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The Frankenstein Theory - Andrew Weiner (2013)

Verfasst: So 18. Mai 2014, 13:25
von horror1966
The Frankenstein Theory

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(The Frankenstein Theory)
mit Kris Lemche, Joe Egender, Timothy V. Murphy, Eric Zuckerman, Brian Henderson, Christine Lakin, Roger W. Morrissey, Heather Stephens, Leland White
Regie: Andrew Weiner
Drehbuch: Vlady Pildysh / Andrew Weiner
Kamera: Luke Geissbuhler
Musik: James T. Sale
FSK 16
USA / 2013

Professor John Venkenheim hat eine Theorie: Er ist der festen Überzeugung, dass der klassische Roman Frankenstein auf einer wahren Begebenheit beruht - er glaubt, Frankensteins Monster existiert wirklich. Zusammen mit einer Filmcrew macht er sich auf den Weg an den nördlichen Polarkreis, den letzten vermuteten Aufenthaltsort des grausamen Monsters. Während der intensiven Recherchen offenbart sich mehr und mehr der wahre Kern von Venkenheims Theorie - ein tödlicher Albtraum beginnt.


Der Mythos lebt!


Unter dieser Schlagzeile könnte man das vorliegende Regie-Debüt von Andrew Weiner zusammenfassen, liegt der Geschichte doch die These zu Grunde, das es sich bei Frankensteins Monster keineswegs um eine Romanfigur sondern um ein lebendes Wesen handelt. Aus dieser Prämisse heraus wurde dann ein weiterer Found Footage Vertreter in Szene gesetzt, der allein schon rein inhaltlich eine ganze Menge interessante Ansätze beinhaltet, die allerdings nicht durchgehend konsequent herausgearbeitet wurden. So bekommt man das Monster im Prinzip nicht ein einziges Mal in voller Pracht präsentiert, stattdessen sieht man größtenteils nur die schemenhaften Umrisse eines Wesens, das irgendwo am Polarkreis sein Unwesen treibt. Bis es überhaupt zur ersten Sichtung kommt vergeht dann auch eine geraume Zeit, in der man hauptsächlich mit den Charakteren der Story konfrontiert wird die sich auf die Suche nach der Sagengestalt begeben. An dieser Stelle offenbart sich dann gleichzeitig die eigentliche Stärke des Filmes, denn überraschenderweise wird der Zuschauer mit wirklich ansehnlichem Schauspiel beliefert und bekommt nicht die ansonsten übliche Gruppe serviert, die durch vollkommen hysterische-und panische Handlungen in den Vordergrund tritt. Hier wurde ein richtig guter Mittelweg gefunden und dem Szenario so eine durchaus authentische Note verliehen, die dem Werk insgesamt gesehen sehr gut zu Gesicht steht.

Zugegebenermaßen fällt die ganze Chose zunächst relativ dialoglastig aus und man erfährt eine ganze Menge thematische Hintergrundinformationen, die überhaupt erst zu der Annahme führen, das der Mythos von Frankensteins Monster viel eher auf Tatsachen basieren soll. Erst in der zweiten Filmhälfte gelangt die Gruppe dann auch im scheinbaren Lebensraum der Kreatur an und sofort verdichtet sich auch die bis dahin eher seichte Grundstimmung, wobei sie phasenweise herrlich bedrohliche Züge erkennen lässt. Durch die Tatsache das man eigentlich nie so richtig mit dem Monster konfrontiert wird entfaltet sich ein gelungener und äußerst konstanter Spannungsbogen, jederzeit muss man damit rechnen das irgendetwas passiert und hegt so jederzeit die Hoffnung, das sich die dabei aufgebaute Spannung irgendwann entladen wird. Diese Hoffnung erfüllt sich dann aber leider bis zum Ende hin nicht wirklich, denn dafür ist das Geschehen doch insgesamt gesehen zu vorhersehbar und es fehlen ganz einfach die richtigen Überraschungsmomente.

Dennoch ist "The Frankenstein Theory" im Bereich der mittlerweile unzähligen Found Footage Beiträge sicherlich einer der Besseren Vertreter, zudem ist es dem Werk sehr hoch anzurechnen, das man hier auf die übliche Wackelkamera-Optik verzichtet hat. So wirkt das Ganze dann auch einerseits wie ein echter Spielfilm, verliert aber dennoch zu keiner Zeit den dokumentarischen Anstrich aus den Augen. Mir persönlich hat das extrem gut gefallen und so hinterlässt die Geschichte dann auch einen insgesamt überdurchschnittlich guten Gesamteindruck, obwohl man beileibe nicht das ganze Potential ausgeschöpft hat, das man aus der vorliegenden Thematik hätte herausholen können. Eventuell ist dies auch der Unerfahrenheit eines Regieneulings geschuldet, aber im Großen und Ganzen hat Andrew Weiner eine Menge richtig gemacht und einen Vertreter präsentiert, der sich sehen lassen kann.

Freunde des Found Footage Filmes dürften hier auf ihre Kosten kommen, sollten aber keinerlei Erwartungen an visuelle Härte oder eine Großansicht der Kreatur stellen, die zumeist nur im Hintergrund zu erkennen ist. Gut agierende Schauspieler verleihen dem Szenario eine durchaus glaubwürdige Note und eine generell interessante Thematik tut ihr Übriges, um definitiv eine Empfehlung für diesen Film auszusprechen. Die auf dem DVD-Cover abgebildete 18er Freigabe ist allerdings falsch und sollte einen nicht in eine falsche Richtung locken, denn "The Frankenstein Theory" ist lediglich mit dem FSK 16 Siegel ausgezeichnet, die in meinen Augen auch mehr als ausreichend erscheint.


Fazit:


Auch wenn ich persönlich nicht unbedingt ein ausgewiesener Fan dieser Filmart bin konnte mich "The Frankenstein Theory" in großen Teilen durchaus überzeugen. Sicherlich handelt es sich nicht um ein filmisches Meisterwerk, aber im Gegensatz zu etlichen anderen Vertretern kann sich die vorliegende Geschichte wirklich sehen lassen und bietet in weiten Teilen spannende Unterhaltung.


7/10

Re: The Frankenstein Theory - Andrew Weiner

Verfasst: Mi 22. Mai 2019, 07:16
von jogiwan
Wissenschaftler Jonathan Venkenheim ist durch Unterlagen seines Familienarchivs davon überzeugt, dass seine Vorfahren direkt für den Frankenstein-Mythos verantwortlich sind, der dann von Mary Shelley zu ihrem weltberühmten Buch verarbeitet wurde. Seine Theorie lautet, dass sein Urururgroßvater tatsächlich eine Kreatur mit übermenschlichen Fähigkeiten erschaffen hat, die seitdem am nördlichen Polarkreis sein Unwesen treibt. Um das zu beweisen, heuert er seine Freundin Annie und ein Kamera-Team an, die ihn bei seiner Reise zum kanadischen Polarkreis begleiten soll, wo er die Kreatur vermutet. Zuerst läuft auch alles gut und die kleine Truppe reist mit einem örtlichen Führer in die winterliche Tundra, wo neben Kälte und Schnee auch tatsächlich eine Überraschung wartet…

„Found Footage“ die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Filmmaterial eines Kamerateams, dass sich gemeinsam mit einem etwas seltsamen Wissenschaftler auf die Suche nach einer mysteriösen Kreatur macht, die auch die Vorlage für den allseits bekannten Frankenstein-Mythos sein soll. Der Streifen ist dabei eigentlich recht ansprechend gemacht und bietet neben seinem zurückhaltenden Spannungsbogen auch jede Menge wunderbarer Naturbilder bereit. Die tief winterliche Tundra ist auch das eigentliche Highlight des Streifens, während der Rest eher ein etwas durchschnittliches Found-Footage-Dingens ohne übertriebene Jump-Scares oder Schmodder ist. Natürlich wartet am Ende eine Kreatur auf die stetig dezimierte Mannschaft, aber so richtig bekommt man dieses nicht vor die Linse. Am Cover und auf der Rückseite gibt es jedenfalls mehr Monster-Action als im Film und auch Jonathans Indizien auf die Existenz des Monsters wirken nicht immer schlüssig bzw. nachvollziehbar, wenn man den Roman von Mary Shelley nicht kennt. Der eher unaufgeregt erzählte Streifen lässt sich auch viel Zeit und verzichtet auch den Einsatz von Wackelkamera, was sicherlich die Frage aufwerfen könnte, warum man dann überhaupt das Found-Footage-Format gewählt hat. Aber sonst gibt es nicht viel zu meckern und die originelle Geschichte, Naturbilder und die Figuren retten den Film auch vor der Belanglosigkeit. Aus der Ecke hat man schon Schlechteres gesehen – Besseres aber natürlich auch.