Die Bande von Joe Costello (Miha Baloh) landet einen großen Coup, indem sie 3000000 Millionen Dollar in Form von Goldbarren bei einer Großbank erbeuten. Doch die Freude darüber ist nicht von langer Dauer, denn einer seiner Leute namens Johnny Peters (Dean Heyde) ist ein getarnter FBI-Mann. Dieser bringt das Diebesgut an sich, doch Costellos Leute spüren ihn im Hafen auf, und erschießen ihn. Als die Bande den Transporter überprüft stellt sich heraus, dass er leer ist. Peters hat das Gold irgendwo im Hafen verstecken können, doch bevor man sich auf die Suche machen kann, werden Costello und seine Gefolgschaft festgenommen. Eine konkurrierende Bande rund um den Geschäftsmann Woody Davis (Horst Naumann) befreit Joe Costello, um das Versteck des Goldes aus ihm herauszubringen, doch er kann entkommen und taucht unter, um sich einer plastischen Operation zu unterziehen. Mit neuem Gesicht operiert er ab sofort aus der Hinterhand und er versucht genau wie die gegnerische Bande, das Gold zu finden. Um an Informationen zu gelangen stürzt man sich kurzerhand auf Johnnys Freundin, die Sängerin Cindy Holden (Heidy Bohlen)...
Mit Jerry Cottons spektakulärem Fall N° 8 neigte sich die beliebte Serie dem Ende zu und man muss schon sagen, dass unter der Regie von Harald Reinl ein wirklich krönender Abschluss entstanden ist. Reinl inszenierte meines Erachtens ohnehin die besten Beiträge der Reihe und
"Todesschüsse am Broadway" zeigt sich nochmals angereichert mit neuen Impulsen und wirkt genau wie
"Der Tod im roten Jaguar" überdurchschnittlich gut gelungen. Gerade die letzten beiden Filme heben sich noch einmal deutlich innerhalb der Serie von den üblichen Filmen ab und Fall N° 8 ist vergleichsweise sogar ungewöhnlich brutal ausgefallen. Die Variationen im Aufbau der Geschichten wirken abschließend noch einmal belebend und man merkt, dass sich bei aller Routine keine Eintönigkeit eingeschlichen hatte. Dass nach diesem Teil endgültig Schluss war, braucht man hier nicht auf mangelnde Vorzüge des Films zurückzuführen, aber jedes Erfolgskonzept überholt sich einmal und wird oftmals von stärkerer Konkurrenz unterwandert. Man kann daher sagen, dass es einfach an der Zeit war, ein versöhnliches Ende zu konstruieren, auch wenn dieses Ende vergleichsweise nicht mehr so ganz euphorisch vom Kino-Publikum aufgenommen wurde. Das Thema Banden-Kriminalität bekam hier einen sehr interessanten Anstrich verpasst und die Tatsache, dass der Wettlauf gegen einen Einzelkämpfer und die Zeit so viele Komplikationen auftauchen können, sorgt für einen willkommenen Unterhaltungswert. Harald Reinls Beitrag kommt dieses Mal ohne Whodunit aus, die Verhältnisse sind durch das schlüssige Aufrollen der Geschichte von vorne herein klar und dennoch kommt es immer wieder zu überaus rasanten Sequenzen, die Stringenz und Hochspannung definieren und garantieren. Die Besetzung ist zwar nicht mehr ganz so brillant wie im Vorgängerfilm, was allerdings auch nur schwer zu übertrumpfen ist, überrascht aber dennoch mit vollkommen alternativen Darstellern, die es mühelos schaffen, echte Akzente zu setzen, sei es im Polizei-Apparat, in Gangster-Kreisen, oder im Bereich der schuldigen und unschuldigen Opfer. Überhaupt habe ich die Jerry Cotton-Reihe immer sehr wegen dieser Strategie geschätzt. Manchmal sah es so aus, als habe man in der erweiterten Besetzung einfach nur gespart und daher eher unbekanntere Gesichter gebucht, sprich auf B-Hauptrollen gebaut, aber genau das macht auch einen seltsamen Reiz aus, besonders im Dunstkreis der weiblichen Besetzungen, denn hier wird mit der Verpflichtung von Heidy Bohlen ja quasi ein schöner Traum wahr.
Auch im finalen Beitrag hat sich bei Jerry Cotton alles andere als Müdigkeit eingeschlichen, ganz im Gegenteil, denn man glaubt zu sehen, dass er hier nochmal ein paar ordentliche Schippen draufgelegt hatte. Agil wie immer, bissig im Vokabular und selbstsicher in allen erdenklichen Situationen, nimmt er im Rahmen seiner Routine immer wieder Etappen der Verfeinerung und wirkt alles andere als festgefahren. Dem Empfinden nach muss der FBI-Mann hier wesentlich mehr einstecken als üblich, aber genau so sieht es auch mit dem Austeilen aus. Dass im Szenario immer wieder Kostproben von Foltermethoden angedeutet werden, untermalt die Strategie der härteren Gangart in allen Belangen und es sorgt schließlich, oder wenn überhaupt, für eine Art federleichtes Entsetzen beim Zuschauer. Heinz Weiss sieht man hier in seiner schwächsten Darbietung als Phil Decker und es scheint, dass er sich nun eher der Komparserie zugewandt hatte, was nicht an seinen Kompetenzen als Schauspieler liegt, sondern schlicht und einfach daran, dass er nahezu jeder Person untergeordnet wurde und keinerlei Möglichkeiten bezüglich guter Szenen bekam. Besonders Aufsehen erregend ist da schon die Rolle des Bösewichtes Joe Costello, der von Miha Baloh ein beunruhigendes zweites Gesicht bekam. Ihm nimmt man den Aggressor in jeder Sekunde ab, seine Brutalität wird durch den Geruch des Goldes nur verschärft und es kommt zu sehr eindringlichen Szenen, als er beispielsweise das Kind entführt, oder bei seinen Mitwissern einfach nur die Maschinenpistole sprechen lässt. Die eindeutigste Sprache für ein Kaliber wie ihn, so dass er im Endeffekt sehr überzeugend rüber kommt. Horst Naumann als Gangster-Boss im Gewandt eines Gentleman weiß ebenso zu gefallen, genau wie seine bunt zusammen gewürfelte Clique an Helfershelfern, die ebenso rücksichtslos vorgehen wie ihr Erzfeind Costello, und dabei noch eine Spaß-Synchro verpasst bekamen. Michaela May demonstriert, dass darstellerisch noch Luft nach oben vorhanden war und im Grunde genommen strapaziert sie ein wenig, aber es gibt ja Entschädigung und zwar in Form von der zauberhaften Heidy Bohlen. Zunächst ist es schon einmal schön, sie überhaupt in einer tragenden Rolle zu sehen und gleichzeitig den Beweis geliefert zu bekommen, dass sie derartige Anforderungen mühelos bewältigen konnte, denn ihre spröde Filmografie gibt diesen Eindruck leider nicht her.
Cindy Holden, die selbst auf und nach der Folter noch überaus attraktiv wirkt, ist und bleibt mein absolutes Lieblings-Cotton-Girl. Natürlich mit obligatorischer Nacktszene versehen, wirkt ihre Rolle schon alleine deswegen so ansprechend, weil sie ausnahmsweise einmal Charaktertiefe, wenn auch zugegebenermaßen eher am seidenen Faden demonstrieren durfte. Ja, diese Frau fasziniert mich schon seit sehr vielen Jahren ungemein! Aber genug der Lobeshymnen, sonst behaupten böse Zungen noch, dass
"Todesschüsse am Broadway" lediglich zum Heidy-Bohlen-Film stilisiert wird, und er nur deswegen einen solch hohen Stellenwert bei mir persönlich hat. Mitnichten, denn das Gesamtpaket weiß auch nach dutzenden Sichtungen immer wieder zu überzeugen. Gut, die Musik von Peter Thomas begeistert nach acht Fällen zwar nicht mehr besonders, aber dafür bekommt man entschädigenderweise dieses Mal einen Schönen Schlager geboten, der von Heidy Bohlen im Playback dargeboten wird. Leider sind Akustik und Lippenbewegungen alles andere als synchron, aber das verführerische
»Ask me later, Alligator« bleibt nachhaltig und nahezu auffordernd im Hinterkopf. Thematisch gesehen besteht bei einer derartigen Geschichte die Gefahr, dass sich Eintönigkeit aufgrund vorhersehbarer Elemente einschleicht, doch nicht zuletzt wegen der angemessenen Vielfalt der herumlaufenden Gestalten und der rasanten Ortswechsel wegen, bleibt das Geschehen auf gleich hohem Niveau in allen Bereichen. Wenige Ungereimtheiten und ein paar charmante Gedankensprünge seien da geschenkt, ansonsten lassen sich beim besten Willen keine gravierenden Fehler aufspüren, sprich, Harald Reinl hatte erneut alles richtig gemacht. Der Film zeigt sich als Gesamt-Einheit als atmosphärisch dicht und transportiert einen gut durchdachten Aufbau, der schließlich in ein spektakulär inszeniertes Finale münden darf. Sogar die obligatorischen Archiv-Aufnahmen vor authentischer Kulisse wirken als wichtige Bausteine dieses Mal nicht ganz so gekünstelt wie sonst und letztlich stelle ich mir immer nur die gleiche Frage, ob nun
"Todesschüsse am Broadway" oder doch
"Der Tod im roten Jaguar" für mich den besten Beitrag der Serie darstellt. Die unterschiedlichen Vorzüge bringen eine gewisse, oder besser gesagt ewige Unschlüssigkeit mit sich, also muss ich insgesamt bekennen, dass ich einfach zwei Lieblings-Cotton-Filme habe, die gleichermaßen schwer unterhaltsam sind!