Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Beitrag von jogiwan »

Liquid Sky

Bild

Originaltitel: Liquid Sky

Herstellungsland: USA / 1982

Regie: Slava Tsukerman

Darsteller: Anne Carlisle, Paula Sheppard, Susan Doukas, Otto von Wernherr, Bob Brady

Story:

Die androgyne Margret ist ein Model im New Yorker Underground und lebt gemeinsam mit der Konzeptkünstlerin, Drogendealerin und Musikerin Adrian in einer schicken und Neon-durchfluteten Dachgeschoßwohnung. Also dort eines Tages auf der Terrasse ein kleines UFO landet, ahnt Margret nicht, dass sich binnen kürzester Zeit ihr Leben auf den Kopf stellen wird und sie unwissentlich auch ihr Umfeld in größte Gefahr bringt. Ihre unterschiedlichen Sexualpartner sterben beim Akt und verschwinden anschließend und das Model gerät ins Visier eines deutschen Wissenschaftlers, der die Theorie aufgestellt hat, dass sich der außerirdische Organismus von Endorphinen ernährt, die bei Sexkonsum auf Heroin freigesetzt werden und die junge Frau in größter Gefahr ahnt...
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jogiwan
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Re: Liquid Sky - Slava Tuskerman (1982)

Beitrag von jogiwan »

„Liquid Sky“ ist ja nicht nur eine der zahlreichen Bezeichnungen für Heroin, sondern auch der Titel eines sehr schrägen Underground-Filmchen aus dem Jahr 1982, dass von dem russisch-stämmigen Regisseur Slava Tsukerman, der Designerin Nina V. Kerova und der Kunststudentin Anne Carlisle inszeniert wurde. Dabei ist der Streifen weniger der angekündigte Sci-Fi-Film, als viel mehr ein existenzielles Low-Budget-Underground-Drama über ein Model und ein interessantes Zeitdokument der New-Wave und Punk-Szene, das sich auch einer ungewöhnlichen Bild- und Ton-Ästhetik bedient, die mich irgendwie in der Machart an den deutschen Streifen „Kalt wie Eis“ erinnert hat. Die Geschichte über Aliens, die auf der Suche nach Botenstoffen sind, die von Drogensüchtigen beim Sex ausgeschüttet ist dabei eher nebensächlich und der Streifen konzentriert sich auch eher auf die androgyne Figur der Margret, die zwischen Penthouse-Wohnung und Underground-Club vom eigenen künstlerischen Anspruch, Drogenkonsum ihres Umfelds und Gleichgültigkeit ihrer Zeit zerrieben wird. Alles hochgradig speziell und künstlerisch in Szene gesetzt dürfte „Liquid Sky“ mit minimalistischen Synthie-Score auch eher ein Publikum ansprechen, dass sich an unkonventioneller Konzept-Kunst, theatralischen Darbietungen, Neon-Optik und derartigen Zeitdokumenten aus dem Underground erfreuen kann. Ich zum Beispiel!
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karlAbundzu
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Re: Liquid Sky - Slava Tuskerman (1982)

Beitrag von karlAbundzu »

Am 9. September in Bremen zu sehen:
http://weird-xperience.de/weird-xperien ... iquid-sky/

Und der Regisseur heißt Tsukerman, oder?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Beitrag von jogiwan »

karlAbundzu hat geschrieben:Am 9. September in Bremen zu sehen:
http://weird-xperience.de/weird-xperien ... iquid-sky/
hui - sehr schön!
karlAbundzu hat geschrieben: Und der Regisseur heißt Tsukerman, oder?
ist korrigiert - danke!
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karlAbundzu
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Re: Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Beitrag von karlAbundzu »

Obwohl Tusker Man ein toller Comic Character wäre.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Beitrag von karlAbundzu »

New York, frühe 80er. Ein UFO landet auf einem Appartment des Modells Margaret. Die Szenerie spielt im Millieu der Mode- und Kunstszene, die damals in den Clubs herrschte. Drogen und Sex waren angesagt.
Ein West-Berliner Forscher verfolgt die Ausserirdischen, die sich von den Endorphinen ernähren, die beim Highsein oder beim Orgasmus entstehen. Und hat so bei Margaret viel zu futtern...
WIe eine kleine Zeitreise: Das wilde New York zu der Zeit, da wurde herumprobiert.
Eine Frau vom Lande versucht ihr Glück zu machen und gerade nicht mehr fremdbestimmt zu werden, eigentlich will sie auf alle möglichen Ebenen selbstbestimmt sein. Vermeintlicher Weise ist die NYer New Wave Szene hier der richtige Spielort, aber auch hier spürt sie die Abhängigkeiten. Abhängig von Drogen, aus der ehemaligen freien Liebe wurde die ständige Bereitschaft zu Sex mit jedem. Geschlechterollen und -unterschiede stehen immer noch im Vordergrund. So kommen ihr die Ausserirdischen fast wie eine Befreiung vor, ihre Möse wird zur Mordwaffe, die sie nach traumatischen Erfahrungen auch zur Rache nutzt.
Wow, was ein Film, wild und bunt. Zweitsichtung nach circa 20 Jahren: Ich hatte ihn noch wilder (also mit mehr Disco- und Musikszenen) in Erinnerung, auch wilder geschnitten, hier gab es im Mittelteil tatsächlich viel Zweier - Dialoge aneinadergeschnitten. Und auch die Berlin-Connection war mir nicht so klar; nicht nur der Wissenschaftler kommt aus West-Berlin, auch ist dass der Sehnsuchtsort von Margaret und ihrer Lebensgefährtin mit Nekrophilen Anwandlungen. Die Lebensgefährtin wird toll gespielt von Paula Sheppard, die mir so bekannt vorkommt, aber laut imdb nur 6 Jahre vorher in Communion - Messe des Grauens (Alice sweet Alice) mitspielt, den ich nicht kenne.
Anne Carlisle, die Hauptdarstellerin spielt hier auch noch das männliche drogensüchtige Model und Konkurrent Jimmy, auch supe rund wunderschön, schrieb am Drehbuch mit und liess autobiographisches einfliessen, und stellte ihr Appartment für die Dreharbeiten zur Verfügung (für die Lage der Wohnung würde heute manch einer einiges tun, damals wohnten da Kunststudentinnen). Apropos Berlin Connection, Anne Carlisle drehte das Video zu YOU/YOU von der Berliner Art Punk Wave Band Malaria!, als diese zu Aufnahmen in NY weilten.
Absolute Empfehlung, was Inhalt, style, Musik und NY-Bilder angeht, toll!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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jogiwan
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Re: Liquid Sky - Slava Tsukerman (1982)

Beitrag von jogiwan »

und jetzt ratet mal, wer sich letzte Woche die italienische Blu-Ray mit deutschen UTs geordert hat... :???:
camera obscura hat geschrieben: Unsere heutige Ankündigung ist ein quasi-"Companion piece" zu DECODER und ein ganz großer persönlicher Favorit. Wir arbeiten an einer UHD- und Blu-ray-Edition des Punk-New-Wave-Sci-Fi-New-York-Underground-LGBTQ-Kultklassiker LIQUID SKY von 1982. Wer ihn nicht gesehen hat, muss das dringend nachholen -- ein Film, der einen nie mehr loslassen wird. Midnight Madness in Reinkultur! Auch bei diesem Projekt arbeiten wir eng mit dem Regisseur, dem wunderbaren Slava Tsukerman, zusammen, um euch eine ultimative Veröffentlichung des Films bieten zu können.
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Re: Liquid Sky - Slava Tuskerman (1982)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Do 16. Okt 2014, 07:54 „Liquid Sky“ ist ja nicht nur eine der zahlreichen Bezeichnungen für Heroin, sondern auch der Titel eines sehr schrägen Underground-Filmchen aus dem Jahr 1982, dass von dem russisch-stämmigen Regisseur Slava Tsukerman, der Designerin Nina V. Kerova und der Kunststudentin Anne Carlisle inszeniert wurde. Dabei ist der Streifen weniger der angekündigte Sci-Fi-Film, als viel mehr ein existenzielles Low-Budget-Underground-Drama über ein Model und ein interessantes Zeitdokument der New-Wave und Punk-Szene, das sich auch einer ungewöhnlichen Bild- und Ton-Ästhetik bedient, die mich irgendwie in der Machart an den deutschen Streifen „Kalt wie Eis“ erinnert hat. Die Geschichte über Aliens, die auf der Suche nach Botenstoffen sind, die von Drogensüchtigen beim Sex ausgeschüttet ist dabei eher nebensächlich und der Streifen konzentriert sich auch eher auf die androgyne Figur der Margret, die zwischen Penthouse-Wohnung und Underground-Club vom eigenen künstlerischen Anspruch, Drogenkonsum ihres Umfelds und Gleichgültigkeit ihrer Zeit zerrieben wird. Alles hochgradig speziell und künstlerisch in Szene gesetzt dürfte „Liquid Sky“ mit minimalistischen Synthie-Score auch eher ein Publikum ansprechen, dass sich an unkonventioneller Konzept-Kunst, theatralischen Darbietungen, Neon-Optik und derartigen Zeitdokumenten aus dem Underground erfreuen kann. Ich zum Beispiel!
Gestern wieder geguckt und noch immer ist "Liquid Sky" ein sehr ungewöhnlicher Streifen voller Zeit-, Lokalkolorit und ungewöhnlicher Sci-Fi-Geschichte, die eigentlich nur als Aufhänger dient um den Zuschauer einen spannenden Ausflug in das New York Anfang der Achtzigerjahre und eine drogengeschwängerte Subkultur aus Kunst- und Performance-Art zu präsentieren. Alles hochgradig faszinierend, unkonventionell, sperrig, schrill und längst vergangen und verloren. Wenn man aber schon nicht dabei sein konnte, so bleibt zumindest dieser Film, der mich auch immer wieder aufs Neue begeistert.
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