(Und nun noch mal etwas ausführlicher ...)
The killer is one of thirteen
El asesino está entre los trece
Spanien 1976
Regie: Javier Aguirre
Trini Alonso, Simón Andreu, Blaki, Eduardo Calvo, Paloma Cela, Doris Coll, Rosa de Alba, Marisol Delgado, Alberto Fernández, May Heatherly, Carmen Maura, Paul Naschy
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OFDB
Die reiche und schöne Witwe Lisa Mandel lädt zum Weekend auf ihr weitläufiges Anwesen ein, und alle kommen: Frühere Geschäftsfreunde ihres Mannes, eigene Verwandte, Freunde, Bekannte ... Beim Abendessen, übrigens bestehend aus einem Glas Champagner und ein paar bereitgelegten Pralinen, lässt Lisa die Bombe platzen: Einer der Anwesenden hat ihren Mann ermordet, und sie will herausbekommen wer es war. Denn jeder unter den 13 Gästen, die sich hier an einem Freitag den 13. versammeln, hat so seine dunkle Flecken im Lebenslauf, und jeder war zur Mordzeit in London(!) und hätte somit die Möglichkeit gehabt, ihrem Mann in Paris(!) die richtige Menge Schlafmittel in seinen Kaffee zu geben. Die Empörung ist einigermaßen groß, aber abreisen möchte auch keiner, denn das würde ja schließlich Verdacht erregen. Unerwünschterweise wird Lisa von einem Mörder unterstützt, der die Verdächtigen der Reihe nach ausknipst. Und da sowohl die Reifen aller Autos zerstochen sowie das Telefonkabel durchgeschnitten sind, ist man von der Außenwelt abgeschnitten, und ergeht sich im Angesicht eines eher gelegentlich zuschlagenden Mörders und im blendenden Sonnenschein bei liebreizendem Palaver und partiellem Off-Screen-Gepoppe.
Denn dieser Mörder schlägt das erste Mal nach rund einer Stunde Laufzeit zu! Nun ja, bei einem modernen Hollywood-Blockbuster von mehr als 3 Stunden durchschnittlicher Laufzeit würde man die auftretende Langeweile möglicherweise durch den Begriff raffiniertes Story-Telling kaschieren. Aber bei 95 Minuten Laufzeit, dem ersten Auftritt schwarzer Handschuhe nach exakt 55 Minuten, und dem ersten Mord nach rund 60 Minuten?
THIRTEEN hat einen gewissen Charme, das möchte ich ihm gar nicht absprechen. Trotz endloser Redereien, einer entsetzlichen Dramaturgie, hölzernen Schauspielern und keinerlei Nuditäten (Was für einen spanischen Film des Jahres 1973 auch sehr verwunderlich wäre, wenn da nackte Damen zu bestaunen wären), trotz allem hat der Film durchaus Anziehungskraft. Was machen da schon die Dialoge aus der Suppenküche des Grauens? Die Handlungsfragmente, die gedankenvoll ins Nirgendwo entschweben? Oder der Schnitt, bei dem Regisseur und Cutter wohl offensichtlich zwei vollkommen unterschiedliche Meinungen über die Endfassung gleichzeitig in den fertigen Film schneiden konnten? Denn die verworrene Geschichte um den Tod des Gatten und die einzelnen Bestandteile dieser Geschichte sind so idiotisch und unübersichtlich, dass man entweder nach 10 Minuten entnervt aufgibt, oder voller Spannung darauf wartet, dass sich all die großen und kleinen Puzzlestücke zu einem überzeugenden Ganzen zusammensetzen. Dass sich ein Bild eines raffiniert geplanten und ausgeführten Mordes ergibt, welches sowohl ein der Entlarvung anheim fallender Killer wie auch der Drehbuchautor ums Verrecken verbergen wollen.
Allerdings finden die meisten dieser Giallo-typischen Zutaten im Off statt. Selbst die Morde der letzten 30 Minuten haben eher die Ausstrahlung von schnell hintereinander geschnittenen Standbildern, und beinhalten eine bemerkenswerte Künstlichkeit. Der geneigte Zuschauer beschäftigt sich also in seiner Verzweiflung mit den Ausschnitten von Patty Shepard, Carmen Maura und Dyniak Zurakowska, May Heatherly ist die einzige Frau neben Patty Shepard die wirklich Ausstrahlung hat, und Doris Coll darf einmal den Büstenhalter verlieren, aber GENAU in diesem Augenblick wird abgeblendet. Der dekadent-ausschweifende Stil der italienischen Gialli wird auch knapp verfehlt, wenn die Kamera zwar immer wieder durch das große Anwesen stromert und neidisch schöne Details der Villa einfängt, aber das Besondere der Ausstattungen italienischer Krimis, das fehlt völlig, und die Ausstattung pendelt folgerichtig zwischen den Attributen langweilig, bieder und spießig.
Bieder ist genau das richtige Wort um THIRTEEN zu beschreiben. Es greift kein Wahnsinn nach den Charakteren, es wird nicht geschrien und zügellos gepoppt, es wird dem Irrsinn kein Vorschub geleistet – Es wird zivilisiert miteinander geredet und das wars. Ein Film wie Sidney Lumets MORD IM ORIENTEXPRESS, der ja böse ausgedrückt letzten Endes ebenfalls aus sehr viel Gerede besteht, zeigt ein Jahr später geradezu perfekt, wie Dialoge zwischen sich anständig gebärenden Menschen mit schwarzen Löchern im Lebenslauf spannungserzeugend inszeniert werden können. THIRTEEN lässt diese Chance aus und konzentriert sich auf – Nichts. Und letzten Endes ist eine Mischung aus SOLO-KONZERT FÜR EINE PISTOLE ohne Komik und THE BLOODSUCKER LEADS THE DANCE ohne Titten halt einfach zu wenig um wirklich überzeugend zu wirken ...
4/10