eher um ein einmaliges Erlebnis handelt, jedenfalls könnte ich mir dieses streckenweise fast schon morbide Werk kein zweites Mal anschauen. Nikolaidis bedient hier die gesamte Gefühls-Palette des Zuschauers, zwischen absoluter Faszination und dem Gefühl angewidert zu sein bewegt man sich auf einem emotionalen Trip durch eine Geschichte, die man selbst gesehen haben muss, um die manigfaltigen Eindrücke zu spüren, die das Szenario hinterlässt. Und auch wenn ich selbst nie wieder zu der DVD greifen werde, kann ich die Veröffentlichung von Bildstörung nur wärmstens empfehlen, denn einmal mehr hat das Label ein Gesamtpaket geschnürt, das diesem grausam-schönen Film würdig ist. Freunde des außergewöhnlichen Filmes sollten definitiv zugreifen, aber von Beginn an wissen, das sie sich auf ein filmisches Experiment einlassen, das in vorliegender Form wohl absolut einzigartig sein dürfte.


Fazit:


Einmal mehr hat Bildstörung seinen Ruf eindrucksvoll untermauert, das man ganz spezielle-und auch einzigartige Werke veröffentlicht. Dabei sticht "Singapore Sling" in der Reihe der bisher veröffentlichten Werke noch einmal gesondert heraus, präsentiert sich doch eine Kombination, die man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Selten war die Bewertung eines Filmes so sehr vom persönlichen Geschmack des Betrachters abhängig wie in diesem Fall, denn dieses schockierende Werk wird die Meinungen sicherlich extrem spalten.


8/10
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Adalmar
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Registriert: Do 12. Mai 2011, 19:41

Re: Singapore Sling - Niko Nikolaidis (1990)

Beitrag von Adalmar »

Grundsätzlich bietet der Film eine sehr schöne Schwarzweiß-Fotografie, aber eine Offenbarung war er für mich nun nicht gerade. Mir ist klar, dass da auch keine konventionelle Detektivgeschichte und dergleichen geboten werden soll, aber ich hatte keinen Zugang zu den ganzen Spielchen zwischen den drei Hauptfiguren. Insbesondere dass die Tochter und die Mutter teilweise dasselbe in verschiedenen Sprachen erzählen, ist zwar eine interessante, mitunter aber auch etwas nervige Idee.

Ich hoffe, dass Bildstörung mal wieder einen Film neu auf DVD/BD bringt. Meistens kommen ja Filme, die längst von Blue Underground, Severin, Mondo Macabro, Second Sight oder wem auch immer vorhanden sind.
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