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Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: So 16. Mär 2014, 19:20
von italostrikesback
DIE ERBEN
- dieerben.jpg (288.94 KiB) 2924 mal betrachtet
Österreich 1982
Darsteller: Nikolas Vogel, Roger Schauer
Regie: Walter Bannert
Inhalt:
Die beiden Sechzehnjährigen Thomas und Charly sind zwei Freunde aus zerrütteten Familienverhältnissen. Sie treten der Nationalen Einheitspartei bei. Als sie jedoch nach einer Vergeltungsaktion gegen ein antifaschistisches Lokal von der Parteileitung getadelt werden, treten sie aus und schließen sich der neonazistischen Wehrkampfgruppe „Jugendschutz“ an, wo sie unter anderem an Schusswaffen ausgebildet werden. Nachdem Charlys Schwester von ihrem Vater vergewaltigt wurde, suchen die beiden Jugendlichen ihn in seiner Stammkneipe auf, wo er von Thomas erschossen wird.
Wikipedia:
Die Veröffentlichung des Filmes war von Drohungen Rechtsradikaler begleitet. Diese richteten sich sowohl an Bannert persönlich, als auch an diverse Kinobetreiber. Viele Kinos nahmen den Film daraufhin aus Sicherheitsgründen aus dem Programm
Den Film habe ich vor ewigen Zeiten mal gesehen und als sehr gut in Erinnerung. Wenn ich mich richtig erinnere war der Film sehr hart. Warum gibt's den nicht auf DVD? Der wäre doch was für Subkultur oder FilmArt, so im Rahmen von KALT WIE EIS.
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Mo 17. Mär 2014, 18:24
von Die Kroete
italostrikesback hat geschrieben:DIE ERBEN
Österreich 1982
Darsteller: Nikolas Vogel, Roger Schauer
Regie: Walter Bannert
Wikipedia:
Die Veröffentlichung des Filmes war von Drohungen Rechtsradikaler begleitet. Diese richteten sich sowohl an Bannert persönlich, als auch an diverse Kinobetreiber. Viele Kinos nahmen den Film daraufhin aus Sicherheitsgründen aus dem Programm
Wenn dem so wäre, dürften in der BRD und Österreich ja kaum Filme dieser Art laufen, geschweige denn existieren.
...aber wir sind ja mittlerweile das Volk, der Gutmenschen und Zivilcouragierten!
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Mo 17. Mär 2014, 19:01
von CamperVan.Helsing
Die Kroete hat geschrieben:italostrikesback hat geschrieben:DIE ERBEN
Österreich 1982
Darsteller: Nikolas Vogel, Roger Schauer
Regie: Walter Bannert
Wikipedia:
Die Veröffentlichung des Filmes war von Drohungen Rechtsradikaler begleitet. Diese richteten sich sowohl an Bannert persönlich, als auch an diverse Kinobetreiber. Viele Kinos nahmen den Film daraufhin aus Sicherheitsgründen aus dem Programm
Wenn dem so wäre, dürften in der BRD und Österreich ja kaum Filme dieser Art laufen, geschweige denn existieren.
...aber wir sind ja mittlerweile das Volk, der Gutmenschen und Zivilcouragierten!
Was ist denn an Zivilcourage falsch?
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 00:21
von dr. freudstein
wenn den Film jemand in irgendeiner Form daheim hat und mir zukommen lassen möchte, ich hätte den so gern
auf youtube ist der leider nicht. Wegen Porto oder Tauschmaterial, das liesse sich bewerkstelligen
und wegen der Drohungen von Rechts, warum nicht. leichter kriegt man die ja nicht angelockt
Schade, das die damals klein beigegeben haben
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Di 18. Mär 2014, 10:04
von Die Kroete
ugo-piazza hat geschrieben:Die Kroete hat geschrieben:italostrikesback hat geschrieben:DIE ERBEN
Österreich 1982
Darsteller: Nikolas Vogel, Roger Schauer
Regie: Walter Bannert
Wikipedia:
Die Veröffentlichung des Filmes war von Drohungen Rechtsradikaler begleitet. Diese richteten sich sowohl an Bannert persönlich, als auch an diverse Kinobetreiber. Viele Kinos nahmen den Film daraufhin aus Sicherheitsgründen aus dem Programm
Wenn dem so wäre, dürften in der BRD und Österreich ja kaum Filme dieser Art laufen, geschweige denn existieren.
...aber wir sind ja mittlerweile das Volk, der Gutmenschen und Zivilcouragierten!
Was ist denn an Zivilcourage falsch?
Absolut nichts, wenn man den Begriff richtig interpretiert!
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Mi 22. Aug 2018, 11:00
von jogiwan
Demnächst von Mondo Macabro
mondo.macabro.de hat geschrieben:
The Austrian cult film THE INHERITORS! Coming to blu October 9th!
A CHILLING AND TIMELY LOOK INTO THE TWISTED WORLD OF THE EXTREME RIGHT
On his way home from school, 16 year old Thomas helps Charly, an unemployed teenager, escape from the police. Despite their differing backgrounds the boys become good friends and Charly persuades Thomas to join a neo-Nazi youth group. Intrigued and confused by his new friends Thomas, who is experiencing trouble at home and school, is drawn deeper into a web of sex and violence that leads to a tragic end.
In 1979, Austrian film director Walter Bannert was among a group of Vienna cafe patrons beaten up by a gang of young neo-Nazis who wrecked the place. Researching the burgeoning movement in West Germany and Austria for 3 years, Bannert infiltrated their private meetings by convincing party leaders that he wanted to make an objective documentary. His film The Inheritors is the result, a disturbing and timely fictional drama based entirely on real characters, events and conversations that Bannert came across in the neo-Nazi camps. The film was highly controversial on its original release and theatres screening it were threatened with violent action by neo-Nazi sympathizers. Although it is now over thirty years old, the film remains incredibly relevant as we witness, across the world, the rebirth of right wing extremism using exactly the same lies and tactics exposed so powerfully in this film.
The Inheritors was not screened in its native country for many years until it was rediscovered at the 2015 Viennale Exhibition where it was praised as a rare and powerful example of Austrian genre cinema with a strong political message.
The film was selected at the 1984 Cannes Film Festival for the prestigious Directors Fortnight section, in the same year it won a jury prize at the Montreal World Film Festival.
SPECIAL FEATURES
Brand new 2k scan from film negative
World Blu-ray premiere
Region free
Exclusive 12 page booklet with essays by Michael Gingold and film maker Paul Poet
Original theatrical trailer
English/German audio choice
Newly created subtitles
“Eerily accurate still, even though the film is over 30 years old… very much worth seeing.” Kalafudra.com
“Extraordinarily strong and perceptive.” The New York Post
“A film of rage. Powerful and lurid.” The Los Angeles Times
“Exploitation with ‘Clockwork Orange’ overtones.” Paul Poet , Viennale 2015
quelle: fratzenbuch
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Mo 24. Dez 2018, 08:57
von italostrikesback
Ich habe kurz mal in die neue US Blu-ray reingesehen. Einerseits eine schlechte Bildqualität, die eher nach DVD aussieht und andererseits möchte ich vorerst ganz vorsichtig sagen, dass sie vermutlich geschnitten ist. Nach ganzer Sichtung werde ich es hier kundtun, ob ich recht habe.
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: So 30. Dez 2018, 08:19
von jogiwan
Aktuell erstarken ja scheinbar überall politische Kräfte, die unter dem Deckmanteln einer konservativen und national-orientierten Politik ihre fragwürdigen Inhalte vermitteln und sich gebetsmühlenartig von rechten Gedankengut distanzieren, obwohl sogenannte „Einzelfälle“ eine gänzlich andere Sprache sprechen. In Walter Bannerts „Die Erben“ sind es aber noch nicht die „neuen Rechten“ mit ihren adaptierten Slogans, sondern österreichische Altnazis, die ihr Gedankengut in den Köpfen junger Menschen pflanzen. Dabei bedienen sie sich Jugendorganisationen und einem Gemeinschaftsgefühl, das anderswo fehlt um erst ganz langsam die eigentlichen Ideologien zu offenbaren und den harten Kern in eindeutige Bahnen zu lenken. Die Bestandsaufnahme österreichischer Befindlichkeiten gemischt mit dem Agieren einen fiktiven Rechtspartei mag dabei manchmal etwas überzeichnet wirken, aber im Kern geht es in dem Streifen um das Abgleiten eines jungen Schülern in eine rechte Organisation, die scheinbar beiläufig geschieht und schulterzuckend zur Kenntnis genommen wird und bei dem auch das Wort Exploitation fehl am Platz ist. „Die Erben“ ist ein Werk, das heutzutage eigentlich noch fast unbequemer ist als zur Zeit seiner Entstehung, denn vieles was in diesem Werk noch als fiktives Bedrohungsszenario aufgezeigt wird, ist längst in anderer Form mitten in der Gesellschaft angekommen. Tipp!
PS: die Blu-Ray von amerikanischen Label Mondo Macabro ist wie üblich „codefree“ und bringt den Streifen in der internationalen Schnittfassung als 2K-Scan vom Film-Negativ unter dem Titel „The Inheritors“ in solider Qualität und wahlweiser deutscher oder englischer Sprachfassung, jedoch nur mit ein paar Trailer und Booklet als Bonus.
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Sa 11. Jul 2020, 00:13
von sid.vicious
italostrikesback hat geschrieben:
Wikipedia:
Die Veröffentlichung des Filmes war von Drohungen Rechtsradikaler begleitet. Diese richteten sich sowohl an Bannert persönlich, als auch an diverse Kinobetreiber. Viele Kinos nahmen den Film daraufhin aus Sicherheitsgründen aus dem Programm
2. August 1982
Im Abendprogramm der ARD läuft der Film Blut und Ehre, der sich mit der Hitlerjugend auseinandersetzt. Wagner gerät über die >>Geschichtsfälschungen<< derart in Wut, dass er in seine schwarze Uniform mit SS-Kragenspiel und Hakenkreuz steigt und aus seiner Hochhauswohnung mit einem Schnellfeuergewehr und einer Schrotflinte auf Passanten schießt. […] Er nimmt Geiseln und erklärt dem Saunabesitzer: „Ist dir die Wehrsportgruppe Hoffman ein Begriff? Die Polizei ist hinter mir her. Lebend bekommen die mich nicht. Ich war bei der Aktion gegen das Oktoberfest in München dabei*.“ Die Polizei spricht ihn über Megaphon als >>Scharführer Wagner<< an. Im Schutz der Dunkelheit entkommt er aus dem Haus und dem Polizeikordon, jedoch nicht sich selbst. In der Nähe eines Springbrunnens steckt er sich den Lauf seines Gewehrs in den Mund und drückt ab.
Winterberg, Yuri (2004): Der Rebell. Originalausgabe
*Die Aussage hat man irgendwie ignoriert
DIE ERBEN ist ein erschütternder Film, den ich vor 10 Monaten erstmals geschaut habe und niemals vergessen werde. Heftig!
Re: Die Erben - Walter Bannert (1982)
Verfasst: Mo 26. Okt 2020, 08:27
von jogiwan
ein Bericht im Kurier über den Film, österreichische Befindlichkeiten und ein geplantes Release im deutschsprachigen Raum:
Am 18. März 1984 berichtete die Los Angeles Times aufgeregt von einer Filmvorführung in Berlin, die unter Polizeischutz stattfinden musste. Wie der West-Berlin-Korrespondent berichtete, handelte es sich um die Aufführung des umstrittenen österreichischen Films „Die Erben“ von Walter Bannert. Sowohl in Österreich als auch in West-Deutschland hatten wütende Neonazis die Filmvorführungen gestört; in Mannheim wurde sogar ein Kino niedergebrannt.
„Die Kinobetreiber haben Angst davor, meinen Film zu zeigen“, wird der damals 40-jährige Bannert in der Los Angeles Times zitiert: „Alle Vorführungen in Deutschland wurden – abgesehen von Berlin – abgesagt.“
Tatsächlich erregte der Regisseur, der heuer im September 77-jährig verstarb, mit seinem zweiten Spielfilm – der sogar auf dem Filmfestival von Cannes in der Nebenschiene Quinzaine des Realisateurs lief – internationales Aufsehen. „Die Erben“ erzählt, wie ein Wiener Schüler namens Thomas – gespielt von Nikolas Vogel, dem früh verstorbenen Sohn des Schauspieler-Ehepaars Gertraud Jesserer und Peter Vogel – in eine rechtsradikale Organisation gerät.
Thomas ist der Sohn typischer Wirtschaftswundereltern: Zu Hause geht es nur ums Geld, bereits zum Frühstück wird herumgebrüllt. Vor allem die Mutter erweist sich als wahre Schreckschraube. Thomas freundet sich mit einem Kleinkriminellen namens Charly (Roger Schauer) an und besucht mit ihm die Versammlungen einer Neonazi-Organisation. Während die „alten Herren“ dort darum bemüht sind, sich als „seriöse“ Partei darzustellen, gibt es auch eine Gruppe radikaler Schläger. Sie verprügeln politische Gegner und machen Waffenübungen: Einem der Rekruten wird ein Davidstern auf den Rücken gemalt, dann wird er „exekutiert“. Thomas lernt seine Lektion und tötet am Ende ebenfalls eine „unliebsame“ Person.
Nicht alle Kinobesucher waren bei der Vorstellung von „Die Erben“ so schockiert, wie man es vielleicht erwarten würde: Sowohl die Filmemacherin Ruth Beckermann wie auch Gabriele Flossmann, damals Leiterin des ORF-Filmressorts, können sich an Vorführungen mit geschmacklosen Lachern im Kino erinnern, etwa, wenn einer der Alt-Nazis einen Lampenschirm vorführt, der aus menschlicher Haut hergestellt wurde.
Medienattacken
Trotzdem: „Der Film war überspitzt und reißerisch, aber er hat den Zeitgeist getroffen“, sagt Beckermann: „Damals fanden wir es unerträglich, dass es am Ende keine ‚Bekehrung‘ gibt und den Nazis nichts Positives entgegengehalten wird. Heute finde ich das gut.“
Als „Die Erben“ ein Jahr später im ORF gezeigt wurde, schlugen die Wellen der Empörung erneut hoch: In wütenden Leserbriefen beschwerten sich Zuseher über explizite Sexszenen, sprachen von Pornografie und Gewaltverherrlichung. Ein Leser mit Professoren- und Doktortiteln schwadroniert von der „Verleumdung des österreichischen Volkes“ durch „Übertreibungen von neonazistischen Tätigkeiten“, „garniert durch Pornoszenen“.
„Für Walter Bannert waren die Reaktionen auf seinen Film traumatisch“, ist Paul Poet, Regisseur und Kurator, überzeugt: „Er hat sich weit hinaus gelehnt und in der Neonaziszene recherchiert, um die Entwicklung eines Rechtsrucks zu zeigen. Damit stieß er auf großen Hass, erhielt Todesdrohungen und war Medienattacken ausgesetzt.“ Danach habe sich Bannert mit „harmloseren“ Themen befassen wollen und Teenie-Romanzen wie „Herzklopfen“ gedreht, meint Paul Poet: „Die erhoffte Karriere im englischsprachigen Raum misslang, als einzige Fluchtmöglichkeit blieb ihm der (deutsche) Fernsehmarkt.“
„Die Erben“ wollte Walter Bannert – vor allem nach dem Tod von Nikolas Vogel – nicht mehr zeigen. Erst 2015 wurde er im Rahmen der Viennale in der von Paul Poet kuratierten Filmschau „Austrian Pulp“ wieder aufgeführt. Zudem plant das deutsche DVD-Label „Bildstörung“ eine Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray sowie eine Wiederaufführung des Films im Kino Ende 2021 – wenn alles klappt.
quelle:
https://kurier.at/kultur/walter-bannert ... /401077095