Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast - Jim Gillespie (1997)
Verfasst: So 29. Dez 2013, 16:09
Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast
(I Know What You Did Last Summer)
mit Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar, Ryan Phillippe, Freddie Prinze Jr., Bridgette Wilson-Sampras, Anne Heche, Johnny Galecki, Muse Watson, Stuart Greer, J. Don Ferguson, Deborah Hobart, Mary McMillan
Regie: Jim Gillespie
Drehbuch: Lois Duncan / Kevin Williamson
Kamera: Denis Crossan
Musik: John Debney
FSK 18
USA / 1997
Mit mörderischem Tempo fahren vier Freunde in einer Sommernacht die Küste entlang, als ihnen plötzlich eine Gestalt vor das Auto läuft und am Straßenrand liegen bleibt. Voller Panik werfen sie den leblosen Körper in einen See und schwören sich, niemandem jemals von dem Vorfall zu erzählen. Doch nach einem Jahr kehrt der Horror des letzten Sommers zurück. Rätselhafte Drohungen sind nur der Anfang: Schon bald taucht ein namenloser Fremder auf, dessen furchterregender Fischerhaken eine mörderische Sprache spricht...
Nachdem Altmeister Wes Craven 1996 mit seinem Film "Scream" dem Sub-Genre des Slashers neues Leben eingehaucht hatte war es nur eine Frage der Zeit, wann etliche andere Filme auf den Erfolgszug aufspringen und sich einen Anteil am großen Kuchen der neuen Teenie-Slasher Welle sichern wollten. Eines der besten-und auch bekanntesten Werke lieferte dabei nur ein Jahr später Regisseur Jim Gillespie mit seinem "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" ab, der zwar einerseits in die gleiche Richtung wie Craven's muntere Wiederbelebung des Slashers abzielt, sich aber in diversen Punkten dennoch erheblich von einem Film wie "Scream" unterscheidet. Hauptsächlich macht sich dies wohl in der Ernsthaftigkeit der Geschichte bemerkbar, denn offenbart sich dem Zuschauer an dieser Stelle doch eine durchgehend ernste Story, wohingegen der gute Wes seinem Film doch eine gehörige Portion schwarzen Humor beigefügt hatte, der in vorliegendem Szenario jedoch überhaupt nicht zu erkennen ist. Nun kann man diesem Punkt sicherlich sowohl positive wie auch negative Gesichtspunkte abgewinnen, doch für die vorherrschende Grundstimmung der Ereignisse ist der ernste Anstrich durchaus förderlich. Und so dauert es auch nicht lange, bis aus einer zu Beginn noch absolut typischen amerikanischen Teenager-Story relativ ein wirklich düsterer-und bedrohlicher Horrorfilm wird, der gleichzeitig auch einen dramaturgisch erstklassig aufgebauten Spannungsbogen erkennen lässt.
War am Anfang noch das angenehme und unbeschwerte Partyleben der Hauptfiguren zu beobachten, so schlägt die Stimmung doch innerhalb weniger Minuten vollkommen um und präsentiert einem dabei die folgenden Abläufe in einer Art und Weise, wie man sie aus Filmen dieser Art eigentlich weniger kennt. Vollkommen humorlos eröffnet sich nämlich ein Geschehen, das einmal nicht mit vollkommen unlogischen Verhaltensweisen der Protagonisten durchzogen ist. Auf den ersten Blick mag das sogar ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheinen, handelt es sich dabei doch um die Elemente eines Slashers, über die man sich immer so wundervoll aufregen kann. Gillespie setzt jedoch mehr auf Glaubwürdigkeit und insbesondere mit dem Abstand von nunmehr schon fast 17 Jahren wertet das seinen Film in meinen Augen noch einmal ungemein auf. An dieser Stelle kommen dann auch die Schauspieler ins Scheinwerferlicht, die allesamt mit ihren außerordentlich guten Leistungen dafür verantwortlich zeichnen, das sich dem Zuschauer ein weitaus authentischerer Eindruck bietet, als man es aus unzähligen anderen Genre-Vertretern her kennt. Heutige Stars wie Jennifer Love Hewitt oder auch Sarah Michael Gellar standen hier noch am Anfang ihrer Karriere und gaben in den Rollen der bedrohten Teenager eine eindrucksvolle Kostprobe ihres Könnens ab.
"Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" erreicht zwar vielleicht nicht den Kult-Charakter von Craven's "Scream", dürfte allerdings bei Freunden des ernst zu nehmenden Slashers weitaus höher im Kurs stehen, was selbstverständlich einmal mehr auf die jeweiligen Erwartungen des Zuschauers ankommt. Wie dem aber auch sei, es handelt sich definitiv um ein äußerst gelungenes Gesamtpaket das seinen eigenen Weg einschlägt und sich von seiner Inszenierung her extrem wohlwollend von unzähligen anderen Teenie-Slashern der Neuzeit abhebt. Tolles Schauspiel, eine bis zum Ende durchgehend spannende Geschichte und eine phasenweise extrem dichte-und bedrohliche Grundstimmung sind hier als absolute Stärken auszumachen und das ist auf jeden Fall viel mehr als das, was die meisten Horrorfilme der heutigen Zeit beinhalten. Umso trauriger erscheint deswegen auch die Tatsache, das dem Werk von Gillespie eigentlich nie die ganz große Aufmerksamkeit zu teil wurde, die es aufgrund der vorhandenen Klasse auf jeden Fall verdient hätte. Stattdessen wird jedoch von den meisten Leuten immer nur von einem der Filme gesprochen, die einigermaßen erfolgreich im Fahrwasser von "Scream" geschwommen ist. Und diese Bezeichnung ist in meinen Augen mehr als nur ungerechtfertigt, handelt es sich doch vielmehr um einen in allen Belangen gelungenen Genre-Beitrag, der auf die üblichen überzogenen Passagen verzichtet.
Das macht sich auch beim enthaltenen Härtegrad bemerkbar, denn trotz einer 18er Freigabe hält sich die Geschichte in diesem bereich äußerst vornehm zurück. Ein wenig Blut und lediglich die Andeutungen der Tötungen sind im Bild zu sehen, doch ist das schon vollkommen ausreichend, um den Zuschauer in diversen Momenten unwillkürlich zusammenzucken zu lassen. Gorehounds werden so wohl weniger Freude an diesem Werk haben, das dafür in seiner Gesamtheit einen unglaublich guten Eindruck hinterlässt und meiner Meinung nach zu den besten Vertretern seiner Art zu zählen ist. Die beiden noch folgenden Fortsetzungen können dann dieses Urteil nicht mehr ganz bestätigen, wobei insbesondere der letzte Teil der Trilogie zum regelrechten Rohrkrepierer mutieren sollte, doch davon an anderer Stelle mehr. Sollte es immer noch Leute geben die diesen zumeist vollkommen zu Unrecht unterschätzten Film noch nicht kennen sollten, so kann man diesen eine Sichtung nur wärmstens ans Herz legen. Zwar erfindet "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast" sicherlich nicht das Genre neu, bietet aber durchgehend erstklassige und beste Horror-Unterhaltung.
Fazit:
Mit einer eher ungewohnten Ernsthaftigkeit offeriert Jim Gillespie hier den Beginn einer Trilogie, wobei es sich bei vorliegendem Film ganz eindeutig um den mit Abstand stärksten Teil der Reihe handelt. Atmosphärisch erstklassig in Szene gesetzt und mit hervorragend agierenden Darstellern besetzt präsentiert sich ein Szenario, das über rund 100 Minuten noch nicht einmal den Ansatz von Langeweile erkennen lässt und sich so immer wieder gern für eine neuerliche Sichtung anbietet, die man keinesfalls bereuen wird.
8,5/10