Al-ta'weeza - Mohammed Shebl (1987)
Verfasst: So 17. Aug 2014, 20:28
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Originaltitel: Al-ta'weeza
Produktionsland: Ägypten 1987
Regie: Mohammed Shebl
Darsteller: !? (aufgrund meiner fehlenden Kenntnisse im Entziffern arabischer Schriftzeichen)
Weit von italienischen Horrorfilmen der 80er ist er wirklich nicht entfernt, dieser zweite Schlag, den Mohammed Shebl dem ägyptischen Kommerzkino sechs Jahre nach seinem unbeschreiblichen Vampir-Musical ANYAB erneut mitten ins Gesicht versetzt. Einerseits soll es wohl eine Aufforderung zum Duell sein. Dafür spricht allein schon, dass seine Protagonisten einmal mehr – diesmal handelt es sich um eine scheinbar repräsentative Großfamilie, die im Großstadtdschungel Kairos lebt – in den möglichsten und unmöglichsten Momenten Diskussionen beispielweise darüber führen, wie manipulierend doch das Fernsehen sei, und wie schlecht die Bedingungen für ambitionierte Jungfilmer, in einem rein auf Wirtschaftlichkeit bedachten Filmfinanzierungssystem ihre Projekte auf die Beine zu stellen. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass Shebl AL-TA’WEEZA, was übersetzt wohl so viel wie Der Fluch heißen soll, nicht auch als einen nur halb ernstgemeinten Guerilla-Versuch verstanden hat, mit dem er sein Publikum ganz bewusst einem Füllhorn schräger Ideen aussetzt, die kaum jemand allesamt auf einmal problemlos verdauen wird können.
Obwohl man AL-TA’WEEZA zugestehen muss, dass der Film noch durchaus, wenn man das so sagen kann, geradliniger und „verständlicher“ daherkommt als der teilweise komplett aus jeglicher immanenter oder externer Logik herausstürzende ANYAB. Dabei ist die Geschichte nichts, was nicht auf einem halben Bierdeckel zusammengefasst werden könnte. Eine Familie streitet sich mit dem Besitzer ihres Hauses, worauf der ein bizarres Hexenritual abhält, ihnen einen Fluch auf den Hals hetzt und sich diebisch freut, als es unsere Helden für weit über neunzig Minuten mit schaurigen Symptomen zu tun bekommen, die der geneigte Genrefreund jedoch weitgehend kenen dürfte, hat Shebl in AL-TA’WEEZA doch Einflüsse aus so ziemlich allem verarbeitet, was im amerikanischen Horrorkino der 70er und 80er Rang und Namen hat. AMITYVILLE HORROR, POLTERGEIST, THE EXORCIST, THE EVIL DEAD, nennt mir irgendeinen Film, der zu den übernatürlichen Klassikern des US-Kinos gehört: mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er Pate für irgendeine Szene AL-TA’WEEZAs gestanden. Ansonsten verschwendet Shebl seine Kreativität primär allerdings nicht an die Story, die, wie gesagt, dünn ist wie die Grenze zum Wahnsinn, an der der Film permanent siedelt. Sicher, das war bei ANYAB auch schon so, doch in AL-TA’WEEZA, und das verbindet ihn mit Italo-Epen wie Lenzis GHOSTHOUSE oder Fulcis QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO oder Soavis LA CHIESA oder Lattanzis KILLNG BIRDS, um einmal einige ziemlich unterschiedliche Vertreter der Kategorie zu nennen, die ich meine, beschränkt Shebl sich hauptsächlich darauf, eine unerklärliche Szene, in der das Böse in die heile Familienidylle pfuscht, an die nächste zu reihen. Der Surrealismus, den Shebl hier praktiziert, und der, den man von den oben genannten Italienern kennt, hat die gleiche Legitimation: dadurch, dass solche Filme eben mit dem Übernatürlichen operieren, wird auf natürliche Kausalzusammenhänge völlig verzichtet. Es ist wie eine Fahrt durch die Geisterbahn. Die Prämisse ist klar: es soll schaurig werden. Was folgt, sind dann lediglich einzelne Emanationen eines übergeordneten Leitmotivs, das aus reinem Selbstzweck besteht.
Anders als ANYAB, dieser filmischen Zwangsjacke, in der ein ganzes Tollhaus an Verrücktheiten eingeschnürt sind, wirkt, falls das Sinn machen sollte, AL-TA’WEEZA viel sortierter, viel aufgeräumter in seinem Wahnsinn. Ja, es handelt sich um jemanden, der übergeschnappt ist, doch, im Gegensatz zu ANYAB, kann er einigermaßen klare Sätze bilden, und vor allem solche, aus denen es mir kein großes Problem bereitet, zu erfassen, worauf sie sich beziehen. AL-TA’WEEZA mag publikumszahmer sein, konsumierbarer als sein Vorgänger, und deswegen vielleicht der bessere Einstieg in die Wunderwelten dieses durchgeknallten Ägypters – allein schon dadurch, dass die traditionellen Waffen gegen die Mächte des Bösen, wovon in ANYAB noch keine Rede war, islamische Geistliche, Koranrezitationen und die Anrufung Allahs sind, womit das Werk sich , eigenwillig genug, in manchem Moment schon fast zu einem orthodox-islamischen, d.h. religiösen Film wandelt. Was AL-TA’WEEZA jedoch trotz und vor allen Dingen sehenswert macht, zumindest, wenn man nicht sowieso schon an einer Ziegenphobie leidet, ist eine Szene, die ich, ohne es zu wissen, schon immer habe sehen wollen, und die mich so beglückt hat wie lange nichts mehr. Eine Ziege, Bündnispartner des Teufels oder der Bocksbeinige höchstpersönlich, verfolgt unsere Familie durch die Großstadt, schießt aus ihren Augen mit Laserblitzen und bringt halbe Gebäude zum Einsturz, um die Verfolgten darunter zu begraben. Ich bin verzückt!
Originaltitel: Al-ta'weeza
Produktionsland: Ägypten 1987
Regie: Mohammed Shebl
Darsteller: !? (aufgrund meiner fehlenden Kenntnisse im Entziffern arabischer Schriftzeichen)
Weit von italienischen Horrorfilmen der 80er ist er wirklich nicht entfernt, dieser zweite Schlag, den Mohammed Shebl dem ägyptischen Kommerzkino sechs Jahre nach seinem unbeschreiblichen Vampir-Musical ANYAB erneut mitten ins Gesicht versetzt. Einerseits soll es wohl eine Aufforderung zum Duell sein. Dafür spricht allein schon, dass seine Protagonisten einmal mehr – diesmal handelt es sich um eine scheinbar repräsentative Großfamilie, die im Großstadtdschungel Kairos lebt – in den möglichsten und unmöglichsten Momenten Diskussionen beispielweise darüber führen, wie manipulierend doch das Fernsehen sei, und wie schlecht die Bedingungen für ambitionierte Jungfilmer, in einem rein auf Wirtschaftlichkeit bedachten Filmfinanzierungssystem ihre Projekte auf die Beine zu stellen. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass Shebl AL-TA’WEEZA, was übersetzt wohl so viel wie Der Fluch heißen soll, nicht auch als einen nur halb ernstgemeinten Guerilla-Versuch verstanden hat, mit dem er sein Publikum ganz bewusst einem Füllhorn schräger Ideen aussetzt, die kaum jemand allesamt auf einmal problemlos verdauen wird können.
Obwohl man AL-TA’WEEZA zugestehen muss, dass der Film noch durchaus, wenn man das so sagen kann, geradliniger und „verständlicher“ daherkommt als der teilweise komplett aus jeglicher immanenter oder externer Logik herausstürzende ANYAB. Dabei ist die Geschichte nichts, was nicht auf einem halben Bierdeckel zusammengefasst werden könnte. Eine Familie streitet sich mit dem Besitzer ihres Hauses, worauf der ein bizarres Hexenritual abhält, ihnen einen Fluch auf den Hals hetzt und sich diebisch freut, als es unsere Helden für weit über neunzig Minuten mit schaurigen Symptomen zu tun bekommen, die der geneigte Genrefreund jedoch weitgehend kenen dürfte, hat Shebl in AL-TA’WEEZA doch Einflüsse aus so ziemlich allem verarbeitet, was im amerikanischen Horrorkino der 70er und 80er Rang und Namen hat. AMITYVILLE HORROR, POLTERGEIST, THE EXORCIST, THE EVIL DEAD, nennt mir irgendeinen Film, der zu den übernatürlichen Klassikern des US-Kinos gehört: mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er Pate für irgendeine Szene AL-TA’WEEZAs gestanden. Ansonsten verschwendet Shebl seine Kreativität primär allerdings nicht an die Story, die, wie gesagt, dünn ist wie die Grenze zum Wahnsinn, an der der Film permanent siedelt. Sicher, das war bei ANYAB auch schon so, doch in AL-TA’WEEZA, und das verbindet ihn mit Italo-Epen wie Lenzis GHOSTHOUSE oder Fulcis QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO oder Soavis LA CHIESA oder Lattanzis KILLNG BIRDS, um einmal einige ziemlich unterschiedliche Vertreter der Kategorie zu nennen, die ich meine, beschränkt Shebl sich hauptsächlich darauf, eine unerklärliche Szene, in der das Böse in die heile Familienidylle pfuscht, an die nächste zu reihen. Der Surrealismus, den Shebl hier praktiziert, und der, den man von den oben genannten Italienern kennt, hat die gleiche Legitimation: dadurch, dass solche Filme eben mit dem Übernatürlichen operieren, wird auf natürliche Kausalzusammenhänge völlig verzichtet. Es ist wie eine Fahrt durch die Geisterbahn. Die Prämisse ist klar: es soll schaurig werden. Was folgt, sind dann lediglich einzelne Emanationen eines übergeordneten Leitmotivs, das aus reinem Selbstzweck besteht.
Anders als ANYAB, dieser filmischen Zwangsjacke, in der ein ganzes Tollhaus an Verrücktheiten eingeschnürt sind, wirkt, falls das Sinn machen sollte, AL-TA’WEEZA viel sortierter, viel aufgeräumter in seinem Wahnsinn. Ja, es handelt sich um jemanden, der übergeschnappt ist, doch, im Gegensatz zu ANYAB, kann er einigermaßen klare Sätze bilden, und vor allem solche, aus denen es mir kein großes Problem bereitet, zu erfassen, worauf sie sich beziehen. AL-TA’WEEZA mag publikumszahmer sein, konsumierbarer als sein Vorgänger, und deswegen vielleicht der bessere Einstieg in die Wunderwelten dieses durchgeknallten Ägypters – allein schon dadurch, dass die traditionellen Waffen gegen die Mächte des Bösen, wovon in ANYAB noch keine Rede war, islamische Geistliche, Koranrezitationen und die Anrufung Allahs sind, womit das Werk sich , eigenwillig genug, in manchem Moment schon fast zu einem orthodox-islamischen, d.h. religiösen Film wandelt. Was AL-TA’WEEZA jedoch trotz und vor allen Dingen sehenswert macht, zumindest, wenn man nicht sowieso schon an einer Ziegenphobie leidet, ist eine Szene, die ich, ohne es zu wissen, schon immer habe sehen wollen, und die mich so beglückt hat wie lange nichts mehr. Eine Ziege, Bündnispartner des Teufels oder der Bocksbeinige höchstpersönlich, verfolgt unsere Familie durch die Großstadt, schießt aus ihren Augen mit Laserblitzen und bringt halbe Gebäude zum Einsturz, um die Verfolgten darunter zu begraben. Ich bin verzückt!