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Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 14:37
von purgatorio
RAVENOUS
Friss oder Stirb
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Deutscher Titel: Ravenous - Friss oder Stirb
Originaltitel: Ravenous

Regie: Antonia Bird
Produktionsland: USA, Großbritannien, Tschechische Republik (1999)

Darsteller: Guy Pearce, Robert Carlyle, David Arquette, Jeremy Davies, Jeffrey Jones, John Spencer, Stephen Spinella, Neal McDonough, Joseph Runningfox, Bill Brochtrup, Sheila Tousey, Fernando Becerril...

Story:
JDer gefeierte Kriegsheld Captain John Boyd wird, während des Kriegs, der Amerikanischen Staaten gegen Mexiko, in das kalifornische Fort Spencer strafversetzt. Strafversetzt deshalb, da er eigentlich kein Blut sehen kann. Angekommen in dem Fort wird ihm schnell klar, daß er an den eigentlichen "Arsch der Welt" versetzt wurde. In dem Mini-Fort gibt es nur sieben weitere Personen und ein paar Pferde. Alles läuft ruhig in dem gemütlichen Fort bis, ja bis eines abends ein Wanderer in das Fort gestolpert kommt. Dieser erzählt, daß er mit einem Track unterwegs gewesen sei, bis sie vom Winter überrascht wurden. Die Leute flüchteten sich in eine Höhle und warteten auf besseres Wetter. Als dieses schließlich ausblieb wurden die Vorräte knapp und die Leute begannen kannibalisch über einander herzufallen. Der Wanderer sei dann geflüchtet, aus Furcht, er könnte der nächste auf dem Speiseplan sein.
Entsetzt entschließen sich die Soldaten die Leute aus ihrer Lage zu retten. (...) [Kürzung durch purgatorio]
(via ofdb)

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 14:38
von purgatorio
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RAVENOUS – FRISS ODER STIRB (RAVENOUS, USA, Großbritannien 1999, Regie: Antonia Bird)

Sehr guter (Semi-Horror-)Film im Westernoutfit mit toller, treibender Musik. Zeitweilig extrem spannend und insgesamt angemessen blutig, hier und dort auch mit fiesem (schwarzen) Humor durchsetzt. Orientiert ist die Sause am Donner-Pass-Ereignis, deren Kernereignisse lose mit indianischen Mythen verwoben wurden. Dem Kannibalismus unter Zivilisierten werden hier lediglich moralische und ethische Bedenken als Grenze entgegengesetzt, die jedoch durch blanken Überlebenswillen relativ leicht zu überschreiten ist. Sehr unterhaltsam! 8/10

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: So 9. Okt 2016, 22:32
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 18.11.2016 bei NSM als Blu-ray/DVD-Kombination in drei verschiedenen Mediabooks:

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Cover A, limitiert auf 777 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 333 Exemplare

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Cover C, limitiert auf 444 Exemplare

Extras:
* 16-seitiges Booklet mit Text von Nando Rohner
* Drei Audiokommentare
* Deutscher Trailer
* Originaltrailer
* TV-Spot
* Entfernte Szenen
* Kostüme
* Set Design
* Bildergalerie
* Filmografien

Quelle: OFDb-Shop

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Do 3. Nov 2016, 15:00
von buxtebrawler
„Es macht einsam, Kannibale zu sein!“

Die 2013 viel zu früh verstorbene britische Regisseurin Antonia Bird, die neben einigen TV-Serien-Beiträgen und vielen Dramen, zum Teil ebenfalls fürs Fernsehen, 1995 „Mad Love - Volle Leidenschaft“ mit Drew Barrymore gedreht hatte, lieferte im Jahre 1999 überraschend einen Horrorfilm zum Thema Kannibalismus ab, der indes einen gänzlich anderen Ansatz als die italienischen Kollegen einige Jahrzehnte zuvor verfolgt:

Im Jahre 1847 tobt der Krieg der USA gegen Mexico und Kriegsheld wider Willen Captain John Boyd (Guy Pearce, „L.A. Confidential - Jeder hat seinen Preis“) wird in das verschlafene kalifornische Fort Spencer versetzt. Der Grund: Er hat ein Kriegstrauma erlitten und kann kein Blut mehr sehen. Im Fort Spencer ist er einer von nicht einmal zwei Handvoll Soldaten, die mit all ihren Macken und Wehwehchen eine wahre Gurkentruppe darstellen. Eines Winternachts liest man den halberfrorenen und verletzten Schotten Colqhoun (Robert Carlyle, „Trainspotting“) auf, der, nachdem man ihn wieder aufgepäppelt hat, eine ebenso abenteuerliche wie abscheuliche Geschichte auftischt: Ungefähr zwei Tagesmärsche entfernt sah sich eine Gruppe Siedler gezwungen, in einer Höhle zu überwintern. Als die Nahrungsmittel ausgingen, habe man zunächst die Tiere verspeist und sich schließlich gegenseitig aufzuessen begonnen! Als nur noch Colqhoun und eine Frau übrig waren, enteilte Colqhoun, um Hilfe zu holen. Die Warnungen des Indianer-Scouts George (Joseph Runningfox, „Die Blutrache des Geronimo“) schießt man in den Wind und zieht unter Führung Colqhouns los, um die Höhle zu finden und evtl. der verbliebenen Frau helfen zu können. Doch als einer der Soldaten unterwegs verunglückt und eine blutige Bauchwunde davonträgt, macht sich Colqhoun an ihr zu schaffen. Daraufhin hält man es für besser, Colqhoun zu fesseln und begibt sich weiter gen Ort des Schreckens, wo sich die Ereignisse überschlagen – und sich Colqhoun als waschechter Kannibale entpuppt…

Sicherlich ist es ungewöhnlich, dass ausgerechnet eine regieführende Frau das Kannibalismus-Sujet aufgreift und dann auch noch in ein Western-Ambiente einbettet. Doch auch, wenn man diesen Umstand ausklammert, bleibt „Ravenous - Friss oder stirb“ ein recht erfrischender Genre-Beitrag. Die Vorstellung der Fort-Bewohner nach Boyds Versetzung verläuft komödiantisch, begleitet von diversen Rückblenden zu einer blutigen Schlacht, die Boyd traumatisierte. Colqhouns Schauergeschichte wird entsprechend visualisiert und zunächst hat alles den Anschein eines durch die Notsituation bedingten Kannibalismus, den man Colqhoun schwerlich zum Vorwurf machen könne. Als dieser nachts eine Wunde ableckt, beginnt sich jedoch zu bestätigen, was man in bester Genre-Manier bereits unterschwellig ahnte: Er hegt auch weiterhin kannibalistische Ambitionen. So stellt sich dann auch die mit ausgeweideten Skeletten grafisch makaber ausgestattete Höhle als Falle Colqhouns heraus, die alle bis auf Boyd – und eben den mittlerweile irre Grimassen ziehenden Colqhoun – das Leben kostet. Und siehe da: Das war lediglich das erste Drittel des Films, sozusagen sein Exposé.

Als Kurzfilm hätte „Ravenous“ damit bereits für offene Münder und Szenenapplaus gesorgt. Aber Drehbuchautor Ted Griffin und Bird wollen mehr: Boyds Sprung von der Klippe mit anschließender Abfahrt durch den Wald wurde virtuos gefilmt. Zu allem Überfluss hat der Gute sich ein Bein gebrochen und findet sich zwecks Übernachtung in einem Erdloch wieder – also in einer nicht ganz unähnlichen Situation derer, die Colqhoun so blumig geschildert hatte. Konsequenterweise verläuft diese dann auch ebenso und Boyd muss sich über den toten Private Reich (Neal McDonough, „Minority Report“) hermachen – ausgerechnet er, der Fleischgenuss bislang so verabscheut hatte. Colqhoun wiederum hat’s nun auch zum Militär verschlagen, wo er es unter falschem Namen zu einem gewissen Ansehen gebracht hat. Was einer Fortsetzung zur Ehre gereicht hätte, avanciert hier zur zweiten Zeit- und Handlungsebene, die jedoch etwas schwächer als das erste Filmdrittel ausfällt.

Natürlich kommt es zu einem erneuten Aufeinandertreffen Boyds und Colqhouns, während parallel Boyd von neu entdecktem Appetit auf Menschenfleisch geplagt wird, was in Visionen mündet, wie er Private Cleaves (David Arquette, „Bad Boys Never Die“) tötet und roh verspeist. Leider wird’s ab einem gewissen Punkt reichlich absurd: Nachdem Cleaves und die Pferde dran glauben mussten, taucht der Major plötzlich wieder auf, der nun auch dem Kannibalismus frönt und mit Colqhoun zusammenarbeitet. Das wird dann doch irgendwann zu viel der „Überraschungen“. Wertfrei möchte ich betrachten, dass „Ravenous“ suggeriert, Kannibalismus stärke den eigenen Körper und heile Wunden. Das ist natürlich einerseits Blödsinn, andererseits hätte man weit mehr aus dieser Prämisse machen können. So dient sie in erster Linie als Begründung für die scheinbar übermenschlichen Fähigkeiten der Menschenfresser, die am Ende genug Kraft für einen ausgedehnten Showdown zwischen Boyd und Colqhoun haben.

Als professionelle „20th Century Fox“-Produktion verfügten Bird & Co. über ein ordentliches Budget, das man dem Film auch ansieht, der sich mit seinen guten bis sehr guten Schauspielern und seinem atmosphärischen Hochglanz-Landschaftsambiente jedoch keineswegs an den Mainstream anbiedert. Dies verhindern allein schon das blutige Gehäcksel und Gesplattere, das selten zum Selbstzweck verkommt, sondern wohldosiert den Genre-Fan befriedigt und ein ungeeichtes Publikum erschrecken dürfte. Der schwarze Humor, der den Film durchzieht, ist deftig, schafft jedoch auch eine gewisse Distanz zum Gezeigten, trifft dabei auch nicht immer meinen Nerv. Die ungewöhnliche musikalische Untermalung wiederum ist ein schönes Alleinstellungsmerkmal des Films. Alles in allem eine aus der Genre-Masse in vielerlei Hinsicht herausstechende interessante und unterhaltsame Variation des Kannibalismus-Themas, die man als Horror-Film-Freund gesehen haben sollte.

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Do 30. Aug 2018, 19:36
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 26.10.2018 bei NSM Records noch einmal auf Blu-ray und DVD:

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Extras:
3 Audiokommentare
Deutscher Trailer
Originaltrailer
TV-Spot
Entfernte Szenen
Kostüme
Set Design
Bildergalerie
Filmografien

Quelle: OFDb-Shop

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Do 30. Aug 2018, 20:20
von Adalmar
Sehr schön, da werde ich dann auch endlich mal zuschlagen. (Bislang hatte ich ihn nur auf DVD)

Pflichtprogramm, der Film!!

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Di 18. Dez 2018, 15:06
von karlAbundzu
Wichtel sei dank, eine Lücke geschlossen. Groteker Humor, toller Cast. Und Wahnsinnssoundtrack: Nyman und Albarn. Kleinigkeiten bei zwei Charakteren störten mich ein wenig (Cleaves Reaktion auf Col. Ives Erscheinen und der letzte Gesinnungswandel des KOmmandanten), aber allein das Spiel zwischen Pearce und Carlyle ist groß.
Ziemlich blutig auch. Vegetarierfilm. Ein zu kurzes Wiedersehen mit David Arquette (auf den anderen Kannibalen Western mit ihm bin ich ja gespannt, liegt hier noch rum.
Und über die Charaktere Boys und Ives bin ich noch am denken. Spannend. Ähnlichkeiten für mich bei verschiedenen Vampirmythen und am Ende an die Crosed + 100 Comics.
Dann noch in die Audiokommentare reingehöt mit der Regiseuren und Damon Albarn. Auch gut.

Re: Ravenous - Antonia Bird (1999)

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 07:02
von jogiwan
Ich habe „Ravenous“ ja vor vielen Jahren schon mal gesehen und hatte den eher mittelprächtig in Erinnerung, was wohl auch am Western-lastigen Setting und Figuren liegt, welches mir nun einmal nicht besonders liegt. Auf eine Neusichtung hatte ich dennoch Lust, auch wenn sich hier der durchschnittliche Eindruck gefestigt hat und irgendwie sind mir die Figuren in der Geschichte dann doch zu kaputt und zu überzogen, als das man mit ihnen in irgendeiner Weise mitfiebern möchte. Auch die Sache mit dem traumatisierten Kriegshelden wider Willen, dem abgelegenen Stützpunkt und der Indianer-Mythologie wird immer nur so kurz angerissen, wie es für die Handlung unbedingt notwendig ist, anstatt mehr in die Tiefe zu gehen und den Figuren auch mehr Raum zu lassen. So ist „Ravenous“ ja eher ein groteskes und schwarzhumoriges Ereignis mit Western- und Ethno-Mythologie-Einschlag, dass zwar schon irgendwie originell daherkommt, aber meines Erachtens doch auch viel von seinem Potential und Figuren verschenkt. Durchaus toll gespielt, hübsch blutig und mit tollen Landschaften wollte der Funke einfach neuerlich nicht so wirklich überspringen…