Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer (1972)
Moderator: jogiwan
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Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer (1972)
UND DER REGEN VERWISCHT JEDE SPUR
Deutschland-Frankreich 1972
Darsteller: Anita Lochner, Alain Noury, Malte Thorsten, Wolfgang Reichmann
Musik: Eric Ferstl
Regie: Alfred Vohrer
Inhalt:
Die volljährige Abiturientin Christine liebt Alain, der ein Student aus Frankreich ist. An einem vereinbarten Treffpunkt der beiden taucht Alain nicht auf. Martin, ein Sohn aus reichem Haus, kümmert sich um Christine. Das Schicksal der drei ist eng miteinander verknüft und schlägt erbarmungslos zu…
Meine Meinung zum Film:
Was hat dieser Film mit Simmel zu tun? Eigentlich eine ganze Menge, der Regisseur, die Schauspieler, die Entstehungszeit, der Filmkomponist und der ganze Produktionsstab.
Allerdings bewegt sich der Film in einem anderen Bereich. Einerseits eine Lovestory und andererseits ein Drama.
Der Film hat mich blendend unterhalten und in der zweiten Hälfte kommt auch eine unterschwellige Spannung hinzu.
Visuell ist der Film auch auf einem sehr hohen Niveau und die Kameraarbeit wirklich gelungen.
Besonders auffällig sind die zwei besonders attraktiven Hauptdarsteller Alain Noury und Malte Thorsten und die Art wie Vohrer sie ins Bild rückt. Die sexuelle Gesinnung des Regisseurs ist hier meiner Meinung nach unübersehbar.
Man sollte im Vorfeld nicht in irgendwelchen Inhaltsangaben lesen und sich vom Film einfach überraschen lassen.
Eine kleine Perle des deutschen Unterhaltungsfilms der 70er Jahre.
9 von 10 Punkten
Das Bild der Filmjuwelen DVD ist sehr gut. Da kann man nicht meckern.
Meine Empfehlung, sowohl Film als auch DVD
Deutschland-Frankreich 1972
Darsteller: Anita Lochner, Alain Noury, Malte Thorsten, Wolfgang Reichmann
Musik: Eric Ferstl
Regie: Alfred Vohrer
Inhalt:
Die volljährige Abiturientin Christine liebt Alain, der ein Student aus Frankreich ist. An einem vereinbarten Treffpunkt der beiden taucht Alain nicht auf. Martin, ein Sohn aus reichem Haus, kümmert sich um Christine. Das Schicksal der drei ist eng miteinander verknüft und schlägt erbarmungslos zu…
Meine Meinung zum Film:
Was hat dieser Film mit Simmel zu tun? Eigentlich eine ganze Menge, der Regisseur, die Schauspieler, die Entstehungszeit, der Filmkomponist und der ganze Produktionsstab.
Allerdings bewegt sich der Film in einem anderen Bereich. Einerseits eine Lovestory und andererseits ein Drama.
Der Film hat mich blendend unterhalten und in der zweiten Hälfte kommt auch eine unterschwellige Spannung hinzu.
Visuell ist der Film auch auf einem sehr hohen Niveau und die Kameraarbeit wirklich gelungen.
Besonders auffällig sind die zwei besonders attraktiven Hauptdarsteller Alain Noury und Malte Thorsten und die Art wie Vohrer sie ins Bild rückt. Die sexuelle Gesinnung des Regisseurs ist hier meiner Meinung nach unübersehbar.
Man sollte im Vorfeld nicht in irgendwelchen Inhaltsangaben lesen und sich vom Film einfach überraschen lassen.
Eine kleine Perle des deutschen Unterhaltungsfilms der 70er Jahre.
9 von 10 Punkten
Das Bild der Filmjuwelen DVD ist sehr gut. Da kann man nicht meckern.
Meine Empfehlung, sowohl Film als auch DVD
- Die Kroete
- Beiträge: 1254
- Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08
Re: Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer
"...Die sexuelle Gesinnung des Regisseurs ist hier meiner Meinung nach unübersehbar..."
@ italostrikesback
Und wie denn genau, soll diese denn -deiner Meinung nach- ausgerichtet sein??
@ italostrikesback
Und wie denn genau, soll diese denn -deiner Meinung nach- ausgerichtet sein??
Re: Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer
Alfred Vohrer war homosexuell, man findet in seinen Arbeiten oft entsprechende Anspielungen.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer
Anita Lochner Wolfgang Reichmann Alain Noury Malte Thorsten in
UND DER REGEN VERWISCHT JEDE SPUR
● UND DER REGEN VERWISCHT JEDE SPUR / LA PLUIE NOIRE (D|F|1972)
mit Ruth-Maria Kubitschek und Eva Christian
sowie Konrad Georg, Alf Marholm, Henry Vahl, Alexander Allerson
eine Luggi Waldleitner Produktion der Roxy Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer
»Wer weiß wofür es gut ist...«
Christine Luba (Anita Lochner) und der französische Student Alain (Alain Noury) erleben die erste große Liebe und eine unbekümmerte Zeit miteinander. Alles könnte perfekt sein, wenn Christines Vater (Wolfgang Reichmann) ihren Freund akzeptieren würde, doch dieser scheint ihm nicht gut genug für seine Tochter zu sein. Es sieht so aus, als würde Luba versuchen, das Glück seiner Tochter mit allen Mitteln zu torpedieren. Doch die verwöhnte Tochter hat ein sehr unkritisches Bild von ihrem alten Herrn und kann nicht glauben, dass er zu derartigen Maßnahmen im Stande wäre. So trifft sie sich mit ihrer Mutter Irene (Ruth-Maria Kubitschek), die sie seit Monaten nicht mehr gesehen hat und mit der es seit der Scheidung der Eltern ohnehin nur noch sporadischen Kontakt gibt. Christine wird mit eindringlichen Warnungen vor der Eifersucht ihres Vaters konfrontiert und beschließt schon bald, mit Alain eine Weile nach Frankreich zu gehen. Doch er kommt nicht zum vereinbarten Treffpunkt und ist danach wie vom Erdboden verschluckt. Sie lernt Martin (Malte Thorsten) kennen, einen jungen Mann aus reichem Hause, in den sie sich auch verliebt. Doch auch dieses Glück wird nicht von langer Dauer sein...
Alfred Vohrers Beitrag ganz im Stil der Simmel-Filme stellt sich bereits nach wenigen Minuten als beachtliche Überraschung heraus und steht der Konkurrenz in keinerlei Hinsicht nach. Im Gegenteil, denn "Und der Regen verwischt jede Spur" behauptet sich seinen Platz im Rahmen des komplexeren deutschen Unterhaltungskinos problemlos und absolut zurecht, außerdem besitzt dieser Beitrag sogar mehr Vorzüge, als einige Original-Simmel-Verfilmungen. Die Geschichte erscheint zunächst trügerisch einfach zu sein. Die Jungdarsteller Anita Lochner und Alain Noury überzeugen im dokumentieren der ersten Liebe, des großen Glücks und sie programmieren eigentlich eine strahlende Zukunft absolut glaubhaft, wenn da nicht das Schicksal mit all seinen Helfershelfern wäre. Die anfängliche Einfachheit ist Geschehens wirkt angenehm anzusehen, die Unbeschwertheit von Alain und Christine wird packend und greifbar dargestellt, doch beim Zuschauer kann kein beruhigendes Gefühl aufkommen, denn bereits der Vorspann gibt Puzzle-artigen Aufschluss darüber, dass eine Katastrophe nicht ausbleiben wird. So besteht die Raffinesse der Inszenierung letztlich darin, dass sich die Atmosphäre schleichend zuspitzt und eine noch nicht zu definierende Verheißung über dem Geschehen liegt, bis sich die Dramatik plötzlich überschlägt, und sich Protagonisten und Zuschauer in einer Schraubzwinge wiederfinden. Das Leitmotiv Regen gibt dem Titel einen bitteren Beigeschmack und der Geschichte an sich schlussendlich doch eine sehr perfide Note, da der Regen nicht nur jede Spur verwischen wird, sondern als Synonym für unzählige Tränen greift, die man im Regen aber erst gar nicht sehen kann. Dramatik der intelligenteren, und Unterhaltung der anspruchsvolleren Sorte!
Was angesichts der Hauptrollen schon fast wie ein Wagnis aussieht, erweist sich im Handumdrehen als absoluter Glücksgriff in Sachen Überzeugungskraft. Die jungen Hauptdarsteller Alain Noury, Malte Thorsten (beide mit Simmel-Erfahrung) und Anita Lochner agieren leichtfüßig und glaubhaft, genau wie das bei der bestechenden Performance von Wolfgang Reichmann der Fall ist. Das Ganze wird von dieser Vierer-Konstellation zwar beeindruckend dominiert, aber mit den glänzend aufgelegten Damen Ruth-Maria Kubitschek und Eva Christian markant abgerundet, sodass die restlichen Rollen allesamt etwas weniger prominent in Erscheinung treten müssen und werden. Als man Christine sieht, kann man sofort verstehen, dass sie den Jungs die Köpfe verdreht. Sie wirkt natürlich, ist temperamentvoll und zeigt sich mit viel emotionaler Hingabe, auch wenn sie andererseits im Umgang mit ihrem Vater zwar herzlich und offen ist, aber über den Verdacht von blindem Vertrauen und einer ordentlichen Portion Naivität nicht hinwegkommt. Der alte Luba wirkt wie der Wolf, der Kreide gefressen hat. Er hat die Fäden an der Hand und an deren Ende finden sich unzählige Marionetten die das tun, was er von ihnen verlangt. Im Bezug auf Männer darf es keine Götter neben ihm geben, seine Absolution erteilt er nur, wenn sich ihm dadurch ein Vorteil in Aussicht stellt. So ist der oppositionell wirkende Alain in seinen Augen nur ein Habe- und Taugenichts bei dem es gilt, ihn schnellstens gegen eine gewinnbringendere Variante auszutauschen. Martin stellt in diesem Kontext das kleinere Übel dar, da er aus gut situierten Verhältnissen stammt, und Luba daher sofort eine geschäftliche Allianz wittert, weil er ohnehin wirtschaftlich angeschlagen ist.
Überhaupt spielt die Regie im Charaktere-Roulette überwiegend mit deutlichen Kontrasten. Martin und Alain könnten unterschiedlicher nicht sein und haben schließlich nur eins gemeinsam, denn sie können der aufregend wirkenden Christine nicht widerstehen. Alain ist in dieser Beziehung offensiv und direkt, Martin eher verschlossen und weitgehend verhalten. Neben Christine hat Luba allerdings noch andere Frauen in seiner Schraubzwinge. Seine Schwester Karin, die als demütige Bittstellerin in sein Haus zieht um ihrem kleinen, unehelichen Jungen etwas bieten zu können, muss dafür einen hohen Preis zahlen. Demütigungen und Maßregelungen sind an der Tagesordnung, jede Eigenmächtigkeit wird im Keim erstickt und bestraft. Die in diesem Vakuum stehende Frau wird hervorragend von Eva Christian dargestellt, ihre unterdrückten Emotionen und Bedürfnisse spiegelt das versteinerte Gesicht in etlichen Situationen wieder. Eine andere Dame, die sich im Würgegriff von Luba befindet, ist Christines Mutter. Die großartige Ruth-Maria Kubitschek demonstriert in ihrem weniger als fünf Minuten dauernden Auftritt, wie man es schauspielerisch optimal zu lösen hat. Irene sitzt im goldenen Käfig. Sie darf sich zwar ein unbeschwertes Leben erlauben, hat sich dafür aber dem Willen ihres Ex-Mannes zu beugen. Kein schädlicher Kontakt zu Christine, keine Forderungen oder Ansprüche und sich soweit zurückziehen, dass sie nur noch wie eine verblasste Erinnerung wirkt. Bei aller Oberflächlichkeit, die man so exzellent dargestellt von der Kubitschek sehen darf, ist sie dennoch eine der wenigen Personen, von der man ehrliche, oder besser gesagt, direkte Worte hören wird. Ihre Warnungen wirken verheißungsvoll und deuten die Katastrophe bereits nach kurzer Spieldauer an.
Mit den meisten Simmel-Adaptionen und auch mit "Und der Regen verwischt jede Spur" sind in den Siebzigern Filme entstanden, die in der deutschen Kino-Landschaft tatsächlich nach Ihresgleichen suchen. Die Mischung aus Unterhaltung und Anspruch wurde hier sehr gut dosiert, und entstanden ist schließlich Film, dessen Thema in unmissverständlicher Weise deutliche Berührungspunkte preisgibt, die den Zuschauer fesseln können. Dramatik, Sentimentalität und Theatralik werden für mein Empfinden in einer gesunden Dosierung abgehandelt, so dass Alfred Vohrers Arbeit mit Leichtigkeit ins Ziel kommt. "Und der Regen verwischt jede Spur" ist ein angenehm stiller Vertreter seiner Gattung geworden, der nahezu unverblümt mit einer gewissen Realitätsnähe zu spielen versucht, dabei aber auf ernster und nachdenklicher Ebene bleibt. Die anfängliche Idylle ist angenehm, aber doch trügerisch. Die unbeschwerte Zweisamkeit ist zwar herrlich mit anzusehen, aber man spürt den Schatten der über der Geschichte liegt. Vor allem aber wirkt die nicht thematisierte Prognose in Richtung der jungen Protagonistin sehr ernüchternd, weil das Schicksal ihrem Vater geholfen hat, und sie vermutlich für immer an ihn gekettet hat. Inszenatorisch gesehen hat die Regie sämtliche Register gezogen. Viele Ortswechsel, die satte Ausstattung, aufwendige Settings und kleinere pyrotechnische Spektakel lassen den Film hochwertig erscheinen, die Musik von Erich Ferstl zwingt dem Geschehen Melancholie auf, um aber in den brisanten Sequenzen Paukenschläge zu versetzen, einige Rückblenden (die ich immer sehr gerne mag) fügen sich nahtlos in den klaren Aufbau der Geschichte ein, und insgesamt kann ich als Fazit nur sagen, dass man "Und der Regen verwischt jede Spur" bestimmt einmal gesehen haben sollte. Volltreffer!
Alfred Vohrers Beitrag ganz im Stil der Simmel-Filme stellt sich bereits nach wenigen Minuten als beachtliche Überraschung heraus und steht der Konkurrenz in keinerlei Hinsicht nach. Im Gegenteil, denn "Und der Regen verwischt jede Spur" behauptet sich seinen Platz im Rahmen des komplexeren deutschen Unterhaltungskinos problemlos und absolut zurecht, außerdem besitzt dieser Beitrag sogar mehr Vorzüge, als einige Original-Simmel-Verfilmungen. Die Geschichte erscheint zunächst trügerisch einfach zu sein. Die Jungdarsteller Anita Lochner und Alain Noury überzeugen im dokumentieren der ersten Liebe, des großen Glücks und sie programmieren eigentlich eine strahlende Zukunft absolut glaubhaft, wenn da nicht das Schicksal mit all seinen Helfershelfern wäre. Die anfängliche Einfachheit ist Geschehens wirkt angenehm anzusehen, die Unbeschwertheit von Alain und Christine wird packend und greifbar dargestellt, doch beim Zuschauer kann kein beruhigendes Gefühl aufkommen, denn bereits der Vorspann gibt Puzzle-artigen Aufschluss darüber, dass eine Katastrophe nicht ausbleiben wird. So besteht die Raffinesse der Inszenierung letztlich darin, dass sich die Atmosphäre schleichend zuspitzt und eine noch nicht zu definierende Verheißung über dem Geschehen liegt, bis sich die Dramatik plötzlich überschlägt, und sich Protagonisten und Zuschauer in einer Schraubzwinge wiederfinden. Das Leitmotiv Regen gibt dem Titel einen bitteren Beigeschmack und der Geschichte an sich schlussendlich doch eine sehr perfide Note, da der Regen nicht nur jede Spur verwischen wird, sondern als Synonym für unzählige Tränen greift, die man im Regen aber erst gar nicht sehen kann. Dramatik der intelligenteren, und Unterhaltung der anspruchsvolleren Sorte!
Was angesichts der Hauptrollen schon fast wie ein Wagnis aussieht, erweist sich im Handumdrehen als absoluter Glücksgriff in Sachen Überzeugungskraft. Die jungen Hauptdarsteller Alain Noury, Malte Thorsten (beide mit Simmel-Erfahrung) und Anita Lochner agieren leichtfüßig und glaubhaft, genau wie das bei der bestechenden Performance von Wolfgang Reichmann der Fall ist. Das Ganze wird von dieser Vierer-Konstellation zwar beeindruckend dominiert, aber mit den glänzend aufgelegten Damen Ruth-Maria Kubitschek und Eva Christian markant abgerundet, sodass die restlichen Rollen allesamt etwas weniger prominent in Erscheinung treten müssen und werden. Als man Christine sieht, kann man sofort verstehen, dass sie den Jungs die Köpfe verdreht. Sie wirkt natürlich, ist temperamentvoll und zeigt sich mit viel emotionaler Hingabe, auch wenn sie andererseits im Umgang mit ihrem Vater zwar herzlich und offen ist, aber über den Verdacht von blindem Vertrauen und einer ordentlichen Portion Naivität nicht hinwegkommt. Der alte Luba wirkt wie der Wolf, der Kreide gefressen hat. Er hat die Fäden an der Hand und an deren Ende finden sich unzählige Marionetten die das tun, was er von ihnen verlangt. Im Bezug auf Männer darf es keine Götter neben ihm geben, seine Absolution erteilt er nur, wenn sich ihm dadurch ein Vorteil in Aussicht stellt. So ist der oppositionell wirkende Alain in seinen Augen nur ein Habe- und Taugenichts bei dem es gilt, ihn schnellstens gegen eine gewinnbringendere Variante auszutauschen. Martin stellt in diesem Kontext das kleinere Übel dar, da er aus gut situierten Verhältnissen stammt, und Luba daher sofort eine geschäftliche Allianz wittert, weil er ohnehin wirtschaftlich angeschlagen ist.
Überhaupt spielt die Regie im Charaktere-Roulette überwiegend mit deutlichen Kontrasten. Martin und Alain könnten unterschiedlicher nicht sein und haben schließlich nur eins gemeinsam, denn sie können der aufregend wirkenden Christine nicht widerstehen. Alain ist in dieser Beziehung offensiv und direkt, Martin eher verschlossen und weitgehend verhalten. Neben Christine hat Luba allerdings noch andere Frauen in seiner Schraubzwinge. Seine Schwester Karin, die als demütige Bittstellerin in sein Haus zieht um ihrem kleinen, unehelichen Jungen etwas bieten zu können, muss dafür einen hohen Preis zahlen. Demütigungen und Maßregelungen sind an der Tagesordnung, jede Eigenmächtigkeit wird im Keim erstickt und bestraft. Die in diesem Vakuum stehende Frau wird hervorragend von Eva Christian dargestellt, ihre unterdrückten Emotionen und Bedürfnisse spiegelt das versteinerte Gesicht in etlichen Situationen wieder. Eine andere Dame, die sich im Würgegriff von Luba befindet, ist Christines Mutter. Die großartige Ruth-Maria Kubitschek demonstriert in ihrem weniger als fünf Minuten dauernden Auftritt, wie man es schauspielerisch optimal zu lösen hat. Irene sitzt im goldenen Käfig. Sie darf sich zwar ein unbeschwertes Leben erlauben, hat sich dafür aber dem Willen ihres Ex-Mannes zu beugen. Kein schädlicher Kontakt zu Christine, keine Forderungen oder Ansprüche und sich soweit zurückziehen, dass sie nur noch wie eine verblasste Erinnerung wirkt. Bei aller Oberflächlichkeit, die man so exzellent dargestellt von der Kubitschek sehen darf, ist sie dennoch eine der wenigen Personen, von der man ehrliche, oder besser gesagt, direkte Worte hören wird. Ihre Warnungen wirken verheißungsvoll und deuten die Katastrophe bereits nach kurzer Spieldauer an.
Mit den meisten Simmel-Adaptionen und auch mit "Und der Regen verwischt jede Spur" sind in den Siebzigern Filme entstanden, die in der deutschen Kino-Landschaft tatsächlich nach Ihresgleichen suchen. Die Mischung aus Unterhaltung und Anspruch wurde hier sehr gut dosiert, und entstanden ist schließlich Film, dessen Thema in unmissverständlicher Weise deutliche Berührungspunkte preisgibt, die den Zuschauer fesseln können. Dramatik, Sentimentalität und Theatralik werden für mein Empfinden in einer gesunden Dosierung abgehandelt, so dass Alfred Vohrers Arbeit mit Leichtigkeit ins Ziel kommt. "Und der Regen verwischt jede Spur" ist ein angenehm stiller Vertreter seiner Gattung geworden, der nahezu unverblümt mit einer gewissen Realitätsnähe zu spielen versucht, dabei aber auf ernster und nachdenklicher Ebene bleibt. Die anfängliche Idylle ist angenehm, aber doch trügerisch. Die unbeschwerte Zweisamkeit ist zwar herrlich mit anzusehen, aber man spürt den Schatten der über der Geschichte liegt. Vor allem aber wirkt die nicht thematisierte Prognose in Richtung der jungen Protagonistin sehr ernüchternd, weil das Schicksal ihrem Vater geholfen hat, und sie vermutlich für immer an ihn gekettet hat. Inszenatorisch gesehen hat die Regie sämtliche Register gezogen. Viele Ortswechsel, die satte Ausstattung, aufwendige Settings und kleinere pyrotechnische Spektakel lassen den Film hochwertig erscheinen, die Musik von Erich Ferstl zwingt dem Geschehen Melancholie auf, um aber in den brisanten Sequenzen Paukenschläge zu versetzen, einige Rückblenden (die ich immer sehr gerne mag) fügen sich nahtlos in den klaren Aufbau der Geschichte ein, und insgesamt kann ich als Fazit nur sagen, dass man "Und der Regen verwischt jede Spur" bestimmt einmal gesehen haben sollte. Volltreffer!
- FarfallaInsanguinata
- Beiträge: 2519
- Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57
Re: Und der Regen verwischt jede Spur - Alfred Vohrer (1972)
Ist leider extrem lange her, dass ich den gesehen habe. Aus der Erinnerung bleibt er mir zumindest angenehm im Gedächtnis, und sowieso entwickle ich mittlerweile ein gewisses Interesse für diese Simmel-Adaptionen der 70er.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.