Das Grauen kam aus dem Nebel - Duccio Tessari (1970)
Verfasst: So 9. Mai 2010, 13:02
Das Grauen kam aus dem Nebel - Duccio Tessari
Originaltitel: La Morte Risale a ieri sera
Alternativtitel: Death occured at night / Der Mailänder tötete samstags
Italien, 1970
Regie: Duccio Tessari
Darsteller: Raf Vallone, Frank Wolff, Gabriele Tinit, Gillian Bray, Eva Renzi, u.a.
Story:
Der verwitwete Berzaghi (Raf Vallone) bittet die Polizei von Mailand bei der Hilfe nach seiner verschwundenen Tochter Donatella (Gillian Bray). Diese ist zwar bereits 25 Jahre und wirkt auf den ersten Blick äußerst attraktiv, ist aber aufgrund einer erblichen Krankheit zurückgeblieben und hat das geistige Alter einer Dreijährigen. Doch Donatella ist aufgrund ihrer naiven Art fremden Männern aufgeschlossen und lächelt oft Unbekannte vom Balkon aus an, was diese aufgrund des erwachsenen Erscheinungsbild auf falsche Gedanken bringt. Daher vermutet die Polizei, dass Donatella von Zuhältern verschleppt worden ist, um sie danach als naive Prostituierte an ältere Freier zu vermitteln.
Die beiden Polizisten Lamberti (Frank Wolff) und Mascaranti (Gabriele Tinti) machen sich nach dem Verschwinden auf die Suche nach der verschwundenen Frau und landen bei dem Zuhälter und Autoverkäufer Salvatore (Gigi Rizzi), der den beiden nach einer kleinen Erpressung auch bereitwillig hilft. Doch niemand scheint etwas von dem großgewachsenen Mädchen gehört oder gesehen zu haben. Wenig später geraten die beiden ermittelnden Beamten an die schwarze Prostituierte Herrero (Beryl Cunningham), die durch einen Freier von dem zurückgeblieben Mädchen gehört hat. Doch Herrero schweigt aus Angst vor ihrem Zuhälter und ist der Polizei auch keine große Hilfe. Salvatore erhält kurze Zeit später überraschend das Angebot, die geistig zurückgeblieben Frau als Prostituierte zu kaufen, gerät jedoch nach einer missglückten Übergabe in Verdacht, der Polizei zu helfen und wird kaltblütig erschossen.
Lamberti und Mascaranti lassen sich aber auch durch diese Rückschläge nicht abbringen und ermitteln weiter im Milieu der käuflichen Liebe. Als eines Morgens die entstellte Leiche von Donatella gefunden, die bei lebendigem Leibe verbrannt wurde, ist Berzaghi erschüttert, findet aber wenig später eine erste Spur, die auf die Entführer schließen lässt. Auch Herrera weiß eigentlich mehr als sie vorgibt und bricht nach dem beherzten Einschreiten von Lambertis Ehefrau (Eva Renzi) erstmals ihr Schweigen. Lamberti und Mscaranti kommen durch einen Tipp von Herreras Zuhälter den Tätern auf die Spur, die sich auch im näheren Umfeld des Witwers befinden. Doch als Lamberti die Hintergründe erfährt, ist Berzaghi bereits den Tätern dicht auf den Fersen und es kommt in einem Waschsalon zu einem finalen Zusammentreffen zwischen der verbitterten Witwer und den eiskalten Tätern…
„La Morte risale a leri sera“ von Regisseur Duccio Tessari ist ein ernster und eigentlich sehr düsterer Giallo aus dem Jahre 1970, der ebenso wie „Blutspur im Park“ und „Der Mann ohne Gedächtnis“ zweifelsfrei zu den besseren Beiträgen des Genres gezählt werden kann. „Das Grauen kam aus dem Nebel“ (auch wenn dieser im Film nicht vorkommt) erinnert in seiner Thematik etwas an den grimmigen und ebenfalls sehr empfehlenswerten „Der Tod trägt schwarzes Leder“ und bietet durchaus solide Spannung und einen recht spekulativen und wohl auch etwas verklärten Einblick in das Geschäft mit der käuflichen Liebe.
Die Geschichte von dem Ex-LKW-Fahrer und Witwer, der seine zurückgebliebene Tochter in der gemeinsamen Wohnung einsperrt, um diese vor der bösen Welt zu beschützen, worauf diese trotzdem von bösen Nachbarn entführt wird um sie gewinnbringend als Nutte an ältere Herren zu vermitteln ist ja bei aller Liebe zu den restlichen Werken von Tessari doch etwas sehr konstruiert und überzeugt heutzutage wohl nicht mehr so ganz. Doch auch wenn sich die Geschichte doch etwas trashig anhört, ist „La Morte riale a leri sera“ aber alles andere als ein unglaubwürdiger Thriller, sondern ein doch sehr ernst inszenierter Streifen, in dem nicht nur die Kriminalstory im Vordergrund steht, sondern auch genug Zeit bleibt, um den ambivalenten Charakter des ermittelten Kommissars voller Zweifel näher zu beleuchten.
Kommissar Lamberti liefert sich mit seiner Journalisten-Filmgattin und deutschen Schauspielerin Eva (übrigens die Mutter von Beauty-OP-Fan und Desiree Nick-Intimfeindin Anouschka) Renzi auch einige tiefgründige Dialoge, in denen beide über die Unfähigkeit des Einzelnen die Welt zu verändern philosophieren. Generell ist „Das Grauen kam aus dem Nebel“ auch ein eher Dialog-lastiger Streifen, in dem der Focus eher auf die ermittelnden Beamten und den verbitterten Vater, als auf die Giallo-typische Kriminalhandlung oder gut-choreografiert Morde gelegt ist. Vielleicht ist auch das der Grund, dass der Streifen von Duccui Tessari bisher eigentlich sträflich vernachlässigt wurde und außer einer mäßigen italienischen DVD-Auswertung bislang nicht auf Silberling erhältlich ist.
Die deutsch-italienische Co-Produktion ist aber ein sehr gelungener, wenn auch nicht gänzlich geglückter Streifen, der eine entsprechende Veröffentlichung eigentlich trotzdem dringend verdient hätte. Abgesehen von ein paar kleineren Schönheitsfehlern kann „La Morte risale a leri sera“ nämlich durchaus zu dem besseren Werken der Zeit gezählt werden, wobei vor allem die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller lobend zu erwähnen sind. Frank Wolff, der eigentlich im Western-Genre seine Erfolge feierte und viel zu früh freiwillig aus dem Leben geschieden ist, überzeugt als körperlich gebeutelter Ermittler, der sich in den Kopf gesetzt hat, den Fall zu einem Ende zu bringen. Gabriele Tinti hingegen ist als junger und wilder Nachwuchsermittler zu sehen, der in Krisensituationen auch zu unorthodoxen Methoden greift, um an entsprechenden Informationen zu gelangen. Aber auch die restlichen Darsteller sind allesamt sehr überzeugend und bieten keinerlei Anlass zur Kritik.
Wie bereits erwähnt, gibt es den Streifen außer einer italienischen DVD noch nicht als Silberling und die Fassung, die ich gesehen habe, bietet den Streifen in der italienischen Originalfassung mit englischen Untertiteln, die wohl von einem Fan angefertigt wurden. Diese ist aber wie der Soundtrack von Gianni Feriio und dem von Mina intonierten Titelsong eigentlich sehr gelungen und wer die Möglichkeit hat, den Streifen für kleines zu ergattern, sollte eigentlich bedenkenlos zugreifen. Alle anderen sollten dann doch auf eine offizielle Version warten. Vielleicht erbarmt sich ja noch eines Tages ein deutsches Label und bringt den Film in einer ungekürzten Form.
Und so bleibt unterm Strich ein interessanter, wenn auch nicht gänzlich perfekter Film, der wohl eher dem Drama- als dem Giallo-Genre zuzuordnen ist. Die Geschichte wirkt zwar etwas konstruiert und auch die Auflösung ist mir persönlich etwas zu zufällig, dennoch überzeugt der Streifen aufgrund seiner guten Darsteller, der soliden Inszenierung und dem gutem Soundtrack. Das Ende rockt jedenfalls und sowieso und überhaupt wird „La morte risale a leri sera“ dem aufgeschlossenen Giallo-Freund trotz reduziertem Bodycounts gut gefallen. Ich persönlich finde Tessaris Werk zwar nicht so gut wie die beiden Nachfolgewerke „Blutspur im Park“ und „Der Mann ohne Gedächtnis“, gebe ihm aber trotz kleinerer Mängel in der B-Note gerne eine Bewertung im oberen Drittel. 7,5/Punkten.
Originaltitel: La Morte Risale a ieri sera
Alternativtitel: Death occured at night / Der Mailänder tötete samstags
Italien, 1970
Regie: Duccio Tessari
Darsteller: Raf Vallone, Frank Wolff, Gabriele Tinit, Gillian Bray, Eva Renzi, u.a.
Story:
Der verwitwete Berzaghi (Raf Vallone) bittet die Polizei von Mailand bei der Hilfe nach seiner verschwundenen Tochter Donatella (Gillian Bray). Diese ist zwar bereits 25 Jahre und wirkt auf den ersten Blick äußerst attraktiv, ist aber aufgrund einer erblichen Krankheit zurückgeblieben und hat das geistige Alter einer Dreijährigen. Doch Donatella ist aufgrund ihrer naiven Art fremden Männern aufgeschlossen und lächelt oft Unbekannte vom Balkon aus an, was diese aufgrund des erwachsenen Erscheinungsbild auf falsche Gedanken bringt. Daher vermutet die Polizei, dass Donatella von Zuhältern verschleppt worden ist, um sie danach als naive Prostituierte an ältere Freier zu vermitteln.
Die beiden Polizisten Lamberti (Frank Wolff) und Mascaranti (Gabriele Tinti) machen sich nach dem Verschwinden auf die Suche nach der verschwundenen Frau und landen bei dem Zuhälter und Autoverkäufer Salvatore (Gigi Rizzi), der den beiden nach einer kleinen Erpressung auch bereitwillig hilft. Doch niemand scheint etwas von dem großgewachsenen Mädchen gehört oder gesehen zu haben. Wenig später geraten die beiden ermittelnden Beamten an die schwarze Prostituierte Herrero (Beryl Cunningham), die durch einen Freier von dem zurückgeblieben Mädchen gehört hat. Doch Herrero schweigt aus Angst vor ihrem Zuhälter und ist der Polizei auch keine große Hilfe. Salvatore erhält kurze Zeit später überraschend das Angebot, die geistig zurückgeblieben Frau als Prostituierte zu kaufen, gerät jedoch nach einer missglückten Übergabe in Verdacht, der Polizei zu helfen und wird kaltblütig erschossen.
Lamberti und Mascaranti lassen sich aber auch durch diese Rückschläge nicht abbringen und ermitteln weiter im Milieu der käuflichen Liebe. Als eines Morgens die entstellte Leiche von Donatella gefunden, die bei lebendigem Leibe verbrannt wurde, ist Berzaghi erschüttert, findet aber wenig später eine erste Spur, die auf die Entführer schließen lässt. Auch Herrera weiß eigentlich mehr als sie vorgibt und bricht nach dem beherzten Einschreiten von Lambertis Ehefrau (Eva Renzi) erstmals ihr Schweigen. Lamberti und Mscaranti kommen durch einen Tipp von Herreras Zuhälter den Tätern auf die Spur, die sich auch im näheren Umfeld des Witwers befinden. Doch als Lamberti die Hintergründe erfährt, ist Berzaghi bereits den Tätern dicht auf den Fersen und es kommt in einem Waschsalon zu einem finalen Zusammentreffen zwischen der verbitterten Witwer und den eiskalten Tätern…
„La Morte risale a leri sera“ von Regisseur Duccio Tessari ist ein ernster und eigentlich sehr düsterer Giallo aus dem Jahre 1970, der ebenso wie „Blutspur im Park“ und „Der Mann ohne Gedächtnis“ zweifelsfrei zu den besseren Beiträgen des Genres gezählt werden kann. „Das Grauen kam aus dem Nebel“ (auch wenn dieser im Film nicht vorkommt) erinnert in seiner Thematik etwas an den grimmigen und ebenfalls sehr empfehlenswerten „Der Tod trägt schwarzes Leder“ und bietet durchaus solide Spannung und einen recht spekulativen und wohl auch etwas verklärten Einblick in das Geschäft mit der käuflichen Liebe.
Die Geschichte von dem Ex-LKW-Fahrer und Witwer, der seine zurückgebliebene Tochter in der gemeinsamen Wohnung einsperrt, um diese vor der bösen Welt zu beschützen, worauf diese trotzdem von bösen Nachbarn entführt wird um sie gewinnbringend als Nutte an ältere Herren zu vermitteln ist ja bei aller Liebe zu den restlichen Werken von Tessari doch etwas sehr konstruiert und überzeugt heutzutage wohl nicht mehr so ganz. Doch auch wenn sich die Geschichte doch etwas trashig anhört, ist „La Morte riale a leri sera“ aber alles andere als ein unglaubwürdiger Thriller, sondern ein doch sehr ernst inszenierter Streifen, in dem nicht nur die Kriminalstory im Vordergrund steht, sondern auch genug Zeit bleibt, um den ambivalenten Charakter des ermittelten Kommissars voller Zweifel näher zu beleuchten.
Kommissar Lamberti liefert sich mit seiner Journalisten-Filmgattin und deutschen Schauspielerin Eva (übrigens die Mutter von Beauty-OP-Fan und Desiree Nick-Intimfeindin Anouschka) Renzi auch einige tiefgründige Dialoge, in denen beide über die Unfähigkeit des Einzelnen die Welt zu verändern philosophieren. Generell ist „Das Grauen kam aus dem Nebel“ auch ein eher Dialog-lastiger Streifen, in dem der Focus eher auf die ermittelnden Beamten und den verbitterten Vater, als auf die Giallo-typische Kriminalhandlung oder gut-choreografiert Morde gelegt ist. Vielleicht ist auch das der Grund, dass der Streifen von Duccui Tessari bisher eigentlich sträflich vernachlässigt wurde und außer einer mäßigen italienischen DVD-Auswertung bislang nicht auf Silberling erhältlich ist.
Die deutsch-italienische Co-Produktion ist aber ein sehr gelungener, wenn auch nicht gänzlich geglückter Streifen, der eine entsprechende Veröffentlichung eigentlich trotzdem dringend verdient hätte. Abgesehen von ein paar kleineren Schönheitsfehlern kann „La Morte risale a leri sera“ nämlich durchaus zu dem besseren Werken der Zeit gezählt werden, wobei vor allem die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller lobend zu erwähnen sind. Frank Wolff, der eigentlich im Western-Genre seine Erfolge feierte und viel zu früh freiwillig aus dem Leben geschieden ist, überzeugt als körperlich gebeutelter Ermittler, der sich in den Kopf gesetzt hat, den Fall zu einem Ende zu bringen. Gabriele Tinti hingegen ist als junger und wilder Nachwuchsermittler zu sehen, der in Krisensituationen auch zu unorthodoxen Methoden greift, um an entsprechenden Informationen zu gelangen. Aber auch die restlichen Darsteller sind allesamt sehr überzeugend und bieten keinerlei Anlass zur Kritik.
Wie bereits erwähnt, gibt es den Streifen außer einer italienischen DVD noch nicht als Silberling und die Fassung, die ich gesehen habe, bietet den Streifen in der italienischen Originalfassung mit englischen Untertiteln, die wohl von einem Fan angefertigt wurden. Diese ist aber wie der Soundtrack von Gianni Feriio und dem von Mina intonierten Titelsong eigentlich sehr gelungen und wer die Möglichkeit hat, den Streifen für kleines zu ergattern, sollte eigentlich bedenkenlos zugreifen. Alle anderen sollten dann doch auf eine offizielle Version warten. Vielleicht erbarmt sich ja noch eines Tages ein deutsches Label und bringt den Film in einer ungekürzten Form.
Und so bleibt unterm Strich ein interessanter, wenn auch nicht gänzlich perfekter Film, der wohl eher dem Drama- als dem Giallo-Genre zuzuordnen ist. Die Geschichte wirkt zwar etwas konstruiert und auch die Auflösung ist mir persönlich etwas zu zufällig, dennoch überzeugt der Streifen aufgrund seiner guten Darsteller, der soliden Inszenierung und dem gutem Soundtrack. Das Ende rockt jedenfalls und sowieso und überhaupt wird „La morte risale a leri sera“ dem aufgeschlossenen Giallo-Freund trotz reduziertem Bodycounts gut gefallen. Ich persönlich finde Tessaris Werk zwar nicht so gut wie die beiden Nachfolgewerke „Blutspur im Park“ und „Der Mann ohne Gedächtnis“, gebe ihm aber trotz kleinerer Mängel in der B-Note gerne eine Bewertung im oberen Drittel. 7,5/Punkten.