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Das Blut der Wikinger - Chris Crow

Verfasst: Do 12. Sep 2013, 11:03
von horror1966
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Das Blut der Wikinger
(A Viking Saga: The Darkest Day)
mit Gareth John Bale, Ian Dicks, Richard Elfyn, Lindsey Fickling, Paul Gamble, Huw Garmon, Christopher Godwin, Gareth Groombridge, Ioan Hefin, Aled Humphreys, Rob Jackson, Richard James, Michael Jibson
Regie: Chris Crow
Drehbuch: Chris Crow / Graham Davidson
Kamera: Alex Metcalfe
Musik: Mark Rutherford
FSK 16
Großbritannien / 2013

Der junge Mönch Hereward macht es sich zur Aufgabe, die Lindisfarne Gospels - ein heiliges Buch - in die vor dem Zugriff von marodierenden Wikingern sicheren Gemäuer des Iona-Klosters zu bringen, nachdem sein Lehrmeister ermordet wird. Ein Himmelfahrtskommando, weil sich das Todesschwadron der Wikinger auch an Herewards Fersen heftet. Unerwartet findet der junge Mann einen Mitstreiter in dem Schwertkämpfer Aethelwulf, der sich auf die Seite des Mönchs schlägt und schwört, ihn bei seiner Mission mit dem Leben zu beschützen.


Bei Wikinger-Filmen denkt man fast automatisch an die farbenprächtigen Hollywood-Produktionen vergangener Zeiten, in denen man mit herrlichen Kämpfen-und Schlachten konfrontiert wurde. Wer jetzt einen Film gleicher Art erwartet, sollte erst gar nicht zu dieser britischen Produktion greifen, die sich doch ganz erheblich von den ansonsten üblichen Szenarien unterscheidet. Im Bezug auf Action-Passagen hält sich "Das Blut der Wikinger" nämlich sehr stark zurück, denn bis auf einige kleinere Scharmützel bekommt man in dieser Beziehung nichts geboten. Das mag nun manch einen zurückschrecken, doch gerade aufgrund dieses Aspektes entfaltet die vorliegende Geschichte ihren ganz eigenen Reiz, so das man fehlende Kämpfe nicht zwangsweise als negativen Punkt betrachten sollte. Regisseur Chris Crow erzählt hier eine Geschichte, die sich allein in visueller Hinsicht von den üblichen Genre-Vertretern abhebt, bekommt man doch kein Szenario in kräftigen Farben geboten, in dem die muskulösen Nordmänner auf Beutezug gehen.

Stattdessen wird man mit eher blassen Bildern konfrontiert, wodurch das Geschehen von der ersten Minute an ein sehr düsteres Ambiente entfaltet, das dem Ganzen auch einen sehr glaubwürdigen Anstrich verleiht. Die damaligen Zeiten sollen sehr rau gewesen sein und insbesondere dieses Gefühl wird dem Betrachter hier auch vermittelt. Die Nordmänner wirken derbe und verdreckt und als Schauplatz für die Ereignisse hat man sich einen nebelverhangenen Wald ausgesucht, der eine bedrückende Stimmung erzeugt. Nun gestalten sich die Abläufe hauptsächlich ziemlich dialoglastig und die Erzählweise des Ganzen entpuppt sich auch als äußerst ruhig, dennoch erzeugt das Szenario eine ungeheure Intensität, die man kaum in Worte fassen kann. Es verhält sich ganz eigenartig mit dieser Geschichte, die trotz selten auftretender Action einen fast magischen Bann über den Betrachter legt. Ist man doch ansonsten eher wilde Schlachten gewohnt, so erliegt man der Faszination der Abläufe, die sich einzig und allein um ein heiliges Buch drehen, das die Wikinger unbedingt in ihren Besitz bringen wollen.

Erzählt wird die Story aus der Sicht des jungen Hereward, der im Kloster von Mönchen großgezogen wurde und dessen Glaube hier auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird. So wird dann auch der Aspekt des christlichen Glaubens in den Vordergrund gerückt, der vollkommen im Gegensatz zu den heidnischen Bräuchen der Nordmänner steht. Das mag für manch einen nicht sonderlich spektakulär klingen, doch die von Crow gefundene Umsetzung der Thematik kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Als Highlight sehe ich persönlich die fiebrigen Visionen des jungen Hereward an, nachdem er von einem vergifteten Pfeil getroffen wurde und in seinen Träumen dem Sohn Gottes begegnet. Gleichzeitig wird der innere Kampf des jungen Mannes gut herausgearbeitet, in dem sein Glaube gegen die Erkenntnis kämpft, das er selbst zur Waffe greifen muss um fremdes Leben sowie sein eigenes zu verteidigen. Insbesondere zum Ende hin geht dann auch eine charakterliche Wandlung in Hereward vor, die in recht eindrucksvollen Bildern gezeigt wird und eine Selbsterkenntnis an den Tag legt, die der gute Mann nicht für möglich gehalten hätte.

Im Endeffekt bekommt man es in vorliegendem Fall mit einem Wikinger-Film zu tun, der sich doch ganz gewaltig von anderen Genre-Kollegen unterscheidet. Dies tut der Film jedoch auf eine sehr positive Art und Weise, bekommt man doch auch einmal eine ganz andere Sichtweise der damaligen Zeit geboten. Keine großen Kämpfe und wenig Action sind dabei meiner Meinung nach auf keinen Fall negativ zu bewerten, denn die Geschichte schafft es auch so fast spielerisch, ihren ganz eigenen Reiz auf den Zuschauer auszuüben. Wer also auch einmal auf spektakuläre Kampf-Passagen verzichten kann sollte hier auf jeden Fall zugreifen, denn "Das Blut der Wikinger" zeichnet ein herrlich düsteres-und authentisches Bild einer Zeit, in der es extrem rau und derbe zur Sache gegangen ist.


Fazit:


Ungewöhnlich aber sehr gut, so kann man dieses Werk wohl am besten beschreiben. Natürlich wird das Werk nicht jeden Geschmack treffen, doch sollte man definitiv eine Sichtung wagen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Mir hat der Film jedenfalls äußerst gut gefallen, so das ich auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen kann.


7/10

Re: Das Blut der Wikinger - Chris Crow

Verfasst: Do 12. Sep 2013, 19:02
von Adalmar
Wie authentisch das Bild jener Zeit ist, das dieser Film zeichnet, können wir heute wohl kaum beurteilen. Der Inhaltsangabe nach klingt das für mich sehr nach Kirchenwerbung im Historienfilmgewand :wart:

Man sollte bei der Thematik mal daran denken, dass die Kirche damals (wie teils auch noch heute) eine politische Organisation war, die sich in Zusammenarbeit mit weltlichen Herrschern nach und nach ganz Europa unterworfen hat, um von der Landbevölkerung Abgaben zu erpressen. Da ist ein bisschen Gegenwehr der "bösen Heiden" meiner Ansicht nach nur allzu verständlich.

Das richtet sich jetzt nicht gegen deine Rezension, aber wenn ich von solchen Film- oder Buchinhalten lesen, geht mir diese Geschichtsfrömmelei schon immer ein bisschen auf die Nerven.