Da nutze ich doch dankend die Gelegenheit, meiner Wut Luft zu machen:
Hier finden wir alle klassischen Bestandteile, die einen guten Poliziesco ausmachen – die kriminellen Rowdys, denen von Vornherein anzusehen ist, dass sie Verlierer sind, den durch lange Dienstjahre desillusionierten und verbitterten Kommissar, Überfälle, Schiessereien, rasante Verfolgungsjagden, bei denen diverse Polizei-Giulias und andere Fahrzeuge zu Bruch gehen, ein Finale, das von den Gangstern ihr Leben fordert ...
Das ganze technisch und dramaturgisch schön umgesetzt – Kamera, Action-Choreographie, Musik, Schnitt sind durchaus gelungen. Dazu zwei charismatische Hauptdarsteller, die aus anderen Filmen bereits in guter Erinnerung ist … was kann da schon schiefgehen?! Nicht viel, also vergebe ich wohlwollend
07 von 10 möglichen Punkten.
Ja, so wäre das tatsächlich gelaufen, wenn der Film nicht durch ein Detail auffallen würde, das in meinen Augen als absolutes K.O.Kriterium gilt.
Alle Poliziesco-geübten Kinofreunde wissen selbstverständlich, dass ein gewisses Maß an – ich nenne es mal – visuellem Sexismus immer vorhanden ist und es nicht lohnt, darum großes Geschrei zu machen. Ein blankes Paar Brüste dort, ein wenig Schamhaar hier, das begeistert den typischen männlichen Betrachter jederzeit. Mir ist es meist relativ schnuppe, ab und zu erfreut es sogar
meine Sinne.
Hier sieht die Sache leider anders aus! Frauen kommen in diesem Werk nicht als Protagonisten vor, auch nicht als Antagonisten oder in Nebenrollen, sondern bestenfalls als Objekte. Genaugenommen noch nicht einmal das, denn nahezu jeder Mann wird sein Auto oder seinen Fernseher tausendmal besser behandeln, als diese Fünf jedes weibliche Wesen, das ihnen unter die Augen kommt.
Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Da wird etwa ein Liebespaar im Auto überfallen, die Frau von der gesamten Meute vergewaltigt und ihr Freund darf sich dazu die entsprechenden Sprüche anhören („Bei uns kannst du dir noch was abschauen“ etc.), als wenn das die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, wie etwa morgens beim Bäcker Brötchen zu holen. Denn Frauen sind ja sowieso nicht anders als Gegenstände, über die jeder anständige Macker nach Belieben verfügen darf.
Der Obergangster Pete hat zusammen mit der ehemaligen Prostituierten Rossana ein Kind. Ab und zu lässt er sich bei den beiden blicken, um seine Frau zu beschimpfen, zu verprügeln oder bei Bedarf auch mal durchzuficken, wenn er grade nichts „besseres“ zur Triebbefriedigung finden konnte. Mit der Drohung, dass es Rossana schlecht ergehe, wenn sie sich nicht anständig um
seinen Sohn kümmere, macht er sich danach wieder vom Acker. Und der fällt nichts dümmeres ein, als ihm vorzuheulen, wie sehr sie ihn liebe und schließlich ob der ständigen finanziellen Not den Vorschlag zu unterbreiten, wieder im ihrem alten Beruf zu arbeiten. Dem Herrn Gemahl ist selbstverständlich nicht zuzumuten, auch mal etwas zum Unterhalt seines ach so geliebten Sohnes beizusteuern. Als Pete Rossana tatsächlich auf dem Autostrich erwischt, setzt es wieder nur Beschimpfungen und Schläge.
Viel lieber vergnügt sich der tolle Hecht aber natürlich mit einem jungen, unverbrauchten Mädchen. Dass er diese nicht nur entjungfert, sondern sie auch schwanger wird und deshalb von ihm geheiratet werden möchte (oder zumindest mit einem Ansatz von Respekt behandelt), ist eine bodenlose Frechheit und wird umgehend mit Dresche belohnt. Aber noch viel besser ist doch allemal der Einfall, gleich seine vier Kameraden drübersteigen zu lassen, denn „Freunde teilen schließlich alles“. Der unglücklichen Sandra fällt, wenn wundert das noch ernsthaft, nichts anderes ein, als sich unter Tränen aus einem Hochhaus auf die Straße zu stürzen. Geliebt jedoch hat sie ihren Pete natürlich bis zum Schluß ohne den leisesten Zweifel.
Tut mir leid, aber irgendwann ist auch bei der Gutmütigsten das Maß überschritten - ich musste mich mächtig anstrengen, den Film überhaupt zu ende zu schauen, ohne zu Kotzen, die Kassette aus dem Fenster zu schmeißen oder vor Hass meine Wohnungseinrichtung zu zerkleinern.
Und da das so war und ich mir dieses üble Stück Dreck freiwillig unter keinen Umständen nochmal antun würde, kann es nunmal nur eine Wertung geben:
0/10