"Merkwürdige Geschichten" hatte ich mir damals auf gut Glück bestellt und im Nachhinein kann ich sogar sagen glücklicherweise, naja und eben aus purer Neugierde. Bezüglich des Themas erweckt diese Serie unweigerlich große Erwartungen und wenn diese zu hoch sind, kann man erfährungsgemäß auch schneller enttäuscht werden. Ich kann ohne zu zögern vorausschicken, dass das bei dieser Veröffentlichung bestimmt nicht der Fall war. Es kommt bei mir sehr selten vor, dass ich etwas wie "Merkwürdige Geschichten" so überaus positiv reflektieren kann, wenn doch wie hier die Besetzung in meinen Augen so unspektakulär aussieht. Keine Frage, das wird der große Kritikpunkt bleiben, aber auch der einzige. Wohin haben sich aber bitteschön die A-Damen der 70er Jahre verkrochen??? Da hat man es fast, bis auf wenige rühmliche Ausnahmen, mit einer dritten Garnitur zu tun... Bei den Herren ist das glücklicherweise etwas ausgeglichener...
Jede der (selbstverständlich) 13 Episoden verfügt über den gleichen Aufbau. Man sieht Leute, die man mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst treffen könnte, oder mit welchen man längst schon Kontakt hatte, die zufällig aufeinandertreffen, die zusammen arbeiten, die im Freundeskreis zusammensitzen und sich jeweils über eine merkwürdige, selbst erlebte Geschichte unterhalten, beziehungsweise eine solche geschildert bekommen. So empfindet der Zuschauer direkt einen nicht nur möglichen, sondern spürbaren Alltagstransfer, bei mir ging es sogar so weit, dass ich über persönliche, merkwürdige Geschichten nachgedacht habe. Diese Serie bedient sich nicht schamlos des Aberglaubens und unterliegt nicht irgend welchen hysterischen Anwandlungen, sie bleibt bodenständig, trotz des Themas sachlich und vollkommen im Bereich des Möglichen. So scheint es zumindest. Der Verzicht von Gewalt, Brutalität und überspitzten Effekten kommt "Merkwürdige Geschichten" erstaunlich zu Gute, die Leitmotive hier setzen sich aus teils subtiler Spannung, Intensität & Dynamik zusammen, es kommt zu einer gelungenen Auseinandersetzung auf höherem Niveau. Man bekommt keine fragwürdigen Ansichten serviert, keine konfusen Geschehnisse vom anderen Stern geboten, vor allem gibt sich die Serie aber unaufdringlich! Das kann auch zum Knackpunkt bei der Gesamteinschätzung werden, falls man auf eine Art effekthascherischer Sause spekuliert.
Regisseur Fritz Umgelter beweist ein gutes Händchen bei seiner zugegebenermaßen betulichen Arbeit, einige Szenen wurden im kleineren Ausmaß beinahe schon spektakulär eingefangen, die gesamte Inszenierung ist für TV-Verhältnisse ein bisschen aufwendiger geraten, hin und wieder gibt es auch gut gemeinte Actioneinlagen. Vor allem punktet Umgelter aber mit der Veranschaulichung durch intensive Bilder, es kommt sehr häufig zu einer ungemütlichen, gruseligen, teils bizarren Atmosphäre und er übertrifft somit die Grundvoraussetzung bei Weitem. Der Zuschauer braucht hier bestimmt keine Nerven wie Drahtseile, er wird eher auf einer subtilen Ebene gefordert. Es wimmelt geradezu von dubiosen Gestalten, aber auch von einfachen, sympathischen Leuten, es tauchen plötzlich Personen aus dem Nichts auf und sie verschwinden genau so schnell wieder dort hin, man bekommt herrliche Landschaftsaufnahmen von ihrer schmeichelnden, aber auch schaurigen Seite geboten, Personen die vom Schicksal oder vom Zufall gehetzt oder gerettet werden. Bezüglich der kürze der Episoden ist eine hohe Dichte an Grundspannung und Atmosphäre geboten, an Leerlauf kann ich mich nicht erinnern. Ja, auch die Darsteller untermauern die Qualität, ich muss es dann doch zugeben.
Bemerkenswert ist die klassische, wenn auch irgendwie ausgefallen wirkende Musik und vor allem die Farbgestaltung gefiel mir persönlich sehr gut. Man würde wohl Themen bezogen eher dunkles, eintönigeres und dezenteres im Bereich der Abhandlung erwarten, doch das ist nicht der Fall. Das Szenario leuchtet in satten, ansprechenden Farben, die ein angenehmes Gefühl der Sicherheit vermitteln. Ein gutes Stilmittel in einer derartigen Produktion, denn so kommen Überraschungseffekte deutlicher zum Vorschein, außerdem finde ich diese seltenere Variante mal erfrischend gegenüber all den morbiden Versuchen. Jede Folge ist trotz der Frage nach der Wahrscheinlichkeit logisch und stilsicher aufgebaut, die Auflösungen sind konsequent und nachvollziehbar.
Der Vorspann fragt nach "Schicksal?" oder "Zufall?"...wird dieses Rätsel aber nicht einwandfrei lösen. Hier bekommt man als Konsument, wie es eher selten der Fall ist, die uneingeschränkte Zuschauergewalt. Es gibt vielleicht tatsächlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als man sich vorstellen kann. Deutlicher kann ich jedenfalls einschätzen, dass es mehr Dinge zwischen Horror und Grusel gibt, als man sich vorstellen kann. "Merkwürdige Geschichten" ist so ein Fall. Zu allen, die mit "Merkwürdige Geschichten" liebäugeln, kann ich sagen, dass maßlose Enttäuschungen definitiv andere, merkwürdige Gesichter haben. Man muss sich bei dieser Serie allerdings im Klaren darüber sein, was man im Endeffekt erwartet.