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Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: Sa 10. Mai 2014, 16:31
von McBrewer
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Originaltitel: Juno
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Jason Reitman
Darsteller: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman, Allison Janney, J.K. Simmons, Olivia Thirlby, Eileen Pedde, Rainn Wilson, Daniel Clark, Darla Fay

"Die 16-jährige Juno wird beim ersten Sex mit Freund Paulie schwanger. Die coole Sprüche klopfende Highschool-Schülerin entschließt sich, nicht abzutreiben und das Kind unmittelbar nach der Geburt zur Adoption freigeben zu lassen, weil sie sich für Mutterschaft noch nicht reif genug fühlt. Im Laufe der Schwangerschaft wählt sie selbst die etwas spießigen Adoptiveltern aus und freundet sich mit dem Ehemann an, der zusehends in eine Sinnkrise verfällt, weil er seiner Freiheit und Jugend nachtrauert. Juno muss eine Entscheidung treffen."

Re: Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: Sa 10. Mai 2014, 16:33
von McBrewer
Herrlich freche Komödie und dürfte Filmfreunde von Scott Pilgrim & Little Miss Sunshine sehr zufriedenstellen.
Ellen Page als namens gebende JUNO gibt ein selbstbewusstes Gör mit großer Schnauze. Michael Cera als biologischer Kindsvater dementsprechend kleinlaut & dürfte als Vorläufer für Scott Pilgrim schon üben.
Natürlich ist wieder der Weg das Ziel und so darf bis dahin über Grunge & Punk diskutiert werden, oder ob nun Herschell Gordon Lewis oder Dario Argento (!) der Master of Horror ist.

Re: Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: Sa 10. Mai 2014, 17:13
von CamperVan.Helsing
Fand den auch gut gelungen.

Re: Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: So 11. Mai 2014, 06:29
von purgatorio
Ich fand den Film furchtbar! Der Subtext, alles was über den möglichen Umgang dummer und furchtbar gelangweilter Teenies mit ihren eigenen, aus Dummheit und Langeweile gezeugten Kindern gesagt wird, krämpelte mir die Fußnägel hoch. Als ich dann irgendwann las, dass die Drehbuchautorin eine Stripperin ist schloss sich der Kreis. Werdendes Leben wird als schnell zu beseitigendes Urkatastrophe beschrieben - und der Akt der Beseitigung wird vom Film begrüßt! Das empfand ich bei allem naiven Charme als zu viel des Guten!

Re: Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: Mi 4. Sep 2019, 09:28
von buxtebrawler
„Du hast ‘n Braten in der Röhre!"

Nach der Satire „Thank You For Smoking” wurde die Teenager-Schwangerschafts-Dramödie „Juno“ Jason Reitmans zweiter abendfüllender Spielfilm. Ivan Reitmans Sohn gelang damit der US-Überraschungserfolg des Jahres 2007.

„Tut mir leid, dass ich Sex mit dir hatte!“

Die 16-jährige Juno (Ellen Page, „An American Crime“) ist ungewollt von ihrem Mitschüler Bleeker (Michael Cera, „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“) schwanger – an dieser Erkenntnis ändert auch ein Schwangerschaftstest nach dem anderen nichts. Mit der Rolle als werdende Mutter kann sich das Mädchen nur wenig anfreunden. Abtreibungspläne sind jedoch auch schnell wieder vom Tisch, die entsprechende Klinik bereitet ihr Unbehagen. Also entschließt sich Juno, Adoptiveltern für das Kind zu suchen. Sie eröffnet ihrem Vater (J.K. Simmons, „The Gift – Die dunkle Gabe“) und ihrer Stiefmutter (Allison Janney, „Der Eissturm“), was passiert ist, und scheint im von einem starken Kinderwunsch getriebenen Paar Vanessa (Jennifer Garner, „Catch Me If You Can“) und Mark Loring (Jason Bateman, „Teen Wolf 2“) die idealen Ersatzeltern gefunden zu haben…

Es passiert immer wieder und ist für gewöhnlich Anlass für viel Aufregung – und für schwere Sozialdramen oder auch verbittert geführte, moralinsaure religiöse und ideologische Auseinandersetzungen: Ungewollte Schwangerschaften Minderjähriger. „Juno“ tritt an, mit all dem zu brechen. Erfrischend unverkrampft und witzig geht er mit seinem Thema und seinen Figuren um und stilisiert eine Schwangerschaft zu keiner Katastrophe hoch, vergisst aber auch nicht die Verantwortung, die mit ihr einhergeht. Die Offenheit, mit der hier miteinander geredet wird, ist wohltuend und dient ebenso als Empfehlung wie die kecke und intelligente, humorvolle und sarkastische Juno zum Vorbild für Heranwachsende taugt.

Reitman eröffnet seinen Film mit einem Kommentar aus dem Off und einer Sexszene, die sich als Rückblende entpuppt und jäh von einem bellenden Hund unterbrochen wird. Auf einen gezeichneten, mit einem Folksong unterlegten Vorspann folgt die eigentliche Handlung, die immer wieder von kurzen eingeschobenen Rückblenden aufgebrochen wird. Der Blickwinkel des Films auf die Jugend ist humoristisch geprägt, die Dialoge sind ausgefeilt, teils grandios, und das schnoddrige Wesen Junos schließt man ebenso schnell ins Herz wie ihr stylisches Telefon in Burger-Form. Natürlich dürfen angesichts des Themas auch die obligatorischen Abtreibungsgegner nicht fehlen, hier in Person einer vor der Frauenhilfe demonstrierenden Klassenkameradin. Viel mehr Raum gibt man jenem verbrämten Menschenschlag aber glücklicherweise nicht. Stattdessen besucht Juno zusammen mit ihrem Vater das Adoptionspaar in spe, was sich sehr gut anlässt: Juno steht auf Punk und Argento, Mark auf Grunge und H.G. Lewis.

Mark und Vanessa sind jedoch so erpicht auf Junos Leibesfrucht, dass sie es mit Vorbereitung auf den Familienzuwachs doch arg übertreiben. Zudem scheint sich abzuzeichnen, dass Juno und Mark sich ineinander verlieben könnten, während eigentlich der biologische Vater um Junos Liebe zu kämpfen beginnt. Aus der Frage, wie zur Hölle das alles gutgehen soll, bezieht „Juno“ einen nicht unbeträchtlichen Teil an Spannung. Letztlich scheitert eine der Beziehungen tatsächlich, während die andere in neuem Glanze erstrahlt, woraus die Handlung aber ebenso wenig ein Riesenproblem macht wie aus Junos Schwangerschaft. Stattdessen scheinen sich am Ende alle mehr oder weniger selbstverwirklicht zu haben, was dem von Page & Co. prima geschauspielerten Film ein ebenso wichtiger Aspekt zu sein scheint wie das Feiern einer diversen Gesellschaft mit unterschiedlichen, gleichberechtigten Lebensentwürfen.

Das angenehm kitschfreie Drehbuch Diablo Codys gewann einen Oscar, was ein Indiz dafür sein könnte, dass auch die Jury die Nase voll hatte von Dramen, in denen entweder die Mutter bei der Abtreibung gleich mitstirbt oder sich aber letztlich dann doch „ein Herz fasst“ und sich entscheidet, den Zellhaufen in ihrer Gebärmutter doch noch zu einem Baby zu formen und auszutragen. Reitmans Film empfiehlt einen besonnenen Umgang mit der Situation und die Erfüllung von Kinderwünschen derjenigen, die wirklich ein Kind wollen, denen es aus biologischen Gründen aber verwehrt wird. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, mit der zugegebenermaßen aber auch einhergeht, dass der Film es letztlich allen recht macht und weder Abtreibungsgegnerinnen und -gegnern noch -befürworterinnen und -befürwortern vor den Kopf stößt. Und wer wirklich etwas darüber erfahren möchte, wie sich eine ungewollte Schwangerschaft für einen 16-jährigen Backfisch anfühlt, sollte sich ebenfalls besser woanders umsehen, denn das geht in Witz und Beziehungskisten dann doch ziemlich unter. Am positiven Gesamteindruck ändert das indes nur wenig; und ist nur einer werdenden Mutter und nur einem ungeplanten Kind mit der positiven Energie und dem Schwung dieses Films geholfen, hat er sich bereits ausgezahlt.

Re: Juno (2007) - Jason Reitman

Verfasst: Do 27. Okt 2022, 00:37
von FarfallaInsanguinata
Bereits die dritte Ansicht heute und tatsächlich gefällt mir "Juno" noch besser, als ich es in Erinnerung hatte.
Filme über ungewollte Teenager-Schwangerschaften gibt es viele, aber dieser macht so einiges anders. Das sind zuerst die sympathischen Charaktere. Juno ist die freche, unangepasste Musikerin, im typischen High School-Film der Achtziger wäre sie die rebellische Außenseiterin. Und mal ehrlich, wer in den Nullern mit Sechzehn Bands wie Mott The Hoople und The Stooges und Regisseure wie Dario Argento mag, ist schlicht toll. Bleeker, der Vater ihres Kindes, ist eher schüchtern und gewissenhafter Sportler, jedoch in einer völlig uncoolen Sportart, im typischen Film wäre er der Nerd, der nie ein Mädchen abkriegt. Junos BFF Leah ist Cheerleaderin und super-hübsch, gehört also eindeutig zu den angesagten Mädchen der Schule.
In einer ebenso typischen Handlung mussten diese drei Charaktere sich damit abquälen, ihre Gegensätze zu überwinden und Freundschaft zu schließen. Hier nicht! Die offensichtlichen Schubladen sind ihnen schlicht egal, sie beachten sie gar nicht. Das ist wunderbar erholsam für den Zuschauer!
Juno Eltern sind nicht begeistert über die Schwangerschaft, aber anders als in ähnlichen Werken dieser Thematik stehen sie jederzeit hinter Juno und versuchen nicht Einfluss zu nehmen, sondern lassen ihr die Entscheidungsfreiheit. Wie die Stiefmutter diese besserwisserische Fachfrau bei der Ultraschalluntersuchung runterputzt, ist einfach nur großartig.
Einige Handlungsstränge sind vorhersehbar, dass aus der anfänglichen Langeweile und Neugier, wir probieren mal Sex, später doch Liebe wird etwa. Oder, dass Juno sich für eine Adoption entscheidet und gegen die zuerst intendierte Abtreibung. Andere nicht, die Abgründe unter der Oberfläche des angedachtes Elternpaars etwa und dass Juno die Adoption dennoch durchzieht. In einem deutschen Fernsehfilm hätte sie sich so oder so entschieden, das Kind doch selbst aufzuziehen. Auch etwas, was hier zum Glück völlig fehlt, die Moral und der erhobene Zeigefinger.
Okay, der zuerst so sympathische Rocker Mark entpuppt sich als Arschloch, gleich in mehrfacher Hinsicht, aber hey, einen Antagonisten braucht schließlich jede Geschichte.
Dieser Film hat mir auch beim dritten Mal riesigen Spaß und große Freude bereitet. Perfekt!

8,5/10