L'osceno desiderio - Giulio Petroni (1978)
Verfasst: So 21. Sep 2014, 00:59
L'OSCENO DESIDERIO / POSEÍDA / OBSCENE DESIRE (1978)
mit Marisa Mell, Chris Avram, Lou Castel, Laura Trotter, Xavier Escrivá, Victor Israel, Paola Maiolini, u.a.
eine italienisch-spanische Gemeinschaftsproduktion der Cineiniziative | Triton P.C.
ein Film von Giulio Petroni
»Il figlio di Satan!«
Die Amerikanerin Amanda (Marisa Mell) heiratet den wohlhabenden Andrea (Chris Avram), der sie in ein düsteres Herrenhaus mit gothischem Einschlag mitnimmt um dort zu leben. Schon schnell wird der zunächst verblüfften, und später verängstigten Amanda klar, dass dort irgend etwas nicht zu stimmen scheint, denn es geschehen merkwürdige, vielleicht sogar übernatürliche Dinge. Auch ihr Ehenmann scheint mit verstreichender Zeit immer sonderbarer zu werden. Ist er dabei, den Verstand zu verlieren? Merkwürdige Gestalten treiben dort ihr Unwesen, doch wer der beteiligten Personen ist für die stattfindenden schwarzen Messen, die abartigen Rituale und die Serienmorde an mehreren Prostituierten verantwortlich? Oder wohnt man in diesem Haus tatsächlich mit dem Bösen Tür an Tür...?
Mit Entsetzen hatte ich dieses Werk von Giulio Petroni (hier unterwegs als Jeremy Scott) in Erinnerung, und eigentlich habe ich diesen Horror-Film stets in der Luft zerrissen. "L'osceno desiderio" gewinnt beim mehrmaligen Anschauen und kommt überraschenderweise immer ein Stück weit stimmiger vor und er war erneut ganz gut auszuhalten. Hin und wieder war mir so, als verspüre ich einen großen Unterhaltungswert, was allerdings immer noch nicht bedeutet, dass es sich um einen Beitrag handelt, der ungerechtfertigt mit Vergessenheit abgestraft wird. Dafür wurde hier einfach zu viel Potential liegen gelassen. Möglicherweise hatte ich auch immer Vorbehalte gegen diese unwirsche Produktion, weil sie die Karriere von Marisa Mell recht gut charakterisiert, die nämlich zu dieser Zeit bereits in den vorletzten Zügen lag, die Angebote spärlich wurden, und bestenfalls eigentlich nur noch Belanglosigkeiten abgespult wurden. Hier sieht man im Endeffekt zahlreiche Anleihen aus großen Klassikern des internationalen Horror-Films, versehen mit einer Parallel-Handlung rund um die Prostituierten-Morde, die sich vielleicht in einem Giallo wohler gefühlt hätte und haufenweise (Ein-)Stellungen aus den Dunstkreisen der eindeutigeren Expositionen bietet. Aber Petronis Film steht in dieser Beziehung gewiss nicht alleine da, denn es wurden ja unzählige Plagiate auf den Markt geworfen und wenn man es einmal so betrachtet, ist "L'osceno desiderio" sicherlich noch weit vom Bodensatz entfernt.
Marisa Mell sieht man hier noch einmal in äußerst guter körperlicher Konstitution, allerdings mit befremdlicher Perücke als willige Expertin für Sex-Rangeleien jeglicher Art. Auch ist diese Rolle in ihrer Filmografie gar nicht so drittklassig wie man auf den ersten oder zweiten Blick vermuten könnte, denn es handelt sich um eine ihrer letzten großen Hauptrollen. Sie schmeißt den Film zwar im Alleingang, aber bei ihrer Leistung zeigen sich schon Licht- und Schattenseiten, denn oftmals wirkt sie dem Empfinden nach total gelangweilt, müde und lustlos, was sich 1:1 auf den Zuschauer übertragen kann und es sieht so aus, als könne man ihre Tagesform genau sehen. Die Sex-Szenen mit Chris Avram sind selbst für Marisa Mells Verhältnisse eher gewagt, beispiellos wird es, wenn sich das unsichtbare, dämonische Wesen mit ihr paart. Diese Sequenz wird eingeleitet mit Hecheln und Stöhnen aus dem Off, Amanda bietet sich bereitwillig an und plötzlich befinden sich Kamera und Zuschauer unmittelbar am Ort des Geschehens, nämlich zwischen Marisa Mells Schenkeln, bis die lang gezogene und sehr eindringlich ausgeschlachtete Parrungsszene in eine Masturbationsszene übergeht. Derartiges - ich muss fast sagen - amüsiert mich ja normalerweise in solchen Streifen, man denke da beispielsweise an den unterhaltsamen "Magdalena - vom Teufel besessen", aber in diesem Szenario wirkt das schon eher ernüchternd. Marisa Mell am Tiefpunkt ihrer filmischen Höhepunkte zu sehen, vor allem wenn man weiß, wie überaus frappierend und ästhetisch sie Erotik-Szenen interpretieren oder besser gesagt simulieren konnte, lässt leider den Eindruck entstehen, dass ihre Partizipation lediglich eine Verzweiflungstat gewesen sein dürfte. Aber wer weiß das schon?
'Obscene Desire' wirkt bestimmt in vielerlei Hinsicht eher drittklassig, aber wenn wir schon davon sprechen, besonders im ersten Drittel der Geschichte sieht man wirklich gelungene Fragmente, die sich vor allem in den Bildkompositionen in Verbindung mit der Musik von Carlo Savina, die erneut 1000 Gesichter zu haben scheint, hervorheben. Das dunkle Haus, das voller Geräusche steckt, den weitläufigen Park im nächtlichen Sturm, den Amanda in ihrem flatternden, weißen Nachthemd durchquert, die eigenartigen Personen, die Séancen abhalten, und die konträr wirkenden Szenen, in denen Prostituierte angeheuert werden, bis die tatsächlich atmosphärische Dichte dem immer vehementer werdenden Sex-Einschlag weichen muss. Der Plot ist definitiv nichts Neues, wirkt zu arg gestreckt, und hält auch keine besonderen Paukenschläge bereit. Dieser zähe Verlauf verschluckt sogar beinahe so manchen rar gesäten und umständlich angebahnten Twist. Obligatorische Szenen der versuchten Austreibung durch einen Pfarrer oder Zustände der Besessenheit haben Seltenheitscharakter, wobei in diesen Fällen eine gelungene Parallel-Montage zu Stande kam. Das Finale bringt Ernüchterung und entlarvt sich leider als Gurke, weil das offene Ende (übrigens prädestiniert für eine Fortsetzung) nicht zufriedenstellend wirkt. Verschenkt! Mich unterhält "L'osceno desiderio" mittlerweile immer wieder recht gut und das ist ganz schön, weil ich den Film eigentlich immer als eine Art Horror-Bodensatz angesehen habe, für Marisa Mell-Fans ist das Ganze nur schwer bekömmlich, könnte sogar im Rahmen der Exposition schockierend wirken, tja, und ansonsten braucht man diese x-te Variante des international-infernalen Beischlafs eigentlich nicht gesehen haben. Diese krude Umsetzung einer potentiell interessanten Konstruktion würde möglicherweise einige Anhänger finden, wenn da nicht der große Sumpf der Vergessenheit wäre. EXPO 1978 - Für die Galerie.
Mit Entsetzen hatte ich dieses Werk von Giulio Petroni (hier unterwegs als Jeremy Scott) in Erinnerung, und eigentlich habe ich diesen Horror-Film stets in der Luft zerrissen. "L'osceno desiderio" gewinnt beim mehrmaligen Anschauen und kommt überraschenderweise immer ein Stück weit stimmiger vor und er war erneut ganz gut auszuhalten. Hin und wieder war mir so, als verspüre ich einen großen Unterhaltungswert, was allerdings immer noch nicht bedeutet, dass es sich um einen Beitrag handelt, der ungerechtfertigt mit Vergessenheit abgestraft wird. Dafür wurde hier einfach zu viel Potential liegen gelassen. Möglicherweise hatte ich auch immer Vorbehalte gegen diese unwirsche Produktion, weil sie die Karriere von Marisa Mell recht gut charakterisiert, die nämlich zu dieser Zeit bereits in den vorletzten Zügen lag, die Angebote spärlich wurden, und bestenfalls eigentlich nur noch Belanglosigkeiten abgespult wurden. Hier sieht man im Endeffekt zahlreiche Anleihen aus großen Klassikern des internationalen Horror-Films, versehen mit einer Parallel-Handlung rund um die Prostituierten-Morde, die sich vielleicht in einem Giallo wohler gefühlt hätte und haufenweise (Ein-)Stellungen aus den Dunstkreisen der eindeutigeren Expositionen bietet. Aber Petronis Film steht in dieser Beziehung gewiss nicht alleine da, denn es wurden ja unzählige Plagiate auf den Markt geworfen und wenn man es einmal so betrachtet, ist "L'osceno desiderio" sicherlich noch weit vom Bodensatz entfernt.
Marisa Mell sieht man hier noch einmal in äußerst guter körperlicher Konstitution, allerdings mit befremdlicher Perücke als willige Expertin für Sex-Rangeleien jeglicher Art. Auch ist diese Rolle in ihrer Filmografie gar nicht so drittklassig wie man auf den ersten oder zweiten Blick vermuten könnte, denn es handelt sich um eine ihrer letzten großen Hauptrollen. Sie schmeißt den Film zwar im Alleingang, aber bei ihrer Leistung zeigen sich schon Licht- und Schattenseiten, denn oftmals wirkt sie dem Empfinden nach total gelangweilt, müde und lustlos, was sich 1:1 auf den Zuschauer übertragen kann und es sieht so aus, als könne man ihre Tagesform genau sehen. Die Sex-Szenen mit Chris Avram sind selbst für Marisa Mells Verhältnisse eher gewagt, beispiellos wird es, wenn sich das unsichtbare, dämonische Wesen mit ihr paart. Diese Sequenz wird eingeleitet mit Hecheln und Stöhnen aus dem Off, Amanda bietet sich bereitwillig an und plötzlich befinden sich Kamera und Zuschauer unmittelbar am Ort des Geschehens, nämlich zwischen Marisa Mells Schenkeln, bis die lang gezogene und sehr eindringlich ausgeschlachtete Parrungsszene in eine Masturbationsszene übergeht. Derartiges - ich muss fast sagen - amüsiert mich ja normalerweise in solchen Streifen, man denke da beispielsweise an den unterhaltsamen "Magdalena - vom Teufel besessen", aber in diesem Szenario wirkt das schon eher ernüchternd. Marisa Mell am Tiefpunkt ihrer filmischen Höhepunkte zu sehen, vor allem wenn man weiß, wie überaus frappierend und ästhetisch sie Erotik-Szenen interpretieren oder besser gesagt simulieren konnte, lässt leider den Eindruck entstehen, dass ihre Partizipation lediglich eine Verzweiflungstat gewesen sein dürfte. Aber wer weiß das schon?
'Obscene Desire' wirkt bestimmt in vielerlei Hinsicht eher drittklassig, aber wenn wir schon davon sprechen, besonders im ersten Drittel der Geschichte sieht man wirklich gelungene Fragmente, die sich vor allem in den Bildkompositionen in Verbindung mit der Musik von Carlo Savina, die erneut 1000 Gesichter zu haben scheint, hervorheben. Das dunkle Haus, das voller Geräusche steckt, den weitläufigen Park im nächtlichen Sturm, den Amanda in ihrem flatternden, weißen Nachthemd durchquert, die eigenartigen Personen, die Séancen abhalten, und die konträr wirkenden Szenen, in denen Prostituierte angeheuert werden, bis die tatsächlich atmosphärische Dichte dem immer vehementer werdenden Sex-Einschlag weichen muss. Der Plot ist definitiv nichts Neues, wirkt zu arg gestreckt, und hält auch keine besonderen Paukenschläge bereit. Dieser zähe Verlauf verschluckt sogar beinahe so manchen rar gesäten und umständlich angebahnten Twist. Obligatorische Szenen der versuchten Austreibung durch einen Pfarrer oder Zustände der Besessenheit haben Seltenheitscharakter, wobei in diesen Fällen eine gelungene Parallel-Montage zu Stande kam. Das Finale bringt Ernüchterung und entlarvt sich leider als Gurke, weil das offene Ende (übrigens prädestiniert für eine Fortsetzung) nicht zufriedenstellend wirkt. Verschenkt! Mich unterhält "L'osceno desiderio" mittlerweile immer wieder recht gut und das ist ganz schön, weil ich den Film eigentlich immer als eine Art Horror-Bodensatz angesehen habe, für Marisa Mell-Fans ist das Ganze nur schwer bekömmlich, könnte sogar im Rahmen der Exposition schockierend wirken, tja, und ansonsten braucht man diese x-te Variante des international-infernalen Beischlafs eigentlich nicht gesehen haben. Diese krude Umsetzung einer potentiell interessanten Konstruktion würde möglicherweise einige Anhänger finden, wenn da nicht der große Sumpf der Vergessenheit wäre. EXPO 1978 - Für die Galerie.