The Final Cut (House of Cards, Das Original) Teil 3
Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 15:15
The Final Cut
(The Final Cut)
mit Ian Richardson, Diane Fletcher, Paul Freeman, Isla Blair, Nickolas Grace, Glyn Grain, Nick Brimble, Dorothy Vernon, Andrew Seear, Peter Symonds, John Rowe, Yolanda Vazquez, Duggie Brown, Susannah Harker
Regie: Mike Vardy
Drehbuch: Andrew Davies / Michael Dobbs
Kamera: Ian Punter
Musik: Jim Parker
FSK 12
Großbritannien / 1995
Francis Urquhart hat in seinem politischen Leben alles erreicht, doch die Herrschaft der Konservativen bröckelt. In den eigenen Reihen formieren sich die Gegner, um ihn zu beerben. Doch Francis ist noch nicht bereit aufzugeben, er will sich durch einen historischen Friedensvertrag für Zypern einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern und zugleich sein finanzielles Altenteil aufbessern. Doch sein entlassener Außenminister Tom Makepeace ist ein harter Gegner, der ihn um jeden Preis entmachten will. Francis zieht in seine letzte große Schlacht…
Zwei Jahre nach den Ereignissen der zweiten Mini-Serie erschien 1995 mit "The Final Cut" der krönende Abschluss der Geschichte um den Politiker Francis Urquhart, der natürlich auch in den letzten vier Episoden vom genial agierenden Ian Richardson auf so unnachahmliche Art und Weise dargestellt wird und trotz seiner kaum mehr überschaubaren Bösartigkeiten einen extrem hohen Sympathiefaktor beim Zuschauer genießt. Anders als in den vorherigen Staffeln zeichnete dieses Mal nicht Paul Seed für die Regie verantwortlich, denn diesen Part übernahm nun Mike Vardy. Das beeinträchtigt aber keinesfalls die Qualität dieses erstklassigen Formates, denn die vorliegende Geschichte ist einmal mehr äußerst interessant in Szene gesetzt worden, wobei die Hauptfigur einmal mehr mit den Schatten der Vergangenheit konfrontiert wird. Dabei steuert Urquhart zielstrebig auf den Rekord der "eisernen Lady" Maggy Thatcher zu, denn nur noch wenige Tage trennen den machtbesessenen Politiker davon, der am längsten im Amt stehende Premierminister Großbritanniens zu werden. Mittlerweile kriselt es jedoch in der eigenen Partei ganz gewaltig und es rotten sich immer mehr Gegner in den eigenen Reihen zusammen, die einen Kurs-sowie auch Machtwechsel innerhalb der Partei anstreben. Und so muss Urquhart wieder einmal sämtliche Register ziehen, um sich in erster Linie seinen Außenminister vom Leibe zu halten. Dieser Erzählstrang zieht sich dann auch durch die gesamten Ereignisse, wobei Mike Vardy aber auch diverse Nebenschauplätze in den Vordergrund rückt, so da man auch hier wieder auf herrliche Intrigen hoffen kann.
Etwas ungewohnt für den Betrachter ist sicherlich der Aspekt, das die alles dominierende Hauptfigur in dieser Staffel das erste Mal wirklich menschliche Schwächen erkennen lässt. Der ansonsten immer souveräne-und nie an sich zweifelnde Politiker stellt sich selbst des Öfteren in Frage und erscheint in diversen Passagen sogar ein wenig ausgelaugt, was dem Ganzen aber letztendlich nur ein sehr authentisches Bild verleiht. Gleichzeitig zeigt dieser Punkt auch eindrucksvoll auf, das selbst ein Francis Urquhart im Haifischbecken der großen Politik nicht gänzlich ohne Verschleißerscheinungen davon kommt. In keiner der vorherigen Episoden war so klar ersichtlich, das die ganzen Jahre im höchsten politischen Amt und die damit verbundenen Kämpfe ihre Spuren hinterlassen haben, bekommt man doch einen recht guten Einblick in die angeschlagene seelische Verfassung des Titelhelden präsentiert, so das man trotz seiner teils abscheulichen Taten schon ein klein wenig mitleid für ihn empfinden kann. Albträume und starke Selbstzweifel kommen dabei immer mehr zum Vorschein, was aber andererseits durch den scheinbar ungebrochenem Willen Urquhart's wieder ausgeglichen wird.
Dennoch merkt man im Laufe der Zeit, das die Geschehnisse dieses Mal nicht gut für ihn ausgehen können und so steuert die Geschichte auf ein nahezu tragisches Ende zu, das einen im ersten Moment sogar in einen kleineren Schockzustand versetzt. Trotzdem musste es fast schon zwangsläufig auf den dargestellten Showdown hinauslaufen, denn der enthaltene bittere Sarkasmus macht dem Format alle Ehre und rundet letztendlich eine absolut perfekte Mini-Serie ab, an der man drei Staffeln lang seine helle Freude hatte. Bis dahin jedoch wird man noch einmal mit Verrat, Intrigen und jeder Menge Schleimerei konfrontiert, wobei in vorliegendem Fall zum Ende hin auch ein wenig nicht erwartete härte in die Ereignisse einzieht. Die Summe seiner Entscheidungen ist es dann schlussendlich, die dem charismatischen Premierminister sein eigenes Grab schaufelt, denn mehrere Fehleinschätzungen der gegenwärtigen Lage sorgen dafür, das selbst er keinen echten Ausweg mehr erkennt. Obwohl man als Zuschauer ganz genau spürt das man kurz vor dem Ende einer politischen Karriere steht, ist das gewählte Ende dennoch ein wenig überraschend. Zwar hat man sich schon im Vorfeld seine eigenen Gedanken gemacht und dabei ganz bestimmt so manches Szenario durchgespielt, doch die gewählte Pointe war nicht unbedingt in den eigenen Gedankengängen vorhanden. So kommt der Schlusspunkt dann auch fast wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel und beendet ein Format, von dem man gern noch eine ganze Menge mehr gesehen hätte, denn die Bösartigkeiten eines brillanten Ian Richardson werden einem schon ein wenig fehlen.
Dafür kann man dann aber getrost auf das amerikanische Remake zurückgreifen, wobei man sich diese Original-Serie aber definitiv nicht durch die Lappen gehen lassen sollte. Mir persönlich hat "House of Cards - Das Original" ausnehmend gut gefallen und ehrlich gesagt bewegen sich alle drei Mini-Serien auf einem gleich bleibenden Niveau, das zudem unglaublich hoch angesiedelt ist. Von meiner Seite aus kann also nur eine unbedingte Empfehlung ausgesprochen werden, denn eine grandios umgesetzte Geschichte wurde hier mit erstklassigen Darstellern besetzt, die jedoch durch die Bank von einem alles überragenden Ian Richardson überstrahlt werden. Jede Menge Sarkasmus, rabenschwarzer britischer Humor und politische Einblicke, die sicherlich nicht vollkommen jenseits der Realität angesiedelt sind erzeugen ein Gesamtpaket, das man nur als absolut herausragend bezeichnen kann.
Fazit:
Obwohl ja eigentlich die amerikanische Serie "House of Cards" in aller Munde ist, sollte man sich auch unbedingt das britische Original anschauen, das nun dank Ascot Elite komplett synchronisiert vorliegt. Hier liegt wirklich absolutes Suchtpotential vor, denn wenn man nur eine Episode dieses Formates gesehen hat, ist man der Faszination eines Francis Urquhart's erlegen.
9/10