Unter Freunden - Danielle Harris (2012)
Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 11:45
Unter Freunden
(Among Friends)
mit Alyssa Lobit, Jennifer Blanc, Kamala Jones, AJ Bowen, Brianne Davis, Christopher Backus, Dana Daurey, Chris Meyer, Kane Hodder, Bryan Kirkwood, Denny Kirkwood, Amber West, Matthew Ziff, Nate Vormehr
Regie: Danielle Harris
Drehbuch: Alyssa Lobit
Kamera: John Orphan
Musik: Cody Westheimer
keine Jugendfreigabe
USA / 2012
Bernadette hat eine Spezialität: Sie liebt es, ihren Freundeskreis zu Abendessen einzuladen, die unter einem besonderen Motto stehen. Wenn sie ruft, dann kommen alle. Diesmal soll es um ein Mordgeheimnis gehen. Aber Bernadette hat mehr als nur ein Spiel im Sinn: Allen Anwesenden werden Drogen eingeflößt, die sie hellwach bleiben, aber doch bewegungsunfähig werden lassen: Danach zeigt sie der hilflosen Gruppe, was sie alles an Geheimnissen und Gemeinheiten über jeden Einzelnen herausgefunden hat. Jetzt wird's ernst.
Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde
Zu dieser Feststellung kann man durchaus gelangen wenn man das neueste Werk von Danielle Harris (Halloween 5, Hatchet III) gesichtet hat, in dem die bekannte Schauspielerin auch ihr Regie-Talent erkennen lässt. Der Filmtitel sollte dabei eher in Anführungszeichen gesetzt werden, denn mit zunehmender Laufzeit stellt sich immer mehr die Frage, ob man sich hier auch unter echten Freunden befindet. Harris hat nicht nur eine bitter-böse und extrem schwarzhumorige Horror-Komödie in Szene gesetzt, sondern führt den Zuschauer auch zwangsläufig dazu über eigene Freundschaften nachzudenken. Die Geschichte beinhaltet nämlich nicht nur die üblichen Zutaten eines Horrorfilmes, sondern mischt das Ganze auch noch recht gekonnt mit den allseits beliebten Folter-Elementen und hinterfragt gleichzeitig den Begriff Freundschaft, der doch gerade in der heutigen Zeit sehr oft viel zu schnell gebraucht wird. Dabei beginnt die Chose äußerst locker und beschwingt, wenn einige Leutchen sich im Haus von Bernadette versammeln, um dort eine ihrer berühmten Party's zu feiern. Die ausgelassene Stimmung ist jedoch relativ schnell verschwunden und für die Gruppe angeblicher Freunde gestaltet sich das Ganze mit zunehmender Laufzeit zu einem blutigen Horror-Trip, in dem etliche kleinere und größere Lügen an das Tageslicht gelangen, die die jeweiligen Beziehungen untereinander in ein vollkommen anderes Licht rücken.
Voyeurismus, Vergewaltigung und eklatanter Vertrauens-Missbrauch rücken immer mehr in den Fokus und all diese Dinge werden den Beteiligten durch aufgenommene Videos unter die Nase gerieben, so das sich auch niemand mit irgendwelchen Lügen herausreden kann. Es entwickelt sich immer mehr ein absolut perfides Katz-und Maus Spiel, in dem allerdings die Gastgeberin die Regeln vorgibt und die Zügel ganz klar in ihren Händen hält. Für ihre ausgewählten Opfer gibt es dabei keine Chance zu entkommen und so müssen sie seelische und körperliche Folterungen über sich ergehen lassen. Der visuelle Härtegrad der Geschehnisse ist dabei durchaus angemessen, allerdings sollte man keinesfalls ein blutiges Spektakel erwarten, denn der übliche Rahmen wird zu keiner Zeit gesprengt. Für den Betrachter entfaltet sich die eigentliche Härte auch vielmehr im Kopf, zudem beschäftigt man sich eigentlich die ganze Zeit über mit dem Gedanken, was eine wirkliche Freundschaft ausmacht.
Gemischt mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus entwickelt sich so ein gut unterhaltendes Szenario das mit etlichen Seitenhieben versehen ist und diverse schwarzhumorige Momente beinhaltet. Die Laufzeit von gerade einmal gut 75 Minuten ist dabei nahezu perfekt gewählt, denn innerhalb dieser Zeitspanne wird dann auch das Potential der Geschichte ausgeschöpft und jede Verlängerung hätte das Ganze nur künstlich in die Länge gezogen. So aber wird sicher gestellt das keinerlei Längen auftreten und man durchgehend kurzweilige Filmkost geboten bekommt. Auch das gewählte Ende unterstützt den insgesamt sehr guten Gesamteindruck, denn als sich nach gut einer Stunde eine Wendung der Ereignisse andeutet, hat Harris eine nochmalige Kehrtwendung eingebaut, die dem Geschehen den genau richtigen Schlusspunkt verpasst und dabei mit einem relativ offenen Ende aufwartet, das zusätzlich noch einmal die Fantasie des Betrachters in Gang setzt der sich die noch folgenden Dinge selbst ausmalen kann.
Letztendlich ist es wieder einmal Geschmackssache, doch mir persönlich hat dieser kleine, aber richtig fiese Film äußerst gut gefallen. Sicherlich offenbart sich im Bezug auf den Inhalt nicht unbedingt viel Innovation, aber Harris präsentiert ein kurzweiliges Intermezzo, das auch phasenweise mit recht skurrilen Momenten aufwartet. Am besten macht man sich selbst ein Bild über die sogenannten Freunde und hinterfragt danach einmal seine eigenen Freundschaften, bei denen die hier dargestellten Verfehlungen hoffentlich nicht thematisiert werden müssen.
Fazit:
"Unter Freunden" ist kein filmisches Meisterwerk, bietet aber sehenswerte Unterhaltung, die man sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen sollte. Böse, gemein und streckenweise auch blutig werden hier einige Leute mit ihren Lügen konfrontiert und müssen dabei schmerzhaft feststellen, das sie einige ihrer Handlungen wohl etwas besser hätten überlegen sollen.
7/10