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Regie: Jan Peter Produktionsland: Deutschland (2012)
Darsteller: Katharina Thalbach, Anna Thalbach, Oliver Nägele, Christina Große, László I. Kish, Valerie Koch, Johannes Suhm, Anna Willecke, Kai Michael Müller, Roland Renner, Karl Walter Sprungala, Markus Schoenen...
Story:
Der alte Fritz kehrt aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) als Sieger Heim nach Berlin. Unterwegs macht er Halt in Kunersdorf, wo er 1759 seine schwerste Niederlage gegen Russland und Österreich erfuhr, die ihm auch beinahe das Leben kostete. Dennoch wurde Preußen an diesem schicksalhaften Tag nicht vernichtet, sondern erfuhr das Mirakel des Hauses Brandenburg, nämlich die Bewahrung der eigenen Ländereien ohne eigenes Zutun. Friedrich der Große blickt an diesem Ort auf seine Vergangenheit zurück, rekapituliert seinen Werdegang vom rebellischen Sohn über den musischen Jugendlichen mit Freiheits- und Fernweh bis hin zum jungen und aufrührerischen König, der den schwächsten Moment Österreichs zum Angriff nutzte.
Nun blickt er voller Wehmut auf sein Land, dass in Trümmern und Elend liegt und dennoch in die europäische Pentarchie aufgestiegen ist…
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
FRIEDRICH – EIN DEUTSCHER KÖNIG (Deutschland 2012, Regie: Jan Peter)
Mit der Pseudodoku FRIEDRICH liegt ein recht durchwachsener Beitrag zum Leben von Friedrich dem Großen vor, der ebenso interessante wie hochgradig kritische Ansätze offenbart.
Die Besetzung von Katharina (Friedrich alt) und Anna Thalbach (Friedrich jung) ist aufgrund der tatsächlichen physiognomischen Ähnlichkeit zum großen Preußenkönig kein schlechter Schachzug, allerdings sind die rauen Raucherstimmen der beiden auf Dauer unfassbar nervig! Auch die Körpergröße des Mutter-Tochter-Pärchens, die lediglich neben Kindern nicht gnomenartig erscheinen, macht die Erscheinung Friedrichs im Kontext der hochgewachsenen Soldaten und Adjutanten zur Karikatur auf seinen Beinamen, was sehr albern wirkt. Für Einsteiger in die Geschichte um das Mirakel des Hauses Brandenburg und den Aufstieg Preußens in die europäische Pentarchie ist der Film dennoch nicht uninteressant, auch wenn er in vielen sehr wichtigen Details zu oberflächig bleibt. In Chronologie sind besonders kritisierenswert:
Die Erbfolgekriege um den österreichischen Thron, die Rolle von Kaiserin Maria Theresia und die ungeheuere Frechheit des jungen preußischen Königs in dieser haarsträubenden außenpolitischen Situation sind nur für Kenner des Stoffs erkennbar gewesen.
Die fundamentale Bedeutung der renversement des alliances mit der Geheimdiplomatie im Hintergrund wird nicht ansatzweise als so wichtig dargestellt, wie es letztlich hätte sein müssen.
Friedrichs unangekündigter Präventivangriff auf Sachsen als Beginn des sogenannten Siebenjährigen Krieges ( alternativ: 3. Schlesischer Krieg) wird nicht herausgestellt. Auch finden die Plünderungen der sächsischen Staatskassen und Kunst- und Kulturschätze keinerlei Erwähnung, würde dies doch zu sehr am aufpolierten Image des Königs kratzen.
Das militärische Debakel der Schlacht bei Kunersdorf im Schicksalsjahr 1759 und speziell die desaströsen Fehler in Planung und Ausführung der Attacke, welche in nicht unerheblichem Maße am strategischen Genie Friedrichs kratzen würden, werden hier kaum umrissen. Viel eher wird gerade in dieser Episode auch die gezielte Mystifizierung der Figur deutlich.
Demgegenüber werden die wirklichen Ursachen des Mythos um das Kriegsgenie nicht vertieft. Zu beiläufig wird erwähnt, dass Friedrich immer mit seinen Soldaten kämpfte. Was es aber wirklich für die Truppen bedeutete, dass der absolutistische Herrscher immer an ihrer Seite ins Gefecht zog und welchen psychologischen Vorteil er hierdurch gegenüber den anderen europäischen Heeren verbuchen konnte, bleibt unerwähnt. Das gerade der Vergleich zum diametral gelagerten Verhalten französischer Führungskräfte ein wichtiger Baustein für die zukünftige Erbfeindschaft und das bis heute manifestierte Feigheitsimage der Franzosen hier seinen Ursprung findet, wäre doch aber eine interessante Bemerkung gewesen.
Zuletzt sei die Beiläufigkeit der Fakten kritisiert, die sich auf den Rückzug Russlands aus den Kampfhandlungen und die schwerwiegende Niederlage Frankreichs in Übersee bezogen. Dass es sich beim Siebenjährigen Krieg tatsächlich um einen Weltkrieg handelte, dessen Verursacher nur dank einer Verkettung bemerkenswerter Umstände (die zwar wenig mit Glück im engeren Sinne zu tun hatten, die aber auch nicht vollends kalkulierbar waren) auch als Sieger aus dem Krieg hervorging, bleibt ebenso minimalistisch dargestellt.
Dies ist natürlich nur eine kleine Auswahl an wenig reflektierten Fakten, die letztlich ein verzerrtes Bild schaffen. So ist der Beitrag lediglich als episodenhafter und mythisierender Baustein zu werten, der unreflektiert und unkritisiert ein obsoletes Geschichtsbild manifestiert. Denn am Ende ist es doch so: der Mann gewann durch Trotzigkeit und Uneinsichtigkeit – die Niederlage hatte er nicht akzeptieren wollen, und so machte er weiter und weiter bis die anderen ebenfalls dahingerichtet waren.
Histotainment at its best! 3-4/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht