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Hydra - Verschollen in Galaxis 4 - Harry Hope / Lee Sholem
Verfasst: Sa 14. Sep 2013, 16:24
von buxtebrawler
Originaltitel: The Doomsday Machine
Herstellungsland: USA / 1972
Regie: Harry Hope / Lee Sholem
Darsteller: Bobby Van, Ruta Lee, Mala Powers, James Craig, Grant Williams, Henry Wilcoxon, Essie Lin Chia, Casey Kasem, Lori Scott, Denny Miller, Mike Farrell, John Cestare u. A.
Nachdem eine Crew von Astronauten in Richtung Venus gestartet ist, wird die Erde von einer Wasserstoffbombenexplosion zerstört. Nunmehr ist es die Aufgabe der Überlebenden, einen Planeten zu finden, auf dem sie eine neue Zivilisation aufbauen können...
Quelle:
www.ofdb.de
"Filmed in New Horrorscope"
Re: Hydra - Verschollen in Galaxis 4 - Harry Hope / Lee Sholem
Verfasst: Sa 14. Sep 2013, 16:26
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 30.09.2013 bei Motion Picture auf DVD.
Kleine Hartbox:
Große Hartbox:
Soll ungeschnitten sein!
Ich freu mich drauf. Kennt den hier jemand?
Re: Hydra - Verschollen in Galaxis 4 - Harry Hope / Lee Sholem
Verfasst: Di 2. Sep 2014, 20:45
von buxtebrawler
„Es hat auch Vorteile, Frauen an Bord zu haben!“ – „Ja, freilich! Vielleicht zum Sockenwaschen!“
Die Entstehungsgeschichte des US-Science-Fiction-Heulers „Hydra – Verschollen in Galaxis 4“ ist eine alles andere als glücklich verlaufene und datiert eigentlich auf das Jahr 1967, in dem der Großteil des Drehs stattfand. Erst 1972 jedoch wurde der Film mehr schlecht als recht fertiggestellt; Improvisationstalent war gefragt, denn die Originalbesetzung stand nicht mehr zur Verfügung. Als Regisseure werden Harry Hope und Lee Sholem angegeben. Hopes weitere Filmographie beschränkt sich auf den 1987 veröffentlichten Film „Hateman ...aus Hass geboren“, Sholem kann immerhin auf Kuriositäten wie „Superman and the Mole-Men“ und „Cannibal Attack“ verweisen und hat ansonsten verstärkt an TV-Serien mitgewirkt.
Da die Chinesen eine gigantische Wasserstoffbombe entwickelt haben und anscheinend nicht zögern, sie auch einzusetzen, wird kurzfristig im Zuge einer bemannten Raumfahrt zur Venus umdisponiert: Die US-Regierung zieht drei männliche Wissenschaftler wieder ab und ersetzt diese durch drei weibliche Passagiere: Lieutenant Katie Carlson (Lori Scott), Dr. Marion Turner (Ruta Lee) und die Russin Major Georgianna Bronski (Mala Powers). Kommandant Colonel Price (Denny Miller) muss sich dem wohl oder übel fügen. Kurz nachdem die Mission gestartet ist, wird der Grund für diese Maßnahme deutlich: Mit Zündung der Bombe haben die Chinesen eine Kettenreaktion ausgelöst, die kurzerhand Mutter Erde für immer auslöscht. Die Raumfahrer und Raumfahrerinnen sind nun die letzten Überlebenden der menschlichen Zivilisationen und angehalten, im All neuen Lebensraum zu finden, um sich dort niederzulassen und fleißig zu vermehren…
„Er hat’n Höhenkoller! Bestimmt hat er zu viele Science-Fiction-Storys gelesen!“
Die Ansiedelung der Handlung in der Zukunft des Jahres 1992 zeugt einerseits von einem unheimlichen Optimismus die Möglichkeiten der Raumfahrt in naher Zukunft betreffend, andererseits von einem ausgeprägten Pessimismus das friedliche Zusammenleben der Menschen und damit den Fortbestand der Erde betreffend bei gleichzeitiger völliger Naivität hinsichtlich physikalischer Gesetzmäßigkeiten. Ähnlich wenig durchdacht, um es einmal möglichst neutral auszudrücken, wirkt die in schlimmster Kalter-Kriegs-Manier an Volksverhetzung grenzende Darstellung der Chinesen als kriegswütige, letztlich die Erde auslöschende (!) Weltmacht. Auch das transportierte Frauenbild hat nichts mit Science-Fiction, sondern vielmehr mit peinlichem Chauvinismus gemein. Nachdem ein Sprecher aus dem Off in die aktuelle Situation einführte, strotzen die Charaktere nur so vor Rollenklischees und liefern sich manch denkwürdigen Dialog.
„Im Ernstfall würd ich ganz gern mit dir einen neuen Planeten besiedeln!“ (so flirtet man im All…)
Beim Start der Mission gelingt es leidlich, die Illusion eines Raumschiffinneren zu erzeugen. Die Innenkulissen wirken klaustrophobisch eng, werden dafür kunterbunt ausgeleuchtet. Von außen wiederum sieht das Raumschiff ständig anders aus, offenbar eine Folge der Entlehnung jener Aufnahmen aus anderen Filmen. Nachdem die Besatzung den Schock – recht schnell – verdaut hat, die geliebte Erde aus dem All heraus untergehen zu sehen, stürzt man sich unmittelbar in Liebeleien untereinander voller Machismo. Immerhin will ein Supercomputer errechnet haben, dass die Anwesenden prima zueinander passen, was sie jedoch nicht daran hindert, sich in Machtspielchen und Eifersüchteleien zu ergehen.
„Wie konnten die Chinesen so wahnsinnig sein?“
Die Suche nach neuem Lebensraum gestaltet sich jedenfalls recht schwierig und zum Finale hin werden dann tatsächlich zwei neue Darsteller eingeführt, die stets ihre Helme aufbehalten, damit niemand sieht, dass man die Rollenbesetzungen kurzerhand wechseln musste. Die Handlung konzentriert sich nun ausschließlich auf diese beiden, von den anderen ist nicht mehr die Rede. Dass man möglichst schnell zum Ende kommen musste, kann das notdürftig zusammengeflickte Finale kaum verschleiern; das Erklingen einer unbekannten Stimme aus den Weiten des Alls informiert zwar über das generelle Scheitern der Mission, reiht sich jedoch derart nahtlos in den Trash-Gehalt des Films ein, dass jegliche pessimistische Wirkung der „Pointe“ verpufft wie ein Furz im Raumanzug. Um die Konfusion perfekt zu machen, wurde die ursprüngliche deutsche Fassung auch noch umgeschnitten, Szenen wurden entfernt, neue hinzugefügt, so dass diese letztlich einen etwas anderen Verlauf nimmt.
Bar jeder Selbstironie und jeglichen Qualitätsanspruchs ist „Hydra – Verschollen in Galaxis 4“ die unfreiwillige Trash-Karikatur eines Science-Fiction-Films der alten Schule, der nahezu völlig misslungen ist, dem es dann auch nicht unbedingt gut tut, wenn die schauspielerischen Leistungen bisweilen ok gehen, die (sich vornehmlich aus TV-Serien rekrutierenden) Darsteller offensichtlich nicht wirklich wussten, wo sie hineingeraten sind, in dialogfreien Szenen aber dann auch sichtlich an ihre Grenzen geraten. Auch ohne seine dubiose Produktionsgeschichte wäre vermutlich ein ähnliches Machwerk von erschreckender Naivität und Oberflächlichkeit, ohne derweil wirkliche Schauwerte zu bieten zu haben, herausgekommen, wie es das vorliegende Ergebnis ist – zur Freude von Trashologen, zum Leidwesen all derer, die aufgrund des angegebenen Veröffentlichungsjahres einen interessanteren Post-Mondlandungs-Genre-Beitrag erwartet haben.
Re: Hydra - Verschollen in Galaxis 4 - Harry Hope / Lee Sholem
Verfasst: So 14. Sep 2014, 11:01
von sergio petroni
Der bux hat es 'mal wieder sehr gekonnt und treffend beschrieben. Und somit gelangt auch
dieses verkorkste Meisterwerk des ungewollten Trashs zu seiner Würdigung. Jetzt wird mir
einiges klar, was bei der Sichtung nicht zusammenpaßte.
Gerade noch an der Grenze des unterhaltsamen Trashs, aber eigentlich hat man
auch nichts verpaßt, wenn man diese Kuriositäten-Ansammlung nicht gesehen hat.
4/10