Der hierzulande anscheinend so gut wie unbekannte Film des Regisseurs Salvatore Piscicelli zeigt zwei beeindruckende reife Schauspielerinnen (Ida di Benedetto, Marcella Michelangeli), denen das Alter jedoch nicht ihre Attraktivität genommen hat, in einem die darstellerische Aktion fokussierenden Liebesdrama um eine lesbische Beziehung. Die Namen der beiden Hauptfiguren reflektieren dabei den christlichen Begriff "Immacolata Concezione" (unbefleckte Empfängnis), der sich auf die Vorstellung bezieht, die Jungfrau Maria sei von ihrer Mutter Anna ohne "Erbsünde" empfangen worden. Auch im Film kommt eine Schwangerschaft vor, aber ganz anders als es der Terminus will, kommt diese alles andere als "unbefleckt" im christlichen Verständnis zustande - ebenso wie Immacolata nicht "frei von Sünden" ist, sondern in einer auffällig trist gezeichneten provinziellen Umgebung zwar in vielen Situationen ihren Willen durchsetzen kann, aber letztlich daran zerbricht, durch ihre Lebenstaktik ein gefährliches Spannungsfeld geschaffen zu haben, das sich schließlich gegen sie entlädt.
Das Hauptproblem in der anfangs harmonischen Beziehung zwischen Immacolata und Concetta ist, dass Concetta sich klar für die Gleichgeschlechtlichkeit entschieden hat, während Immacolata nebenbei noch einen heterosexuellen Kontakt pflegt, anscheinend nur um sich einen Vorteil zu verschaffen und im Glauben, Concetta könne dies akzeptieren, wenn sie der Gefühle Immacolatas versichert werde. Auffällig ist, dass nicht die Homosexualität an sich das entscheidende Problem ist - es gibt zumindest Figuren, die diese zu akzeptieren scheinen, und beide Frauen sind weitgehend unabhängig in ihrer Lebensführung -, sondern eher Immacolatas Versuch, eine zweigleisige Lösung zu finden. Die ohnmächtige Wut von Immacolatas Ehemann, der von seinen Arbeitskollegen unter Druck gesetzt wird, er solle der "Schande" ein Ende machen, erscheint dabei zunächst als Hauptbedrohung, aber Immacolatas Probleme kommen auch aus anderer Richtung.
Piscicelli kleidet den Kampf der Figuren gegen ihre - in Immacolatas Fall zum großen Teil selbstgeschaffenen - Probleme in nüchterne Bilder, die jedoch mitunter eine Poetik des Verfalls entwickeln, besonders was die kargen, zerfallenden Wohnräume angeht, denen nur die Innigkeit der titelgebenden Beziehung eine gewisse Wärme zu verleihen scheint. Ein Lied im kampanischen Dialekt gibt dem Film einen regionalen Einschlag und harmoniert mit der erdigen, ländlichen Atmosphäre einiger Bilder.
Die simulierte und durch entsprechende Kameraeinstellungen kaschierte, aber unmissverständliche Darstellung einiger sexueller Praktiken, möglicherweise in Verbindung mit der teils problematischen Sexualethik - so verleitet Hauptfigur Immacolata zu Beginn des Films ein schüchternes junges Mädchen gegen dessen Willen zur Befriedigung eines Mannes, gegen dessen Bezahlung -, hat dem Film in Italien eine 18er-Freigabe eingebracht, die meines Wissens dort weniger häufig vergeben wird als unsere FSK18. In der Tat ist das Geschehen des Films, das ohne aufdringliche moralische Begleittöne präsentiert wird und dessen Protagonistin sich kaum als Sympathieträgerin eignet (dafür bietet sich mehr die ehrliche Concetta an), für ein reiferes Publikum aufbereitet, ohne auffällige Schauwerte, dafür mit der impliziten Aufforderung, selbst Stellung zum schwierigen Beziehungsgeflecht der gezeigten Ménage à quatre zu beziehen.