Ein Sarg aus Hongkong - Manfred R. Köhler (1964)
Verfasst: Mo 22. Sep 2014, 11:47
Ein Sarg aus Hongkong
(Ein Sarg aus Hongkong)
mit Heinz Drache, Elga Andersen, Ralf Wolter, Sabine Sesselmann, Willy Birgel, Chien Yu, Tommy Ray, Monika John, Greta Chi, Angela Bo, Henri Guégan, Michael Bulmer, Pierre Richard, Kurt Beck, Amy Cheung
Regie: Manfred R. Köhler
Drehbuch: James Hadley Chase (Roman) / Manfred R. Köhler
Kamera: Klaus von Rautenfeld
Musik: Karl Barthel / Fred Strittmatter
FSK 16
Deutschland / 1964
Nachdem er die Leiche einer Chinesin in seiner Wohnung entdeckt hat, wird der Londoner Privatdetektiv Ryan von einem Industriellen beauftragt, in Hongkong den Tod von dessen Sohn zu untersuchen. In Begleitung seines Assistenten Bob Tooly begibt sich Ryan nach Asien, wo er Drogenschmugglern auf die Schliche kommt und herausfindet, dass der Sohn seines Auftraggebers vielleicht gar nicht so tot ist, wie es den Anschein hat.
Der deutsche Krimi wurde in den 60er Jahren insbesondere von den Edgar Wallace-und Dr. Mabuse Verfilmungen geprägt und so gab es auch immer wieder Filme, die eher unbeachtet eine Art Schattendasein fristen mussten. Dazu zählt bestimmt auch der eher unbekannte Titel "Ein Sarg aus Hongkong", der auf dem Roman "A Coffin from Hong Kong" von James Hadley Chase basiert und gleichzeitig das Regie-Debüt von Manfred R. Köhler darstellt. Dabei hätte die hier erzählte Geschichte durchaus ein wenig Aufmerksamkeit verdient, offenbart sich doch ein gut in Szene gesetzter Krimi mit Heinz Drache in der Hauptrolle, der zur damaligen Zeit ja ganz eindeutig zu den besten und bekanntesten deutschen Darstellern gezählt hat und auch in etlichen Wallace-Krimis mitwirkte. Aus heutiger Sicht mag der Film sicherlich ein wenig angestaubt und antiquiert erscheinen, doch gerade Fans des Genres und Nostalgiker dürften über die deutsche Erstveröffnetlichung auf DVD sehr erfreut sein.
Von Anfang an lässt sich ein gut aufgebauter Spannungsbogen erkennen der sich auch fast bis zum Ende hin aufrecht erhalten kann. Allerdings sollte man auch fairerweise anmerken, das vor allem der geneigte Krimi-Fan auch schon recht frühzeitig erkennen kann, in welche Richtung das gesamte Geschehen tendiert. Das ändert jedoch nichts an der Klasse eines Filmes der mit einer gesunden Mischung aus Spannung, Action, tollen Schauplätzen und einer Prise Humor daher kommt und so gut 90 Minuten beste Unterhaltung anbietet. Die humorige Note wird dabei hauptsächlich durch den kauzigen Ralf Wolter eingestreut, der den meisten sicherlich aus den Winnetou-Filmen bekannt sein dürfte und der hier den Assistenten von Heinz Drache mimt. Die beiden sind in Hongkong so einigen Gefahren ausgesetzt, als sie die Hintergründe eines mysteriösen Mordes aufklären wollen und dabei auf immer mehr Zusammenhänge stoßen, die den Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Zugegebenermaßen erscheint dabei nicht immer alles vollkommen logisch und diverse Abläufe wirken manchmal sogar etwas konstruiert, doch insgesamt gesehen ist das dem Unterhaltungswert des Szenarios in keinster Weise abträglich. Selbst die Vorhersehbarkeit gewisser Dinge kann man verzeihen, so muss man ganz sicher kein Abitur besitzen um frühzeitig zu erkennen, auf was die ganze Chose letztendlich hinaus läuft und wer hinter den ganzen Ereignissen steckt, mit denen die beiden Hauptfiguren hier konfrontiert werden. Köhler hat seiner Erzählung ein für die damalige Zeit ordentliches Tempo verliehen und in mehreren Passagen der Geschichte bekommt man sogar ganz gute Action zu sehen. Natürlich sollte man dabei nie die Entstehungszeit dieses Werkes außer acht lassen, denn gerade die Nahkämpfe in die Heinz Drache mehrmals verwickelt wird sind nicht an heutigen Maßstäben zu messen. Es sind aber genau diese Aspekte die diesem Film seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken und ihn nahezu unverwechselbar in die 60er Jahre einordnen, zudem entsteht dadurch dieser einzigartige Charme, der die Werke dieser Dekade so ganz besonders auszeichnet.
Und so sollte jeder Genre-Fan auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn auch wenn "Ein Sarg aus Hongkong" sicherlich nicht zu den filmischen Meisterwerken zu zählen ist, bekommt man an dieser Stelle ein herrliches Kleinod serviert, das man sich auch heute immer noch sehr gut anschauen kann. Es ist sehr schön das sich ein Label wie Ascot Elite auch immer wieder solcher vergessener Perlen annimmt und diese in seiner "Cinema Treasure" Reihe veröffentlicht, denn so bekommen auch einmal die eher unbekannten deutschen Krimis die Chance, der breiten Masse zugänglich gemacht zu werden und erlangen so vielleicht endlich Aufmerksamkeit, die sie aufgrund der vorhandenen Klasse auf jeden Fall verdient haben.
Fazit:
Wer die alten deutschen Krimis zu schätzen weiß sollte sich diese kleine Perle auf jeden Fall in die Sammlung stellen, denn trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit bietet "Ein Sarg aus Hongkong" erstklassige Filmkost. Mit einer Vorliebe für das Genre kommt man nicht an diesem Werk vorbei und Nostalgiker werden sicherlich schon aus Prinzip zugreifen.
7/10