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Bruderehre - Noreen Kershaw

Verfasst: Do 20. Feb 2014, 19:44
von horror1966
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Bruderehre
(Act of Grace)
mit Benjamin Adnams, Chike Chan, Michael Dixon, Leo Gregory, Ciaran Griffiths, Jody Latham, Jennifer Lim, Adam Long, Crissy Rock, Andrew Schofield, Jon Yang, David Yip, Daniel York, Ozzie Yue
Regie:Noreen Kershaw
Drehbuch: Alan Field / Max Kinnings / Marc Pye
Kamera: Louis Mulvey
Musik: Ray Russell
FSK 16
Großbritannien / 2008

Während der Schulzeit in Manchester werden Dezzie und Yasin beste Freunde, nachdem Dezzie den chinesischen Jungen vor Rowdys und deren rassistischen Anfeindungen beschützt. Zehn Jahre, nachdem Yasin dem Ruf seiner Familie zurück nach Hongkong gefolgt ist und Dezzie eine Haftstrafe wegen Totschlags abgesessen hat, kehrt der Chinese nach Manchester zurück, um seinem einstmals besten Kumpel ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen kann: Yasin ist Mitglied bei den Triaden und will Dezzie zu seinem Leutnant im Westen machen...


Angeblich soll dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruhen und die Geschichte des ersten weißen Mannes erzählen, der in die asiatischen Triaden aufgenommen wurde. ob es sich wirklich so verhält vermag ich nicht zu beurteilen, aber auf jeden Fall erzählt "Bruderehre" eine sehr interessante Geschichte, deren Thematik von Anfang bis zum Ende relativ gut in Szene gesetzt wurde. Großartige Action beinhaltet das Werk aber eher selten, legt es doch seinen Fokus in erster Linie auf Dinge wie Loyalität, Ehre und Verrat, was so schon ganz unweigerlich für eine sehr spannende Erzählung garantiert. Dennoch ist Regisseurin Noreen Kershaw mit diesem 2008 erschienenen Werk nicht der ganz große Wurf gelungen, was sicherlich auch an dem bescheidenen Budget von gerade einmal geschätzten 170.000 englischen Pfund begründet ist. Rein optisch gesehen erscheint das Szenario nämlich schon ein wenig billig, was allerdings keinesfalls automatisch mit einem schlechten Film in Verbindung gebracht werden sollte. Man merkt es halt an den Schauplätzen und eher unbekannten Darstellern, die phasenweise ein wenig zu ungelenk und hölzern agieren, in der Summe gesehen aber immer noch einen recht überzeugenden Eindruck hinterlassen, denn niemand fällt durch eine wirklich schlechte Darstellung seiner Rolle ins Auge.

Trotzdem erscheint einem "Bruderehre" wie eine TV-Produktion auf gehobenem Niveau und wenn man bedenkt das Noreen Kershaw hier auch erst für ihren zweiten Spielfilm verantwortlich zeichnet und sich ansonsten als Schauspielerin oder Regisseurin von TV-Serien hervor getan hat, ist der Eindruck einer Serien-Episode im Filmformat nicht weiter verwunderlich. Manch einen mag das eher stören und ich gebe zu das der Look streckenweise ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, aber dennoch bekommt man letztendlich eine unterhaltsame Geschichte geboten, an der man durchgehend seine Freude haben kann. Ein Großteil der Abläufe dreht sich um die beiden Freunde Dezzie und Yasin, die durch gemeinsame Leiden in ihrer Schulzeit eine harte Zeit hinter sich haben. Gerade bei Dezzie stand Gewalt an der Tagesordnung was letztendlich dazu führte, das er für den Mord an seinem Vater für 10 Jahre ins Gefängnis musste. Diese Einführung in die Story ist verhältnismäßig schnell abgehandelt, so das man sich danach umso intensiver mit dem Leben der mittlerweile erwachsenen Männern beschäftigt, wobei an dieser Stelle auch ganz automatisch die Triaden ins Spiel kommen.

Wirklich tiefe Einblicke in die Strukturen der Verbrecherorganisation sollte man allerdings nicht unbedingt erwarten, denn in dieser Beziehung wird das Meiste doch eher nur oberflächlich angeschnitten. Vielmehr stehen eine verbotene Liebe, die Gier nach Machtpositionen und Verrat im Mittelpunkt der folgenden Ereignisse, die ganz am Ende in einer einzigen Katastrophe enden. Das hier sicherlich kein Happy End zu erwarten ist kann man sich denken, das wäre den Abläufen aber auch in keiner Weise gerecht geworden und hätte das Gesamtbild viel eher ins Lächerliche gezogen. Die zuvor schon immer stärker ansteigende Spirale von Gewalt erfährt im Showdown ihren absoluten Höhepunkt und bietet im Bezug auf die Action somit auch gleichzeitig den Höhepunkt eines Filmes, der mit solchen nicht sonderlich ausgestattet ist. Für eine Low Budget Produktion ist "Bruderehre" aber wirklich nicht schlecht geraten, obwohl es bestimmt auch genügend Leute gibt, die das vollkommen anders sehen werden.

Mir persönlich hat der Film jedenfalls recht gut gefallen und auch wenn es sich bestimmt um kein filmisches Meisterwerk handelt, weiß diese Produktion doch durchgehend kurzweilig zu unterhalten. Wer nicht unbedingt auf Hochglanzproduktionen fixiert ist sollte diesem kleinen Film durchaus eine Chance geben, gibt es doch weitaus höher budgetierte Werke, die nicht ansatzweise so gut unterhalten, wie es "Brudeehre" tut.


Fazit:


Optisch zwar nicht auf Hochglanz poliert erzählt dieser Film aber auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte die man sich jederzeit gut anschauen kann. Manchmal mangelt es eventuell ein wenig an Intensität, doch insgesamt gesehen bekommt man solide Filmkost geboten die sich für eine Sichtung allemal anbietet.


6/10