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Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: So 16. Mär 2014, 14:44
von sergio petroni
GIALLO
Originaltitel: Giallo
Herstellungsland-/jahr: ITA 1934
Regie: Mario Camerini
Darsteller: Assia Noris, Sandro Ruffini, Elio Steiner, Giulio Gemmò, Carlo Ranieri, ...
Story: Returning to her country mansion after spending a month living at a very posh hotel, Henriette is met by her husband Giorgio,who gives his wife the good news that he is about to sign a huge business deal which will allow them to move away together to Canada.Feeling uneasy with the speed that Giorgio has sorted out the deal with, Henriette requests her husband to give her time to think about them agreeing to the offer.
Taking a look around Giorgio's study with close friend Amati, Henriette checks the drawers in Giorgio's desk,and discovers to her horror a book filled with old news clippings about a man who murdered his wife,who in a chilling "coincidence" shares Giorgio's name…
(quelle: imdb.de)
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: So 16. Mär 2014, 15:57
von Tomaso Montanaro
Was ist denn nun das? Der erste Giallo der Filmgeschichte? Krass!
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Mo 17. Mär 2014, 06:13
von Captain Blitz
Tomaso Montanaro hat geschrieben:Was ist denn nun das? Der erste Giallo der Filmgeschichte? Krass!
Habe ich mich dann auch gefragt, sehr interessant.
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 11:22
von Die Kroete
Nur weil der so heißt...
Nun,
Giallo in der Literatur soll es ja in Italien seit 1929 geben, käme demnach also hin.
Andere behaupten jedoch, das Film-Genre
Giallo wäre zwar von der Roman-Reihe abgeleitet, sei aber ursprünglich, als die italienische Antwort auf die deutsche Edgar-Wallace-Reihe zu verstehen.
Also, Filmhistoriker meldet Euch...
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 15:43
von Captain Blitz
Die Kroete hat geschrieben:Nur weil der so heißt...
Hast Du mal die Inhaltsangabe gelesen?
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 19:35
von Die Kroete
Captain Blitz hat geschrieben:Die Kroete hat geschrieben:Nur weil der so heißt...
Hast Du mal die Inhaltsangabe gelesen?
Was muß denn ein Film zum "Inhalt" haben , damit dieser als
Giallo gilt ?
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 19:55
von Salvatore Baccaro
Oh, das muss Jahrhunderte her sein, dass ich den einmal in reichlich unterirdischer Qualität als TV-Rip gesehen habe. Obwohl ich mich nur noch rudimentär an das Spektakel erinnere, kann ich so viel sagen: ein reinrassiger Giallo, wie man ihn mit Bava und Argento verbindet, ist das freilich nicht, obwohl der Titel natürlich ebenso auf die berühmt-berüchtigte Groschenroman-Reihe des Verlagshauses Mondadori verweist, die ab den späten 20ern hinter ihren gelben Covern zumeist amerikanische Thriller- und Krimivorlagen verwertete, inhaltlich rankt sich das Ganze allerdings nicht um schwarzbehandschuhte Killer, sondern um eine junge Ehefrau, in der der Verdacht keimt, ihr Gatte könne seine erste Frau aus niedrigen Motiven um die Ecke gebracht haben, angereichert mit eher deplatzierten Comedy-Ausflügen und dabei zahm wie man im Jahre 1934 nur sein konnte. Als ersten Giallo-Film im weitesten Sinne würde ich da schon eher Viscontis OSSESSIONE nominieren.
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Mi 19. Mär 2014, 06:08
von Captain Blitz
Die Kroete hat geschrieben:Captain Blitz hat geschrieben:Die Kroete hat geschrieben:Nur weil der so heißt...
Hast Du mal die Inhaltsangabe gelesen?
Was muß denn ein Film zum "Inhalt" haben , damit dieser als
Giallo gilt ?
Das liest sich schon nach Mord und Verschwörung, von daher passt das meiner Meinung nach schon.
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Mi 19. Mär 2014, 23:11
von Adalmar
Die Kroete hat geschrieben:Andere behaupten jedoch, das Film-Genre Giallo wäre zwar von der Roman-Reihe abgeleitet, sei aber ursprünglich, als die italienische Antwort auf die deutsche Edgar-Wallace-Reihe zu verstehen.
Kommt natürlich darauf an, wie man "Antwort" definiert. Der früheste Giallo (nach internationaler Giallo-Definition) ist wohl "La ragazza che sapeva troppo" (1963) von Mario Bava, dort wird zwar Edgar Wallace als von der Protagonistin gelesener Autor erwähnt, aber der Film geht inhaltlich und stilistisch in eine ganz andere Richtung als die Wallace-Krimis.
Re: Giallo - Mario Camerini (1934)
Verfasst: Sa 22. Mär 2014, 12:34
von sergio petroni
Nachdem ich eher zufällig über diesen prägnanten Titel stieß, und es sich hierbei um einen italienischen
Kriminalfilm aus dem Jahre 1934 handelte, war klar: Das Ding muß her. Gedacht, getan.
Hauptakteurin ist Henriette (Assia Noris), die den reichen aber undurchschaubaren Giorgio (Sandro Ruffini)
geheiratet hat. Auf seinem ländlichen Anwesen beschäftigt dieser sich lieber mit seinen Bienenstöcken
und der Jagd, als mit seiner Frau. Henriette beschließt, sie brauche eine Auszeit, und zieht für vier Wochen
in das Grand Hotel der Stadt ein. Giorgios Anwalt und Freund Carlo versucht Henriette zur Rückkehr zu bewegen,
doch diese will die Scheidung. Im Hotel lernt sie auch noch den um sie werbenden Amati (Elio Steiner)
kennen, der aus seiner Liebe zu ihr keinen Hehl macht.
Giorgio möchte seine Ländereien verkaufen und mit Henriette nach Kanada ziehen. Doch um
verkaufen zu können, braucht er Henriettes Unterschrift. Also kehrt Henriette doch nach Hause zurück.
Und wie der Zufall so spielt, taucht dort kurze Zeit später auch Amati auf. Dieser ist der potentielle Käufer.
Eher zufällig stößt Henriette auf alte Zeitungsdokumente, die nahe legen, daß ihr Mann in früheren
Jahren ein gesuchter Frauenmörder in Kanada war. Fortan fürchtet Henriette um ihr Leben, traut
sie Giorgio nun plötzlich alles zu; auch daß dieser versucht sie um die Ecke zu bringen, und so ihre
Unterschrift unter den Vertrag obsolet wird.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit einem Giallo der 1960er- bzw. 1970er-Jahre hat dieser Italienische Film aus dem Jahre 1934 noch nicht viel gemein. Erwähnens- und sehenswert ist er nichtsdestotrotz.
Die Eröffnungsszene ist ein Film-im-Film; eine überdramatisierte Liebesszene, die von der
Hauptdarstellerin begeistert aufgenommen wird, und die viel über Henriettes Sehnsucht nach Liebe
und Geborgenheit aussagt. Orientiert sie sich doch oftmals an idealisierten Vorstellungen, ist
bisweilen auch recht naiv, sprunghaft und unsicher. So wechselt ihre Zuneigung von Giorgio
zu Amati und umgekehrt. Den Grund dafür können vielleicht wirklich nur Frauen nachvollziehen.
Der Anteil komödiantischer Elemente ist recht hoch, driftet jedoch nie in's Lächerliche ab.
Die Inszenierung ist elegant. Mit viel Wohlwollen kann man hier einen Hauch der gediegenen
Gialli späterer Jahre atmen. Als Henriette nur knapp einem zusammenbrechenden Bretterverschlag
entkommt und Amati auf der Jagd nur knapp einer Kugel entgeht, scheint sich auch
die Spannungsschraube kontinuierlich zu steigern. Im Finale stilecht mit Blitz und Donner
findet die ganze Geschichte ihre Auflösung und bietet hierbei doch etwas giallolike
eine finale Wendung.
Assia Noris die mit dem Regisseur Camerini verheiratet war, bietet durchaus auch etwas für's
Auge. Das enganliegende Satinkleid betont ihre gute Figur und ist ein echter Hingucker.
Henriette ist ein Krimifan, und deshalb kann sich der Betrachter auch nie ganz sicher
sein, wie sich Wahrheit und Fantasie die Waage halten. Hierbei nimmt "Giallo"
ganz klar Bezug auf die in gelbe Einbände gehüllten beliebten Kriminalromane
und der Name "Edgar Wallace" spielt dabei eine große Rolle. Erstaunlicherweise
ist Edgar Wallace auch der Lieblingsautor der Hauptdarstellerin des oftmals
als ersten echten Giallo bezeichneten "The girl who knew too much" von Maria Bava
aus dem Jahre 1963.
Als weitere Parallele könnte man die 1950er-Jahre im Vergleich zu den 1920ern heranziehen.
Hier wie dort stürzte die italienische Filmindustrie ab. Hier wie dort kamen US-amerikanische
Produktionsgesellschaften über den großen Teich, um in Italien zu drehen. Im Jahre 1930
erreichte der italienische Jahresausstoß an Filmen gerade einmal die Zahl 5! Mitte der Zwanziger
wurden ca. 150 Filme pro Jahr auf den Markt gebracht!
Mit Einführung des Tonfilms kamen viele europäische Stummfilmstars aus den USA zurück,
da sie dort ohne Englischkenntnisse oder mit starkem Akzent nicht mehr publikumstauglich
waren. So erlebte auch die italienische Filmindustrie wieder einen Aufschwung.
"Giallo" ist hierbei ein frühes Beispiel des italienischen Tonfilms.