aus dem bärenstarken Barbaren-Special
Durch eine göttliche Weissagung erfährt der grausame Herrscher Nuriak (Emilio Messina), dass ihn eines Tages ein Krieger vom friedlichen Stamm der Sidan ermorden und sein Schreckensregiment ein für alle Mal beenden wird. Um seinen Sturz zu verhindern beschließt Nuriak daher in weiser Voraussicht, alle Männer und Frauen vom Stamme Sidans zu ermorden und überfällt auch das Dorf, in dem Mina gerade Zwillinge zur Welt gebracht hat. Deren Gatte Damien stellt sich der Übermacht feindlicher Krieger in den Weg und fällt am Schlachtfeld, während es Minas Hebamme im Trubel gelingt, mit den beiden Kindern und vollkommen entkräftet zu einem Amazonen-Stamm zu flüchten, wo die beiden Kinder daraufhin aufgezogen werden.
Die Jahre vergehen und aus den beiden Kindern sind stattliche Krieger geworden, die von den Amazonen auch im Kampf trainiert werden. Da jedoch in der Prophezeiung nur von einem Kind die Rede war, wächst neben dem auserwählten Gunan (Pietro Torrisi ) auch noch sein namensloser Zwillingsbruder (Giovanni Cianfriglia) heran, der wenig davon begeistert ist, dass die Götter schlicht und ergreifend auf ihn vergessen haben. Immer wieder kommt es zum Konkurrenzkampf der Beiden und die Zauberin Marga (Malisa Longo) beschließt, die beiden in einem Wettkampf auf Leben und Tod zu fordern um den Gewinner das Zeichen der Götter in Form eines Anhängers und endgültig den Namen Gunan zu geben.
Doch auch diesen Kampf entscheidet der ursprüngliche Gunan für sich, der seinen unglücklichen und gedemütigten Bruder jedoch entgegen den Regeln des Wettbewerbes am Leben lässt. Dieser entpuppt sich jedoch als schlechter Verlierer, stiehlt in der Nacht den Anhänger der Götter und macht sich auf den Weg um den Mord seiner Eltern zu rächen. Nuriak ist jedoch schon längst selbst auf der Suche nach Gunan und ermordet seinen vermeintlichen Widersacher, ohne zu wissen, dass es sich dabei um dessen Zwillingsbruder handelt. Als der richtige Gunan die Fährte seines Bruders verfolgt, findet er dieser ermordet und auch er schwört bittere Rache an Nuriak und seinen Männern. In der kurz darauf folgenden Konfrontation mit dem Tyrannen wird Gunan jedoch verletzt und kann sich nur mit Mühe zurück zu den Amazonen flüchten.
Dort trifft der mutige und nach einer Zeit wieder von seinen Verletzungen erholte Krieger auf die hübsche Sklavin Lena (Sabrina Siani), die von den Amazonen zum Zwecke des Gebärens von weiblichem Nachwuchs gekauft wurde. Gunan verliebt sich zum Missfallen von Marga in das hübsche Mädchen und rettet seine Freundin kurze Zeit später auch aus den Händen von gewaltbereiten Wegelagerern. Doch das junge Glück wird bedroht, als auch die verschmähte Marga beschließt, die Liebe der Beiden zu sabotieren und Lena in die Hände von Nuriaks Krieger ausliefert. Als sich Gunan daraufhin auf den Weg macht um seine Geliebte zu befreien, wird dieser bereits von den feindlichen Kriegern erwartet und es kommt erneut zu einer weiteren Konfrontation auf Leben und Tod.
Nach dem überraschenden und weltweiten Erfolg von John Milius‘ „Conan der Barbar“ mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Italiener ebenfalls auf den Barbaren-Zug aufspringen würden, um am gesteigerten Publikumsinteresse auch noch ein paar Lira zu verdienen. „Gunan – König der Barbaren“ hat ja nicht nur phonetische Ähnlichkeiten zum großen Vorbild, sondern kopiert auch als der erste Italienische Barbaren-Film recht dreist das amerikanische Original und lässt statt einem in die Staaten ausgewanderten Ösi-Bodybuilder den Sandalenfilm-erprobten Pietro Torrisi als mächtiger Krieger durch eine urzeitliche Welt bzw. einen Streifen mit recht simpler Rachestory stampfen.
Das Lexikon des Fantastischen Films urteilte im Jahre 1986 wenig wohlwollend über den Film und bezeichnete „Gunan“ auch als „plattes und ziemlich einfältiges Plagiat“, welches jedoch „noch dümmer“ als die Vorlage sei und gar so viel Mühe hat man sich in der Eile wohl auch nicht gemacht, sodass „Gunan“ auch in Punkto Ausstattung nicht wirklich mit den bekannteren Werken des Genres mithalten kann. Auch die aus der Vorlage kopierte Geschichte wirkt noch simpler gestrickt und abgesehen von Zeitsprüngen immenser Natur wartet „Gunan“ dann auch noch mit dem inflationären Gebrauch von Zeitlupen-Sequenzen auf, die wohl dazu gebraucht wurden, um den kostengünstig entstandenen Streifen auf Spielfilmlänge zu strecken.
Die ständige Zeitlupe empfand ich dann mit zunehmender Laufzeit eher nervig und auch die zahlreichen Kämpfe sind im Vergleich zu den restlichen Genre-Vertretern mehr als mau und lieblos inszeniert. Zwar hat „Gunan“ ein großes Schwert, welches jedoch zum überwiegenden Teil eher als Schlaginstrument eingesetzt wird. Die Bösewichte gehen ja nach kurzem Kontakt bereits theatralisch zu Boden und blutige Details gibt’s ebenfalls nur in Ausnahmefällen zu sehen. Und wenn, dann sind diese wie im Finale meist auch noch sehr schlecht getrickst, sodass die relativ hohe Freigabe hierzulande auch in keiner Weise gerechtfertigt ist. Generell hat sich hier keiner der Beteiligten vor oder hinter den naturbelassenen Kulissen mit Ruhm bekleckert, auch wenn man sich bei einem derartigen und rasch heruntergekurbelten Plagiat wohl auch nichts anderes erwartet.
„Gunan“-Darsteller Pietro Torrisi konnte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits auf eine bewegte und längere Filmkarriere als Darsteller und Stuntman zurückblicken und bringt als Bodybuilder und Gewichtheber auch die idealen physischen Voraussetzungen für eine derartige Rolle mit. So spielte Torrisi auch mehrfach an der Seite von Bud Spencer, in zahlreichen Sandalenfilmen und Western und selbst Fellini hat seine Dienste beansprucht. Seine Darstellung des Barbaren unter dem klingendem Pseudonym „Peter McCoy“ war dann auch so gelungen, dass der werte Herr in „Das Schwert der Barbaren“ und „Throne of Fire“ gleich nochmals in Perücke und Lederlendenschurz schlüpfen und an der Seite der bezaubernden Sabrina Siani agieren durfte.
In der Rolle der eifersüchtigen Zauberin Marga, die wahlweise wohlgesonnen oder feindselig agiert, gibt es Malisa Longo zu sehen, die ein Jahr später auch in „Thor – Der unbesiegbare Barbar“ eine eher undankbare Rolle hatte. Eine Gemeinsamkeit, die sie mit Giovanni Cianfriglia teilt, der ebenfalls in Riccis Barbaren-Gurke zu sehen ist und hier den namenlosen Zwillingsbruder eindrucksvoll verkörpert. Die bereits erwähnte Sabrina Siani ist hübsch wie immer rundet den Cast des Streifens recht harmonisch ab und agiert wie üblich recht freizügig und darf sich gleich mehrmals von ihren „Gunan“ aus der Hand feindseliger Kräfte retten lassen.
Die DVD aus dem Hause Voulez Vous/Intergroove ist ebenfalls keine Offenbarung für den Fan und bringt den urzeitlichen Helden ist mäßiger Qualität und offenkundig auch noch im falschen Bildformat auf die Bildschirme. Links und rechts fehlt ja immer ein bisschen und da Prosperi gerne auch mal wichtige Details seiner Geschichte an den Rand packt, kann man manche Dinge auch nur erahnen. Ob die bisherigen VHS-Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum da besser gelungen sind, kann ich mangels Kenntnis nicht beurteilen. Neben dem deutschen Trailer, gibt es zwar mit „Ator II“ noch einen Bonusfilm, aber und auch noch eine kurze Bildergalerie, weiteres Material ist aber nicht vorhanden.
Unterm Strich ist „Gunan – König der Barbaren“ dann auch ein eher mäßig gelungenes Filmchen, das nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es nur deshalb produziert wurde, um am Erfolg des „Conan“-Filmes ein klein wenig mitzunehmen. Dem großen Vorbild ist das rasch realisierte Werk aber in jeder Hinsicht unterlegen und im Vergleich zu den unterhaltsamen Kalibern wie „Yor“ oder „Er – Stärker als Feuer und Eisen“ ist „Gunan“ trotz passablen Titelhelden und einer hübschen Sabrina Siani ein eher unterdurchschnittliches und lahmes Vergnügen, dessen filmhistorische Relevanz eher darin besteht, der finanziell einträgliche Auftakt eines eigenen Genres im italienischen Genrefilm zu sein, welches in den Jahren darauf für den aufgeschlossenen Fan noch ein paar Kracher ablieferte.