Mud - Kein Ausweg - Jeff Nichols (2013)
Verfasst: So 6. Jul 2014, 16:21
Mud - Kein Ausweg
(Mud)
mit Matthew McConaughey, Reese Witherspoon, Tye Sheridan, Jacob Lofland, Sam Shepard, Ray McKinnon, Sarah Paulson, Michael Shannon, Joe Don Baker, Paul Sparks, Bonnie Sturdivant, Stuart Greer, John Ward Jr.
Regie: Jeff Nichols
Drehbuch: Jeff Nichols
Kamera: Adam Stone
Musik: David Wingo
FSK 12
USA / 2013
Bei einer Erkundungstour auf ihrer Lieblingsinsel im Mississippi machen die beiden Freunde Ellis und Neckbone eine unglaubliche Entdeckung: In den Baumwipfeln des Waldes befindet sich ein altes Boot! Doch dieses hat schon jemand vor ihnen in Besitz genommen: Mud, der wegen Mordes von der Polizei und von Kopfgeldjägern gesucht wird gibt vor, aus reiner Liebe zu einer Frau getötet zu haben. Obwohl die beiden Jungs sich nicht sicher sind, was an den Geschichten des Fremden wahr und was erfunden ist, fühlen sie sich durch ihre eigene Sehnsucht nach Harmonie und Liebe zum Schicksal dieses Mannes hingezogen. Sie schließen einen Pakt und helfen ihm dabei, das Boot wieder fahrtüchtig zu machen um so seiner Liebe zu einem glücklichen Ende zu verhelfen. Und zu einem Happy End, das sie sich selbst von ganzem Herzen erhoffen ...
In einer Zeit in der immer mehr Action, härte und Tempo in das Medium Film Einzug hält ist es sehr wohltuend, wenn man zumindest ab und zu auch einmal mit einem ruhigen-und bedächtig erzählten Drama konfrontiert wird. Wenn dieses dann auch noch durch eine erstklassige Geschichte und herausragende Darsteller besetzt ist, dann handelt es sich zumeist um einen wahren Leckerbissen an dem man durchgehend seine wahre Freude hat. "Mud - Kein Ausweg" von Regisseur Jeff Nichols zählt ganz eindeutig zu dieser Gruppe und zeigt dem Zuschauer dabei ein Szenario, in dem ein flüchtiger Mörder und zwei halbwüchsige Jungen im Mittelpunkt des spannenden Geschehens stehen. Nichols legt sehr viel Wert auf eine ausführliche Beleuchtung seiner drei Hauptfiguren wobei man allerdings fairerweise anmerken sollte, das der Film bis in die kleinsten Nebenrollen absolut perfekt besetzt ist. Dennoch sind es die drei Hauptfiguren die einem ganz besonders ins Auge stechen, denn von diesen bekommt man so wunderbar intensive Charakter-Beleuchtungen geliefert, das man sich jederzeit mit ihnen identifizieren kann. Matthew McConaughey in der Hauptrolle des Mud ist schon eine echte Schau und liefert wie eigentlich immer eine absolut glänzende Performance ab. Der eigentliche Star der Story ist jedoch viel eher der junge Tye Sheridan als Ellis, weswegen man sich auch nicht allzu sehr darüber wundern sollte, das seine Person die größten Spielanteile für sich verbuchen kann. Zwar ist mit Jacob Lofland als Neckbone auch noch eine weitere nicht unwichtige Figur im Fokus der Ereignisse, die jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen eher fast schon ein Schattendasein fristet. Das ist jetzt überhaupt nicht böse gemeint, denn Lofland ist ein durchaus wichtiger Bestandteil des Ganzen, kommt bei der Omnipräsenz seines heranwachsenden Freundes aber eher selten zum Zug, so das auch die Aufmerksamkeit des Betrachters hauptsächlich auf den jungen Ellis fixiert ist, der hier absolut herausragt.
Wie dem aber auch sei, dieses Werk ist eine nahezu brillante Umsetzung einer ruhigen, aber dennoch äußerst intensiv daher kommenden Geschichte. Dabei kommt nicht selten der Eindruck auf, das hier eine gelungene Mischung aus Werken wie "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers" oder auch "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" vorliegt, denn etliche Anlehnungen sind nur sehr schwer zu übersehen. So offenbart sich dann also auch nicht nur die Geschichte von Mud, der aus Liebe zu einer Frau einen Menschen getötet hat, in großen Teilen werden auch die äußerst schwierigen Lebensumstände der beiden Jungen immer wieder in den Mittelpunkt gerückt, so das die gesamte Chose auch phasenweise ein echtes Jugend-Drama erkennen lässt. Vollkommen logisch erscheint durch diesen Umstand auch der Aspekt, das die alltäglichen Probleme des Heranwachsens zentral thematisiert werden und dabei viel mehr als nur einen Neben-Erzählstrang darstellen. Nichols hat es absolut perfekt verstanden, die eigentliche Thematik mit dieser Komponente zu kombinieren und das daraus entstandene Gesamtpaket kann man ohne jegliche Übertreibung als hervorragend bezeichnen. Ein ganz zentrales Element der Erzählung ist das Thema Courage und für die Dinge einzutreten, an die man aus dem tiefsten Inneren glaubt. Bei diesem Punkt zeigt sich die darstellerische Brillanz des Jung-Darstellers Tye Sheridan, der sich von der Überzeugungskraft von Mud anstecken lässt und ziemlich schnell Vertrauen zu ihm fasst. So setzt er auch alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel ein um dem charismatischen Sunny-Boy zu helfen und geht dabei aber auch in seinem eigenen Leben mit der nötigen Konsequenz an die Dinge heran die ihm wichtig erscheinen. McConaughey's Charakter hingegen wird phasenweise etwas schwammig gehalten, denn trotz seiner vor Überzeugung strotzenden Ansichten spürt man als Zuschauer eine gewisse Distanz, die sich zum Ende hin auch in bestimmter Art und Weise als nicht vollkommen unbegründet herausstellen soll. Auch von diversen Nebenfiguren wird seine Person immer wieder als Lügner hingestellt, wobei man selbst diesen Wesenszug lange Zeit nicht als Gegebenheit erkennen will.
Als Gegenpol zu dem enthusiastischen Ellis agiert dann wiederum Neckbone äußerst gut, der gerade zu Beginn doch eher Vorsicht walten lassen will, sich aber ständig von seinem besten Freund breit schlagen lässt, wirklich alles Erdenkliche zu tun, um Mud und seine große Liebe wieder zusammen zu bringen. Dabei wird ganz klar ersichtlich , das zwischen den beiden Jungen ein gewisses Abhängigkeits-Verhältnis besteht und während Neckbone fast ehrfurchtsvoll zu Ellis hinaufschaut, nutzt dieser anscheinend unbewusst die Anhimmelung seines Freundes aus, der streckenweise schon etwas ferngelenkt erscheint. Und so kristallisieren sich mit der Zeit immer mehr die eigentlichen Aspekte der Geschichte heraus, denn im Endeffekt dreht sich alles um Punkte wie Vertrauen, Loyalität, Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Courage und Liebe. Bei diesen ganzen elementaren Punkten ist es sicherlich eine große Kunst, all diese Themen gleichmäßig in ein Szenario einzubauen und das ist Nichols absolut grandios gelungen. Vor allem die ungewöhnliche Freundschaft die zwischen den beiden Jungen und einem entflohenen Mörder entsteht, wurde von Anfang bis zum Ende mehr als nur gelungen ins Bild gesetzt. Im Letzten Drittel des Filmes spitzt sich dann die Lage immer mehr zu und phasenweise lässt dieses eindrucksvolle-und emotionale Drama dabei sogar leichte Züge eines Thrillers erkennen. Frust, Enttäuschung, aber auch atemlose Spannung geben sich nun zu erkennen und man spürt immer mehr, wie tief man eigentlich in die Abläufe eingetaucht ist. Der Zuschauer leidet mit den Charakteren mit und gibt sich gleichzeitig der Hoffnung hin, das doch sämtliche Geschehnisse am Ende gut für alle Beteiligten ausgehen. Selbst für Mud hegt man dabei trotz des Wissens um seine Tat eine Menge an Sympathie, was ganz bestimmt auch an der grandiosen Leistung von Matthew McConaughey liegt, der diese Rolle unglaublich authentisch interpretiert.
Bei einer Laufzeit von gut zwei Stunden könnte man bei einem ruhigen Drama nun eventuell den Gedanken aufkommen lassen, das die Story so einige Längen enthält, doch mit dieser Vermutung würde man lediglich einem Trugschluss erliegen. "Mud - Kein Ausweg" benötigt nämlich jede einzelne Einstellung, damit sich die volle Kraft dieses Filmes auch auf den Betrachter übertragen kann. Bei der enthaltenen Qualität des Szenarios vermisst man dabei überhaupt nicht irgendwelche Action-Passagen, die in diesem Werk wohl auch eher deplaciert gewirkt hätten. Lediglich in den letzten Minuten kann man eine kleine Temposteigerung erkennen und es geben sich einige wenige Szenen zu erkennen, die man entfernt als Actiongehalt bezeichnen könnte. Einen kleinen Wermutstropfen beinhaltet der Film dann aber doch, denn mit persönlich hat das gewählte Ende nicht ganz so gut gefallen. Hier mangelt es nämlich ein wenig an der zuvor immer wieder gezeigten Courage und man hat sich für einen eher weich gespülten Showdown entschieden. An dieser Stelle hätte ich mir ein wenig mehr Entschlossenheit-und Konsequenz gewünscht und man hätte ohne jede Beanstandung die absolute Höchstnote ziehen können. Dennoch handelt es sich dabei lediglich um ein kleines Manko, denn ansonsten handelt es sich bei "Mud - Kein Ausweg" definitiv um ganz großes Kino.
Fazit:
Eine brillante Geschichte, ein sehr überzeugender Matthew McConaughey und zwei mehr als nur talentierte Jung-Darsteller sind die größten Markenzeichen eines außergewöhnlich guten Filmes, der bis auf das inkonsequente Ende restlos überzeugen kann. Hier bekommt man echte Qualität geboten bei der man gänzlich auf unnütze Stilmittel wie übertriebene Action verzichten kann und dem Zuschauer dennoch ein unvergessliches Filmerlebnis beschert. Von meiner Seite aus gibt es jedenfalls eine ganz dicke Empfehlung für dieses Werk, das für mich schon jetzt eine der positivsten Überraschungen dieses Jahres darstellt.
9/10