The Hooligan Factory - Nick Nevern (2014)
Verfasst: Mo 1. Sep 2014, 14:46
The Hooligan Factory - Helden ohne Hirn und Tadel
(The Hooligan Factory)
mit Jason Maza, Nick Nevern, Tom Burke, Ray Fearon, Steven O'Donnell, Morgan Watkins, Josef Altin, Ronnie Fox, Keith-Lee Castle, Lorraine Stanley, Craig Fairbrass, Neil Large, Juliet Oldfield, Billy Matthews, Alex Austin
Regie: Nick Nevern
Drehbuch: Nick Nevern / Michael Lindley
Kamera: Ali Asad
Musik: keine Information
FSK 16
Großbritannien / 2014
Die gute alte Hooligan Factory rollt wieder! Und das heißt, ein wüster Haufen fanatischer Typen prügelt sich durchs Land, um den hässlichsten aller Freizeitanzüge an die Spitze der gesamten englischen Hooligans zu kloppen. Denn wer könnte auf dem Kontinent die Überlegenheit des britischen Empire besser repräsentieren als Dex. Der Mann im roten Trainingsanzug ist schließlich eine Legende. Für seine Fans ist er jeden gebrochenen Knochen, jeden ausgeschlagenen Zahn und auch das ein oder andere auf dem Schlachtfeld verlorene Auge wert. Nur einer könnte ihn stoppen: The Baron - Seidenkimonoträger, Champagnerschlürfer und Todfeind. Zwei Götter des Hooligan-Olymp treten an zum finalen Gefecht ...
Im Prinzip ist die Hooligan-Thematik sicherlich nicht dafür geeignet sich über sie lustig zu machen, doch andererseits war es doch längst an der Zeit, das einmal jemand eine filmische Parodie kreiert. So hat sich dann Nick Nevern dieser Sache angenommen und mit "The Hooligan Factory" eine wunderbare Komödie auf den Weg gebracht, die trotz allen enthaltenen Humors zu keiner Zeit das Thema an sich der Lächerlichkeit preis gibt. Es sind vielmehr die überaus skurrilen Charaktere die in vorliegender Geschichte die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich ziehen, als das man jede Menge üble Schlägereien mit anschauen müsste. Schon die Vorstellung der einzelnen Figuren fällt absolut göttlich aus und selbstverständlich sind alle handelnden Personen mit Beinamen und Berufen ausgestattet, die das Dasein als Hooligan ad Absurdum führen. In einer der Hauptrollen ist auch Regisseur-und Drehbuchautor Nevern höchstpersönlich zu sehen und seine Interpretation des alternden-und gerade aus dem Gefängnis frei gekommenen Anführers Dex ist der absolute Hammer. Das optische Auftreten und die offensichtliche Hirnlosigkeit des Mannes wird immer wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt, was man jedoch auch auf sämtliche anderen Figuren beziehen kann.
So kann man sich denken, das "The Hooligan Factory" mit jeder Menge witzigen Dialogen aufwarten kann und zudem auch etliche Passagen beinhaltet, in denen die skurrilste Situationskomik zum tragen kommt. Das äußerst sich allein schon in der Eröffnungs-Sequenz des Filmes bei der man unwillkürlich an den britischen Film "The Essex Boys" erinnert wird und in dem Danny Dyer einen leider viel zu kurzen Gastauftritt hat. In diesem kurzen Ausschnitt wird klar welche Richtung die Geschichte einschlagen wird und das der Zuschauer sicherlich kein Szenario vorgesetzt bekommt, in dem einem der Humor auf brachiale Art und Weise serviert wird. Es handelt sich vielmehr um eine extrem gelungene Mischung aus ein wenig Slapstick, ein bisschen Überzeichnung und jede Menge Momente, die einen zum Schmunzeln bringen. Dadurch erscheint die gesamte Chose äußerst charmant und zieht die immer brisante Thematik keinesfalls ins übertrieben Lächerliche. Von Fußball ist hier sowieso nichts zu sehen, die Ereignisse drehen sich eher darum, wie die gute "Hooligan Factory" wieder in altem Glanz erstrahlen kann. Zwar werden beim späteren Streifzug der Gang durch das gesamte Land einige Prügeleien gezeigt, doch diese sind dabei ganz eindeutig auf die witzige Art konstruiert worden, als das man diese mit den üblichen Auseinandersetzungen ernsterer Genre-Vertreter vergleichen könnte. Ganz generell sollte man an dieser Stelle keine wirklichen Härten erwarten, was aber auch überhaupt nicht in das generell überdurchschnittlich gute Gesamtbild hinein gepasst hätte.
Und so sollte man dieses Werk auch auf keinen Fall als sogenannte "Verarschung" einer ernsten Thematik ansehen, sondern vielmehr als köstliche Parodie, in der man mit echten Highlights wirklich nicht gegeizt hat. Streckenweise sollte man bei dem enthaltenen Humor aber auch genau hinsehen, denn oft geben sich die großen Lacher erst auf den zweiten Blick zu erkennen. An manchen Stellen gibt sich auch der schwarze britische Humor zu erkennen, der den Ereignissen sogar eine gewisse Tiefe verleiht. Nick Nevern hat also mit seinem zweiten Spielfilm eine wirklich beachtenswerte Komödie vorgelegt an der man durchgehend seine helle Freude haben wird. Dabei ist durchaus der wagemutige Spagat als gelungen zu bezeichnen, die Abläufe mit jeder Menge Humor zu versehen, aber die normalerweise sehr ernste und bedrohliche Thematik zu keiner Zeit der Lächerlichkeit preis zu geben. Unter diesen Gesichtspunkten funktioniert "The Hooligan Factory" ganz ausgezeichnet und dürfte bei nicht gerade wenigen Leuten für einen herzhaft witzigen Film-Genuss sorgen, dem man definitiv eine Chance geben sollte.
Letztendlich ist es die skurrile-und äußerst charmante Mischung die hier für beste-und kurzweilige Unterhaltung sorgt. Absoluter Höhepunkt sind dabei bestimmt die Darsteller, die durch die Bank alle mit erstklassigen Leistungen aufwarten und dem Geschehen so ganz unweigerlich ihren Stempel aufdrücken. Bissiger Wortwitz, grotesk anmutende Situationen und allerlei Klamauk runden die ganze Sache nahezu perfekt ab, so das man an dieser Stelle eine dicke Empfehlung aussprechen kann. Wer immer schon einmal herzhaft über ein ernstes Thema schmunzeln wollte ist bei diesem Werk bestens aufgehoben und wird seine Freude an dieser hervorragenden Hooligan-Parodie haben.
Fazit:
nach etlichen ernsten Genre-Filmen werden die Gruppierungen der Hooligans nun auch einmal mit einem lachenden Auge betrachtet. Grelle Outfits und wenig Hirn sind dabei Trumpf, wodurch der Unterhaltungswert der Geschichte von der ersten bis zur letzten Minute vorprogrammiert ist.
8/10