Die Höhle - Alfredo Montero (2014)
Verfasst: Sa 18. Okt 2014, 15:07
Die Höhle
(La Cueva)
mit Marta Castellote, Xoel Fernández, Eva García-Vacas, Marcos Ortiz, Jorge Páez
Regie: Alfredo Montero
Drehbuch: Alfredo Montero / Javier Gullón
Kamera: Alfredo Montero
Musik: Carlos Goñi
FSK 16
Spanien / 2014
Eine Gruppe von fünf Urlaubern erforscht auf der Insel Formentera eine bislang unentdeckte Höhle. Während sie immer tiefer ins unterirdische Labyrinth vordringen, müssen sie bald erkennen, dass sie den Weg hinaus nicht mehr finden können. Sie beschließen ihre Suche am nächsten fortzusetzen. Doch auch in den kommenden Tagen gibt es kein Entrinnen. Ohne Nahrung, Licht oder Wasser macht sich Panik breit. Es gibt kein Entkommen! Was als spannendes Abenteuer beginnt, endet in einem Fiasko. Aus Freunden werden Feinde, aus Menschen blutrünstige Kannibalen!
Obwohl in den letzten Jahren gerade im Bereich des Found Footage Filmes eine reichliche Übersättigung stattgefunden hat wird man in regelmäßigen Abständen immer wieder mit Werken dieser Art konfrontiert. Leider handelt es sich dabei zumeist um eher einschläfernde Geschichten, doch manchmal ist auch immer wieder ein sehenswerter Genre-Beitrag dabei, der den Zuschauer mit einer gepflegten Gänsehaut überzieht. "Die Höhle" gehört in meinen Augen zu diesen Ausnahmen und auch wenn die Story sicherlich nicht neu oder gar innovativ erscheint offenbart sich ein Geschehen voller Dramatik, das vor allem auch in atmosphärischer Hinsicht zu überzeugen weiß. Von vielen Leuten wird auch immer wieder ein Vergleich zu "The Descent" gezogen, wobei dieser sich allerdings in der Hauptsache auf den Schauplatz der Ereignisse beschränkt, da sich beide Filme größtenteils innerhalb einer weit verzweigten Höhle abspielen. Bevor es jedoch so richtig spannend wird bekommt man erst einmal ein ordentliches Urlaubs-Feeling geliefert und erhält eine eher oberflächliche Beleuchtung der einzelnen Figuren. Dabei fällt es generell ziemlich schwer, für irgendeine der Personen echte Sympathie zu entwickeln, denn die Charaktere zeichnen sich lediglich durch vulgäre Anspielungen oder ein Höchstmaß an Naivität aus.
Insbesondere Letzteres kommt nach gut 20 Minuten immer mehr zum Vorschein, denn an dieser Stelle erfährt die bis dahin extrem lockere Stimmung eine vollkommen andere Richtung. Mit dem Betreten der ominösen Höhle verschwindet die ausgelassene Stimmung nämlich immer mehr und es macht sich mit zunehmender Laufzeit regelrechte Panik breit, die von Regisseur Alfredo Montero gekonnt und sehr kontinuierlich gesteigert wird. Herrscht zu Beginn noch die große Zuversicht unversehrt den Ausgang der Höhle wieder zu finden, so macht sich danach doch immer mehr Angst breit, die sich auch in gegenseitigen Schuldzuweisungen bemerkbar macht. Die Naivität der Protagonisten in diesem Szenario ist fast schon erschreckend, hat die Gruppe doch fast ohne jegliche Hilfsmittel die Höhle betreten, was sich in der folge als riesiger Fehler bemerkbar machen soll.
Die Grundstimmung verdichtet sich immer mehr und es entfaltet sich ein äußerst beklemmendes Gefühl das auch der Zuschauer jederzeit verspüren kann. Man versetzt sich ganz automatisch in die Lage der Betroffenen und fragt sich dabei unweigerlich, welche Gefühle die Situation in einem selbst wohl auslösen würde. Montero wagt dann auch den üblichen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele und wirft dabei die Frage auf, wozu man denn in der Lage ist um sein eigenes Leben zu retten. Die Antwort kann man sich denken, denn auch in vorliegendem Fall sprengt das Geschehen sämtliche moralischen Bedenken und offenbart dabei, das sich im Endeffekt jeder selbst der Nächste ist. So gesehen wird man dann auch mit einem vor Zynismus triefenden Ende konfrontiert das sicherlich nicht jedem gefallen wird. Nach dem Verlauf der Ereignisse hat man jedoch genau die richtige Wahl getroffen und liefert gleichzeitig auch noch einen Schlusspunkt, über den man noch länger nachdenken kann.
Wie eigentlich immer kommt es auf die Empfindung des Betrachters an, doch "Die Höhle" zählt meiner persönlichen Meinung nach auf jeden Fall zu den besseren Beiträgen des Found Footage Filmes und bietet gut 75 Minuten interessante Filmkost. Eine klaustrophobische Atmosphäre, ein solider Spannungsbogen und einige Momente zum nachdenken ergeben eine gelungene Mixtur, der man definitiv eine Chance geben sollte. Auch die Darstellung der Charaktere empfand ich als äußerst gelungen, denn durch die nicht vorhandenen Sympathiewerte kann man das bitter-böse Ende weitaus besser verkraften und nimmt es ziemlich gelassen hin. Nicht jeder mag das so sehen, doch wenn man die ganze Chose noch einmal an sich vorüber ziehen lässt, dann stellt sich auch am Ende einmal mehr die Frage nach der Moral, die in diesem Werk ganz offensichtlich des Öfteren verschwunden ist.
Fazit:
Unter den mittlerweile unzähligen Genre-Beiträgen siedelt sich "Die Höhle" oberhalb des Durchschnitts an und zählt zu den besseren Vertretern seiner Art. Mit genau der richtigen Laufzeit ausgestattet ergeben sich keinerlei Längen, zudem zieht einen der dokumentarische Touch des Filmes automatisch in seinen Bann und das Ganze wird gleichzeitig mit einem glaubwürdigen Anstrich versehen.
7/10