Derek-Jarman-Retrospektive 2 im Hamburger B-Movie, Mai 2014
Verfasst: Mo 5. Mai 2014, 15:02
Besser spät als nie reiche ich das Programm nach:
B-Movie Programm im Mai:
Derek Jarman - Teil 2
Den Beginn im Mai bilden noch einmal die Shakespeare-Interpretationen
Jarmans und Caravaggio. Jarman hatte sich Anfang der 1980er Jahre
intensiv dem Kino der "Kleinen Gesten" gewidmet: Kleinen, sehr
persönlichen Super 8 Filmen. Diese Filme sind eine wichtige Grundlage
für seine Langfilme und waren ihm persönlich genauso wichtig. Sie
lassen Parallelen zu und Einflüsse von Undergroundfilmern der 1960er
Jahre wie Andy Warhol und Kenneth Anger erkennen. Auch Genet
beeinflusste ihn. Jarman war bei seinen Arbeiten eher am Prozess, als
am Endergebnis interessiert. Filmische Konventionen hat er ignoriert.
Die Fixierung auf eine bestimmte Kunstform lehnte er ab. Vielmehr
verband er Film, Setdesign und Malerei, vermischte verschiedene Stile
und Formen. Anarchismus und Idealismus sind die scheinbaren
Ambivalenzen, die sich in seinem Leben wie in seinem Schaffen
ergänzen. Für Jarman gilt: Je älter er wurde, desto radikaler wurden
seine Filme. The Last of England ist vielleicht sein bissigster Film,
ein berauschender Aufschrei. Seine HIV-Diagnose im Jahr 1986, dem
Erscheinungsjahr von "Caravaggio" ließ ihn nicht in Lethargie
erstarren. Im Gegenteil: Sie setzte eine enorme Produktivität frei. In
diesem Sinne geht es im Mai also radikal weiter mit einem vor Wut
sprühenden The Last of England, einem experimentell-collagierten The
Garden, einer geschickten Umgehung der Zensur mit Edward II, einem
heiter-erhellenden Wittgenstein und Jarmans letztem Langfilm Blue, mit
75 Minuten sattem Blau auf der Leinwand. Fühlt Euch herausgefordert!
Die Reihe wird von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
gefördert.
***
Das Programm:
The Tempest
Donnerstag, 01. Mai, 20:00 Uhr
The Angelic Conversation
Donnerstag, 01. Mai, 22:00 Uhr
Caravaggio
Samstag, 03. Mai, 20:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 22:00 Uhr
Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene Utopien
Samstag, 03. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 04. Mai, 19:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 20:00 Uhr
War Requiem
Sonntag, 04. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 15. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 17. Mai, 22:00 Uhr
Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
Dienstag, 06. Mai, 21:00 Uhr
The Garden
Sonntag, 11. Mai, 19:00 Uhr
Derek
Sonntag, 11. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 20:00 Uhr
Wittgenstein
Donnerstag, 15. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 19:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 20:00 Uhr
Edward II
Samstag, 17. Mai, 20:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 22. Mai, 20:00 Uhr
Blue
Donnerstag, 22. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 22:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 22:00 Uhr
Water Music
Sonntag, 25. Mai, 18:00 Uhr
***
Die Filme im Einzelnen:
The Tempest
UK, 1979, 94 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Heathcote Williams, Neil Cunningham, Toyah Willcox, Peter
Bull
Hier greift Jarman ein Stück aus dem Spätwerk von Shakespeare auf, das
er schon als Schuljunge las und das ihn sehr beeindruckt hatte. Obwohl
er das Stück um Macht, Intrigen und Liebe sehr eigenwillig
interpretiert, versucht er die Essenz, die er bei Shakespeare findet,
zu erhalten. Die vielen Ambivalenzen, die das Stück bietet, werfen die
Erwartungen an eine "klassische" Interpretation über den Haufen und
zwingen bzw. ermöglichen dem Zuschauer, seine eigene Lesart zu finden.
Der Film ist sehr düster und dunkel gedreht, mit vielen Nachtaufnahmen
und oftmals nur mit Kerzenschein ausgeleuchtet. Jarman spielt mit
Lichteffekten und verweist auf barocke Malerei und Lichtgebung. Die
Verortung in Raum und Zeit wird bewusst aufgelöst. Auf musikalischer
Ebene werden verschiedene Stile vermischt und der Film endet in einem
fast irren Finale: mit farbenfrohen Kostümen, viel Konfetti und dem
Song "Stormy Weather".
"Die Magie des Stückes bewahrte ich in mir. Ich habe es mir bewusst
nicht auf der Bühne angesehen, aus Angst, dass meine inneren Visionen
zerstört würden."
(Derek Jarman)
Donnerstag, 01. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... mm=05/14#9
***
The Angelic Conversation
UK, 1985, 78 min, OmU, 35mm, Erzählerin: Judi Dench
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Paul Reynolds, Phillip Williamson, Timothy Burke
In diesem Film geht es um Shakespeare und um Liebe. Und zwar um 14
seiner Sonette, von denen Jarman die unterschwellig homoerotischen
Themen visualisiert. Das Ergebnis sind surrealistische, traumartige
Bildcollagen, auf 16mm gedreht und untermalt mit experimenteller Musik
von der Band The Coil und anderen flüchtigen Geräuschen. Judi Dench
liest und interpretiert die Texte mit ihrer Stimme aus dem Off. In
diesem filmischen Projekt zeigt sich einmal mehr Jarmans Gespür für
besondere und unkonventionelle Räume.
"Mein strengster Film, und gleichzeitig der, der mir am meisten am
Herzen liegt.(...) ein Film mit Menschen, die ich mag, an Orten und in
Räumen, die ich mag. Der größte Teil des Materials wurde auf der Isle
of Grain gedreht, im Osten Londons an der Mündung der Themse, eine
sehr geheimnisvolle Landschaft..." (Derek Jarman)
Vorfilm: Shapes
AT 1972, 10 Min., R: Maria Lassnig
Menschliche Silhouetten bewegen sich zu Bach-Musik. Ein
Gender-Verwirrspiel.
Donnerstag, 01. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#10
***
Caravaggio
UK, 1986, 93 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Tilda Swinton, Nigel Terry, Sean Bean, Spencer Leigh
Jarman zeigt Aspekte aus dem Leben des Malers Caravaggio in
Erinnerungssplittern, die der Maler auf dem Sterbebett wieder
durchlebt. Dabei bricht er die klassisch narrative Struktur geschickt
auf und inszeniert viele Szenen in lebenden Tableaus oder bindet
diverse moderne Gegenstände, wie z.B. eine Schreibmaschine oder ein
Motorrad ein. Es geht ihm nicht um historische Genauigkeit, sondern
vielmehr um den Maler, der zwischen seinen reichen Mäzenen und seinen
von der Straße stammenden Modellen hin- und hergerissen ist. Die
filmische Biografie des Malers, den Jarman bewusst in die Nähe
Pasolinis oder Genets rückt, erzählt mindestens genauso viel über den
Künstler Derek Jarman, der selbst Malerei studiert hat: Beide haben zu
Lebzeiten mit ihrer Kunst sowohl großen Einfluss ausgeübt als auch für
Aufregung gesorgt. Nicht wenige Zeitgenossen nahmen an der
kontroversen Ausstrahlung der Werke und an der ständigen Provokation
der moralischen Sitten Anstoß. Die im Film gezeigten Caravaggio-Bilder
hat Jarman selber gemalt und wollte sie nach den Dreharbeiten
vernichten. Zum Glück wurden sie von einer Mitarbeiterin des British
Film Institute für deren Filmmuseum gerettet.
Vorfilm: Selfportrait
AT 1971, 5 Min., R: Maria Lassnig
In animierter Form reflektiert Lassnig ihr Leben, ihre Ziele, Wünsche
? mit viel Humor.
Samstag, 03. Mai, 20:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#11
***
Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene Utopien
UK, 1987, 87 min, OV, 35mm
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Tilda Swinton, Spencer Leigh, Nigel Terry, Gay Gaynor
Hauptsächlich in London und Liverpool mit Freunden und Liebhabern als
Crew gedreht, ist dieser Film "wie eine Anthologie aller Einflüsse,
die jemals eine Arbeit ausgemacht haben, wie ein Testament ? und
weniger lyrisch denn bissig, bissig, bissig. Politisch bis aufs
Messer." (Manfred Salzgeber).
Jarman selbst verglich den Film mit einem Buch, in dem es bei jedem
Umblättern neue Wendungen gibt und keine traditionelle Geschichte
erzählt wird. Der Film wechselt zwischen Aufnahmen in Schwarzweiß und
Farbe, enthält viele kurze Filmsegmente von privaten Familienszenen,
die sein Vater und Großvater gemacht haben. Die Musik stammt
hauptsächlich von Simon Fisher Turner, der für viele andere Langfilme
Jarmans die Musik komponierte. Dieser sehr experimentelle Film ist wie
ein gewaltiger Bilderrausch, ein Aufschrei gegen die Zustände im
Großbritannien der 1980er Jahre, sehr persönlich und erneut eine
harsche Kritik an Thatcher und dem britischen Könighaus.
Am Samstag, 3.5.: danach Bar mit leckeren Cocktails
Samstag, 03. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 04. Mai, 19:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#18
***
War Requiem
UK, 1989, 92 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Musik: Benjamin Britten
Darsteller: Tilda Swinton, Laurence Olivier, Nigel Terry, Spencer
Leigh, Nathaniel Parker, Sean Bean
Benjamin Brittens War Requiem wurde 1962 im Gedenken an die Opfer der
beiden Weltkriege in der von Bomben zerstörten und wiederaufgebauten
Kathedrale von Coventry uraufgeführt. Jarman bebildert die Musik mit
Spielfilmszenen, historischen Bildern und Tableaus. Ein Antikriegsfilm
der, aus Sicht der Figur des im 1. Weltkrieg gefallenen Dichters
Wilfred Owen und einer Krankenschwester, die Grausamkeiten des Krieges
und seiner Opfer zeigt. Die Originaleinspielung, die der Film
verwendet, dirigierte Britten selbst mit u.a. dem deutschen Sänger
Dietrich Fischer-Dieskau. Der bekannte englische Schauspieler Laurence
Olivier hat in War Requiem den letzten Leinwandauftritt vor seinem
Tod. Dieser Film wurde in Deutschland nur auf Festivals gezeigt.
Sonntag, 04. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 15. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 17. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#12
***
Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
USA, 1976, 93 min, DF, 35mm
Regie: Jeff Lieberman
Darsteller: Don Scardino, Patricia Pearcy, R.A. Dow, Jean Sullivan
Ein Gewitter zerstört in der Nähe einer Kleinstadt eine
Hochspannungsleitung und setzt das sumpfige Erdreich unter Strom, was
die Regenwürmer natürlich auf die Palme bringt. Diese haben genug von
den Menschen und es dürstet sie nach Rache und Menschenfleisch, so
ziehen zu hunderttausenden mordend durch die Stadt.
Paracinema: Für Liebhaber des Zelluloids gibt es jeden ersten Dienstag
im Monat ein Potpourri von Trash bis Mainstream. Lasst euch
überraschen, anregen oder einfach unterhalten.
Bar ab 20:00 Uhr geöffnet
Dienstag, 06. Mai, 21:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#19
***
The Garden
UK, 1990, 92 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Johnny Mills, Kevin Collins, Tilda Swinton, Spencer Leigh,
Orlando
Hintergrundkulisse und Drehort der meisten Szenen ist die öde
Landschaft um Jarmans "Prospect Cottage" in Dungeness, im Schatten des
maroden Atomkraftwerkes. The Garden ist eine kraftvolle und bewegende
Abfolge allegorischer Traumlandschaften. Die Erzählung entfaltet sich
um Jarman selbst, der, an seinem Tisch schlafend, umgeben ist von
Bildern aus der christlichen Ikonografie. Seine Träume übertragen
Szenen aus dem Neuen Testament in einen zeitgenössischen Kontext. Der
Film untersucht die Haltung der Kirche gegenüber Homosexuellen, der
AIDS-Krise, Polizeigewalt u.v.m. und lotet Jarmans eigene Gefühle der
Kirche gegenüber aus. Das Material bestand aus einer Fülle von Super 8
Filmen, die erst im Nachhinein etwas sortiert wurden und doch viel
Raum für Improvisation und für Unvorhersehbares ließen. Bewusst
werden auf der Bildebene Elemente der Produktion sichtbar gemacht, wie
Scheinwerfer und Kamera. Landschaftsbilder werden neben extrem
künstliche Studioszenen gesetzt. Schwarz-weiß Bilder werden mit
farbigen Filmsequenzen kombiniert, das Prozesshafte ist gewollt. Die
Figur des Gärtners taucht auf. Ein Film voller Schönheit und eine
Vision von einem anderen Garten Eden.
Sonntag, 11. Mai, 19:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#13
***
Derek
UK, 2008, 76 min, OmU, digital, Erzählerin: Tilda Swinton
Regie: Isaac Julien
Musik: Simon Fisher Turner
Derek Jarman machte aus seinem Leben ein Fest, zu dem alle eingeladen
waren. Er hatte eine besondere Ausstrahlung auf seine Zeit und
beeinflusste mit seiner filmischen Ästhetik und Radikalität diverse
Filmemacher und Künstler. Zwei der Menschen, die ihm extrem nahe
standen, Tilda Swinton und der Regisseur Isaac Julien, der sein
künstlerisches Erbe antrat, haben sich zusammen getan und für Jarman
seine Kunst und sein Leben wieder auf die Leinwand gebracht.
Interviews mit einem schon schwer kranken Jarman, wenig bekannte
Archivbilder und viele Filmausschnitte aus seinen Werken werden
gezeigt, während Tilda Swinton als Erzählerin durch den Film führt.
Das Jarman-Archiv, das seine gesamten Tage- und Skizzenbücher bewahrt,
der Friedhof in Kent, sein "Prospect Cottage" mit dem wunderbaren
Garten sind einige der Orte, die der Zuschauer besucht. Ein wundervoll
poetischer Film über einen besonderen, humorvollen Menschen.
Sonntag, 11. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#17
***
Wittgenstein
UK, 1992, 75 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Karl Johnson, Clancy Chassay, Sally Dexter, Michael
Gough, Tilda Swinton, John Quentin
Erzählt werden in diesem Film Passagen und Gedanken aus dem Leben des
Philosophen Ludwig Wittgenstein. Der Film thematisiert auch das
Unverständnis seiner Lehrer (Bertrand Russell) und sein Scheitern im
Vermitteln seiner philosophischen Sichtweisen. Jarman nutzt nicht die
klassische Form einer biografischen Darstellung, sondern inszeniert
alles auf einer Theaterbühne. Dies erzeugt eine hohe Künstlichkeit,
zwischendurch gibt es nur Ton, Stimmen, Sprecher vor einem schwarzen
Hintergrund. Es wird nicht irgend etwas gespielt und gesprochen: die
Erzählerfigur - erst die des jungen, dann des älteren Wittgenstein ?
durchlebt Stationen seiner Biografie in Worten, die der Philosoph
tatsächlich in Briefen, Tagebüchern oder philosophischen Texten
niedergeschrieben hat und die durch Quellen verbürgt sind. Die
Unterhaltung des jungen Philosophen mit einem grünen Marsmenschen über
den Sinn des Lebens ist nur eine absurd komische Szene, die mit der
Leichtigkeit des Drehbuchs den Film zu einem sehr unterhaltsamen
machen, trotz des sehr abstrakten Themas.
Vorfilm: Im Wiener Prater
AT 2013, 2 Min., ohne Dialog, 16mm, R: Friedl vom Gröller
Eine Frau wird von Blicken verfolgt, beim Urinieren gezeigt. Sie
erwidert den Blick selbstbewusst, das verwirrt.
Donnerstag, 15. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 19:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#15
***
Edward II
UK, 1991, 90 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Steven Waddington, Tilda Swinton, Nigel Terry, Annie Lennox
Jarman sucht sich mit Edward dem II. als zentraler Figur einen
Außenseiter des englischen Königshauses aus, beschrieben in einer
Bearbeitung des englischen Dramatikers Christopher Marlowe (1564-93),
auch einem Außenseiter in der elisabethanischen Literatur. Der Text
wurde eins zu eins übernommen. Die Modernität des Films entsteht
jedoch durch die visuelle Ebene die Jarman für den Stoff findet.
Historisch belegt war Edward der II. schwul. Jarman betont die
Skandalisierung einer unkonventionellen Liebesbeziehung, der zugetraut
wird, ein gesamtes Königreich ins Chaos zu stürzen. Ein Stück / Film
über Machtgier, Intrigen und Intoleranz. Er webt aktuelle Proteste
gegen die Regierung Thatcher von queeren AktivistInnen in den Film
ein. So unterläuft er quasi die Zensur mit raffinierten stilistischen
Mitteln. Der tatsächlich grausame Tod des Königs, wird bei Jarman in
einer Traumsequenz angedeutet, jedoch anders aufgelöst.
"Wie macht man einen Film über eine schwule Liebe, der nicht verboten
wird? Man findet ein verstaubtes altes Theaterstück und missbraucht
es!" (Derek Jarman)
Vorfilm: Gaelle Obiegly
AT 2011, 3 Min., ohne Dialog, 16mm, R: Friedl vom Gröller
Die Inszenierung steht im Vordergrund. Ein Film über das
Nicht-Sehen-Können und über die Umkehrung des Blickregimes.
Samstag, 17. Mai, 20:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 22. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#14
***
Blue
UK, 1993, 75 min, OV (digital) und DF (35mm), Stimmen: John Quentin,
Nigel Terry, Tilda Swinton, Derek Jarman
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Jarmans letzter Film mag stark durch Yves Kleins monochrome Malereien
inspiriert sein, thematisiert aber auf ganz persönliche Weise Jarmans
fortschreitendes Erblinden durch die AIDS-Erkrankung und seinen Umgang
damit, sowie seine Eindrücke, die er genauestens in
Tagebuchaufzeichnungen festgehalten hat. Es sind (philosophische)
Betrachtungen über Leben und Tod, das Verschwinden, dem Tabu der
Krankheit und dem Nicht-Gesehen-Werden, von Ausgrenzung in einer
"modernen" Gesellschaft. Eine Herausforderung für den Zuschauer
allemal, da der Film 75 Minuten lang nur ein sattes Blau zeigt. Auf
der Tonspur jedoch lauscht man einer poetischen Collage aus
Geräuschen, Musik, Stimmen von Jarman und Freunden wie Tilda Swinton.
Ein wahrhaft mutiger und bewegender Film.
"Jarman hat nicht nur für sich, sondern auch für den Zuschauer bei
diesem Werk neue Dimensionen der Wahrnehmung gefunden!" (SDR)
Do 22.05. 22:00 Uhr (OV) / Sa 24.05. 22:00 Uhr (DF) / Do 29.05. 20:00
Uhr (DF) / Sa 31.05. 22:00 Uhr (OV)
Donnerstag, 22. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 22:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#16
***
Water Music
90 min
F 2014, 90 Min., OV, digital, R: Collective One Take mit: Cyril Gay,
Kévin Gourvellec, Guillaume Maupin, Quentin Papapietro, Valentin Portron
Fünf junge Männer machen sich in einem klapprigen alten Van von der
Atlantikküste aus auf den Weg. Das Ziel der Musiktour ist die Schweiz
und immer nah am Wasser zu bleiben, um jeder Zeit Schwimmen zu können.
Es verschlägt sie auf ihrer Reise in den Osten Europas, wo sie anderen
Musikern, Musikstilen und vielen spannenden Menschen begegnen. Ein
Roadmovie durch Europa, nicht auf den ausgetretenen Pfaden, sondern
voller neuer Entdeckungen, Querverbindungen und der Verknüpfung von
Altem mit Neuem.
Akustik-Konzert:
Als "Water Music-Band" wird das Kollektiv des Films eine wilde
Mischung aus eigener, lokaler, folkloristischer und Mainstream-Musik
zum Besten geben und ordentlich für euch in die Saiten greifen. Let's
dance.
Das Collective One Take sind fünf junge Franzosen: Cyril Gay, Kévin
Gourvellec, Guillaume Maupin, Quentin Papapietro, Valentin Portron.
Sie sind Musiker, Filmemacher, Programmmacher und es ist ihr erstes
gemeinsames Projekt.
(anschließend Akustik-Konzert), Eintritt: Film & Konzert: 8 Euro
Sonntag, 25. Mai, 18:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#24
***
Alle Termine im Überblick:
Donnerstag, 01. Mai
20:00 Uhr: The Tempest
22:00 Uhr: The Angelic Conversation
Samstag, 03. Mai
20:00 Uhr: Caravaggio
22:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
Sonntag, 04. Mai
19:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
21:00 Uhr: War Requiem
Dienstag, 06. Mai
21:00 Uhr: Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
Mittwoch, 07. Mai
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: Guy Saldanha - Smartphone-Konzert (Im
Rahmen von blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Donnerstag, 08. Mai
20:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
22:00 Uhr: Caravaggio
Freitag, 09. Mai
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: People Like Us - Klimperlise (Im Rahmen von
blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Samstag, 10. Mai
15:00 Uhr: Mo & Friese-Vorflimmern - Kurzfilmprogramm für Kinder
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: JIKU55 - Sonata The D. (Im Rahmen von
blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Sonntag, 11. Mai
19:00 Uhr: The Garden
21:00 Uhr: Derek
Dienstag, 13. Mai
20:00 Uhr: Dokumentarfilmsalon auf St. Pauli: Radfahrer
43 min
http://www.dokumentarfilmsalon.org
Mittwoch, 14. Mai
21:00 Uhr: Hörbar, Zentraler Treffpunkt für Konsumenten und
Produzenten experimenteller Musik. Jeden zweiten Mittwoch im Monat mit
Filmen über experimentelle Musik oder Experimentalfilme.
Donnerstag, 15. Mai
20:00 Uhr: War Requiem
22:00 Uhr: Wittgenstein
Samstag, 17. Mai
20:00 Uhr: Edward II
22:00 Uhr: War Requiem
Sonntag, 18. Mai
19:00 Uhr: Wittgenstein
21:00 Uhr: Edward II
Dienstag, 20. Mai
20:00 Uhr: Lost & Found
Mittwoch, 21. Mai
21:00 Uhr: Hörbar, Zentraler Treffpunkt für Konsumenten und
Produzenten experimenteller Musik. Jeden zweiten Mittwoch im Monat mit
Filmen über experimentelle Musik oder Experimentalfilme.
Donnerstag, 22. Mai
20:00 Uhr: Edward II
22:00 Uhr: Blue
Samstag, 24. Mai
20:00 Uhr: Wittgenstein
22:00 Uhr: Blue
Sonntag, 25. Mai
18:00 Uhr: Water Music
Dienstag, 27. Mai
20:00 Uhr: Dokumentarfilmsalon auf St. Pauli: Das Haus / 1984
56 min
http://www.dokumentarfilmsalon.org
Mittwoch, 28. Mai
21:00 Uhr: Re:Fokus - monatliches Treffen audiovisueller Kultur -
digital und analog, Bilder, Sounds und deren Zusammenspiel,
audiovisuelle Kunst und Austausch über aktuelle Entwicklungen. Jeweils
an einem Mittwochabend im Monat (20:00 - 24:00, Programm 21:00 - 22:00)
Donnerstag, 29. Mai
20:00 Uhr: Blue
22:00 Uhr: Derek
Samstag, 31. Mai
20:00 Uhr: Derek
22:00 Uhr: Blue
B-Movie Programm im Mai:
Derek Jarman - Teil 2
Den Beginn im Mai bilden noch einmal die Shakespeare-Interpretationen
Jarmans und Caravaggio. Jarman hatte sich Anfang der 1980er Jahre
intensiv dem Kino der "Kleinen Gesten" gewidmet: Kleinen, sehr
persönlichen Super 8 Filmen. Diese Filme sind eine wichtige Grundlage
für seine Langfilme und waren ihm persönlich genauso wichtig. Sie
lassen Parallelen zu und Einflüsse von Undergroundfilmern der 1960er
Jahre wie Andy Warhol und Kenneth Anger erkennen. Auch Genet
beeinflusste ihn. Jarman war bei seinen Arbeiten eher am Prozess, als
am Endergebnis interessiert. Filmische Konventionen hat er ignoriert.
Die Fixierung auf eine bestimmte Kunstform lehnte er ab. Vielmehr
verband er Film, Setdesign und Malerei, vermischte verschiedene Stile
und Formen. Anarchismus und Idealismus sind die scheinbaren
Ambivalenzen, die sich in seinem Leben wie in seinem Schaffen
ergänzen. Für Jarman gilt: Je älter er wurde, desto radikaler wurden
seine Filme. The Last of England ist vielleicht sein bissigster Film,
ein berauschender Aufschrei. Seine HIV-Diagnose im Jahr 1986, dem
Erscheinungsjahr von "Caravaggio" ließ ihn nicht in Lethargie
erstarren. Im Gegenteil: Sie setzte eine enorme Produktivität frei. In
diesem Sinne geht es im Mai also radikal weiter mit einem vor Wut
sprühenden The Last of England, einem experimentell-collagierten The
Garden, einer geschickten Umgehung der Zensur mit Edward II, einem
heiter-erhellenden Wittgenstein und Jarmans letztem Langfilm Blue, mit
75 Minuten sattem Blau auf der Leinwand. Fühlt Euch herausgefordert!
Die Reihe wird von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
gefördert.
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Das Programm:
The Tempest
Donnerstag, 01. Mai, 20:00 Uhr
The Angelic Conversation
Donnerstag, 01. Mai, 22:00 Uhr
Caravaggio
Samstag, 03. Mai, 20:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 22:00 Uhr
Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene Utopien
Samstag, 03. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 04. Mai, 19:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 20:00 Uhr
War Requiem
Sonntag, 04. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 15. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 17. Mai, 22:00 Uhr
Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
Dienstag, 06. Mai, 21:00 Uhr
The Garden
Sonntag, 11. Mai, 19:00 Uhr
Derek
Sonntag, 11. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 20:00 Uhr
Wittgenstein
Donnerstag, 15. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 19:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 20:00 Uhr
Edward II
Samstag, 17. Mai, 20:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 22. Mai, 20:00 Uhr
Blue
Donnerstag, 22. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 22:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 22:00 Uhr
Water Music
Sonntag, 25. Mai, 18:00 Uhr
***
Die Filme im Einzelnen:
The Tempest
UK, 1979, 94 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Heathcote Williams, Neil Cunningham, Toyah Willcox, Peter
Bull
Hier greift Jarman ein Stück aus dem Spätwerk von Shakespeare auf, das
er schon als Schuljunge las und das ihn sehr beeindruckt hatte. Obwohl
er das Stück um Macht, Intrigen und Liebe sehr eigenwillig
interpretiert, versucht er die Essenz, die er bei Shakespeare findet,
zu erhalten. Die vielen Ambivalenzen, die das Stück bietet, werfen die
Erwartungen an eine "klassische" Interpretation über den Haufen und
zwingen bzw. ermöglichen dem Zuschauer, seine eigene Lesart zu finden.
Der Film ist sehr düster und dunkel gedreht, mit vielen Nachtaufnahmen
und oftmals nur mit Kerzenschein ausgeleuchtet. Jarman spielt mit
Lichteffekten und verweist auf barocke Malerei und Lichtgebung. Die
Verortung in Raum und Zeit wird bewusst aufgelöst. Auf musikalischer
Ebene werden verschiedene Stile vermischt und der Film endet in einem
fast irren Finale: mit farbenfrohen Kostümen, viel Konfetti und dem
Song "Stormy Weather".
"Die Magie des Stückes bewahrte ich in mir. Ich habe es mir bewusst
nicht auf der Bühne angesehen, aus Angst, dass meine inneren Visionen
zerstört würden."
(Derek Jarman)
Donnerstag, 01. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... mm=05/14#9
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The Angelic Conversation
UK, 1985, 78 min, OmU, 35mm, Erzählerin: Judi Dench
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Paul Reynolds, Phillip Williamson, Timothy Burke
In diesem Film geht es um Shakespeare und um Liebe. Und zwar um 14
seiner Sonette, von denen Jarman die unterschwellig homoerotischen
Themen visualisiert. Das Ergebnis sind surrealistische, traumartige
Bildcollagen, auf 16mm gedreht und untermalt mit experimenteller Musik
von der Band The Coil und anderen flüchtigen Geräuschen. Judi Dench
liest und interpretiert die Texte mit ihrer Stimme aus dem Off. In
diesem filmischen Projekt zeigt sich einmal mehr Jarmans Gespür für
besondere und unkonventionelle Räume.
"Mein strengster Film, und gleichzeitig der, der mir am meisten am
Herzen liegt.(...) ein Film mit Menschen, die ich mag, an Orten und in
Räumen, die ich mag. Der größte Teil des Materials wurde auf der Isle
of Grain gedreht, im Osten Londons an der Mündung der Themse, eine
sehr geheimnisvolle Landschaft..." (Derek Jarman)
Vorfilm: Shapes
AT 1972, 10 Min., R: Maria Lassnig
Menschliche Silhouetten bewegen sich zu Bach-Musik. Ein
Gender-Verwirrspiel.
Donnerstag, 01. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#10
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Caravaggio
UK, 1986, 93 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Tilda Swinton, Nigel Terry, Sean Bean, Spencer Leigh
Jarman zeigt Aspekte aus dem Leben des Malers Caravaggio in
Erinnerungssplittern, die der Maler auf dem Sterbebett wieder
durchlebt. Dabei bricht er die klassisch narrative Struktur geschickt
auf und inszeniert viele Szenen in lebenden Tableaus oder bindet
diverse moderne Gegenstände, wie z.B. eine Schreibmaschine oder ein
Motorrad ein. Es geht ihm nicht um historische Genauigkeit, sondern
vielmehr um den Maler, der zwischen seinen reichen Mäzenen und seinen
von der Straße stammenden Modellen hin- und hergerissen ist. Die
filmische Biografie des Malers, den Jarman bewusst in die Nähe
Pasolinis oder Genets rückt, erzählt mindestens genauso viel über den
Künstler Derek Jarman, der selbst Malerei studiert hat: Beide haben zu
Lebzeiten mit ihrer Kunst sowohl großen Einfluss ausgeübt als auch für
Aufregung gesorgt. Nicht wenige Zeitgenossen nahmen an der
kontroversen Ausstrahlung der Werke und an der ständigen Provokation
der moralischen Sitten Anstoß. Die im Film gezeigten Caravaggio-Bilder
hat Jarman selber gemalt und wollte sie nach den Dreharbeiten
vernichten. Zum Glück wurden sie von einer Mitarbeiterin des British
Film Institute für deren Filmmuseum gerettet.
Vorfilm: Selfportrait
AT 1971, 5 Min., R: Maria Lassnig
In animierter Form reflektiert Lassnig ihr Leben, ihre Ziele, Wünsche
? mit viel Humor.
Samstag, 03. Mai, 20:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#11
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Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene Utopien
UK, 1987, 87 min, OV, 35mm
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Tilda Swinton, Spencer Leigh, Nigel Terry, Gay Gaynor
Hauptsächlich in London und Liverpool mit Freunden und Liebhabern als
Crew gedreht, ist dieser Film "wie eine Anthologie aller Einflüsse,
die jemals eine Arbeit ausgemacht haben, wie ein Testament ? und
weniger lyrisch denn bissig, bissig, bissig. Politisch bis aufs
Messer." (Manfred Salzgeber).
Jarman selbst verglich den Film mit einem Buch, in dem es bei jedem
Umblättern neue Wendungen gibt und keine traditionelle Geschichte
erzählt wird. Der Film wechselt zwischen Aufnahmen in Schwarzweiß und
Farbe, enthält viele kurze Filmsegmente von privaten Familienszenen,
die sein Vater und Großvater gemacht haben. Die Musik stammt
hauptsächlich von Simon Fisher Turner, der für viele andere Langfilme
Jarmans die Musik komponierte. Dieser sehr experimentelle Film ist wie
ein gewaltiger Bilderrausch, ein Aufschrei gegen die Zustände im
Großbritannien der 1980er Jahre, sehr persönlich und erneut eine
harsche Kritik an Thatcher und dem britischen Könighaus.
Am Samstag, 3.5.: danach Bar mit leckeren Cocktails
Samstag, 03. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 04. Mai, 19:00 Uhr
Donnerstag, 08. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#18
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War Requiem
UK, 1989, 92 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Musik: Benjamin Britten
Darsteller: Tilda Swinton, Laurence Olivier, Nigel Terry, Spencer
Leigh, Nathaniel Parker, Sean Bean
Benjamin Brittens War Requiem wurde 1962 im Gedenken an die Opfer der
beiden Weltkriege in der von Bomben zerstörten und wiederaufgebauten
Kathedrale von Coventry uraufgeführt. Jarman bebildert die Musik mit
Spielfilmszenen, historischen Bildern und Tableaus. Ein Antikriegsfilm
der, aus Sicht der Figur des im 1. Weltkrieg gefallenen Dichters
Wilfred Owen und einer Krankenschwester, die Grausamkeiten des Krieges
und seiner Opfer zeigt. Die Originaleinspielung, die der Film
verwendet, dirigierte Britten selbst mit u.a. dem deutschen Sänger
Dietrich Fischer-Dieskau. Der bekannte englische Schauspieler Laurence
Olivier hat in War Requiem den letzten Leinwandauftritt vor seinem
Tod. Dieser Film wurde in Deutschland nur auf Festivals gezeigt.
Sonntag, 04. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 15. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 17. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#12
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Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
USA, 1976, 93 min, DF, 35mm
Regie: Jeff Lieberman
Darsteller: Don Scardino, Patricia Pearcy, R.A. Dow, Jean Sullivan
Ein Gewitter zerstört in der Nähe einer Kleinstadt eine
Hochspannungsleitung und setzt das sumpfige Erdreich unter Strom, was
die Regenwürmer natürlich auf die Palme bringt. Diese haben genug von
den Menschen und es dürstet sie nach Rache und Menschenfleisch, so
ziehen zu hunderttausenden mordend durch die Stadt.
Paracinema: Für Liebhaber des Zelluloids gibt es jeden ersten Dienstag
im Monat ein Potpourri von Trash bis Mainstream. Lasst euch
überraschen, anregen oder einfach unterhalten.
Bar ab 20:00 Uhr geöffnet
Dienstag, 06. Mai, 21:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#19
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The Garden
UK, 1990, 92 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Darsteller: Johnny Mills, Kevin Collins, Tilda Swinton, Spencer Leigh,
Orlando
Hintergrundkulisse und Drehort der meisten Szenen ist die öde
Landschaft um Jarmans "Prospect Cottage" in Dungeness, im Schatten des
maroden Atomkraftwerkes. The Garden ist eine kraftvolle und bewegende
Abfolge allegorischer Traumlandschaften. Die Erzählung entfaltet sich
um Jarman selbst, der, an seinem Tisch schlafend, umgeben ist von
Bildern aus der christlichen Ikonografie. Seine Träume übertragen
Szenen aus dem Neuen Testament in einen zeitgenössischen Kontext. Der
Film untersucht die Haltung der Kirche gegenüber Homosexuellen, der
AIDS-Krise, Polizeigewalt u.v.m. und lotet Jarmans eigene Gefühle der
Kirche gegenüber aus. Das Material bestand aus einer Fülle von Super 8
Filmen, die erst im Nachhinein etwas sortiert wurden und doch viel
Raum für Improvisation und für Unvorhersehbares ließen. Bewusst
werden auf der Bildebene Elemente der Produktion sichtbar gemacht, wie
Scheinwerfer und Kamera. Landschaftsbilder werden neben extrem
künstliche Studioszenen gesetzt. Schwarz-weiß Bilder werden mit
farbigen Filmsequenzen kombiniert, das Prozesshafte ist gewollt. Die
Figur des Gärtners taucht auf. Ein Film voller Schönheit und eine
Vision von einem anderen Garten Eden.
Sonntag, 11. Mai, 19:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#13
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Derek
UK, 2008, 76 min, OmU, digital, Erzählerin: Tilda Swinton
Regie: Isaac Julien
Musik: Simon Fisher Turner
Derek Jarman machte aus seinem Leben ein Fest, zu dem alle eingeladen
waren. Er hatte eine besondere Ausstrahlung auf seine Zeit und
beeinflusste mit seiner filmischen Ästhetik und Radikalität diverse
Filmemacher und Künstler. Zwei der Menschen, die ihm extrem nahe
standen, Tilda Swinton und der Regisseur Isaac Julien, der sein
künstlerisches Erbe antrat, haben sich zusammen getan und für Jarman
seine Kunst und sein Leben wieder auf die Leinwand gebracht.
Interviews mit einem schon schwer kranken Jarman, wenig bekannte
Archivbilder und viele Filmausschnitte aus seinen Werken werden
gezeigt, während Tilda Swinton als Erzählerin durch den Film führt.
Das Jarman-Archiv, das seine gesamten Tage- und Skizzenbücher bewahrt,
der Friedhof in Kent, sein "Prospect Cottage" mit dem wunderbaren
Garten sind einige der Orte, die der Zuschauer besucht. Ein wundervoll
poetischer Film über einen besonderen, humorvollen Menschen.
Sonntag, 11. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#17
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Wittgenstein
UK, 1992, 75 min, OmU, digital
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Karl Johnson, Clancy Chassay, Sally Dexter, Michael
Gough, Tilda Swinton, John Quentin
Erzählt werden in diesem Film Passagen und Gedanken aus dem Leben des
Philosophen Ludwig Wittgenstein. Der Film thematisiert auch das
Unverständnis seiner Lehrer (Bertrand Russell) und sein Scheitern im
Vermitteln seiner philosophischen Sichtweisen. Jarman nutzt nicht die
klassische Form einer biografischen Darstellung, sondern inszeniert
alles auf einer Theaterbühne. Dies erzeugt eine hohe Künstlichkeit,
zwischendurch gibt es nur Ton, Stimmen, Sprecher vor einem schwarzen
Hintergrund. Es wird nicht irgend etwas gespielt und gesprochen: die
Erzählerfigur - erst die des jungen, dann des älteren Wittgenstein ?
durchlebt Stationen seiner Biografie in Worten, die der Philosoph
tatsächlich in Briefen, Tagebüchern oder philosophischen Texten
niedergeschrieben hat und die durch Quellen verbürgt sind. Die
Unterhaltung des jungen Philosophen mit einem grünen Marsmenschen über
den Sinn des Lebens ist nur eine absurd komische Szene, die mit der
Leichtigkeit des Drehbuchs den Film zu einem sehr unterhaltsamen
machen, trotz des sehr abstrakten Themas.
Vorfilm: Im Wiener Prater
AT 2013, 2 Min., ohne Dialog, 16mm, R: Friedl vom Gröller
Eine Frau wird von Blicken verfolgt, beim Urinieren gezeigt. Sie
erwidert den Blick selbstbewusst, das verwirrt.
Donnerstag, 15. Mai, 22:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 19:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#15
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Edward II
UK, 1991, 90 min, OmU, 35mm
Regie: Derek Jarman
Darsteller: Steven Waddington, Tilda Swinton, Nigel Terry, Annie Lennox
Jarman sucht sich mit Edward dem II. als zentraler Figur einen
Außenseiter des englischen Königshauses aus, beschrieben in einer
Bearbeitung des englischen Dramatikers Christopher Marlowe (1564-93),
auch einem Außenseiter in der elisabethanischen Literatur. Der Text
wurde eins zu eins übernommen. Die Modernität des Films entsteht
jedoch durch die visuelle Ebene die Jarman für den Stoff findet.
Historisch belegt war Edward der II. schwul. Jarman betont die
Skandalisierung einer unkonventionellen Liebesbeziehung, der zugetraut
wird, ein gesamtes Königreich ins Chaos zu stürzen. Ein Stück / Film
über Machtgier, Intrigen und Intoleranz. Er webt aktuelle Proteste
gegen die Regierung Thatcher von queeren AktivistInnen in den Film
ein. So unterläuft er quasi die Zensur mit raffinierten stilistischen
Mitteln. Der tatsächlich grausame Tod des Königs, wird bei Jarman in
einer Traumsequenz angedeutet, jedoch anders aufgelöst.
"Wie macht man einen Film über eine schwule Liebe, der nicht verboten
wird? Man findet ein verstaubtes altes Theaterstück und missbraucht
es!" (Derek Jarman)
Vorfilm: Gaelle Obiegly
AT 2011, 3 Min., ohne Dialog, 16mm, R: Friedl vom Gröller
Die Inszenierung steht im Vordergrund. Ein Film über das
Nicht-Sehen-Können und über die Umkehrung des Blickregimes.
Samstag, 17. Mai, 20:00 Uhr
Sonntag, 18. Mai, 21:00 Uhr
Donnerstag, 22. Mai, 20:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#14
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Blue
UK, 1993, 75 min, OV (digital) und DF (35mm), Stimmen: John Quentin,
Nigel Terry, Tilda Swinton, Derek Jarman
Regie: Derek Jarman
Musik: Simon Fisher Turner
Jarmans letzter Film mag stark durch Yves Kleins monochrome Malereien
inspiriert sein, thematisiert aber auf ganz persönliche Weise Jarmans
fortschreitendes Erblinden durch die AIDS-Erkrankung und seinen Umgang
damit, sowie seine Eindrücke, die er genauestens in
Tagebuchaufzeichnungen festgehalten hat. Es sind (philosophische)
Betrachtungen über Leben und Tod, das Verschwinden, dem Tabu der
Krankheit und dem Nicht-Gesehen-Werden, von Ausgrenzung in einer
"modernen" Gesellschaft. Eine Herausforderung für den Zuschauer
allemal, da der Film 75 Minuten lang nur ein sattes Blau zeigt. Auf
der Tonspur jedoch lauscht man einer poetischen Collage aus
Geräuschen, Musik, Stimmen von Jarman und Freunden wie Tilda Swinton.
Ein wahrhaft mutiger und bewegender Film.
"Jarman hat nicht nur für sich, sondern auch für den Zuschauer bei
diesem Werk neue Dimensionen der Wahrnehmung gefunden!" (SDR)
Do 22.05. 22:00 Uhr (OV) / Sa 24.05. 22:00 Uhr (DF) / Do 29.05. 20:00
Uhr (DF) / Sa 31.05. 22:00 Uhr (OV)
Donnerstag, 22. Mai, 22:00 Uhr
Samstag, 24. Mai, 22:00 Uhr
Donnerstag, 29. Mai, 20:00 Uhr
Samstag, 31. Mai, 22:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#16
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Water Music
90 min
F 2014, 90 Min., OV, digital, R: Collective One Take mit: Cyril Gay,
Kévin Gourvellec, Guillaume Maupin, Quentin Papapietro, Valentin Portron
Fünf junge Männer machen sich in einem klapprigen alten Van von der
Atlantikküste aus auf den Weg. Das Ziel der Musiktour ist die Schweiz
und immer nah am Wasser zu bleiben, um jeder Zeit Schwimmen zu können.
Es verschlägt sie auf ihrer Reise in den Osten Europas, wo sie anderen
Musikern, Musikstilen und vielen spannenden Menschen begegnen. Ein
Roadmovie durch Europa, nicht auf den ausgetretenen Pfaden, sondern
voller neuer Entdeckungen, Querverbindungen und der Verknüpfung von
Altem mit Neuem.
Akustik-Konzert:
Als "Water Music-Band" wird das Kollektiv des Films eine wilde
Mischung aus eigener, lokaler, folkloristischer und Mainstream-Musik
zum Besten geben und ordentlich für euch in die Saiten greifen. Let's
dance.
Das Collective One Take sind fünf junge Franzosen: Cyril Gay, Kévin
Gourvellec, Guillaume Maupin, Quentin Papapietro, Valentin Portron.
Sie sind Musiker, Filmemacher, Programmmacher und es ist ihr erstes
gemeinsames Projekt.
(anschließend Akustik-Konzert), Eintritt: Film & Konzert: 8 Euro
Sonntag, 25. Mai, 18:00 Uhr
http://www.b-movie.de/programm/programm ... m=05/14#24
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Alle Termine im Überblick:
Donnerstag, 01. Mai
20:00 Uhr: The Tempest
22:00 Uhr: The Angelic Conversation
Samstag, 03. Mai
20:00 Uhr: Caravaggio
22:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
Sonntag, 04. Mai
19:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
21:00 Uhr: War Requiem
Dienstag, 06. Mai
21:00 Uhr: Paracinema: Squirm - Invasion der Bestien
Mittwoch, 07. Mai
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: Guy Saldanha - Smartphone-Konzert (Im
Rahmen von blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Donnerstag, 08. Mai
20:00 Uhr: Q-Movie-Bar präsentiert: The Last Of England - Verlorene
Utopien
22:00 Uhr: Caravaggio
Freitag, 09. Mai
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: People Like Us - Klimperlise (Im Rahmen von
blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Samstag, 10. Mai
15:00 Uhr: Mo & Friese-Vorflimmern - Kurzfilmprogramm für Kinder
21:00 Uhr: Hörbar-Konzert: JIKU55 - Sonata The D. (Im Rahmen von
blurred edges 2014 - Festival für aktuelle Musik Hamburg)
http://www.hoerbar-ev.de
Sonntag, 11. Mai
19:00 Uhr: The Garden
21:00 Uhr: Derek
Dienstag, 13. Mai
20:00 Uhr: Dokumentarfilmsalon auf St. Pauli: Radfahrer
43 min
http://www.dokumentarfilmsalon.org
Mittwoch, 14. Mai
21:00 Uhr: Hörbar, Zentraler Treffpunkt für Konsumenten und
Produzenten experimenteller Musik. Jeden zweiten Mittwoch im Monat mit
Filmen über experimentelle Musik oder Experimentalfilme.
Donnerstag, 15. Mai
20:00 Uhr: War Requiem
22:00 Uhr: Wittgenstein
Samstag, 17. Mai
20:00 Uhr: Edward II
22:00 Uhr: War Requiem
Sonntag, 18. Mai
19:00 Uhr: Wittgenstein
21:00 Uhr: Edward II
Dienstag, 20. Mai
20:00 Uhr: Lost & Found
Mittwoch, 21. Mai
21:00 Uhr: Hörbar, Zentraler Treffpunkt für Konsumenten und
Produzenten experimenteller Musik. Jeden zweiten Mittwoch im Monat mit
Filmen über experimentelle Musik oder Experimentalfilme.
Donnerstag, 22. Mai
20:00 Uhr: Edward II
22:00 Uhr: Blue
Samstag, 24. Mai
20:00 Uhr: Wittgenstein
22:00 Uhr: Blue
Sonntag, 25. Mai
18:00 Uhr: Water Music
Dienstag, 27. Mai
20:00 Uhr: Dokumentarfilmsalon auf St. Pauli: Das Haus / 1984
56 min
http://www.dokumentarfilmsalon.org
Mittwoch, 28. Mai
21:00 Uhr: Re:Fokus - monatliches Treffen audiovisueller Kultur -
digital und analog, Bilder, Sounds und deren Zusammenspiel,
audiovisuelle Kunst und Austausch über aktuelle Entwicklungen. Jeweils
an einem Mittwochabend im Monat (20:00 - 24:00, Programm 21:00 - 22:00)
Donnerstag, 29. Mai
20:00 Uhr: Blue
22:00 Uhr: Derek
Samstag, 31. Mai
20:00 Uhr: Derek
22:00 Uhr: Blue